Markgraf Alexander zu Triesdorf

Ansbacher Chaussee zwischen Ansbach und Triesdorf

Ab dem Jahr 1762 lässt Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander eine neue Straße von Triesdorf nach Ansbach anlegen. Die Ansbacher Chaussee sollte in einer geraden Linie die beiden markgräflichen Orte Ansbach und Triesdorf– die Haupt- und Residenzstadt sowie seinen Wohnsitz – miteinander verbinden. Aus der Ansbacher Chaussee wurde längst die Bundesstraße B13.

Im Jahr 1766 wird daher ein neues Tor für den Triesdorfer Tiergarten notwendig. Neuer Standort ist im Schnittpunkt der geraden Verlängerung der Hauptallee in Triesdorf mit der von Ansbach kommenden neuen Straße („Chaussee“) an der Roten Mauer innerhalb von Triesdorf. Im Torhaus war wie in den anderen Torhäusern auch eine Schankgaststätte eingerichtet.

Foto: Pfarrerin Simone Sippel, Weidenbach. Martin Krieger schreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts über das Bild „Halbfigur nach vorn. Rechte auf Tisch aufliegend, die Linke über dem Degengehenk in der Hüfte aufliegend. Der Dargestellte trägt weiße Seidenweste, darüber das Schulterband des Roten Adlerordens sowie dunklen Überrock mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens.“(Ansbach 1966, S. 364). Das Bild hing früher in der Hof- und Pfarrkirche Weidenbach, heute ist es im Pfarrhaus und wartet auf seine fachgerechte Restaurierung.

Heute heisst die Gaststätte im Ansbacher Tor Quasimodo. In der Nähe des Anwesens befinden sich in östlicher Richtung entlang der Roten Mauer insgesamt drei Felsenkeller. Früher dienten diese Keller der Lagerung von Bier für die ehemaligen beiden Brauereien Veitengruber und Sammeth aus Weidenbach und dem herrschaftlichen Brauhaus aus Weidenbach-Triesdorf (Ströbel).

Da es leichter war, die Menschen zu dem kühlen Bier zu transportieren als das Bier bei Hitze kühl zu halten, entwickelte sich an den Kellern direkt ein Schankbetrieb. So wurde aus dem Tiergarten Triesdorf im Laufe der Zeit ein Biergarten. Und das Bier, das man dort trank, kennt man heute noch als Lagerbier, Felsenbier oder auch Kellerbier. Somit diente die Ansbacher Chaussee nicht nur dem Markgrafen, sondern durch diese Staatsinvestition entwickelte sich außerdem der Kulturtourismus von Ansbach nach Triesorf.

Händel und Bach zur Bachwoche in Ansbach 2025

Die Bachwoche Ansbach hat ihr Programm für 2025 vorgestellt. Am 3. August gibt es ein besonderes Konzert mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Dem Orgelkonzert d-Moll BVV 1052R von Bach wird das Händel`sche Orgelkonzert B-Dur op 7 Nr. 1 gegenübergestellt. Es spielt Jörg Halubek auf der Orgel und wird begleitet von Mitgliedern des Ensembles „Il Gusto Barocco“. Beginn ist um 11 Uhr in der Orangerie Ansbach. Bachwoche Ansbach, 1. bis 10. August 2025

Konzert in der Orangerie zur Bachwoche Ansbach 2023. Foto: Elke Walter

Während Gerog Friedrich Händel zu Lebzeiten in Ansbach war, besuchte Johann Sebastian Bach tatsächlich nie die alte markgräfliche Haupt- und Residenzstadt. Auch wenn dies ein Buchtitel so suggerieren möchte: Bach in Ansbach von Hans-Joachim Schulze (Leipzig 2013). Gleichwohl: „Georg Friedrich Händel ist neben J. S. Bach der meistgespielte Komponist des Barock.“, wie es der Klappentext der Händel-Biografie von Christopher Hogwood richtig feststellt.

Seit 1948 feiert die Stadt Ansbach den Thomaskantor Bach aus Leipzig mit der Bachwoche, die alle zwei Jahre stattfindet. Händel jedoch fristet in Ansbach ein Schattendasein, was insgesamt sehr schade ist. Georg Friedrich Händel besuchte nämlich Ansbach nicht als Kulturtourist, sondern fand hier seinen dringend benötigten Kulturmanager Johann Christoph Schmidt, den er nach London mitbrachte. Aus Johann Christoph Schmidt wurde dann John Christopher Smith.

Händels Mitarbeiter John Christopher Smith

In seiner Händel-Biografie legt Christopher Hogwood die besondere Bedeutung des Ansbachers für die Händel-Forschung dar: „Vorrangige Bedeutung unter den Quellen des achtzehnten Jahrhunderts hat Johann Matthesons Bericht über Händels Jugend. Matthesons war als junger Mann mit Händel befreundet. Ebenso wichtig ist Georg Friedrich Händels Lebensbeschreibung, eine Zusammenstellung des Reverend John Mainwaring – die erste Biografie eines Komponisten, die jemals veröffentlicht wurde. Einen großen Teil der Informationen lieferte Händels Mitarbeiter John Christopher Smith, der offenbar häufig weitergab, was er aus erster Hand vom Komponisten [Händel] selbst gehört hatte (Frankfurt am Main und Leipzig 2015, S. 12).

Was machte nun Händel in Ansbach? Wahrscheinlich ist, dass er von seiner Gönnerin Caroline von England, der Schwester des regierenden Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Wilhelm Friedrich, nach Ansbach geschickt wurde, um dort die Musiknoten der ehemaligen Oper zu sichten. Anstelle des Opernhauses, errichtete später die Witwe des Markgrafen, Christiane Charlotte, eine Orangerie, um die Citrus-Bäume des Hofgartens gut durch den Winter zu bringen. „Als die Orangerie zu bauen begonnen wurde, mußte das alte Opernhaus abgerissen werden.“ (Wilhelm Baumann, Die Orangerie zu Ansbach, Sonderdruck, [Ansbach 1961],S. 11). Die Noten wurden also nicht mehr in Ansbach benötigt. Für Händel waren diese aber nicht nur Altpapier, sondern eine Fundgrube für seinen eigenen Geschäftserfolg. Schmidt brachte wohl den Musikschatz nach London zu Händel, und wurde als Kenner von diesem sogleich eingestellt.

In Rahmen der Musikreihe Kunst und Klang Feuchtwangen der Sopranistin Christiane Karg gibt es bereits am 15. Dezember 2024 ein besonderes Konzert zu Ehren Händels. Dem Himmel ganz nah. Eine Hommage an Georg Friedrich Händel mit Mayaan Licht (Sopran/Countertenor) und Joel von Lerber (Harfe) im Kasten (Stadthalle Feuchtwangen). Beginn um 19 Uhr.

In St. Egidien zu Nürnberg gibt es das große Händel-Oratorium Der Messias am 2. Advent, 8. Dezember 2024 um 16.00 Uhr St. Egidien – Kirche G. F. Händel: Messiah. Aufführende: Kammerchor Acustico, AmadeusChor und das Ansbacher Kammerorchester unter Leitung von Julian Hauptmann.

Literarisches Kabinett mit Markgraf Alexander und Lady Craven

Am Sonntag, den 24.11.2024 verantaltet der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung ein Literarisches Kabinett mit Musik und Wein und Käse über Markgraf Alexander und die Lady Craven. Beginn ist um 17 Uhr in der Villa Sandrina zu Triesdorf (Sandrinaweg 2, 91746 Weidenbach).  Das Motto der Veranstaltung: Der Markgraf spielt Cello. Und Lady Craven besingt den Käse. Gelesen werden zeitgenössische Texte über Markgraf Alexander, Lady Craven und den Frankenwein. Auch kommt die englische Mätresse des Markgräfin und spätere Markgräfin mit ihren Denkwürdigkeiten selbst zu Wort, indem sie erklärt, wie der Käse nach Triesdorf kam. Und welche Aufgabe sie eigentlich hat: Das Theater in Ansbach und Triesdorf zu organisieren. Die Musik dazu macht Sarah Windhövel am Cello. 

Porträt von Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth aus dem neuen Kurhaus von Bad Alexandersbad. Tatsächlich hatte der Fürst einen Sinn für Ökonomie. Als Erbprinz hatte er im sehr fortschrittlichen Holland die Politik des Wirtschaftswachstums kennengelernt. Um den wirtschaftlichen Aufschwung des ehemaligen Kurbades Sichersreuth zu forcieren, wurde dort ein Kurhaus gebaut und das Bad nach ihm umbenannt. Das alte Kurhaus heißt heute Markgräfliches Schloss.
Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth. Foto: Carl-Alexander Mavridis

Erbaut wird die Villa Sandrina im Jahr 1785. Die ursprüngliche Bezeichnung ist „Anlage der Madame de Curz“. Die „Kurzin“, Tochter eines Wiener Komikers und Mätresse des Markgrafen Alexander, kauft 1783 in Ansbach ein Haus und plant ein weiteres Haus in Triesdorf. Mit der neuen Mätresse Lady Craven allerdings verliert Markgraf Alexander die Interesse an der Schauspielerin. Kurzerhand wird aus „Anlage der Madame de Curz“ der „neue italienische Bau“. Ab 1786 soll die neue Mätresse in das Haus einziehen. Lady Craven plant aber ein eigenes Schloss: die Villa Rotunda. Im Gartenhaus wird 1787 von der Lady Craven eine „Neue gelehrte Gesellschaft zu Triesdorf“ eingerichtet, die Villa Sandrina selbst wird zum „Hôtel d’Alexandre“, einem Gasthof mit warmen Speisen und kühlen Getränken.

Villa-Sandrina-zu-Triesdorf-
Villa Sandrina zu Triesdorf Foto: Carl-Alexander Mavridis.

Die Lady Craven reaktiviert tatsächlich das Heckentheater aus dem 17. Jahrhundert und weiht es mit einer spektakulären Opernaufführung mit Pauken und Trompeten ein. An diesem Grünen Theater zwischen Weißem Schloss und Hofgarten kann man auch das damals berühmte Lustspiel „Le séducteur“ (Der Verführer) des französischen Hofschriftstellers Georges François Maréchal Marquis de Bièvre erleben. Auf der Reise von London nach Rom stirbt der französischen Hofdichter am 24. Oktober 1789 in Triesdorf. Da die Markgrafschaft Ansbach protestantisch war, wird Bièvre auf dem katholischen Friedhof im benachbarten Ornbau begraben. Denn Ornbau ist Oberamtsstadt des katholischen Hochstifts Eichstätt. 

Das Literarische Kabinett mit Sarah Windhövel am Cello. Ihr Vater Elmar Windhövel begleitet seine Tochter am Keyboard. Weitere Akteure des Nachmittags Dr. Susanne Schulz, Alexander Biernoth und Markus Heinz (v.l.n.r.) Foto: Kerstin Kerschbaum.

Heute erinnert nichts mehr an das ehemalige Lieberhabertheater zu Triesdorf. Selbst der renommierte Theaterwissenschaftlicher Thomas Betzwieser konnte es 2021 bei der Arbeit für seinen Aufsatz „Von Gondolieri, Ruinen und Seeschlachten: der theatrale Sommer in Franken“ nicht finden. Somit ist das Bièvre-Denkmal in Ornbau dafür das einzige sichtbare Relikt. Erst in diesem Jahr hat die Stadt Ornbau das Grabmal restaurieren lassen. Deshalb steuerte der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung für dessen Erhalt auch einen stattlichen Geldbetrag von 2000 Euro bei.

Die beiden Hofgärten in Ansbach und Triesdorf

Markgraf Johann Friedrich ließ 1674 Triesdorf ausbauen und dort einen Hofgarten nach französischem Vorbild anlegen. Genau 50 Jahre später, also 1724, wurden unter der vormundschaftlichen Regierung der Markgräfin Christiane Charlotte in beiden Hofgärten in Ansbach und Triesdorf erhebliche Mittel investiert und in der Folge beide Hofgärten neu angelegt. 1678 nahm Markgraf Johann Friedrich den Titel „Durchlaucht“ an, den von nun an alle Ansbacher Markgrafen führen sollten. 1679 wurde ihm der dänische Elephantenorden verliehen.

1679 schenkte der Markgraf seiner ersten Ehefrau Johanna Elisabeth von Baden-Durlach Schloss und Gut Triesdorf. Johanna Elisabeth starb allerdings bereits im darauf folgenden Jahr. Seine Auslandsreisen 1680 und 1681 führten ihn nach Frankreich, England und die Niederlande und 1682 erneut in die Niederlande. Als Schöngeist interessierte er sich für Musik und Literatur, für Kunst und Kultur.

Markgraf Johann Friedrich unterhielt in Ansbach und Triesdorf eine französische Hofoper inklusive Hofkapelle mit Kapellmeister und insgesamt 23 Musikern. 1673 wurde Johann Wolfgang Franck Direktor der Oper und der Komödie. Es entstand in Ansbach und Triesdorf also die erste Theatergesellschaft, auf die sich dann die Lady Craven über 100 Jahre später beziehen sollte. 1679 wurde unter Franck die vom ihm selbst komponierte barocke Oper „Die drey Töchter des Cecrops“ im Opernhaus zu Ansbach aufgeführt.

In Triesdorf wurde bereits zuvor eine Pastorelle Francks gegeben, wie es im Hochfürstlichen Brandenburgisch Onolzbachischen Inventarium De Anno 1686 heißt. An Stelle des Opernhauses zu Ansbach ließ Markgräfin Christiane Charlotte 1726 die Orangerie im Hofgarten errichten, welches heute noch als Gartenschloss am Fuße der Anlage wacht.

Bereits unter dem direkten Vorgänger Johann Friedrichs, Markgraf Albrecht der V., entstand 1661 in Triesdorf ein Waldhaus samt Bühne sowie ein Komödienhaus, das dann unter der Lady Elisabeth Craven 1787 als Heckentheater eine Wiederauferstehung erfahren werden wird. Johann Friedrich arbeitete unter dem Pseudonym Isidoro Fidele sogar selbst als Schriftsteller und veröffentlichte insgesamt vier Romane, darunter 1678 „Der Boulognesischen Hund Oder Der Getreue Liebhaber“.

1681 heiratete Johann Friedrich in zweiter Ehe Eleonore Erdmuthe Luise von Sachsen-Eisenach. Vielleicht inspiriert von Versailles, das 1682 in aller Form zur Sommerresidenz des Königs von Frankreich erhoben worden war und das er selbst bereiste, begann er im selben Jahr mit dem Bau eines Neuen Schlosses in Triesdorf, dem heutigen Weißen Schloss. Interessant ist hierbei, dass das Schloss in Sichtweite und somit in Korrespondenz zum Heckentheater errichtet wurde. Triesdorf war neben Ansbach markgräflicher Standort der Kultur.

Es ist also nicht verwunderlich, wenn jetzt die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen in der evangelischen Kirche Weidenbach und der Residenz Ansbach insgesamt zwei Barockkonzerte mit unterschiedlichen Programmen geben, die die ansbachische Musiktradition in ihrer Fülle und Breite ins kollektive Gedächtnis zurückrufen. Die Schlosskirche von Triesdorf existiert ja als Hof- und Pfarrkiche St. Georg in Weidenbach bis heute.

Barockkonzert mit italienischer Musik am Freitag, 7. Juni 2024 in der Hofkirche Weidenbach und Barockkonzert mit ansbachischer Musik am Samstag, 8. Juni 2024 in der Residenz Ansbach. Es musizieren die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen. Beginn jeweils um 19 Uhr.

Carl-Alexander Mavridis

Die ansbachische Familie derer von Falkenstein und der Namenswechsel auf Falkenhausen

Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als der Stammsitz der Familie von Falkenhausen.

Tatsächlich besteht die Familie aus zwei Linien. Während der Stammsitz der älteren Linie Trautskirchen der Familie schon lange verloren gegangen ist, wird Wald noch heute von der Familie bewohnt.
Die aktuelle Schlossherrin ist Caroline Freiin von Falkenhausen.

Sie öffnete zum Tag des offenen Denkmals 2023 das Anwesen für die Öffentlichkeit. https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmal/cllqn671b000ilb0fxxjr8iiv

ansbachische Familie derer von Falkenstein Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als der Stammsitz der Familie von Falkenhausen
Schloss Wald bei Gunzenhausen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Stifter der Familie, die ursprünglich Falckenstein hiess, ist der am 20. Oktober 1734 auf Schloss Georgenthal bei Haundorf geborene Friedrich Carl.
Sein Vater war der regierende Markgraf Carl von Brandenburg-Ansbach, seine Mutter Elisabeth von Falkenstein, damals noch Elisabeth Wünsch.

Nach dem frühen Tod seiner jüngeren Schwester Louise Charlotte von Falkenstein am 31. Januar 1747 in Gunzenhausen – der Markgraf Carl hielt sich am liebsten in der Oberamtstadt auf, wo er insbesondere der Falkenjagd nachging – wird es Zeit, die Zukunft der markgräflichen Nebenfamilie zu sichern. Die Familie sollte mit Kapitalien ausgestattet werden. Und die Regelung musste auch im Falle des Todes des Markgrafen Bestand haben.

Er scheint, als ob dieses Vorhaben schon länger geplant gewesen wäre und nur noch eine passende Gelegenheit abgewartet werden sollte. Die pompöse Beerdigung des Babys gab den Anlass. So stellt Werner Mühlhäußer fest:
„Gerade einmal 9 Monate alt verstarb am 31. Januar [1747] Charlotte Louise, Tochter Carl Wilhelm Friedrichs und seiner Lebenspartnerin Elisabeth Wünsch in Gunzenhausen. Ihre feierliche Bestattung in der Stadtkirche entsprach adeliger Gepflogenheit, worüber der Pfarreintrag knapp Auskunft gibt: Charlotte Louise D. (Abkürzung für lateinisch Domicella = Fräulein) de Falckenstein (richtig: Falkenhausen) filia nata minor (= als jüngste Tochter geboren), so aet. ¾ Jahr an Zahnfieber verstorben, ist in der hiesigen Stadtkirche den 3. Februar zu nachts mit Fackeln begraben worden. Das Grab ist bei dem hohen Altar im hinausgehen linker Hand.“ (Gunzenhausen 2007, S. 84).

Um dies zu erreichen, musste die Sache auf sichere Füße gestellt werden. Wahrscheinlich war es der markgräfliche Projekteur, Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar, der den Plan fasste, dazu eine kaiserliche Urkunde zu erwirken – oder am besten gleich verschiedene. Was schließlich auch geschieht. Die Familie muss erst legitimiert und sodann nobiliert werden. Für den künftigen Besitz sollte also ein Titel beantragt werden, der dann auch verspricht, gerichtlich durchsetzbar zu sein, wenn der Markgraf selbst nicht mehr sein wird.

Es war dieser Seckendorff, der später sein Schloss Obernzenn mit einem repräsentativen Bildersaal ausstatten ließ, der im Taufeintrag der Louise Charlotte von Falkenstein zuerst genannt ist. Wahrscheinlich war es auch seine Idee, die jüngere natürliche Tochter des Markgrafen mit markgräflichen Vornamen auszustaffieren: Louise nach der Ehefrau Friederike Louise des Markgrafen und Charlotte nach dessen Mutter Christiane Charlotte. Oder nach dem Namen seiner Frau. Seckendorff war verheiratet mit Wilhelmina Charlotte Gräfin von Gronsfeld-Diekenbroick.

Elisabeth Wünsch auf Schloss Georgenthal

Hermann Kaussler gibt in seinem Buch „Der wilde Markgraf. Eine Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal. (Gunzenhausen o. J. ) den Taufeintrag wider:

„Louise Charlotha ist geboren im Jahre 1746 den 27. April mittags um 11 Uhr. Die S. T. Frau Mutter ist Elisabetha, Frau von Falckenstein. Die hohen Taufpaten waren in hoher Gegenwart, Ihro hochwohlgeborener, hochfreiherrlich. Gnaden Herr Christoph Ludwig Freiherr von Seckendorf, Ritter des St. Johanniterordens und designierter Kommandeur zu Linzney. Der weyland römisch kaiserliche Majestätische Reichshochrat auch hochfürstlicher Brandenburg-Onoldsbacher Minister und Geheimrat, dann Resident [Präsident] des hochfürstlichen Saynischen Administratinsrat Collegii und Oberamtmann der Klöster Heilsbronnischen Senatoren, dann ihro hochwohlgeborene, hochfreiherrliche Excellenz, Herr Franz Bernhard von Seckendorf geheimer Rat Oberhofmarschall Obrist und Kommandant der Guardes du Corps auch Oberamtmann von Hohentrüdingen.“

Schon bei der Geburt des zweiten Kindes 1743 Wilhelmina Eleonore taucht der Name Falkenstein auf. Der Name Falkenstein war allerdings schon anderweitig besetzt, wie Siglinde Buchner in ihrem Aufsatz „Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ feststellt:

„Die Mätresse des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich wurde nach der Geburt ihres ersten Sohnes in der Adventszeit 1734 nur einmal Elisabeth Falckin („privatim communiziert in Georgenthal“) in den Kommunikantenlisten genannt.
In den folgenden Jahren schrieb Pfarrer Decker nur „Madame“ ohne irgendwelche weiteren Namen. Im Taufeintrag ihres 2. Kindes vom 28. Sept. 1743 wurde sie Frau von Falkenstein genannt, und der Name blieb ihr, bis ihr ältester Sohn 1747 auf den Namen von Falkenhausen geadelt wurde, da die damals lebende Familie von Falkenstein gegen die Verwendung ihres Names protestiert hatte.“ (Nürnberg 2007, S. 181).

Es muss unserem Seckendorff im Jahr 1747 klar gewesen sein, dass bei der kaiserlichen Hofregistratur der Name Falkenstein nicht durchsetzbar werden würde. Er selbst war ja kaiserlicher Angestellter. Aus Falkenstein wurde einfach Falkenhausen. Es war der Kaiser selbst, der als Mitglied der Familie stolz diesen Namen Falkenstein trug. Andreas von Falkenhausen hat 2007 in seinem Buch „Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen“ die beiden kaiserlichen Urkunden zur Legitimierung (S. 85) und Nobilierung (S. 87) Friedrich Carls widergegeben. In beiden Dokumenten erscheint in der Titulatur des Kaisers Graf von Falkenstein:

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser zu allen Zeiten Mehrer des Reiches in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Großhertzog zu Toscana, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Nomeny, Graf zu Falckenstein etc. etc. (Legitimationsurkunde vom 10.2.1747)

und

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Groß-Hertzog zu Toscana, Hertzog zu Calabrien, Geldern, Montferrat, in Schlesien zu Teschen, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Pont a Monsson und Nomeny, Graf zu Province, Vaudemont, Blanckenberg, Zütphen, Saarwerden, Salm, Falckenstein etc. etc.“ (Adelsbrief vom 12.3.1747).

In beiden kaiserlichen Urkunden wird übrigens nicht nur der erste Falkenhausen Friedrich Carl genannt, sondern auch die erste Falkenhausin Wilhelmina Eleonora. So heißt es in der Legitimationsurkunde vom 10.3.1747 „Friedrich Carl Falckenhaußen und dessen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und im Adelsbrief mit goldener Bulle vom 12.3.1747 „Friedrich Carl von Falkenhausen samt deßen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und „Wohlgebohrn Freyherr“ und „Freyin“.

Im Jahr 1743 war es noch nicht absehbar, dass der Name Falkenstein schon wenige Jahre später unmöglich werden würde. Es war erst zwei Jahre später, 1745, als Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde. „Am 13. September 1745 wurde Franz Stephan von Lothringen in Konklave der Frankfurter Bartholomäuskirche gewählt.“, schreibt Renate Zedinger auf Seite 187 in ihrer Biografie über den Kaiser „Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) – Monarch Manager Mäzen (Wien Köln Weimar 2008).

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich unterstützte offenbar diese Wahl – ganz im Gegenteil zu seinem Schwager König Friedrich II. in Preußen und Kurfürst von Brandenburg.
Denn nur wenige Wochen vor der Wahl akzeptierte der Markgraf in seiner Funktion als Taufpate am 16.8.1745 von Franz Friedrich Carl Alexander von Stapell neben seiner Frau Friederike Louise und seinem Sohn und Erbprinzen Alexander den künftigen Kaiser als Mitpaten.

Wenn also der Kaiser Franz im Jahr 1747 den Namen Falkenhausen ausgab und zusätzlich noch die beiden Namensträger in den Freiherrenstand erhob, dann muss dieser Akt als Entgegenkommen für die Unterstützung bei der Kaiserproklamation verstanden werden. Auch dies wahrscheinlich ein Werk unseres Projekteurs Seckendorff.

Literatur:

Siglinde Buchner, Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ – Zum 250. Todestag der Elisabeth Wünsch, in: Blätter für fränkische Geschichte, Band 30, hg. von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken e. V. (Hg.), Nürnberg 2007, S. 177-184

Friedrich Andreas von Falkenhausen, Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen. Erster Teil, Nidda 2007

Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: 82. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1964/1965, S. 109-163

Hermann Kaussler, Der wilde Markgraf. Ein historische Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal, Gunzenhausen o. J., 1. Auflage

Werner Mühlhäußer u.a., Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), Gunzenhausen 2007

Renate Zedinger, Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), Wien Köln Weimar 2008

Markgraf Alexander in seinem Lustort Triesdorf

Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander wurde geboren am 24. Februar 1736 als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise, der geborenen Königlichen Hoheit in Preußen. Mit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders und eigentlichen Erbprinzen Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf avancierte Alexander, so seine von ihm selbst gewählte Kurzform seines Namens, zum künftigen Erben des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach.

Triesdorf - Markgraf Alexander - Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.
Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Markgraf Alexander wählte als Wohnort nicht die Residenz Ansbach, sondern den Jagdsitz Triesdorf. Ursprünglich wollte sein Vater Markgraf Carl Triesdorf zu einer Sommerresidenz ausbauen, entschied sich dann aber dafür, das benachbarte Weidenbach in den Jagdsitz Triesdorf zu integrieren. Dies gelang initial, indem Carl die Triesdorfer Schlosskirche als Hof- und Pfarrkirche St. Georg nach Weidenbach verlegte, was natürlich weitere erhebliche Investitionen in dem eigentlichen Nachbardorf auslöste.

Somit setzte der Sohn Alexander die Politik des Vaters Carl fort, und baute Triesdorf zu seinem Landsitz aus. Überrascht stellt Johann Jakob Grund in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ fest: „Der Hof hält sich beständig in Triesdorf auf, einem von Anspach drei Stund entlegenen Lustorte auf.“ (S. 104)

Dazu ließ sich Markgraf Alexander direkt nach dem Tod seines Vaters Markgraf Carl 1757 dessen Falkenhaus zu Triesdorf durch seinen Hofbaumeister Johann David Steingruber zum Roten Schloss umbauen 1758/1760 und dann wenige Jahre später erheblich und repräsentativ erweitern.
Außerdem ließ Alexander die Anlagen zu Triesdorf erheblich erweitern, indem er einen Marstall 1762/1763 ein Jägerhaus, ein Hofgärtnerhaus und sogar einen eigenen Gasthof bauen ließ (Hôtel d’Alexandre, heute als Villa Sandrina bezeichnet).

Fußweg von Triesdorf nach Weidenbach wird gepflastert

 Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt.
Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Ursprünglich heißt das heute als Villa Sandrina bekannte Baudenkmal „neuer italienischer Bau“. Im Jahr 1785 wird der Fußweg als Gehsteig vom Hotel d’Alexandre bis zur Hofkirche zu Weidenbach angelegt. Im persönlichen Dekret vom 26.8.1785 gab der Markgraf seinem Geheimsekretär Ludwig Christoph Schmidt den entsprechenden Auftrag und übertrug im gleichzeitig auch noch die Vollmachten eines Bauinspektors. In einzelnen befiehlt der Fürst die Maßnahmen Vorplätze, Fußwege und Chaussee, so Heinz Braun in seiner Dissertation „Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791“ (1954):

„Vorplätze sind zu pflastern am Falkenhaus, vor den herrschaftlichen Stallungen und am neuen „italienischen Bau“ (insgesamt 60 Quadratruten). Fußwege sind anzulegen vom Falkenhaus zum Reithaus, Fohlenstall und Leibstall, ferner rechts und links der Chaussee bis an das Weidenbacher Tor. Weitere Fußwege sollten vom Leibstall zum „Neuen italienischen Bau“ und vom Weidenbacher Tor zur Hofkirche führen (insgesamt 194 Quadratruten) Als Chaussee ist die Straße von den Ställen zum Weidenbacher Tor herstellen zu lassen (39 Quadratruten). Die Gesamtkosten des Straßen- und Wegebaus werden mit 1405 fl 56 veranschlagt.“ (S. 196).

Der Grund für die gewaltige Investition in die Infrastruktur von Triesdorf und Weidenbach sieht Heinz Braun in der baldigen Ankunft der Lady Craven für das Jahr 1786 in Triesorf. Markgraf Alexander wollte offenbar seine Geliebte Elizabeth Craven im Hotel d’Alexandre einquartieren und dann bei einem Gottesdienst in Weidenbach dem Volk vorführen. Dazu musste natürlich der Weg dorthin repräsentativ und in einem ordentlichen Zustand sein.

Nach dem Tod seiner Mutter Friederike Louise 1784 plante Markgraf Alexander wohl schon seinen Abgang nach England – mithilfe eben jener englischen Lady. Dieses Projekt nennt Susann Richter in ihrem Aufsatz für das Triesdorfer Heft Nr. 11 „Von der Verlockung, sich selbst zu leben“. Offenbar war das für Markgraf Alexander in Triesdorf schließlich nicht möglich.

Literatur:

Heinz Braun, Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Gunzenhausen 1954 (ungedruckt)

Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künsters nach Rom, Wien 1789

Josef Maier, Johann David Steingruber 1702-1787. Leben und Werk, Ausstellungskatalog, Ansbach 1987

Verein der Freunde Triesdorf (Hg.), Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf (= Triesdorfer Heft Nr. 11, Triesdorf 2022

Jakob Friedrich Kleinknecht in Ansbach und Bayreuth

1769 wird Jakob Friedrich Kleinknecht Musikdirektor der markgräflichen Hofkapelle zu Ansbach. Kurz zuvor übernahm der Ansbacher Markgraf die Regierung des Markgraftums Bayreuth und löste kurzerhand die dortige Hofkapelle auf, um die Musiker in seinen ansbachischen Musikkörper zu integrieren. „Das Ansbacher Musikleben erfuhr erst durch die Bayreuther Erbschaft einen Aufschwung, als die dortige Hof-Capell und Cammer-Music durch den Markgrafen übernommen wurde“, so Arno Störkel in seiner Dissertation (S. 202).

Kleinknecht war nicht nur Flötist, sondern auch Komponist. „Es war früher üblich, daß die Virtuosen sich ihre Soli stets selbst schrieben, was zur Folge hatte, daß diese vollkommen auf die Eigenheit ihres technischen Könnens und ihre Vortragsbegabung zurechtgeschneidert waren.“ (Aulich 1987, S. 59).

Heute liegen von Jakob Friedrich Kleinknecht sechs Flötensonaten vor, so Adelheid Krause-Pichler in ihrer Dissertation 1991 über den Musiker (S. 68). Diese Flötensonaten wurden 1748 im Nürnberger Verlag Johann Ulrich Haffner gedruckt und somit auf den Markt gebracht. Um 1740 war die Flötentechnik der Flöte oder Traversflöte (flauto traverso) schon auf dem klanglichen Höhepunkt angelangt. Somit können die gedruckten Flötensonaten als das technische Meisterwerk angesehen werden, welches der Markt verlangte – und wohl auch aufnahm. Denn nach dem Nürnberger Erstdruck wurden die Noten in Paris nachgedruckt. Also nationaler und internationaler Markterfolg!

Was eine Flötensonate ist, erklärt Pichler so: „Unter dem Begriff Solosonate sind um 1750 Instrumentalstücke zu verstehen, in denen eine solistische Instrumentalstimme vom Basso continuo begleitet wird.“ (S. 68) Und der Musikwissenschaftler Bruno Aulich: „Die barocke Solo-Sonate erscheint in dreierlei Gestalt: Solo ohne Generalbaß, so wie J. S. Bach in Köthen für die Violine schrieb, die ‚gearbeitete’ Sonate für ein Melodie-Instrument und basso continuo (in der Folge mit ‚bc’ bezeichnet) und jene virtuose Sonate, wo der Baß sich am themalischen Geschehen so gut wie gar nicht beteiligt, sondern lediglich als harmonische Unterlage für die virtuosen Künste dient.“ (S. 58f.)

Die Freiberger Klang-Juwelen Freiberger spielen die 4. Flötensonate in G-Dur von Jakob Friedrich Kleinknecht in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost

Dieser Bruno Aulich ist offensichtlich kein Freund von Kleinknecht. In seinem Buch Alte Musik für Liebhaber schreibt er: „Kleinknecht, Jakob Friedrich (1722-1794) war Flötist in der Bayreuther Hofkapelle und wurde schließlich königl. Preußischer Kapellmeister. Er schrieb vor allem etwas anspruchslose, aber gut gearbeitete Vokalmusik.“ (S. 143).

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen haben auf ihrer fränkischen Konzertreise die Flötensonate Nr. 4 in G-Dur von Kleinknecht im Gepäck gehabt. Die beiden Mitschnitte vom Konzert in der Kulturscheune von Ermetzhofen vom 26. August 2023 zeigt, dass es sich um höchst anspruchsvolle Instrumentalmusik handelt.

https://www.youtube.com/watch?v=n-_cieeEB0k

https://youtu.be/L08OEFIq0qM

Es wäre schön, alle sechs Flötensonaten einmal insgesamt in Ansbach und Triesdorf zu hören – und zwar in der Originalbesetzung mit Violoncello. Denn schliesslich hielt sich ja der Markgraf Alexander von Ansbach vor allem auf seinen Landsitz in Triesdorf auf – und spielte selbst das Cello. Wir können uns also vorstellen, dass Kleinknecht die Flöte spielte und der Markgraf ihn begleitete.

„Sonate für Soloflöte und B. c.

Sei Sonate da Camera a Flauto Traversiere Solo e Cembalo o Violoncello (1748)

  1. Sonate C-Dur
  2. Sonate e-moll
  3. Sonate D-Dur
  4. Sonate G-Dur [Mitschnitt siehe oben in der Besetzung Flöte, Fagott und Laute]
  5. Sonate a-moll
  6. Sonate h-moll”

(Pichler 1991, S. 57, Fettung durch den Autor)

Literatur:

Bruno Aulich, Alte Musik für Liebhaber, Kassel Basel 1987, 4. Auflage

Adelheid Krause-Pichler, Jakob Friedrich Kleinknecht 1722-1794. Ein Komponist zwischen Barock und Klassik, Weißenhorn 1991

Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995

Mitschnitt:

Silvia Martina Möwes, Akademie für Wahrung musikhistorischer Aufführungspraxis, Freiberg in Sachsen 2023

300 Jahre Hofgarten Ansbach

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Die Schloss- und Gartenverwaltung der Residenz Ansbach feiert im kommenden Jahr 300 Jahre Hofgarten Ansbach.

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Das Festwochenende findet am 8. und 9. Juni 2024 in Ansbach statt.

https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/garten/objekte/ansbach.htm

Der Schwabacher Historiker Eugen Schöler schreibt in seinem Buch Zocha nachgezeichnet über den Hofgarten Ansbach im Beitrag über die Orangerie Ansbach: „1726-1728 nach französischen Vorbildern errichtet. Innenhausbau 1734 durch Leopoldo Retty. Mansarddach wohl J. D. Steingruber. Im Zusammenhang mit der Orangerie wurde von Zocha der Hofgarten neu angelegt.“ (S. 14). Tatsächlich ist die Baugeschichte des Hofgartens untrennbar mit dem Bau der Orangerie verbunden.

Carl Friedrich von Zocha (1683-1749) war unter der Vormundschaftsregierung der Markgräfin Christiane Charlotte Chef der Bauleitung des Markgrafentums und zugleich engster und persönlicher Vertrauter der Markgräfin, wie Andrea Schödl in dem Triesdorfer Heft Sonderdruck Nr. 7 Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau feststellt: „Unter ihm entstanden eine Reihe von repräsentativen Bauwerken, wie zum Beispiel der Umbau der Ansbacher Residenz (1725-1730), das Schloss Unterschwaningen, die Neuanlage des Ansbacher Hofgartens samt Orangerie (1726) sowie der Bau der Roten Mauer um den Tiergarten in Triesdorf (1723).“ (S. 21f.).

Die Orangerie Ansbach. Foto: Kerstin Kerschbaum

Hofgarten und Orangerie als Einheit sieht auch Johann Bernhard Fischer in seinem Werk Anspach – Geschichte und ausführliche Beschreibung. Der Statistiker und somit Aufklärer Fischer teilt im Jahr 1786 mit:

Ansbach Hotel Platengarten -Jägergasse 1 Palais - ehemaliger Eingang zum Hofgarten
Ansbach Hotels -rechts Jägergasse 1 Palais Hotel Platengarten -links: ehemaliger Eingang zum Hofgarten @Hotel Platengarten

„Der Hofgarten hat eine weitläufige Gröse. Er liegt gleich hinter der Jägergasse, und seine im Jahre 1727. geschehene Anlage nähert sich am meisten dem französischen Geschmacke. Die zwischen einer ausserordentlich schönen im Jahr 1724 gepflanzten Lindenallee eingerichtete Mailbahn ist 1550 Schritt lang. In derselben findet man rechts ein auserlesenes Buschwerk von Buchenhecken, links aber, auser einem weitläufigen Parterre zwey artige Lindenwäldchen und zwischen denselben eine sehr zahlreich mit gesunden und sehr großen Bäumen versehene Orangerie, für welche der höchstselige Herr Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ein eigenes kostbares Orangehaus erbauen lies.“ (S. 104).

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In ihrem Buch Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert datiert Ulrike Ankele deshalb den Beginn der Neuanlage des Hofgartens auf das Jahr 1724.

Sie schreibt „Erste Nachrichten über die Neuanlage des Hofgartens stammen aus dem Jahr 1724, als für den Ansbacher und Triesdorfer Garten 4000 Gulden bewilligt werden.“

Ankele bezieht sich dabei auf das Reglement vom 1. Januar 1724, also auf den Haushalt des Markgrafentums Ansbach. Die neuen Linden für Ansbach und Triesdorf also war als erste Maßnahmen für die Neuanlage der markgräflichen Hofgärten in Ansbach und Triesdorf zu sehen.

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Literatur:

Ulrike Ankele, Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert, Ansbach 1990 (=Mittelfränkische Studien Nr. 8 des Historischen Vereins für Mittelfranken e. V.)

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Johann Bernhard Fischer, Anspach. Geschichte und ausführliche Beschreibung, Ansbach 1786 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1986)

H. H. Hofmann/Eugen Schöler, Zocha nachgezeichnet, Nürnberg 1999

Andrea Schödl, Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau, Triesdorf 2009 (=Sonderdruck Nr. 7 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.)

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik

Am Sonntag, 27. August 2023 ist um 19 Uhr ein Barockkonzert in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach.

Die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst aus Freiberg in Sachsen organisiert ein Konzert mit ansbachischer Hofmusik. Das Programm trägt den Titel:

Auf den Spuren barocker Musikentwicklung am Ansbacher Markgrafenhof.

Es spielt das Ensemble Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen.

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Programm stand französische Barockmusik.

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen beim ihrem Konzert vom 13. August 2023 in der Kirche St. Nikolai in Dippoldiswalde. Auf dem Programm stand französische Barockmusik.

Dieses Programm wurde auch in der Kirche St. Marien in Obersulzbach am 25. August 2023 gegeben. Höhepunkt waren dort Les Élémens (Die Elemente) von Jean-Féry Rebel aus dem Jahr 1737.

In Weidenbach steht ein besonderes Musikereignis vor der Tür. Die Organisatorin des Abends, Silvia Martina Möves, hat die Musikalien ansbachischer Komponisten aus den Archiven besorgt und in heutige Noten nach dem Original übertragen. Wir können also heute Abend nagelneue Alte Musik von Komponisten hören, die im 17. und 18. Jahrhundert am Hofe des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gearbeitet und gewirkt haben. Es sind dies Torelli, Pistocchi, Pisendel, Franck und Kleinknecht. Mit dabei sind auch Stücke von Händel und seinem Lehrer Zachow zu Halle an der Saale. Händel besuchte 1716 Ansbach und nahm von dort seinen künftigen Kulturmanager mit, den bisherigen Wollhändler Johann Christioph Schmidt.

Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Silvia Martina Möwes moderiert das Hofkonzert mit ansbachischer Hofmusik in der der Hof- und Pfarrkirche St. in Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.
Die Freiberger Klang-Juwelen in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.

Telemann bei der Bachwoche Ansbach 2023

Die Bachwoche Ansbach feierte in diesem Jahr nicht nur Bach, sondern auch Telemann. Bei dem Concerto am Mittwoch stand das Konzert F-Dur für Blockflöte, Fagott, Streicher und basso continuo von Georg Philipp Telemann auf dem Programm. Was macht Telemann auf der Bachwoche in Ansbach?

Telemann bei der Bachwoche Ansbach 2023  - Ansbacher Bachwoche - hotels ansbach - Hotel Ansbach| Platengarten
Das Concerto vom Mittwoch, 2. August 2023 in der Orangerie zu Ansbach im Rahmen der Bachwoche Ansbach. Es spielte das Kammerorchester La Cetra aus Basel. Solist war Maurice Steger an der Blockflöte. Foto: Elke Walter, Ansbach

Die Sache ist einfach: Es war Georg Philipp Telemann (1681-1767), der in Leipzig das Collegium musicum gründete. Ein Orchester, das sommers wie winters für das Volk Musik machte. Und Johann Sebastian Bach (1685-1750) übernahm in Leipzig eben diesen Klangkörper. Im Sommer im Garten des Gastwirts Gottfried Zimmermann, im Winter in dessen Kaffeehaus. Mit Musik und Tanz steigern Gastwirte heute noch den Bierabsatz!

Das Collegium Musicum zu Leipzig war so erfolgreich, dass es einen eigenen Eintrag im Lexikon erhielt. Unter dem Stichwort Musicum Collegium steht:

MVSICUM COLLEGIVM, ist eine Versammlung gewisser Musick=Verständigen, welche zu ihrer eigenen Übung, sowol in der Vocal- als Instrumental-Musick, unter Aufsicht eine gewissen Directors, zu gewissern Tagen und an gewissen Orten zusammen kommen, und musicalische Stücke aufführen. Derglechen Collegia trifft man an verschiedenen Orten an. Zu Leipzig ist vor allem das Bachische Collegium Musicum berühmt.

Aus: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig 1739, Bd. 22, Seite 761

https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&id=202074&bandnummer=22&seitenzahl=0761&supplement=0&dateiformat=1%27)

Wir können jetzt davon ausgehen, dass dieser Lexikonband über die Leipziger Messe auch seinen Weg nach Ansbach gefunden hat. Denn interessanter Weise wird kurz nach Erscheinen dieses Lexikonbands, 1741 und somit zwei Jahre später, auch in Ansbach ein solches Collegium musicum gegründet. Es spielte ebenfalls im Gasthaus. Wir können uns das also so vorstellen: Die fürstliche Hofkapelle spielt an Sonntagen in der Hofkirche St. Gumbertus zu Ansbach zum Sonntagsgottesdienst. Am Samstag aber spielen dieselben Musiker offenbar schon im Gasthaus zur Post, ebenfalls in Ansbach.

Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Klar, bei der Musik im Gasthaus bekommt man als Musiker einen Teil des Eintritts sowie Essen und Trinken umsonst. Und der Gastwirt zahlt in bar. Ob jetzt die Musik in der Kirche auch bezahlt wurde oder man nur um Gottes Lohn spielte? In der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht jedenfalls heißt es: Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral. Vielleicht ja auch in unserem Fall: Beim Gastwirt gibt es was zu Essen und anderntags in der Kirche dann Lob und Anerkennung von der Obrigkeit, dem Bischof. Der Markgraf von Ansbach war ja auch gleichzeitig Bischof im Markgraftum Brandenburg-Ansbach.