Die Ansbachische Bratwurst ist Kulturgut

Ansbacher Bratwurst Ansbachische Bratwurst mit Kraut Sauerkraut, Historie

ANSBACH-TRIESDORF – Die Haupt- und Residenzstadt Ansbach war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung und der Kultur. Dazu gehörte die Alltagskultur und die Hochkultur. Zur Kultur zählt neben Theater und Konzert ebenso die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken.

Nach dem Staatshaushalt 1798/1799, also in preußischer Zeit (1792-1805), besaß das Fürstentum Ansbach sechs Brauereien als Staatsbetriebe (Werzinger 1993, S. 435).

Bis dato ist die lange Fränkische Bratwurst – im Gegensatz zur kurzen Nürnberger Bratwurst – eine für Franken identitätsstiftende Delikatesse.
Dabei handelt es sich aber eigentlich um die Ansbacher Bratwurst (vgl. Höllerl 2004, S. 37f.).
Nach einer Aufstellung der IHK Nürnberg für Mittelfranken ist das Thema Bier und Bratwurst auf Platz Nummer 3 der „Touristischen Top 20 der Metropolregion Nürnberg“ (IHK Nürnberg 2009, S. 132).
Darin werden die Nürnberger und Coburger Bratwürste, die Oberpfälzer „Bauernzeufzer“ und die Hofer „Wärscht“ gefeiert, die Ansbacher Bratwurst fehlt indes.

Da sie allerdings nicht nach der Stadt Ansbach, sondern nach dem Fürstentum Ansbach benannt ist, sollte die Brauwurst besser Ansbachische Bratwurst genannt werden.

Tatsächlich gibt es die beste Ansbachische Bratwurst in Weidenbach-Triesdorf, hergestellt von der Metzgerei Eder, wie der Autor Heinrich Höllerl in seinem Buch „Die Bratwurst ist eine Fränkin“ findet.

In späten 18. Jahrhundert, also während der Regierung Markgraf Alexanders, wurde im Amt Merkendorf der Krautanbau zur Versorgung der Hofküche in Triesdorf forciert – der Fürst wohnte schließlich im dortigen Roten Schloss und kam nur zu wichtigen Anlässen nach Ansbach.

Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur
Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur

Der Ansbacher Hofmaler Johann Michael Schwabeda fertigte klein-formatige Bilder mit Krautszenen an, wie sie heute im Blauen Schloss Obernzenn im Büro von Rainer Graf von Seckendorff-Aberdar hängen.
Dies geschah offenbar aus propagandistischem Interesse: Beim einfachen Volk sollte die Verarbeitung von Kraut, vor allem zu lagerfähigem Sauerkraut, und letztlich der Anbau von Kraut durch die Bauern, angeregt werden.
Da zur damaligen Zeit von einer hohen Analphabetsquote unter dem einfachen Volk auszugehen ist, waren Bilder für die Bildung der Massen notwendig.
Heute wird noch in Heglau nahe Merkendorf Kraut angebaut und zu Sauerkraut verarbeitet.

Zur Ansbacher Alltagskultur gehörte also Bier, Bratwurst und Sauerkraut (vgl. Sening 1964 [?], S. 28).
Ebenfalls gehört die Breze zum ansbachischen Kulturgut. Am Gregoriustag (12.3.) gewährte die Staatskasse „Bier- und Brezenauslagen“ (Werzinger 1993, S. 384).
In Triesdorf besaß das Fürstentum Ansbach eine Meierei als Staatsbetrieb, der „Triesdorfer Meyerey Deputation“ (Fischer 1986, S. 137). Diese Meierei war für die Milch- und Käseproduktion zuständig.
Heute produziert die Molkerei Triesdorf als Nachfolgerin der markgräflichen Meierei einen Schnittkäse mit dem Namen „Wilder Markgraf“ in Erinnerung an den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der 1740 in Triesdorf mit der Rinderzucht begann.
Diese Triesdorfer Rinderrasse ist bis heute als  Triesdorfer Tiger bekannt – und genießt nach Jahren der Ablehnung wieder die Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Bevölkerung.

Tag des offenen Denkmals zu Triesdorf 2019

TRIESDORF – Auch in diesem Jahr nimmt der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung wieder am „Tag des offenen Denkmals“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz teil. Am Sonntag, 8. September bieten die Geschichtsfreunde eine kleine Wanderung entlang des Verlaufs der Roten Mauer an. Allerdings nicht die komplette Wegstrecke entlang – immerhin acht Kilometer -, sondern nur vom Weidenbacher Tor (zwischen Markgrafenstraße und Triesdorfer Straße) bis zum Ansbacher Tor.an der heutigen B 13. Werner Holzer aus Weidenbach wird auf dem Weg allerlei Wissenswertes berichten. Holzer ist mit dem Triesdorfer Tiergarten und Revier bestens vertraut, ist er doch Jäger im Staatswald zu Triesdorf. Treffpunkt ist am Infozentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten um 14 Uhr. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch Sabine Künzel, die Vorsitzende des Vereins, wird der Spaziergang gestartet.

Im Jahr 1600 wird Schloss und Gut Triesdorf durch den letzten Ansbacher Markgrafen der älteren Linie von den Herren von Seckendorf gekauft. Der Ausbau Triesdorfs beginnt durch den ersten Markgrafen der jüngeren Linie, Joachim Ernst, 1615 mit Fasanengarten und Reiherhaus. Stationen der Erweiterung Triesdorfs zum Jagd- und Landsitz der Markgrafen sind der Palisadenbau als Begrenzung des Jagdreviers 1654 durch Markgraf Albrecht, die Erweiterung des Jagdreviers 1662, 1720 Bau der Ziegelei als Voraussetzungung der Roten Mauer als Einfassung des Tiergartens (Park), das Schöpfhaus als Wohnsitz des Leibarztes des letzten Markgrafen Alexander mit  Blick zur Menagerie und Halt am vermeintlichen Platz des damaligen Leidendorfer Torhauses, ein Geschenk an den Hoflakai Fischer und den geplanten Verkauf,

Wichtiges Thema ist außerdem die Ansbacher Chaussee, der heutigen B 13, mit Zitaten aus Schreiben von 1767 und einer Karte von 1766. Außerdem hat Werner Holzer noch zwei Geschichten zum Wirtshaus, der Parkgaststätte (heute Gaststätte Quasimodo) ausgegraben und berichtet von entflohenem Rotwild. Neuigkeiten hat Werner Holzer auch über die Weiherschneidbacher Röhrenfahrt. Mit dem Bau-Boom in Triesdorf: in der Regierungszeit der Markgräfin Christiane Charlotte (1723-1729) und ihres Sohnes Carl Wihelm Friedrich (1729-1757), heute als „Wilder Markgraf“ berühmt-berüchtigt, mit Falkenhaus 1730 – 1732, Hofkirche 1734 – 1736, Rote Mauer 1724 – 1738 wird auch immer wieder über die Triesdorfer Wasserleitung 1731 – 1738 berichtet.