Das Torhaus Sommersdorf

Sommersdorf - Kulturausflug, Ansbach - Sommersdorf, Wasserschloss Sommerdorf

Das Wasserschloss Sommersdorf (Kreis Ansbach) wird wahrscheinlich von Ludwig von Eyb erbaut, der seit 1391 den Namenszusatz zu Sommersdorf trägt.

Sein Wappen und das seiner Frau Elisabeth von Seckendorff befindet sich am Käsperle-Turm. Im Jahr 1550 verkauft es Hanns Christoph von Eyb zu Sommersdorf an seinen Schwager Wolf von Crailsheim zu Neuhaus, der hier 1551 die Reformation einführt.

1688 wird das Wasserschloss ausgeräumt und alle wertvollen Hausgeräte nach Ansbach geschafft.

Kultur-Ausflug von Ansbach nach Schloss Sommerdorf

Bildrechte:Hotel Platengarten Ansbach

1701 verkauft es Georg Wolf von Crailsheim zu Sommersdorf angeblich zum Schein an seinen Schwiegersohn Georg Heinrich de Campo.
Als dieser nach dem Tod seines Schwiegervaters 1717 tatsächlich Sommersdorf in Besitz nimmt, bestreiten die Geschlechtsagnaten dieses Rechtsgeschäft, was einen 30-jährigen Prozess nach sich zieht.

Georg Heinrich de Campo war kaiserlicher Dragonerhauptmann im Castell’schen Regiment und verheiratet mit Eleonora Louise von Crailsheim.

Tatsächlich muss er am markgräflichen Hof in Ansbach eine bedeutete Rolle gestielt haben, denn Pate der gemeinsamen Tochter Juliana Charlotte de Campo bei der Taufe in St. Gumbertus in Ansbach am 20. Januar 1714 ist Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach als zweijähriger Erbprinz.

Fast die gesamte markgräfliche Familie ist Mitpate des Täuflings. Dies sind im Einzelnen die erst einjährige Prinzessin Eleonore Wilhelmine Charlotte, die Markgräfin Christiane Charlotte von Ansbach und die Herzogin Juliana Eleonore von Württemberg, die Mutter der Markgräfin Christiane Charlotte und selbst eine geborene Prinzessin von Ansbach.

Der neue Besitzer von Schloss Sommersdorf, Georg Heinrich de Campo, erweitert die Anlage erheblich um einen Wirtschaftshof mit umlaufender Mauer und einem Torturm.
Zusätzlich wird ein Pfarrhaus, eine Schule sowie ein Kastenamtshaus errichtet.

1747 wird der Campo’sche Prozeß durch einen Vergleich beendet, und Schloss und Gut Sommersdorf gehen in das Eigentum der Familie von Crailsheim über.

Heute wird das Wasserschloss selbst wieder durch die Familie von Crailsheim bewohnt, das Kastenamtshaus bewohnt die Familie Kamann, die dort zusätzlich ein Grafikdesignbüro betreibt. Julia Kamann hat im Torturm eine komfortable Ferienwohnung eingerichtet, die seit diesem Jahr an Kulturtouristen vermietet wird.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte der Treppenforscher Friedrich Mielke der Holztreppe des Torturms und lobte den Auftraggeber und zollte dem Hersteller der „einläufigen zwischengewendelten Treppe aus Holz“ großen Respekt für diese Leistung. „Wer sich für Treppen und Treppengeländer, für die Vielfalt ihrer Gestaltungen und Formen interessiert, braucht nicht allein Schlösser, Kirchen und Bürgerhäuser aufzusuchen.
Verschiedentlich findet man kleine Besonderheiten buchstäblich am Wege – dort, wo man sie kaum vermutet hat.
So geschah es auch hier im Torturm des alten Wasserschlosses, seitlich der offenen Durchfahrt. Die einfache Stufenfolge ist nicht bemerkenswert, aber ihr Geländer sollte man sich ansehen.

Der Handlauf zwar ist eines der Standarderzeugnisse, die in sehr vielen Häusern dieser Gegend üblich waren. Er gehört zur gehobenen Ausstattung und bietet damit mehr als für diese ländliche einfache Stiege gebraucht wird“.

Durch diese Expertise wird klar, dass Georg Heinrich de Campo es mit seinem neuen Adelssitz Sommersdorf ernst meinte, er es nicht nur zum Schein kaufte – wie die männlichen Vertreter der Familie von Crailsheim es beharrlich vertraten – , sondern es behalten wollte und zu seinem repräsentativen Landsitz ausbaute. Und dies in unmittelbarer Nähe zum markgräflichen Jagdsitz Triesdorf.

Die durch das Torhaus ziehenden Betrachter der Erbauerzeit müssen beim Anblick der Holztreppe gewusst haben, um welch bedeutenden Besitz es sich hierbei handelte. Noch heute spürt der moderne Besucher von Schloss Sommersdorf diesen Zauber beim Betreten der Wasserschlossanlage.


Literatur:

Manfred Freiherr von Crailsheim, Zur Geschichte des Schlosses Sommersdorf, in: Triesdorfer Hefte Nr. 3, Triesdorf 1990
Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: 62. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1965, S. 109-163, S. 119
Josef Lidl/Friedrich Mielke, Treppen zwischen Tauber, Rezat und Altmühl, Verlag Walter E. Keller: Treuchtlingen 1985, S. 98f.
Hans K. Ramisch, Landkreis Feuchtwangen, Deutscher Kunstverlag, München 1964, S. 115 ff.

Beginn der markgräflichen Weiherwirtschaft in Triesdorf

TRIESDORF – Die Geschichte des seckendorffischen Gutes Triesdorf endete mit dem Verkauf durch Wolf Balthasar von Seckendorf-Nold an den Ansbacher Markgrafen Georg Friedrich am 18. September 1600.

In der Folge sollte sich Triesdorf zu einem bevorzugten markgräflichen Aufenthaltsort enwickeln. Es war vor allem Markgraf Joachim Ernst, der in Triesdorf mit dem Bau eines neuen Reiherhauses samt eines zwei Morgen großen Fasanengartens die Falkenjagd neu einrichten ließ. Bis zum Ende der Markgrafenzeit 1791 sollte Triesdorf ein europäisches Zentrum dieser noblen Jagd aus dem Orient sein.

Am 8. Februar 1619 überließ der Fürst aber seiner Ehefrau Sophia, einer geborenen Gräfin von Solms, das Gut Triesdorf als künftigen Witwensitz. Interessant ist, dass es der Markgräfin nicht reichte, einfach nur einen künftigen Witwensitz in Triesdorf zu haben, sondern sie von einer eigenen Herrschaft träumte. Dies zeigt die die Tatsache, dass in den Jahren 1621 und 1622 alle Triesdorfer Untertanen ausgekauft wurden.

„Dorfbereich und Gemarkung konnten nun in das herrschaftliche Ökonomiegut miteinbezogen werden, das nun mit 257 ¼ Morgen Acker, fast 76 Tagwerk Weisen, 40 Tagwerk Weihern und mehr als 30 Morgen Wald eine respektable Größe erreichte.“
(Gerhard Rechter, Die Herren von Seckendorff an der mittleren Altmühl und auf Triesddorf, Triesdorfer Heft Nr. 4.)

Bedeutendend war dabei der Wirtschaftscharakter dieses Musterguts, was allein schon an der „ausgeprägten Weiherwirtschaft“ deutlich wird. Es war insbesondere die Karpfenwirtschaft, die heute noch in Mittelfranken von herausragender Bedeutung ist.

Kein Wunder also, dass der anerkannte Karpfenfachmann Dr. Martin Oberle heute als Dozent für Acquakultur an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf arbeitet.

Ansbacher Porzellan aus der Porzellanfabrik Bruckberg im Bildbändchen „Mon Plaisir“

Ansbacher Türkenbecher mit Widmung

ANSBACH/BRUCKBERG – Der Antiquitätenhändler Christian Eichinger aus Ansbach hat mit der Herausgabe des Liebhaberbuchs „Mon Plaisir“ den Erzeugnissen der „Ansbacher Porzellanmanufaktur 1757-1860“ ein Denkmal gesetzt.

 Ansbacher Türkenbecher mit Widmung Ansbacher Porzellan Türkenköppchen
Ansbacher Türkenbecher mit Widmung| Ansbacher Porzellan |Türkenkoppchen Bildrechte: Florian Eichinger

In sehr schönen Bildern von Florian Eichinger werden die Teller, Kannen und Figuren, insbesondere die „Türkenkoppchen“ für den Export an die Hohe Pforte nach Konstantinopel, auf 86 Seiten vorgestellt.

Dass die Exponate dabei aus privaten Sammlungen stammen, versteht sich bei einem Antiquitätenhändler ja fast von selbst. Leider hat der Herausgeber auf ein Vorwort verzichtet, dafür aber „eine von der hohen Qualität des Ansbacher Porzellans überzeugte Sammlerin“ – wahrscheinlich seine eigene Ehefrau und vermutliche Initiatorin des Werks – zu Wort kommen lassen:

„Zu Zeiten eines umfassenden Kulturtourismus, in denen man für einen Besuch der Uffizien in Florenz schon Tage vorher eine Karte kaufen muss, um dann zu einer bestimmten Uhrzeit in einer vorgegebenen Zeitspanne hindurchgeschleust zu werden, ist es höchste Zeit, einen fast frei zugänglichen Schatz vor unseren Haustüren zu heben und die Porzellansammlungen in der gotischen Halle des Ansbacher Schlosses und im außergewöhnlich ansprechend konzipierten Markgrafenmuseum (Ansbach) ins öffentliche Interesse zu rücken.

Mit diesem bewusst bescheiden gehaltenem Bildbändchen wollen wir der breiten Öffentlichkeit eine weitere Quelle bieten, die Schönheit und hohe Qualität des Ansbacher `weißen Goldes` zu entdecken.“

Eine kurze Chronik der Ansbacher Porzellanfabrik ergänzt das Gemeinschaftsprojekt der Familie Eichinger mit einer kleinen Zeittafel, wobei allerdings auf die Unsicherheit der Gründung (1757 oder 1762) nicht eingegangen wird. Dass Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach sehr stolz auf seine Fabrik war, beweist die auf der letzten Seite des Buchs abgebildete Silbermünze von 1767: Alexander als Gründer auf der Vorderseite, auf der Rückseite das Schloss Bruckberg als Sitz der Manufaktur.

Das Buch kostet 15 Euro und ist erhältlich in Ansbach bei der Fr. Seybold`s Sortiments-Buchhandlung .

Porzellanmanufaktur Ansbach Bruckberg

Die Porzellanmanufaktur Ansbach-Bruckberg ging 1758 aus der 1710 von Markgraf Wilhelm Friedrich gegründeten Ansbacher Fayencemanufaktur hervor. Zu diesem Zweck hatte Markgraf Alexander Arbeiter aus Meißen angeworben. 1763 wurde die Manufaktur in das Jagdschloss Bruckberg verlegt. Als Ansbach 1806 dem neu gegründeten Königreich Bayern zufiel, wurde der Betrieb privatisiert. 1860 ging die Manufaktur in Konkurs. Bekannt wurde die Manufaktur im 18. Jahrhundert besonders durch elegante Tafelgeschirre mit nachgeahmtem Berliner Muster und dem Ansbacher Muster sowie Porzellanfiguren im Rokokostil. Die größte Sammlung von Fayencen und Porzellan aus der Ansbacher Manufaktur wird heute in der Residenz Ansbach ausgestellt.

Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar zu Obernzenn, Obervogt und Oberamtmann zu Ansbach

Retty Palais, Bischof-Meiser-Strasse Ansbach,Grafen Seckendorff,   nächstes grosses Haus zum Palais vom Hotel Platengarten.
Retty Palais, Bischof-Meiser-Strasse Ansbach, Grafen Seckendorff, nächstes grosses Haus zum Palais vom Hotel Platengarten.

TRIESDORF/ANSBACH/OBERNZENN –

Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar (*2.9.1709 Obernzenn – +22.12.1781 Obernzenn)

Markgraf Carl, heute bekannt als der Wilde Markgraf – sogar ein Käse der Lehrmolkerei Triesdorf heißt so -, war ein großer Freund der Falkenjagd.
Als sein Schwiegervaters 1730 zu Besuch im Fürstentum Ansbach war, präsentierte sich der Markgraf dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. als ausführender Falkner einer spektakulären Falkenjagd, die an damals längst vergangene byzantinische Verhältnisse erinnern lässt.

Im Schlepptau des Königs mit dabei war nicht nur der Kronprinz Friedrich, sondern auch der gute Freund des Königs, Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff-Gutend und dessen Neffe, Vertreter und potenzieller Nachfolger Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar.

Friedrich Heinrich von Seckendorff stand als kaiserlicher Botschafter am preußischen Hof in Berlin tatsächlich in österreichischen Diensten und berichtete an den Hof Kaiser Carls VI. in Wien.

1731 wird Christoph Ludwig von Seckendorff als österreichischer Gesandtschaftssekretär bei seinem Onkel in Berlin. Als 1734 Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff neuer Gouverneur der Festung Mainz wird, steigt Christoph Ludwig von Seckendorff zum Titularhofrat auf, ein Jahr später nach Vorschlag des Königs Friedrich Wilhelm I. gar zum Ritter der Johanniter in Sonnenburg geschlagen und mit der Kommende Lietzen belehnt. Sicher, Christoph Ludwig wurde nicht Nachfolger seines in Berlin, sondern blieb weiterhin Sekretär des Gesandten bis zu seiner Entlassung 1737.

Die große Aufgabe des Christoph Ludwig von Seckendorff lag allerdings nicht in Berlin, sondern in Ansbach. Tatsache ist jedenfalls, dass der junge Seckendorff am 23. Feburar 1736, also sechs Jahre nach der großen Falkenjagd und einen Tag vor der Geburt des Markgrafen Alexander, Markgraf Carl wieder in Triesdorf besuchte und mit ihm das Abendessen verspeiste.
Seckendorff-Aberdar schreibt in sein Geheimtagebuch (Journal Secret): „23me. [=23. Februar 1736] Je vais par Ansbach à Triesdorf où je dine et soupe avec Margrave.“ 

Interessant ist immerhin, dass jetzt ein anderer Onkel, Christoph Friedrich Freiherr von Seckendorff, die Karriere des jungen Seckendorff befördert, indem er unmittelbar nach dem Abendessen mit dem Markgrafen die markgräfliche Politik in Ansbach mit ihm bespricht. Christoph Ludwig schreibt in sein Tagebuch direkt im Anschluss unter den obigen Eintrag:
„Discurs mit meinem Onkel, dem Geheimen-Raths-Präsidenten.“
Christoph Friedrich ist seit 1735 vorderster Geheimer Minister am markgräflichen Hof in Ansbach. Schon seit 1732 wird Christoph Ludwig von Seckendorff in Rathausschachen aus Ansbach „konstant von Bürgermeistern und Räten aufgesucht“ (Bahl 1974), sodass der Neffe wohl versteht, was sein Ansbacher Onkel ihm zu sagen hat.
Christoph Ludwig von Seckendorff erlebt nach seinem Arbeitsessen mit Markgraf Carl in Triesdorf des Jahres 1736 jedenfalls eine steile Karriere am Ansbacher Hof, aber nicht sogleich.

Die „Ära Seckendorff“ (Störkel 2017) in Ansbach beginnt erst Ende des Jahres 1738. Er wird Oberamtmann und Obervogt von Ansbach. Inwieweit das berühmte Gemälde des preußischen Hofmalers Antoine Pesne aus dem Jahr 1737, welches heute in der Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg gezeigt wird, als Bewerbungsbild für Ansbach diente, bleibt Spekulation. Jedenfalls lässt sich der junge Seckendorff „in beinahe fürstlicher Pose und Gewandung porträtieren“ (Störkel 2017).

1739 konnte er „durch markgräfliche Gunst ein Haus in der Nähe des Ansbacher Schlosses erwerben und zu einem repräsentativen Stadtplalais umgestalten.“ (Schoeneck 1997). 1743 ist das Projekt Umbau abgeschlossen, denn jetzt erscheint in den Akten das Wohnhaus in der Ansbacher Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße), welches er aber schon 1750 wieder verkaufen wird (Gerhard Rechter 1997).

Interessant ist, dass der Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ im November 1743 ein eigenes Wohnhaus in der Jägergasse errichtet, viel näher am Schloss als das Seckendorffsche Palais.

Es ist wohl kein Zufall, dass Rettÿ dieses Haus, welches heute in Ansbach „Retti-Palais“ genannt wird, im März 1749 an „den Geheimen Minister und Obervogt von Ansbach, Freiherrn von Seckendorff“ (Scholl 1930) verkaufte.
Das neue Wohnhaus ensprach also viel mehr einer hochfürstlichen obervogteilichen Wohnung als das bisherige. „1747 hält sich Christoph Ludwig von Seckendorff 8 Wochen auf seinen Gütern in Obernzenn auf. Während dieser Zeit geht täglich eine Ordonnanz dorthin, die ihm über alle Vorgänge in der Stadt auf dem Laufenden hält und seine Befehle vermittelt.“ (Bahl 1974).

Die glänzende Karriere in Ansbach endete 1756. „Am 4. Mai 1756 reichte Christoph Ludwig von Seckendorff, mittlerweile gesundheitlich stark angegriffen, seinen Abschied aus ansbachischen Diensten ein.“ (Schoeneck 1997).

Der Abschied aus Ansbach kam nicht aus heiterem Himmel. Schon am 5. Februar 1756 erteilte Seckendorff dem Ansbacher Hofschreiner Samuel Erdmann Beyer den Auftrag, den bisherigen „Eß-Saal“ des Blauen Schlosses in Obernzenn zu einen „Bilder-Saal“ umzubauen. Dass es sich in Obernzenn nicht nur um einen Bildersaal mit Familenbezug handelt, sondern um ein bedeutendes Denkmal, welches Christoph Ludwig in das Zentrum einer bedeutenden und einflussreichen Familie inszeniert, zeigt das Buch „Der Bildersaal im Blauen Schloss zu Obernzenn“ (1997) von Edith Schoeneck eindrucksvoll.

Die dazugehörigen Bilder, Portraits der beiden Familien Seckendorff und Gronsfeld-Diepenbrock, stammen dabei aus dem Ansbacher Stadtpalais. „Das Inventar wird als Anspach Inventarium über die hochfreyherrliche Seckendorffsche Meubles in Anspach bezeichnet, womit das Inventar des Stadtpalais in der ‚Jägergassen’ (heute: Bischof-Meiser-Straße) gemeint war, das Seckendorff als Ansbacher Obervogt bewohnte.“ (Schoeneck 1997).

Seit 1739 war Christoph Ludwig von Seckendorff mit Wilhelmine Charlotte von Seckendorff, geb. Gräfin von Gronsfeld-Diepenbrock verheiratet. Finanziell war der Privatier abgesichert. „Im Jahre 1750 wurde ihm die Stelle und das Gehalt eines ‚Wirklichen Kaiserlichen Hofrats’ zuerkannt.“ (Schoeneck 1997, zit. nach Krieger 1992).

 

Seckendorff -Blaues Schloss zu Obernzenn – links davon Rotes Schloss zu Obernzenn

Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind

Beitrag von Horst von Zerboni

Der Triesdorfer Tiger  oder  Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie
Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie

Die markgräflichen Bemühungen im 18. Jahrhundert zur Verbesserung der mittelfränkischen Rinder-Landschläge waren unabhängig vom Erfolg eine herausragende agrarhistorische Leistung. Ein erster Versuch war 1740 der Import von 21 holländischen Rindern nach Triesdorf unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach.

Das holländische Milchvieh stellte sich als für mittelfränkische Verhältnisse ungeeignet heraus. Die Tiere gaben mehr Milch als ein Bauer unter den damaligen Vermarktungsmöglichkeiten brauchen konnte.1

 

Außerdem waren sie für die notwendige Nutzung im Gespann zu feingliedrig.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts begannen dann unter Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach (seit 1769 auch Markgraf von Brandenburg-Bayreuth), dem Sohn und Nachfolger von Carl Wilhelm Friedrich, Einkreuzungsversuche mit Tieren aus mindestens 18 verschiedenen Herkünften. Unter anderem wurden folgende Rassen eingekreuzt: einfarbig rotes Höhenvieh, schwarzbunte Friesen, schwarzweiße Freiburger und Berner,  gelbweiße Simmentaler, einfarbig graubraune Schweyzer und Allgäuer, einfarbig graugelbe Mürztaler aus der Steiermark und rotbunte Breitenburger aus Holstein.

 

Der Triesdorfer Tiger  oder  Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie
Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie

Durch diese laufenden Einkreuzungen kam es nie zu einer wirklich stabilen, weitgehend homozygoten (reinerbigen) Population, das Wissen um die Vererbungsgesetze war noch nicht vorhanden. Das äußerliche Zeichen der daraus resultierenden Heterozygotie (Mischerbigkeit) war die Kleinfleckung der Tiere, welche zu dem Namen „Tiger“ führte. Man kann also nicht wirklich von einer alten Rasse sprechen, denn aus heutiger Sicht waren die Triesdorfer Tiger immer nur Gebrauchskreuzungen.

Heutige Initiativen2 zur Wiederbelebung der Triesdorfer Tiger können sich deshalb ausschließlich auf äußerliche Farb- und Zeichnungsmerkmale beziehen. Außerdem müsste die Population auf eine deutlich geringere Bemuskelung und auf eine Milchleistung von unter 3000 Kilogramm/Jahr zurückgezüchtet werden.

Historisch betrachtet muss man deshalb in den Ansbacher Zuchtbemühungen vor allem den Fürsorgegedanken eines aufgeklärten Fürsten sehen. Damit war der Triesdorfer Tiger durchaus ein besonderes Rind.

Dr. Horst von Zerboni, Weidenbach-Triesdorf

1 Der Ausweg war die Verarbeitung von Milch zu Käse, der Beginn der Käseproduktion (Molkerei) in Triesdorf. Dies erforderte allerdings einen hohen Kapitalbedarf, der durch den einzelnen Bauern nicht aufgebracht werden konnte.

2 Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e. V. (Hg.), Das Ansbach-Triesdorfer Rind – Der Tiger unter den Rindern, Faltblatt, Lammelbach (Herrieden), o. J. (2018)

Markgraf Alexander und der Hoftiroler Peter Prosch

Im Jahr 1769 besuchte Peter Prosch den Markgrafen Alexander in Ansbach.

In seiner Autobiographie schreibt Prosch:

„So zogen wir das Chaisel eine Stunde und hielten zu Anspach bei der Residenz vorbei, das Posthorn an der Seite und die Peitsche in der Hand, zum Schwarzen Bärenwirt unsern Einzug.
Der Markgraf erfuhr das bald. Dem andern Tag kam ich nach Hof und küßte dem Markgrafen und die Markgräfin die Hand, welche mich gleich fragten, was meine Pferde machten. Ich erzählte ihm alles, wie es mir ergangen. Der Markgraf lachte darüber und sagte. >Das geschieht nicht umsonst; denn ich kenne dich.< Der Hof ging nach Drießdorf, und ich auch mit.“1

Mit Drießdorf ist natürlich Triesdorf gemeint, der Landsitz und privater Wohnsitz des Markgrafen. Peter Prosch war Hoftiroler, also Hofnarr, stammte aus Ried im Zillertal und war dort eigentlich Wirt, vor allem war Prosch aber reisender Handschuhhändler.

Zu seinen Kunden zählte auch der Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach. Diesen Besuch des Hoftirolers am Ansbacher Hof entwickelte der Schriftsteller Gerd Scherm aus Binzwangen als Sujet für sein Theaterstück „Alexander der letzte Markgraf“, welches als Auftragsarbeit des Theaters Ansbach am 19. März 2010 dort uraufgeführt wurde.

Wie Gerd Scherm in seinem Textbuch schreibt, war Prosch vor allem aber Theriak-Händler.

Scherm: „Theriak waren die >Schwedentropfen< des Barock und Rokoko mit teilweise bis zu 300 verschiedenen Ingredienzien.
Wesentlich für die Wirkung war neben den Kräutern und dem Alkohol das beigemischte Opium. Gerade für die ständig von Zahnschmerzen geplagten Menschen war Theriak ein Segen.2

Litt also Markgraf Alexander an ständigen Zahnschmerzen? Tatsache ist jedenfalls, dass Markgraf Alexander einen Zahnarzt und Oralchirurgen beschäftigte. Wie Dieter R. Werzinger in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ schreibt, handelte es sich in den Jahren 1772 bis 1776 dabei um den Hof-Zahn-Chirurgus Martegaza del Bene.3

1 LEBEN UND EREIGNISSE DES PETER PROSCH eines Tyrolers von Ried im Zillerthal, oder Das wunderbare Schicksal Geschrieben in den Zeiten der Aufklärung, hg. von Karl Pörnbacher, Kösel-Verlag: München 1964, S. 186

2 Gerd Scherm, Alexander der letzte Markgraf, Books on Demand: Norderstedt 2009, S. 119

3 Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach, Verlag Degener & Co.: Neustadt/Aisch 1993, S. 180

Die Deutsche Jagd aus dem Markgrafenmuseum Ansbach

hirschjagd-ansbach

Die Hofkirche Weidenbach wurde erbaut, durch den Hofarchitekten Leopoldo Rettÿ, für Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, in den Jahren 1735 und 1736 und wohl am Sonntag, 12. Mai 1737 eingeweiht – dem Geburtstag des Markgrafen.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gilt heute als der größte Falkenjäger seiner Zeit, war aber insgesamt ein großer Jäger.

Wolfgang Wüst hat das aktuell in seinem Beitrag „Carl Wilhelm Friedrich und die Markgrafen von Ansbach als Jagdherren in Triesdorf“ wissenschaftlich im Triesdorfer Heft Nr. 10 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. dargelegt.

Ansbachische Markgrafenstrasse Deutsche Jagd| Markgrafen Ansbach
Ansbachische Markgrafenstrasse Deutsche Jagd| Markgrafen Ansbach

Das Markgrafenmuseum Ansbach zeigt heute das Gemälde „Abschießen der Hirsche“, das vermutlich die markgräfliche Hirschjagd zu Ehren des Besuchs des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. vom 28. Juli 1730 bei Crailsheim darstellt.

Markgraf Carl war mit einer Tochter des Königs verheiratet, Friederike Louise von Preußen.

(Foto aus dem Buch „Triesdorf in Weidenbach“, Schrenk-Verlag: Gunzenhausen 2013, 2. Auflage).

Ansbacher Markgrafen| Markgrafen von Ansbach - Hof und Pfarrkirche Weidenbach
Ansbacher Markgrafen| Markgrafen von Ansbach – Hof und Pfarrkirche Weidenbach

Durch den Bau der Hofkirche, wurde Weidenbach an Triesdorf angeschlossen, fungierte doch die Kirche als Hof- und Pfarrkirche – für den markgräflichen Jagdsitz Triesdorf und das Dorf Weidenbach gleichermaßen.

Weidenbach wurde somit zum Markgrafendorf.

Auf dem Bild gehen die Hirsche mit Pauken und Trompeten unter und werden abgeschossen. Die Treiber haben Tücher aufgespannt (Lappen) und jagen die Hirsche in einen Weiher.
Dazu spielt die Jagdmusik, um die Hirsche zu betäuben. 150 Hirsche waren damals zum Abschuss freigegeben worden, der König hatte nach 92 der besten Exemplare genug vom Töten und ließ den Rest laufen.

Quelle: www.freundetriesdorf.de, Ordner Geschichte, historische Texte: Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730).

Ansbacher Fayence Ansbacher Markgrafen| Markgrafen von Ansbachbach
Ansbacher Fayence Ansbacher Markgrafen| Markgrafen von Ansbach

Diese Jagdform wurde als Deutsche Jagd bekannt und seit Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 im gesamten Heiligem Römischen Reich deutscher Nation betrieben.

Die Ansbachische Bratwurst ist Kulturgut

Ansbacher Bratwurst Ansbachische Bratwurst mit Kraut Sauerkraut, Historie

ANSBACH-TRIESDORF – Die Haupt- und Residenzstadt Ansbach war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung und der Kultur. Dazu gehörte die Alltagskultur und die Hochkultur. Zur Kultur zählt neben Theater und Konzert ebenso die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken.

Nach dem Staatshaushalt 1798/1799, also in preußischer Zeit (1792-1805), besaß das Fürstentum Ansbach sechs Brauereien als Staatsbetriebe (Werzinger 1993, S. 435).

Bis dato ist die lange Fränkische Bratwurst – im Gegensatz zur kurzen Nürnberger Bratwurst – eine für Franken identitätsstiftende Delikatesse.
Dabei handelt es sich aber eigentlich um die Ansbacher Bratwurst (vgl. Höllerl 2004, S. 37f.).
Nach einer Aufstellung der IHK Nürnberg für Mittelfranken ist das Thema Bier und Bratwurst auf Platz Nummer 3 der „Touristischen Top 20 der Metropolregion Nürnberg“ (IHK Nürnberg 2009, S. 132).
Darin werden die Nürnberger und Coburger Bratwürste, die Oberpfälzer „Bauernzeufzer“ und die Hofer „Wärscht“ gefeiert, die Ansbacher Bratwurst fehlt indes.

Da sie allerdings nicht nach der Stadt Ansbach, sondern nach dem Fürstentum Ansbach benannt ist, sollte die Brauwurst besser Ansbachische Bratwurst genannt werden.

Tatsächlich gibt es die beste Ansbachische Bratwurst in Weidenbach-Triesdorf, hergestellt von der Metzgerei Eder, wie der Autor Heinrich Höllerl in seinem Buch „Die Bratwurst ist eine Fränkin“ findet.

In späten 18. Jahrhundert, also während der Regierung Markgraf Alexanders, wurde im Amt Merkendorf der Krautanbau zur Versorgung der Hofküche in Triesdorf forciert – der Fürst wohnte schließlich im dortigen Roten Schloss und kam nur zu wichtigen Anlässen nach Ansbach.

Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur
Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur

Der Ansbacher Hofmaler Johann Michael Schwabeda fertigte klein-formatige Bilder mit Krautszenen an, wie sie heute im Blauen Schloss Obernzenn im Büro von Rainer Graf von Seckendorff-Aberdar hängen.
Dies geschah offenbar aus propagandistischem Interesse: Beim einfachen Volk sollte die Verarbeitung von Kraut, vor allem zu lagerfähigem Sauerkraut, und letztlich der Anbau von Kraut durch die Bauern, angeregt werden.
Da zur damaligen Zeit von einer hohen Analphabetsquote unter dem einfachen Volk auszugehen ist, waren Bilder für die Bildung der Massen notwendig.
Heute wird noch in Heglau nahe Merkendorf Kraut angebaut und zu Sauerkraut verarbeitet.

Zur Ansbacher Alltagskultur gehörte also Bier, Bratwurst und Sauerkraut (vgl. Sening 1964 [?], S. 28).
Ebenfalls gehört die Breze zum ansbachischen Kulturgut. Am Gregoriustag (12.3.) gewährte die Staatskasse „Bier- und Brezenauslagen“ (Werzinger 1993, S. 384).
In Triesdorf besaß das Fürstentum Ansbach eine Meierei als Staatsbetrieb, der „Triesdorfer Meyerey Deputation“ (Fischer 1986, S. 137). Diese Meierei war für die Milch- und Käseproduktion zuständig.
Heute produziert die Molkerei Triesdorf als Nachfolgerin der markgräflichen Meierei einen Schnittkäse mit dem Namen „Wilder Markgraf“ in Erinnerung an den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der 1740 in Triesdorf mit der Rinderzucht begann.
Diese Triesdorfer Rinderrasse ist bis heute als  Triesdorfer Tiger bekannt – und genießt nach Jahren der Ablehnung wieder die Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Bevölkerung.

Tag des offenen Denkmals zu Triesdorf 2019

TRIESDORF – Auch in diesem Jahr nimmt der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung wieder am „Tag des offenen Denkmals“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz teil. Am Sonntag, 8. September bieten die Geschichtsfreunde eine kleine Wanderung entlang des Verlaufs der Roten Mauer an. Allerdings nicht die komplette Wegstrecke entlang – immerhin acht Kilometer -, sondern nur vom Weidenbacher Tor (zwischen Markgrafenstraße und Triesdorfer Straße) bis zum Ansbacher Tor.an der heutigen B 13. Werner Holzer aus Weidenbach wird auf dem Weg allerlei Wissenswertes berichten. Holzer ist mit dem Triesdorfer Tiergarten und Revier bestens vertraut, ist er doch Jäger im Staatswald zu Triesdorf. Treffpunkt ist am Infozentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten um 14 Uhr. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch Sabine Künzel, die Vorsitzende des Vereins, wird der Spaziergang gestartet.

Im Jahr 1600 wird Schloss und Gut Triesdorf durch den letzten Ansbacher Markgrafen der älteren Linie von den Herren von Seckendorf gekauft. Der Ausbau Triesdorfs beginnt durch den ersten Markgrafen der jüngeren Linie, Joachim Ernst, 1615 mit Fasanengarten und Reiherhaus. Stationen der Erweiterung Triesdorfs zum Jagd- und Landsitz der Markgrafen sind der Palisadenbau als Begrenzung des Jagdreviers 1654 durch Markgraf Albrecht, die Erweiterung des Jagdreviers 1662, 1720 Bau der Ziegelei als Voraussetzungung der Roten Mauer als Einfassung des Tiergartens (Park), das Schöpfhaus als Wohnsitz des Leibarztes des letzten Markgrafen Alexander mit  Blick zur Menagerie und Halt am vermeintlichen Platz des damaligen Leidendorfer Torhauses, ein Geschenk an den Hoflakai Fischer und den geplanten Verkauf,

Wichtiges Thema ist außerdem die Ansbacher Chaussee, der heutigen B 13, mit Zitaten aus Schreiben von 1767 und einer Karte von 1766. Außerdem hat Werner Holzer noch zwei Geschichten zum Wirtshaus, der Parkgaststätte (heute Gaststätte Quasimodo) ausgegraben und berichtet von entflohenem Rotwild. Neuigkeiten hat Werner Holzer auch über die Weiherschneidbacher Röhrenfahrt. Mit dem Bau-Boom in Triesdorf: in der Regierungszeit der Markgräfin Christiane Charlotte (1723-1729) und ihres Sohnes Carl Wihelm Friedrich (1729-1757), heute als „Wilder Markgraf“ berühmt-berüchtigt, mit Falkenhaus 1730 – 1732, Hofkirche 1734 – 1736, Rote Mauer 1724 – 1738 wird auch immer wieder über die Triesdorfer Wasserleitung 1731 – 1738 berichtet.

Carl Heinrich Ritter von Lang und sein Bericht über die Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach

In seinem Buch „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ (gedruckt posthum 1848 bei Carl Brügel in Ansbach), also über Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, berichtet der berühmt-berüchtigte Archivar und Schriftsteller Carl Heinrich Ritter von Lang auf Seite 30 von zwei Griechen, die im Jahr 1740 in Ansbach abstiegen: „Am 12. Dezbr. zwei griechische Geistliche, Auxentio Pangalo, Abt des Klosters der heiligen Marina auf der Insel Scio (= heute Chios, gemeint ist wahrscheinlich das Kloster Nea Moni), und Damasceno Omero, Conventual desselben Klosters, in der Krone (= heute Gaststätte La Corona, Johann-Bebastian-Bach-Platz). Allerdings war das Gasthaus zur Krone keine Absteige, sondern damals eines der ersten Häuser der Stadt.

Diese Nachricht Langs über dieses nenneswerte Ereignis ist in der Ansbacher Markgrafengeschichte bislang völlig unbeachtet geblieben. Denn was haben zwei hohe Geistliche der griechisch-orthodoxen Kirche in Ansbach für Geschäfte zu erledigen gehabt?

Neues Gewicht bekommt der Besuch des Archimandriten samt seines Schülers in Ansbach durch eine im Kloster des heiligen Johannes des Theologen (der Evangelist Johannes) auf der griechischen Insel Patmos verwahrten groß gesiegelten Urkunde, welches der römisch-deutsche Kaiser Carl der Sechste dem Abt des Klosters und Erzbischof auf Latein ausfertigen ließ und am 8.3.1727 in Wien unterschrieben hat. Diese Urkunde hängt im Museum des Klosters zwar an prägnanter Stelle, und zwar genau über dem Purpurkodex aus dem 6. Jahrhundert mit Auszügen aus dem Evangelium des Markus, allerdings ohne genaue Erläuterung. Auch im ansonsten ausführlichen Reiseführer des Archimandriten Antipas Nikitaras aus dem Jahr 2014 findet sich über diese bedeutende Urkunde keine Silbe.

Da die großen Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche seit dem Untergang des byzantinischen Reichs – also der Eroberung Konstantinopels durch den osmanischen Sultan Mehmet II. am 29. Mai 1453 – die Wahrer der griechischen Kultur und vor allem des Wissens waren, also die Erhaltung der Tradition und der Sprache im Auge behielten, große Bibliotheken aufbauten und über wissenschaftliches Personal verfügten, kann man davon ausgehen, dass die Äbte, gewählt durch das Konvent selbst, die besten Wissenschaftler des jeweiligen Klosters waren und über enormes theoretisches und praktisches Wissen verfügten. Der Abt also als Unternehmensberater samt Assistenten in Ansbach des 18. Jahrhunderts!

Übrigens beide Klöster, Nea Moni auf Chios und Johannes dem Theologen auf Patmos, stehen heute auf der Welterbeliste der UNESCO.