Die ansbachische Familie derer von Falkenstein und der Namenswechsel auf Falkenhausen

Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als der Stammsitz der Familie von Falkenhausen. Tatsächlich besteht die Familie aus zwei Linien. Während der Stammsitz der älteren Linie Trautskirchen der Familie schon lange verloren gegangen ist, wird Wald noch heute von der Familie bewohnt. Die aktuelle Schlossherrin ist Caroline Freiin von Falkenhausen. Sie öffnete zum Tag des offenen Denkmals 2023 das Anwesen für die Öffentlichkeit. https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmal/cllqn671b000ilb0fxxjr8iiv

Schloss Wald bei Gunzenhausen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Stifter der Familie, die ursprünglich Falckenstein hiess, ist der am 20. Oktober 1734 auf Schloss Georgenthal bei Haundorf geborene Friedrich Carl. Sein Vater war der regierende Markgraf Carl von Brandenburg-Ansbach, seine Mutter Elisabeth von Falkenstein, damals noch Elisabeth Wünsch.

Nach dem frühen Tod seiner jüngeren Schwester Louise Charlotte von Falkenstein am 31. Januar 1747 in Gunzenhausen – der Markgraf Carl hielt sich am liebsten in der Oberamtstadt auf, wo er insbesondere der Falkenjagd nachging – wird es Zeit, die Zukunft der markgräflichen Nebenfamilie zu sichern. Die Familie sollte mit Kapitalien ausgestattet werden. Und die Regelung musste auch im Falle des Todes des Markgrafen Bestand haben.

Er scheint, als ob dieses Vorhaben schon länger geplant gewesen wäre und nur noch eine passende Gelegenheit abgewartet werden sollte. Die pompöse Beerdigung des Babys gab den Anlass. So stellt Werner Mühlhäußer fest: „Gerade einmal 9 Monate alt verstarb am 31. Januar [1747] Charlotte Louise, Tochter Carl Wilhelm Friedrichs und seiner Lebenspartnerin Elisabeth Wünsch in Gunzenhausen. Ihre feierliche Bestattung in der Stadtkirche entsprach adeliger Gepflogenheit, worüber der Pfarreintrag knapp Auskunft gibt: Charlotte Louise D. (Abkürzung für lateinisch Domicella = Fräulein) de Falckenstein (richtig: Falkenhausen) filia nata minor (= als jüngste Tochter geboren), so aet. ¾ Jahr an Zahnfieber verstorben, ist in der hiesigen Stadtkirche den 3. Februar zu nachts mit Fackeln begraben worden. Das Grab ist bei dem hohen Altar im hinausgehen linker Hand.“ (Gunzenhausen 2007, S. 84).

Um dies zu erreichen, musste die Sache auf sichere Füße gestellt werden. Wahrscheinlich war es der markgräfliche Projekteur, Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar, der den Plan fasste, dazu eine kaiserliche Urkunde zu erwirken – oder am besten gleich verschiedene. Was schließlich auch geschieht. Die Familie muss erst legitimiert und sodann nobiliert werden. Für den künftigen Besitz sollte also ein Titel beantragt werden, der dann auch verspricht, gerichtlich durchsetzbar zu sein, wenn der Markgraf selbst nicht mehr sein wird.

Es war dieser Seckendorff, der später sein Schloss Obernzenn mit einem repräsentativen Bildersaal ausstatten ließ, der im Taufeintrag der Louise Charlotte von Falkenstein zuerst genannt ist. Wahrscheinlich war es auch seine Idee, die jüngere natürliche Tochter des Markgrafen mit markgräflichen Vornamen auszustaffieren: Louise nach der Ehefrau Friederike Louise des Markgrafen und Charlotte nach dessen Mutter Christiane Charlotte. Oder nach dem Namen seiner Frau. Seckendorff war verheiratet mit Wilhelmina Charlotte Gräfin von Gronsfeld-Diekenbroick.

Elisabeth Wünsch auf Schloss Georgenthal

Hermann Kaussler gibt in seinem Buch „Der wilde Markgraf. Eine Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal. (Gunzenhausen o. J. ) den Taufeintrag wider:

„Louise Charlotha ist geboren im Jahre 1746 den 27. April mittags um 11 Uhr. Die S. T. Frau Mutter ist Elisabetha, Frau von Falckenstein. Die hohen Taufpaten waren in hoher Gegenwart, Ihro hochwohlgeborener, hochfreiherrlich. Gnaden Herr Christoph Ludwig Freiherr von Seckendorf, Ritter des St. Johanniterordens und designierter Kommandeur zu Linzney. Der weyland römisch kaiserliche Majestätische Reichshochrat auch hochfürstlicher Brandenburg-Onoldsbacher Minister und Geheimrat, dann Resident [Präsident] des hochfürstlichen Saynischen Administratinsrat Collegii und Oberamtmann der Klöster Heilsbronnischen Senatoren, dann ihro hochwohlgeborene, hochfreiherrliche Excellenz, Herr Franz Bernhard von Seckendorf geheimer Rat Oberhofmarschall Obrist und Kommandant der Guardes du Corps auch Oberamtmann von Hohentrüdingen.“

Schon bei der Geburt des zweiten Kindes 1743 Wilhelmina Eleonore taucht der Name Falkenstein auf. Der Name Falkenstein war allerdings schon anderweitig besetzt, wie Siglinde Buchner in ihrem Aufsatz „Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ feststellt:

„Die Mätresse des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich wurde nach der Geburt ihres ersten Sohnes in der Adventszeit 1734 nur einmal Elisabeth Falckin („privatim communiziert in Georgenthal“) in den Kommunikantenlisten genannt. In den folgenden Jahren schrieb Pfarrer Decker nur „Madame“ ohne irgendwelche weiteren Namen. Im Taufeintrag ihres 2. Kindes vom 28. Sept. 1743 wurde sie Frau von Falkenstein genannt, und der Name blieb ihr, bis ihr ältester Sohn 1747 auf den Namen von Falkenhausen geadelt wurde, da die damals lebende Familie von Falkenstein gegen die Verwendung ihres Names protestiert hatte.“ (Nürnberg 2007, S. 181).

Es muss unserem Seckendorff im Jahr 1747 klar gewesen sein, dass bei der kaiserlichen Hofregistratur der Name Falkenstein nicht durchsetzbar werden würde. Er selbst war ja kaiserlicher Angestellter. Aus Falkenstein wurde einfach Falkenhausen. Es war der Kaiser selbst, der als Mitglied der Familie stolz diesen Namen Falkenstein trug. Andreas von Falkenhausen hat 2007 in seinem Buch „Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen“ die beiden kaiserlichen Urkunden zur Legitimierung (S. 85) und Nobilierung (S. 87) Friedrich Carls widergegeben. In beiden Dokumenten erscheint in der Titulatur des Kaisers Graf von Falkenstein:

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser zu allen Zeiten Mehrer des Reiches in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Großhertzog zu Toscana, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Nomeny, Graf zu Falckenstein etc. etc. (Legitimationsurkunde vom 10.2.1747)

und

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Groß-Hertzog zu Toscana, Hertzog zu Calabrien, Geldern, Montferrat, in Schlesien zu Teschen, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Pont a Monsson und Nomeny, Graf zu Province, Vaudemont, Blanckenberg, Zütphen, Saarwerden, Salm, Falckenstein etc. etc.“ (Adelsbrief vom 12.3.1747).

In beiden kaiserlichen Urkunden wird übrigens nicht nur der erste Falkenhausen Friedrich Carl genannt, sondern auch die erste Falkenhausin Wilhelmina Eleonora. So heißt es in der Legitimationsurkunde vom 10.3.1747 „Friedrich Carl Falckenhaußen und dessen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und im Adelsbrief mit goldener Bulle vom 12.3.1747 „Friedrich Carl von Falkenhausen samt deßen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und „Wohlgebohrn Freyherr“ und „Freyin“.

Im Jahr 1743 war es noch nicht absehbar, dass der Name Falkenstein schon wenige Jahre später unmöglich werden würde. Es war erst zwei Jahre später, 1745, als Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde. „Am 13. September 1745 wurde Franz Stephan von Lothringen in Konklave der Frankfurter Bartholomäuskirche gewählt.“, schreibt Renate Zedinger auf Seite 187 in ihrer Biografie über den Kaiser „Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) – Monarch Manager Mäzen (Wien Köln Weimar 2008).

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich unterstützte offenbar diese Wahl – ganz im Gegenteil zu seinem Schwager König Friedrich II. in Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Denn nur wenige Wochen vor der Wahl akzeptierte der Markgraf in seiner Funktion als Taufpate am 16.8.1745 von Franz Friedrich Carl Alexander von Stapell neben seiner Frau Friederike Louise und seinem Sohn und Erbprinzen Alexander den künftigen Kaiser als Mitpaten.

Wenn also der Kaiser Franz im Jahr 1747 den Namen Falkenhausen ausgab und zusätzlich noch die beiden Namensträger in der Freiherrenstand erhob, dann muss dieser Akt als Entgegenkommen für die Unterstützung bei der Kaiserproklamation verstanden werden. Auch dies wahrscheinlich ein Werk unseres Projekteurs Seckendorff.

Literatur:

Siglinde Buchner, Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ – Zum 250. Todestag der Elisabeth Wünsch, in: Blätter für fränkische Geschichte, Band 30, hg. von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken e. V. (Hg.), Nürnberg 2007, S. 177-184

Friedrich Andreas von Falkenhausen, Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen. Erster Teil, Nidda 2007

Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: 82. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1964/1965, S. 109-163

Hermann Kaussler, Der wilde Markgraf. Ein historische Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal, Gunzenhausen o. J., 1. Auflage

Werner Mühlhäußer u.a., Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), Gunzenhausen 2007

Renate Zedinger, Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), Wien Köln Weimar 2008

Markgraf Alexander in seinem Lustort Triesdorf

Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander wurde geboren am 24. Februar 1736 als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise, der geborenen königlichen Hoheit in Preußen. Mit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders und eigentlichen Erbprinzen Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf avancierte Alexander, so seine von ihm selbst gewählte Kurzform seines Namens, zum künftigen Erben des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach.

Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Markgraf Alexander wählte als Wohnort nicht die Residenz Ansbach, sondern den Jagdsitz Triesdorf. Ursprünglich wollte sein Vater Markgraf Carl Triesdorf zu einer Sommerresidenz ausbauen, entschied sich dann aber dafür, das benachbarte Weidenbach in den Jagdsitz Triedorf zu integrieren. Dies gelang initial, indem Carl die Triesdorfer Schlosskirche als Hof- und Pfarrkirche St. Georg nach Weidenbach verlegte, was natürlich weitere erhebliche Investionen in dem eigentlichen Nachbardorf auslöste.

Somit setzte der Sohn Alexander die Politik des Vaters Carl fort, und baute Triesdorf zu seinem Landsitz aus. Überrascht stellt Johann Jakob Grund in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ fest: „Der Hof hält sich beständig in Triesdorf auf, einem von Anspach drei Stund entlegenen Lustorte auf.“ (S. 104)

Dazu ließ sich Markgraf Alexander direkt nach dem Tod seines Vaters Markgraf Carl 1757 dessen Falkenhaus zu Triesdorf durch seinen Hofbaumeister Johann David Steingruber zum Roten Schloss umbauen 1758/1760 und dann wenige Jahre später erheblich und repräsentativ erweitern. Außerdem ließ Alexander die Anlagen zu Triesdorf erheblich erweitern, indem er einen Marstall 1762/1763 ein Jägerhaus, ein Hofgärtnerhaus und sogar einen eigenen Gasthof bauen ließ (Hôtel d’Alexandre, heute als Villa Sandrina bezeichnet).

Fußweg von Triesdorf nach Weidenbach wird gepflastert

Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Ursprünglich heißt das heute als Villa Sandrina bekannte Baudenkmal „neuer italienischer Bau“. Im Jahr 1785 wird der Fußweg als Gehsteig vom Hotel d’Alexandre bis zur Hofkirche zu Weidenbach angelegt. Im persönlichen Dekret vom 26.8.1785 gab der Markgraf seinem Geheimsekretär Ludwig Christoph Schmidt den entsprechenden Auftrag und übertrug im gleichzeitig auch noch die Vollmachten eines Bauinspektors. In einzelnen befiehlt der Fürst die Maßnahmen Vorplätze, Fußwege und Chaussee, so Heinz Braun in seiner Dissertation „Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791“ (1954):

„Vorplätze sind zu pflastern am Falkenhaus, vor den herrschaftlichen Stallungen und am neuen „italienischen Bau“ (insgesamt 60 Quadratruten). Fußwege sind anzulegen vom Falkenhaus zum Reithaus, Fohlenstall und Leibstall, ferner rechts und links der Chaussee bis an das Weidenbacher Tor. Weitere Fußwege sollten vom Leibstall zum „Neuen italienischen Bau“ und vom Weidenbacher Tor zur Hofkirche führen (insgesamt 194 Quadratruten) Als Chaussee ist die Straße von den Ställen zum Weidenbacher Tor herstellen zu lassen (39 Quadratruten). Die Gesamtkosten des Straßen- und Wegebaus werden mit 1405 fl 56 veranschlagt.“ (S. 196).

Der Grund für die gewaltige Investition in die Infrastruktur von Triesdorf und Weidenbach sieht Heinz Braun in der baldigen Ankunft der Lady Craven für das Jahr 1786 in Triesorf. Markgraf Alexander wollte offenbar seine Geliebte Elizabeth Craven im Hotel d’Alexandre einquartieren und dann bei einem Gottesdienst in Weidenbach dem Volk vorführen. Dazu musste natürlich der Weg dorthin repräsentativ und in einem ordentlichen Zustand sein.

Nach dem Tod seiner Mutter Friederike Louise 1784 plante Markgraf Alexander wohl schon seinen Abgang nach England – mit Hilfe eben jener englischen Lady. Dieses Projekt nennt Susann Richter in ihrem Aufsatz für das Triesdorfer Heft Nr. 11 „Von der Verlockung, sich selbst zu leben“. Offenbar war das für Markgraf Alexander in Triesdorf schließlich nicht möglich.

Literatur:

Heinz Braun, Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Gunzenhausen 1954 (ungedruckt)

Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künsters nach Rom, Wien 1789

Josef Maier, Johann David Steingruber 1702-1787. Leben und Werk, Ausstellungskatalog, Ansbach 1987

Verein der Freunde Triesdorf (Hg.), Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf (= Triesdorfer Heft Nr. 11, Triesdorf 2022

Jakob Friedrich Kleinknecht in Ansbach und Bayreuth

1769 wird Jakob Friedrich Kleinknecht Musikdirektor der markgräflichen Hofkapelle zu Ansbach. Kurz zuvor übernahm der Ansbacher Markgraf die Regierung des Markgraftums Bayreuth und löste kurzerhand die dortige Hofkapelle auf, um die Musiker in seinen ansbachischen Musikkörper zu integrieren. „Das Ansbacher Musikleben erfuhr erst durch die Bayreuther Erbschaft einen Aufschwung, als die dortige Hof-Capell und Cammer-Music durch den Markgrafen übernommen wurde“, so Arno Störkel in seiner Dissertation (S. 202).

Kleinknecht war nicht nur Flötist, sondern auch Komponist. „Es war früher üblich, daß die Virtuosen sich ihre Soli stets selbst schrieben, was zur Folge hatte, daß diese vollkommen auf die Eigenheit ihres technischen Könnens und ihre Vortragsbegabung zurechtgeschneidert waren.“ (Aulich 1987, S. 59).

Heute liegen von Jakob Friedrich Kleinknecht sechs Flötensonaten vor, so Adelheid Krause-Pichler in ihrer Dissertation 1991 über den Musiker (S. 68). Diese Flötensonaten wurden 1748 im Nürnberger Verlag Johann Ulrich Haffner gedruckt und somit auf den Markt gebracht. Um 1740 war die Flötentechnik der Flöte oder Traversflöte (flauto traverso) schon auf dem klanglichen Höhepunkt angelangt. Somit können die gedruckten Flötensonaten als das technische Meisterwerk angesehen werden, welches der Markt verlangte – und wohl auch aufnahm. Denn nach dem Nürnberger Erstdruck wurden die Noten in Paris nachgedruckt. Also nationaler und internationaler Markterfolg!

Was eine Flötensonate ist, erklärt Pichler so: „Unter dem Begriff Solosonate sind um 1750 Instrumentalstücke zu verstehen, in denen eine solistische Instrumentalstimme vom Basso continuo begleitet wird.“ (S. 68) Und der Musikwissenschaftler Bruno Aulich: „Die barocke Solo-Sonate erscheint in dreierlei Gestalt: Solo ohne Generalbaß, so wie J. S. Bach in Köthen für die Violine schrieb, die ‚gearbeitete’ Sonate für ein Melodie-Instrument und basso continuo (in der Folge mit ‚bc’ bezeichnet) und jene virtuose Sonate, wo der Baß sich am themalischen Geschehen so gut wie gar nicht beteiligt, sondern lediglich als harmonische Unterlage für die virtuosen Künste dient.“ (S. 58f.)

Die Freiberger Klang-Juwelen Freiberger spielen die 4. Flötensonate in G-Dur von Jakob Friedrich Kleinknecht in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost

Dieser Bruno Aulich ist offensichtlich kein Freund von Kleinknecht. In seinem Buch Alte Musik für Liebhaber schreibt er: „Kleinknecht, Jakob Friedrich (1722-1794) war Flötist in der Bayreuther Hofkapelle und wurde schließlich königl. Preußischer Kapellmeister. Er schrieb vor allem etwas anspruchslose, aber gut gearbeitete Vokalmusik.“ (S. 143).

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen haben auf ihrer fränkischen Konzertreise die Flötensonate Nr. 4 in G-Dur von Kleinknecht im Gepäck gehabt. Die beiden Mitschnitte vom Konzert in der Kulturscheune von Ermetzhofen vom 26. August 2023 zeigt, dass es sich um höchst anspruchsvolle Instrumentalmusik handelt.

https://www.youtube.com/watch?v=n-_cieeEB0k

https://youtu.be/L08OEFIq0qM

Es wäre schön, alle sechs Flötensonaten einmal insgesamt in Ansbach und Triesdorf zu hören – und zwar in der Originalbesetzung mit Violoncello. Denn schliesslich hielt sich ja der Markgraf Alexander von Ansbach vor allem auf seinen Landsitz in Triesdorf auf – und spielte selbst das Cello. Wir können uns also vorstellen, dass Kleinknecht die Flöte spielte und der Markgraf ihn begleitete.

„Sonate für Soloflöte und B. c.

Sei Sonate da Camera a Flauto Traversiere Solo e Cembalo o Violoncello (1748)

  1. Sonate C-Dur
  2. Sonate e-moll
  3. Sonate D-Dur
  4. Sonate G-Dur [Mitschnitt siehe oben in der Besetzung Flöte, Fagott und Laute]
  5. Sonate a-moll
  6. Sonate h-moll”

(Pichler 1991, S. 57, Fettung durch den Autor)

Literatur:

Bruno Aulich, Alte Musik für Liebhaber, Kassel Basel 1987, 4. Auflage

Adelheid Krause-Pichler, Jakob Friedrich Kleinknecht 1722-1794. Ein Komponist zwischen Barock und Klassik, Weißenhorn 1991

Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995

Mitschnitt:

Silvia Martina Möwes, Akademie für Wahrung musikhistorischer Aufführungspraxis, Freiberg in Sachsen 2023

300 Jahre Hofgarten Ansbach

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Die Schloss- und Gartenverwaltung der Residenz Ansbach feiert im kommenden Jahr 300 Jahre Hofgarten Ansbach.

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Das Festwochenende findet am 8. und 9. Juni 2024 in Ansbach statt.

https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/garten/objekte/ansbach.htm

Der Schwabacher Historiker Eugen Schöler schreibt in seinem Buch Zocha nachgezeichnet über den Hofgarten Ansbach im Beitrag über die Orangerie Ansbach: „1726-1728 nach französischen Vorbildern errichtet. Innenhausbau 1734 durch Leopoldo Retty. Mansarddach wohl J. D. Steingruber. Im Zusammenhang mit der Orangerie wurde von Zocha der Hofgarten neu angelegt.“ (S. 14). Tatsächlich ist die Baugeschichte des Hofgartens untrennbar mit dem Bau der Orangerie verbunden.

Carl Friedrich von Zocha (1683-1749) war unter der Vormundschaftsregierung der Markgräfin Christiane Charlotte Chef der Bauleitung des Markgrafentums und zugleich engster und persönlicher Vertrauter der Markgräfin, wie Andrea Schödl in dem Triesdorfer Heft Sonderdruck Nr. 7 Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau feststellt: „Unter ihm entstanden eine Reihe von repräsentativen Bauwerken, wie zum Beispiel der Umbau der Ansbacher Residenz (1725-1730), das Schloss Unterschwaningen, die Neuanlage des Ansbacher Hofgartens samt Orangerie (1726) sowie der Bau der Roten Mauer um den Tiergarten in Triesdorf (1723).“ (S. 21f.).

Die Orangerie Ansbach. Foto: Kerstin Kerschbaum

Hofgarten und Orangerie als Einheit sieht auch Johann Bernhard Fischer in seinem Werk Anspach – Geschichte und ausführliche Beschreibung. Der Statistiker und somit Aufklärer Fischer teilt im Jahr 1786 mit:

Ansbach Hotel Platengarten -Jägergasse 1 Palais - ehemaliger Eingang zum Hofgarten
Ansbach Hotels -rechts Jägergasse 1 Palais Hotel Platengarten -links: ehemaliger Eingang zum Hofgarten @Hotel Platengarten

„Der Hofgarten hat eine weitläufige Gröse. Er liegt gleich hinter der Jägergasse, und seine im Jahre 1727. geschehene Anlage nähert sich am meisten dem französischen Geschmacke. Die zwischen einer ausserordentlich schönen im Jahr 1724 gepflanzten Lindenallee eingerichtete Mailbahn ist 1550 Schritt lang. In derselben findet man rechts ein auserlesenes Buschwerk von Buchenhecken, links aber, auser einem weitläufigen Parterre zwey artige Lindenwäldchen und zwischen denselben eine sehr zahlreich mit gesunden und sehr großen Bäumen versehene Orangerie, für welche der höchstselige Herr Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ein eigenes kostbares Orangehaus erbauen lies.“ (S. 104).

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Ansbach@hotel-platengarten

In ihrem Buch Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert datiert Ulrike Ankele deshalb den Beginn der Neuanlage des Hofgartens auf das Jahr 1724.

Sie schreibt „Erste Nachrichten über die Neuanlage des Hofgartens stammen aus dem Jahr 1724, als für den Ansbacher und Triesdorfer Garten 4000 Gulden bewilligt werden.“

Ankele bezieht sich dabei auf das Reglement vom 1. Januar 1724, also auf den Haushalt des Markgrafentums Ansbach. Die neuen Linden für Ansbach und Triesdorf also war als erste Maßnahmen für die Neuanlage der markgräflichen Hofgärten in Ansbach und Triesdorf zu sehen.

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Ansbach @hotel-platengarten

Literatur:

Ulrike Ankele, Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert, Ansbach 1990 (=Mittelfränkische Studien Nr. 8 des Historischen Vereins für Mittelfranken e. V.)

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Johann Bernhard Fischer, Anspach. Geschichte und ausführliche Beschreibung, Ansbach 1786 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1986)

H. H. Hofmann/Eugen Schöler, Zocha nachgezeichnet, Nürnberg 1999

Andrea Schödl, Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau, Triesdorf 2009 (=Sonderdruck Nr. 7 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.)

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik

Am Sonntag, 27. August 2023 ist um 19 Uhr ein Barockkonzert in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach.

Die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst aus Freiberg in Sachsen organisiert ein Konzert mit ansbachischer Hofmusik. Das Programm trägt den Titel:

Auf den Spuren barocker Musikentwicklung am Ansbacher Markgrafenhof.

Es spielt das Ensemble Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen.

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Programm stand französische Barockmusik.

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen beim ihrem Konzert vom 13. August 2023 in der Kirche St. Nikolai in Dippoldiswalde. Auf dem Programm stand französische Barockmusik.

Dieses Programm wurde auch in der Kirche St. Marien in Obersulzbach am 25. August 2023 gegeben. Höhepunkt waren dort Les Élémens (Die Elemente) von Jean-Féry Rebel aus dem Jahr 1737.

In Weidenbach steht ein besonderes Musikereignis vor der Tür. Die Organisatorin des Abends, Silvia Martina Möves, hat die Musikalien ansbachischer Komponisten aus den Archiven besorgt und in heutige Noten nach dem Original übertragen. Wir können also heute Abend nagelneue Alte Musik von Komponisten hören, die im 17. und 18. Jahrhundert am Hofe des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gearbeitet und gewirkt haben. Es sind dies Torelli, Pistocchi, Pisendel, Franck und Kleinknecht. Mit dabei sind auch Stücke von Händel und seinem Lehrer Zachow zu Halle an der Saale. Händel besuchte 1716 Ansbach und nahm von dort seinen künftigen Kulturmanager mit, den bisherigen Wollhändler Johann Christioph Schmidt.

Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Silvia Martina Möwes moderiert das Hofkonzert mit ansbachischer Hofmusik in der der Hof- und Pfarrkirche St. in Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.
Die Freiberger Klang-Juwelen in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.

Telemann bei der Bachwoche Ansbach 2023

Die Bachwoche Ansbach feierte in diesem Jahr nicht nur Bach, sondern auch Telemann. Bei dem Concerto am Mittwoch stand das Konzert F-Dur für Blockflöte, Fagott, Streicher und basso continuo von Georg Philipp Telemann auf dem Programm. Was macht Telemann auf der Bachwoche in Ansbach?

Telemann bei der Bachwoche Ansbach 2023  - Ansbacher Bachwoche - hotels ansbach - Hotel Ansbach| Platengarten
Das Concerto vom Mittwoch, 2. August 2023 in der Orangerie zu Ansbach im Rahmen der Bachwoche Ansbach. Es spielte das Kammerorchester La Cetra aus Basel. Solist war Maurice Steger an der Blockflöte. Foto: Elke Walter, Ansbach

Die Sache ist einfach: Es war Georg Philipp Telemann (1681-1767), der in Leipzig das Collegium musicum gründete. Ein Orchester, das sommers wie winters für das Volk Musik machte. Und Johann Sebastian Bach (1685-1750) übernahm in Leipzig eben diesen Klangkörper. Im Sommer im Garten des Gastwirts Gottfried Zimmermann, im Winter in dessen Kaffeehaus. Mit Musik und Tanz steigern Gastwirte heute noch den Bierabsatz!

Das Collegium Musicum zu Leipzig war so erfolgreich, dass es einen eigenen Eintrag im Lexikon erhielt. Unter dem Stichwort Musicum Collegium steht:

MVSICUM COLLEGIVM, ist eine Versammlung gewisser Musick=Verständigen, welche zu ihrer eigenen Übung, sowol in der Vocal- als Instrumental-Musick, unter Aufsicht eine gewissen Directors, zu gewissern Tagen und an gewissen Orten zusammen kommen, und musicalische Stücke aufführen. Derglechen Collegia trifft man an verschiedenen Orten an. Zu Leipzig ist vor allem das Bachische Collegium Musicum berühmt.

Aus: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig 1739, Bd. 22, Seite 761

https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&id=202074&bandnummer=22&seitenzahl=0761&supplement=0&dateiformat=1%27)

Wir können jetzt davon ausgehen, dass dieser Lexikonband über die Leipziger Messe auch seinen Weg nach Ansbach gefunden hat. Denn interessanter Weise wird kurz nach Erscheinen dieses Lexikonbands, 1741 und somit zwei Jahre später, auch in Ansbach ein solches Collegium musicum gegründet. Es spielte ebenfalls im Gasthaus. Wir können uns das also so vorstellen: Die fürstliche Hofkapelle spielt an Sonntagen in der Hofkirche St. Gumbertus zu Ansbach zum Sonntagsgottesdienst. Am Samstag aber spielen dieselben Musiker offenbar schon im Gasthaus zur Post, ebenfalls in Ansbach.

Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Klar, bei der Musik im Gasthaus bekommt man als Musiker einen Teil des Eintritts sowie Essen und Trinken umsonst. Und der Gastwirt zahlt in bar. Ob jetzt die Musik in der Kirche auch bezahlt wurde oder man nur um Gottes Lohn spielte? In der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht jedenfalls heißt es: Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral. Vielleicht ja auch in unserem Fall: Beim Gastwirt gibt es was zu Essen und anderntags in der Kirche dann Lob und Anerkennung von der Obrigkeit, dem Bischof. Der Markgraf von Ansbach war ja auch gleichzeitig Bischof im Markgraftum Brandenburg-Ansbach.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach

Miniatur des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach als Falkner

Ansbach, Wilder Markgraf Carl Wilhelm Friedrich Falkner - Ansbacher Kultur, Ansbacher Markgrafen, Ansbach Residenz
Ansbach, Wilder Markgraf Carl Wilhelm Friedrich Falkner – Ansbacher Kultur, Ansbacher Markgrafen, Ansbach Residenz Markgraf Carl Wilhelm Friedrich als Falkner, Museum Zwernitz. Arno Störkel datiert das Bild in seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ auf ca. 1730.

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach war ein großer Falkenfreund. Er war es, der das Falkenbuch Friedrichs II. von Hohenstaufen übersetzen und drucken ließ. Vor einigen Jahren widmete sich das Niedersächsische Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg (Oldenburg) zur Sonderausstellung „Kaiser Friedrich II. (1194-1250)“ dieser Übersetzung des Falkenbuchs.

Das Falkenbuch, obwohl im Original „unauffindbar“ (Anne Möller, S. 31), existiert heute in mindestens 14 Handschriften. Die bekannteste und schönste dabei ist die vatikanische Handschrift aus der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom. Diese Handschrift wurde unter dem Titel „De arte venandi cum avibus“ als lateinische Ausgabe erstmals 1596 in Augsburg gedruckt.

Die erste deutsche Ausgabe erschien im Jahr 1756 in Ansbach, nachdem der Gunzenhäuser Pfarrer Johann Erhard Pacius die Übersetzung aus der gedruckten lateinischen Fassungen besorgte. Wohl guter Lateiner, selbst aber kein Falkenfreund, kannte er die falkerischen Fachbegriffe nicht. Um sich zu helfen, fragte er kurzerhand den Falkner von Gunzenhausen um Rat. Dieser, selbst aus den Niederlanden kommend, kannte auch nicht die deutschen Wörter für die Fachbegriffe.

Also übersetzte Pacius die Fachbegriffe des Originals aus dem Lateinischen ins Flämische. So kommt es, dass heute noch unter Falknern die Fachspache eigentlich flämisch ist. „So hat die erste deutsche Druckausgabe des Falkenbuchs entscheidende Bedeutung für die Fachsprache der Falkner in Deutschland gewonnen.“ (Hans-Albrecht Hewicker, S. 146)

In seinem Aufsatz „Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen“ identifizierte Werner Mühlhäußer wahrscheinlich diesen Falkner. Es war Christian Vorbrugg aus Valkenswaard in Brabant (heute: Noord-Brabant/Niederlande).

Quellen:

Hans-Albrecht Hewicker, Friedrich II. als Figur der Falknereigeschichte im deutschsprachigen Raum, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), Von der Kunst mit Vögeln zu jagen – Das Falkenbuch Friedrichs II. – Kulturgeschichte und Ornithologie, Begleitband zur Sonderausstellung Kaiser Friedrich II. (1194-1250). Welt und Kultur des Mittelmeerraums“ im Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg, Mainz 2008, S. 137-151

Anne Möller, Die Geschichte des Falkenbuches, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), ebenda, S. 29-33

Werner Mühlhäußer, Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen, in: Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (=Triesdorfer Heft Nr. 10 hg. vom Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.). Triesdorf 2018, S. 59-83

Der Falke in der Villa Sandrina zu Triesdorf

TRIESDORF – Der Falke wird aktuell in der Villa Sandrina in einer Bilderausstellung gefeiert. Gisela Kottsieper aus Ansbach zeigt mit ihrer Bilderausstellung LEBENDE WÄNDE Tiere und Menschen, die auch die beiden Markgrafen Carl und Alexander geliebt haben: Falken und Frauen. Er war die Lady Craven, die mit einer großen Opernaufführung am 23. Juli 1787 im Heckentheater zu Triesdorf ihren Einstand feierte. Bis zur Fertigstellung ihrer eigenen Schlossanlage Villa Rotunda, wohnte sie im Gasthof zum Alexander. Heute ist das Haus als Villa Sandrina bekannt.

Der Falke ist Teil der Bilderausstellung LEBENDE WÄNDE von Gisela Kottsieper in der Villa Sandrina zu Triesdorf. Foto: Gisela Kottsieper.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gab 1730 den Auftrag, für die Falknerei in Triesdorf Falkenhaus zu bauen. Dieses Falkenhaus wird für seinen Sohn und Nachfolger Markgraf Alexander zum Wohnhaus: Das Rotes Schloss. Die bisherige Falknerei kommt dafür nach Weidenbach ins dortige Herrenhaus des mittlerweile als Gut Plein Desir bekannten Schlossanwesens. Erbauer dieser Anlage war der Obristfalkenmeister Ernst Wilhelm Anton von Heydenab.

Auf seiner Prinzenreise macht Markgraf Alexander 1749 in Brühl Station, um dort das Schloss Falkenlust des Kurfürsten Clemens August von Köln zu besichtigen. Über den Besuch des Erbprinzen schreibt der Reiseprediger ein eigenes Gedicht. Darin heisst es in der zweiten Strophe, wie es Adolf Lang in seinem Buch „Falkenjagd in Gunzenhausen“ 1979 schreibt:

Hillo!

Mein Falcken Lust! Gönne, vergönne die Freude;

Wir segnen dich zweymal, wir dencken an heute

Mit tausend Vergnügen nach Anspach zurück.

Die Heymat der Falcken; der Krähen, Milanen,

Der Reyher, der Sperber, der Hühner, Faßanen,

Und meisten der Haufen, so flüchtigen Glück.

Da pflegt man mit Paucken, trompentend zu schmaußen,

In Uffenheim, Röcking, im Rieß, Gunßenhausen,

Ach Falcken Lust! glaube! man findets nicht so!

Hillo! Hillo!

Dabei zitiert er aus einem Manuskript, welches er bei Rainer Graf von Seckendorff einsehen durfte. Die Veröffentlichung der gesamten Gedichtsammlung „Poetische Reyße Beschreibung des Durchlauchigsten Herrn Erb Prinzens nach Utrecht von H. W. Wolshofer“ ist derzeit als Teil der gesamten Prinzenreise in Vorbereitung.

Mit dem Auftrag der hat der Historische Verein für Mittelfranken den Stadtarchivar von Ansbach betraut. Wolfgang F. Reddig ist tatsächlich ein Nachfolger im Amt von Adolf Lang.

Eröffnung der Bilderausstellung ist am Donnerstag, 3. August 2023 um 19.30 Uhr in der Villa Sandrina zu Triesdorf. Anschließend ist die Exposition an allen Sonntagen im August von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Veranstalter ist der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung. Eintritt ist frei.

Markgraf Alexander und Lady Craven – Führung durch Triesdorf

Der Historische Verein für Mittelfranken organisiert eine Führung durch Triesdorf. Thema der Tour ist Markgraf Alexander und Lady Craven. Die Exkursion im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung des Vereins findet statt am Sonntag, den 18. Juni 2023. Nach dem Mittagessen im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf beginnt der Spaziergang durch den ehemaligen markgräflichen Landsitz um 14 Uhr am Alten Reithaus (Markgrafenstraße 3, 91746 Weidenbach).

Geboren wurde Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander am 24. Februar 1736 in Ansbach als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise Prinzessin in Preußen, also einer geborenen königlichen Hoheit.

Mit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders und eigentlichen Erbprinzen Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf wurde Alexander, so sein von ihm selbst genutzter Name, zum Erbprinzen des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach. In Triesdorf also wurde sein Schicksal besiegelt. Und Triesdorf wird auch künftig der Schauplatz seines Lebens bleiben.

Markgraf Alexander im Falkenhaus

Markgraf Alexander richtete sich nach dem Tod seines Vaters 1757 im Falkenhaus zu Triesdorf häuslich ein. Das Falkenhaus wurde zum Roten Schloss, die Falknerei wurde in das ehemaligen Heydenab’sche Haus umgesiedelt. Es war seine Mutter, die ihm das Haus dafür überließ. Am Weidenbacher Torhaus richtete sich sein Freund Carl Wilhelm Axel von Mardefeld und wahrscheinlich Bewohner des Heydenab’schen Hauses eine Gastwirtschaft ein, die den Namen Zum Milan erhielt. Der Rote Milan war ein beliebtes Beutetier bei der Falkenjagd. Nachfolger des Milanen ist heute das Gasthaus Eder. Hauptbauwerk von Triesdorf blieb aber das 1682 begonnene Weiße Schloss. Und ist es bis heute!

Das Weiße Schloss war das Hauptgebäude der gesamten markgräflichen Anlage zu Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.

Dass der Markgraf Alexander weiterhin die Falknerei betrieb und nicht – wie es immer wieder zu lesen ist – auflöste, zeigt auch ein Hinweis im Buch „Die Ansbacher Hofmaler im 17. und 18. Jahrhundert“ von Martin Krieger (Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken: Ansbach 1966).

In der Werkstatt des Hofmalers Johann Leonhard Schneider wurde nach dessen Inhaftierung zehn Bildnisse des Markgrafen Alexander beschlagnahmt, darunter „1 Porträt des Fürsten in Falkenuniform mit einem Falken auf der Hand (S. 334).

1787 kam die Lady Craven als neue Mätresse des Markgrafen ins Fürstentum Ansbach. „Mit viel Geschick richtete die Craven in Ansbach und Triesdorf ein Liebhabertheater ein, für das sie selbst die Stücke schrieb oder französische Fassungen englischer Komödien lieferte, in denen sie selbst mit jüngeren Angehörigen des Hofadels auftrat.“ Das schreibt Günther Schuhmann in seinem Aufsatz „Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth und seine Abdankung 1791“ (= Sonderdruck Nr. des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung, Triesdorf 1992, S. 13). Über dieses Gesellschaftstheater mit festem Haus in Ansbach (heute: Schlossbibliothek) und Sommerbühne in Triesdorf (Heckentheater zwischen Weißen Schloss und Hofgärtnerhaus) hielt Barbara Eichner jüngst vor dem Historischen Verein in der Residenz Ansbach einen Vortrag.

Kurze Zeit später verkaufte Markgraf Alexander seine Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an den König von Preußen und ging mit der Lady Craven nach London. „Am 19. Mai 1791 verließ Markgraf Alexander in aller Stille Ansbach und Triesdorf für immer, um mit der Lady über Ostende und Lissabon nach England zu reisen. Ihn band nun nichts mehr: Alexanders schon lange kränkelnde Gemahlin Friederike Caroline war am 18. Februar 1791 in Unterschwaningen gestorben, Lord Craven sollte bald folgen. Er starb am 26. September in Lausanne.“

Hardenberg übernimmt Regierung in Ansbach

Kurze Zeit später übernahm Carl August Freiherr von Hardenberg die Regierung in Ansbach. Schuhmann: „Kraft markgräflichen Patents von Ostende vom 9. Juni 1791 führte nun Hardenberg cum libera facultate et potestate agendi mit voller landesherrlicher Gewalt die Verwaltung der Fürstentümer, dazu kam nun auch die ersehnte Ernennung zum preußischen Staats- und Kriegsminister, der nur dem König verantwortlich war.“ (Sonderdruck Nr. 5, Seite 16).

Hardenberg war ja schon zu diesem Zeitpunkt über ein dreiviertel Jahr im Fürstentum. So schreib Ingo Hermann in seiner großen Biografie „Hardenberg – Der Reformkanzler: „Im September 1790 machte Hardenberg in Diersdorf [also: Triesdorf] seinen Antrittsbesuch beim Markgrafen“. (Berlin 2003, S. 99). Über Hardenberg und seine Tätigkeit in Franken hielt im letzten Jahr Georg Seiderer vor dem Historischen Verein im letzten Jahr einen Vortrag in Ansbach. Dieser Vortrag wird als Sonderdruck Nr. 10 bei den Freunden Triesdorf erscheinen.

Wenn jetzt also der Historische Verein nach Triesdorf kommt, so werden die theoretischen Themen Heckentheater und Hardenberg direkt an Ort und Stelle praktisch nachvollzogen. Die Führung besorgen Mitglieder des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung,

Markgraf Johann Friedrich und die neue Politik des Wirtschaftswachstums

Markgraf Johann Friedrich studierte in Straßburg und Genf und bereiste Italien, Frankreich und die Niederlande. Dort machte er sich offenbar mit der neuen Politik des Wirtschaftswachstums vertraut. Denn schon vor Aufhebung des Edikts von Nantes erteilte dieser Markgraf am 7. Mai 1685 dem Tapetenfabrikanten Michel von Claraveux aus Paris die Genehmigung, im markgräflichen Lusthaus zu Hennenbach eine Tapetenfabrikation einzurichten. Dazu gab es noch weitere staatlichen Subventionen wie Privilegien, Befreiung von Steuern und Einquartierungen sowie ein Darlehen (vgl. Haas 1970, S. 156f.).

Somit wird klar, dass die geplante Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich nicht aus Nächstenliebe geschah. Der Markgraf wollte mit den französisch-reformierten Protestanten gleichzeitig Unternehmer und Facharbeiter – und somit neue Industrien! – im Fürstentum Ansbach ansiedeln. Dafür plante er zudem die Erweiterung der Haupt- und Residenzstadt Ansbach um ein neues Quartier, der neuen Auslage.

Tatsächlich, schon wenige Tage nach der Aufhebung der Toleranzfreiheit in Frankreich, gab der Markgraf am 27. Oktober 1685 den Hugenotten das Recht, in Ansbach einen eigenen Prediger anzustellen. Nur wenige Wochen später – am 4. Januar 1686 – erhielten die in das Fürstentum Ansbach eingewanderten Francois de la Reglion Reformée das Recht, eine eigene Kirche zu bauen. Doch daraus wurde nichts.

Der Grund ist einfach: Markgraf Johann Friedrich starb bereits zwei Monate nach dem großem Privileg im Alter von 32 Jahren. Seine Kinder waren noch zu jung für die Übernahme der Regentschaft. Die Vormundschaftsregierung wollte die Réfugiés nicht in Ansbach haben. Offenbar scheuten die ansässigen lutherischen Protestanten die calvinistische Konkurrenz – religiös wie wirtschaftlich.

In seiner Beschreibung des Burggrafentums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach macht Johann Bernhard Fischer hundert Jahre später die Gegnerschaft ungenannter Ansbacher Pfarrer dafür verantwortlich: „Allein die Intoleranz, die damals besonders einigen Geistlichen eigen war, trieb die Unglücklichen doch noch 8. Stunden weiter in eine Landstadt!!“ (Fischer 1790, Bd. 1, S. 64 FN).

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, Ansbach 1790 (Nachdruck Ansbach 2008)
Das zweibändige Buch Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, von Johann Bernhard Fischer aus dem Jahr 1790 als Nachdruck des Verlags Alte Post Ansbach aus dem 2008.

Statt Ansbach, wurde also Schwabach der Standort der neuen Industrien. heißt. Es waren Hugenotten, die insbesondere die Goldschlägerei und Nadelfabrikation von Frankreich nach Franken mitbrachten – und somit im Ansbachischen ansiedelten. Noch heute bezeichnet sich Schwabach stolz als Die Goldschlägerstadt. Im Jahr 2021 feierte die Stadt Schwabach mit großem Aufwand den 300. Geburtstag des Schwabacher Wunderkinds Jean-Philippe Baratier, „Sohn eines reformierten Pfarrers mit französischen Wurzeln“ (Schwabach 2020, o. S.).

Literatur:

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, Ansbach 1790 (Nachdruck Ansbach 2008)

Karl Eduard Haas, Die Evangelisch-Reformierte Kirche in Bayern, Neustadt an der Aisch 1970

Stadt Schwabach (Hg.), Jean-Philippe Baratier (1721-1740) – Das Schwabacher Wunderkind wird 300, Schwabach 2020, Faltblatt