Das Torhaus Sommersdorf

Sommersdorf - Kulturausflug, Ansbach - Sommersdorf, Wasserschloss Sommerdorf

Das Wasserschloss Sommersdorf (Kreis Ansbach) wird wahrscheinlich von Ludwig von Eyb erbaut, der seit 1391 den Namenszusatz zu Sommersdorf trägt.

Sein Wappen und das seiner Frau Elisabeth von Seckendorff befindet sich am Käsperle-Turm. Im Jahr 1550 verkauft es Hanns Christoph von Eyb zu Sommersdorf an seinen Schwager Wolf von Crailsheim zu Neuhaus, der hier 1551 die Reformation einführt.

1688 wird das Wasserschloss ausgeräumt und alle wertvollen Hausgeräte nach Ansbach geschafft.

Kultur-Ausflug von Ansbach nach Schloss Sommerdorf

Bildrechte:Hotel Platengarten Ansbach

1701 verkauft es Georg Wolf von Crailsheim zu Sommersdorf angeblich zum Schein an seinen Schwiegersohn Georg Heinrich de Campo.
Als dieser nach dem Tod seines Schwiegervaters 1717 tatsächlich Sommersdorf in Besitz nimmt, bestreiten die Geschlechtsagnaten dieses Rechtsgeschäft, was einen 30-jährigen Prozess nach sich zieht.

Georg Heinrich de Campo war kaiserlicher Dragonerhauptmann im Castell’schen Regiment und verheiratet mit Eleonora Louise von Crailsheim.

Tatsächlich muss er am markgräflichen Hof in Ansbach eine bedeutete Rolle gestielt haben, denn Pate der gemeinsamen Tochter Juliana Charlotte de Campo bei der Taufe in St. Gumbertus in Ansbach am 20. Januar 1714 ist Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach als zweijähriger Erbprinz.

Fast die gesamte markgräfliche Familie ist Mitpate des Täuflings. Dies sind im Einzelnen die erst einjährige Prinzessin Eleonore Wilhelmine Charlotte, die Markgräfin Christiane Charlotte von Ansbach und die Herzogin Juliana Eleonore von Württemberg, die Mutter der Markgräfin Christiane Charlotte und selbst eine geborene Prinzessin von Ansbach.

Der neue Besitzer von Schloss Sommersdorf, Georg Heinrich de Campo, erweitert die Anlage erheblich um einen Wirtschaftshof mit umlaufender Mauer und einem Torturm.
Zusätzlich wird ein Pfarrhaus, eine Schule sowie ein Kastenamtshaus errichtet.

1747 wird der Campo’sche Prozeß durch einen Vergleich beendet, und Schloss und Gut Sommersdorf gehen in das Eigentum der Familie von Crailsheim über.

Heute wird das Wasserschloss selbst wieder durch die Familie von Crailsheim bewohnt, das Kastenamtshaus bewohnt die Familie Kamann, die dort zusätzlich ein Grafikdesignbüro betreibt. Julia Kamann hat im Torturm eine komfortable Ferienwohnung eingerichtet, die seit diesem Jahr an Kulturtouristen vermietet wird.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte der Treppenforscher Friedrich Mielke der Holztreppe des Torturms und lobte den Auftraggeber und zollte dem Hersteller der „einläufigen zwischengewendelten Treppe aus Holz“ großen Respekt für diese Leistung. „Wer sich für Treppen und Treppengeländer, für die Vielfalt ihrer Gestaltungen und Formen interessiert, braucht nicht allein Schlösser, Kirchen und Bürgerhäuser aufzusuchen.
Verschiedentlich findet man kleine Besonderheiten buchstäblich am Wege – dort, wo man sie kaum vermutet hat.
So geschah es auch hier im Torturm des alten Wasserschlosses, seitlich der offenen Durchfahrt. Die einfache Stufenfolge ist nicht bemerkenswert, aber ihr Geländer sollte man sich ansehen.

Der Handlauf zwar ist eines der Standarderzeugnisse, die in sehr vielen Häusern dieser Gegend üblich waren. Er gehört zur gehobenen Ausstattung und bietet damit mehr als für diese ländliche einfache Stiege gebraucht wird“.

Durch diese Expertise wird klar, dass Georg Heinrich de Campo es mit seinem neuen Adelssitz Sommersdorf ernst meinte, er es nicht nur zum Schein kaufte – wie die männlichen Vertreter der Familie von Crailsheim es beharrlich vertraten – , sondern es behalten wollte und zu seinem repräsentativen Landsitz ausbaute. Und dies in unmittelbarer Nähe zum markgräflichen Jagdsitz Triesdorf.

Die durch das Torhaus ziehenden Betrachter der Erbauerzeit müssen beim Anblick der Holztreppe gewusst haben, um welch bedeutenden Besitz es sich hierbei handelte. Noch heute spürt der moderne Besucher von Schloss Sommersdorf diesen Zauber beim Betreten der Wasserschlossanlage.


Literatur:

Manfred Freiherr von Crailsheim, Zur Geschichte des Schlosses Sommersdorf, in: Triesdorfer Hefte Nr. 3, Triesdorf 1990
Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: 62. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1965, S. 109-163, S. 119
Josef Lidl/Friedrich Mielke, Treppen zwischen Tauber, Rezat und Altmühl, Verlag Walter E. Keller: Treuchtlingen 1985, S. 98f.
Hans K. Ramisch, Landkreis Feuchtwangen, Deutscher Kunstverlag, München 1964, S. 115 ff.

Beginn der markgräflichen Weiherwirtschaft in Triesdorf

TRIESDORF – Die Geschichte des seckendorffischen Gutes Triesdorf endete mit dem Verkauf durch Wolf Balthasar von Seckendorf-Nold an den Ansbacher Markgrafen Georg Friedrich am 18. September 1600.

In der Folge sollte sich Triesdorf zu einem bevorzugten markgräflichen Aufenthaltsort enwickeln. Es war vor allem Markgraf Joachim Ernst, der in Triesdorf mit dem Bau eines neuen Reiherhauses samt eines zwei Morgen großen Fasanengartens die Falkenjagd neu einrichten ließ. Bis zum Ende der Markgrafenzeit 1791 sollte Triesdorf ein europäisches Zentrum dieser noblen Jagd aus dem Orient sein.

Am 8. Februar 1619 überließ der Fürst aber seiner Ehefrau Sophia, einer geborenen Gräfin von Solms, das Gut Triesdorf als künftigen Witwensitz. Interessant ist, dass es der Markgräfin nicht reichte, einfach nur einen künftigen Witwensitz in Triesdorf zu haben, sondern sie von einer eigenen Herrschaft träumte. Dies zeigt die die Tatsache, dass in den Jahren 1621 und 1622 alle Triesdorfer Untertanen ausgekauft wurden.

„Dorfbereich und Gemarkung konnten nun in das herrschaftliche Ökonomiegut miteinbezogen werden, das nun mit 257 ¼ Morgen Acker, fast 76 Tagwerk Weisen, 40 Tagwerk Weihern und mehr als 30 Morgen Wald eine respektable Größe erreichte.“
(Gerhard Rechter, Die Herren von Seckendorff an der mittleren Altmühl und auf Triesddorf, Triesdorfer Heft Nr. 4.)

Bedeutendend war dabei der Wirtschaftscharakter dieses Musterguts, was allein schon an der „ausgeprägten Weiherwirtschaft“ deutlich wird. Es war insbesondere die Karpfenwirtschaft, die heute noch in Mittelfranken von herausragender Bedeutung ist.

Kein Wunder also, dass der anerkannte Karpfenfachmann Dr. Martin Oberle heute als Dozent für Acquakultur an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf arbeitet.