300 Jahre Hofgarten Ansbach

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Die Schloss- und Gartenverwaltung der Residenz Ansbach feiert im kommenden Jahr 300 Jahre Hofgarten Ansbach.

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Das Festwochenende findet am 8. und 9. Juni 2024 in Ansbach statt.

https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/garten/objekte/ansbach.htm

Der Schwabacher Historiker Eugen Schöler schreibt in seinem Buch Zocha nachgezeichnet über den Hofgarten Ansbach im Beitrag über die Orangerie Ansbach: „1726-1728 nach französischen Vorbildern errichtet. Innenhausbau 1734 durch Leopoldo Retty. Mansarddach wohl J. D. Steingruber. Im Zusammenhang mit der Orangerie wurde von Zocha der Hofgarten neu angelegt.“ (S. 14). Tatsächlich ist die Baugeschichte des Hofgartens untrennbar mit dem Bau der Orangerie verbunden.

Carl Friedrich von Zocha (1683-1749) war unter der Vormundschaftsregierung der Markgräfin Christiane Charlotte Chef der Bauleitung des Markgrafentums und zugleich engster und persönlicher Vertrauter der Markgräfin, wie Andrea Schödl in dem Triesdorfer Heft Sonderdruck Nr. 7 Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau feststellt: „Unter ihm entstanden eine Reihe von repräsentativen Bauwerken, wie zum Beispiel der Umbau der Ansbacher Residenz (1725-1730), das Schloss Unterschwaningen, die Neuanlage des Ansbacher Hofgartens samt Orangerie (1726) sowie der Bau der Roten Mauer um den Tiergarten in Triesdorf (1723).“ (S. 21f.).

Die Orangerie Ansbach. Foto: Kerstin Kerschbaum

Hofgarten und Orangerie als Einheit sieht auch Johann Bernhard Fischer in seinem Werk Anspach – Geschichte und ausführliche Beschreibung. Der Statistiker und somit Aufklärer Fischer teilt im Jahr 1786 mit:

Ansbach Hotel Platengarten -Jägergasse 1 Palais - ehemaliger Eingang zum Hofgarten
Ansbach Hotels -rechts Jägergasse 1 Palais Hotel Platengarten -links: ehemaliger Eingang zum Hofgarten @Hotel Platengarten

„Der Hofgarten hat eine weitläufige Gröse. Er liegt gleich hinter der Jägergasse, und seine im Jahre 1727. geschehene Anlage nähert sich am meisten dem französischen Geschmacke. Die zwischen einer ausserordentlich schönen im Jahr 1724 gepflanzten Lindenallee eingerichtete Mailbahn ist 1550 Schritt lang. In derselben findet man rechts ein auserlesenes Buschwerk von Buchenhecken, links aber, auser einem weitläufigen Parterre zwey artige Lindenwäldchen und zwischen denselben eine sehr zahlreich mit gesunden und sehr großen Bäumen versehene Orangerie, für welche der höchstselige Herr Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ein eigenes kostbares Orangehaus erbauen lies.“ (S. 104).

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In ihrem Buch Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert datiert Ulrike Ankele deshalb den Beginn der Neuanlage des Hofgartens auf das Jahr 1724.

Sie schreibt „Erste Nachrichten über die Neuanlage des Hofgartens stammen aus dem Jahr 1724, als für den Ansbacher und Triesdorfer Garten 4000 Gulden bewilligt werden.“

Ankele bezieht sich dabei auf das Reglement vom 1. Januar 1724, also auf den Haushalt des Markgrafentums Ansbach. Die neuen Linden für Ansbach und Triesdorf also war als erste Maßnahmen für die Neuanlage der markgräflichen Hofgärten in Ansbach und Triesdorf zu sehen.

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Literatur:

Ulrike Ankele, Der Ansbacher Hofgarten im 18. Jahrhundert, Ansbach 1990 (=Mittelfränkische Studien Nr. 8 des Historischen Vereins für Mittelfranken e. V.)

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Johann Bernhard Fischer, Anspach. Geschichte und ausführliche Beschreibung, Ansbach 1786 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1986)

H. H. Hofmann/Eugen Schöler, Zocha nachgezeichnet, Nürnberg 1999

Andrea Schödl, Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau, Triesdorf 2009 (=Sonderdruck Nr. 7 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.)

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik

Am Sonntag, 27. August 2023 ist um 19 Uhr ein Barockkonzert in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach.

Die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst aus Freiberg in Sachsen organisiert ein Konzert mit ansbachischer Hofmusik. Das Programm trägt den Titel:

Auf den Spuren barocker Musikentwicklung am Ansbacher Markgrafenhof.

Es spielt das Ensemble Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen.

Barockkonzert mit ansbachischer Hofmusik Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Die Freiberger Klang-Juwelen gaben ein Konzert mit ansbachischer Barockmusik in der Hofkirche Weidenbach. Foto: Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e.V., Freiberg
Programm stand französische Barockmusik.

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen beim ihrem Konzert vom 13. August 2023 in der Kirche St. Nikolai in Dippoldiswalde. Auf dem Programm stand französische Barockmusik.

Dieses Programm wurde auch in der Kirche St. Marien in Obersulzbach am 25. August 2023 gegeben. Höhepunkt waren dort Les Élémens (Die Elemente) von Jean-Féry Rebel aus dem Jahr 1737.

In Weidenbach steht ein besonderes Musikereignis vor der Tür. Die Organisatorin des Abends, Silvia Martina Möves, hat die Musikalien ansbachischer Komponisten aus den Archiven besorgt und in heutige Noten nach dem Original übertragen. Wir können also heute Abend nagelneue Alte Musik von Komponisten hören, die im 17. und 18. Jahrhundert am Hofe des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gearbeitet und gewirkt haben. Es sind dies Torelli, Pistocchi, Pisendel, Franck und Kleinknecht. Mit dabei sind auch Stücke von Händel und seinem Lehrer Zachow zu Halle an der Saale. Händel besuchte 1716 Ansbach und nahm von dort seinen künftigen Kulturmanager mit, den bisherigen Wollhändler Johann Christioph Schmidt.

Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach. Sie bildet mit Pfarrhaus und dem historischen Schulhaus ein Ensemble. Das Deutsche Schulhaus von 1737 dient heute als Rathaus und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf. Foto: Kerstin Kerschbaum.
Silvia Martina Möwes moderiert das Hofkonzert mit ansbachischer Hofmusik in der der Hof- und Pfarrkirche St. in Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.
Die Freiberger Klang-Juwelen in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach

Miniatur des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach als Falkner

Ansbach, Wilder Markgraf Carl Wilhelm Friedrich Falkner - Ansbacher Kultur, Ansbacher Markgrafen, Ansbach Residenz
Ansbach, Wilder Markgraf Carl Wilhelm Friedrich Falkner – Ansbacher Kultur, Ansbacher Markgrafen, Ansbach Residenz Markgraf Carl Wilhelm Friedrich als Falkner, Museum Zwernitz. Arno Störkel datiert das Bild in seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ auf ca. 1730.

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach war ein großer Falkenfreund. Er war es, der das Falkenbuch Friedrichs II. von Hohenstaufen übersetzen und drucken ließ. Vor einigen Jahren widmete sich das Niedersächsische Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg (Oldenburg) zur Sonderausstellung „Kaiser Friedrich II. (1194-1250)“ dieser Übersetzung des Falkenbuchs.

Das Falkenbuch, obwohl im Original „unauffindbar“ (Anne Möller, S. 31), existiert heute in mindestens 14 Handschriften. Die bekannteste und schönste dabei ist die vatikanische Handschrift aus der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom. Diese Handschrift wurde unter dem Titel „De arte venandi cum avibus“ als lateinische Ausgabe erstmals 1596 in Augsburg gedruckt.

Die erste deutsche Ausgabe erschien im Jahr 1756 in Ansbach, nachdem der Gunzenhäuser Pfarrer Johann Erhard Pacius die Übersetzung aus der gedruckten lateinischen Fassungen besorgte. Wohl guter Lateiner, selbst aber kein Falkenfreund, kannte er die falkerischen Fachbegriffe nicht. Um sich zu helfen, fragte er kurzerhand den Falkner von Gunzenhausen um Rat. Dieser, selbst aus den Niederlanden kommend, kannte auch nicht die deutschen Wörter für die Fachbegriffe.

Also übersetzte Pacius die Fachbegriffe des Originals aus dem Lateinischen ins Flämische. So kommt es, dass heute noch unter Falknern die Fachspache eigentlich flämisch ist. „So hat die erste deutsche Druckausgabe des Falkenbuchs entscheidende Bedeutung für die Fachsprache der Falkner in Deutschland gewonnen.“ (Hans-Albrecht Hewicker, S. 146)

In seinem Aufsatz „Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen“ identifizierte Werner Mühlhäußer wahrscheinlich diesen Falkner. Es war Christian Vorbrugg aus Valkenswaard in Brabant (heute: Noord-Brabant/Niederlande).

Quellen:

Hans-Albrecht Hewicker, Friedrich II. als Figur der Falknereigeschichte im deutschsprachigen Raum, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), Von der Kunst mit Vögeln zu jagen – Das Falkenbuch Friedrichs II. – Kulturgeschichte und Ornithologie, Begleitband zur Sonderausstellung Kaiser Friedrich II. (1194-1250). Welt und Kultur des Mittelmeerraums“ im Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg, Mainz 2008, S. 137-151

Anne Möller, Die Geschichte des Falkenbuches, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), ebenda, S. 29-33

Werner Mühlhäußer, Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen, in: Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (=Triesdorfer Heft Nr. 10 hg. vom Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.). Triesdorf 2018, S. 59-83

Markgraf Johann Friedrich und die neue Politik des Wirtschaftswachstums

Markgraf Johann Friedrich studierte in Straßburg und Genf und bereiste Italien, Frankreich und die Niederlande. Dort machte er sich offenbar mit der neuen Politik des Wirtschaftswachstums vertraut. Denn schon vor Aufhebung des Edikts von Nantes erteilte dieser Markgraf am 7. Mai 1685 dem Tapetenfabrikanten Michel von Claraveux aus Paris die Genehmigung, im markgräflichen Lusthaus zu Hennenbach eine Tapetenfabrikation einzurichten. Dazu gab es noch weitere staatlichen Subventionen wie Privilegien, Befreiung von Steuern und Einquartierungen sowie ein Darlehen (vgl. Haas 1970, S. 156f.).

Somit wird klar, dass die geplante Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich nicht aus Nächstenliebe geschah. Der Markgraf wollte mit den französisch-reformierten Protestanten gleichzeitig Unternehmer und Facharbeiter – und somit neue Industrien! – im Fürstentum Ansbach ansiedeln. Dafür plante er zudem die Erweiterung der Haupt- und Residenzstadt Ansbach um ein neues Quartier, der neuen Auslage.

Tatsächlich, schon wenige Tage nach der Aufhebung der Toleranzfreiheit in Frankreich, gab der Markgraf am 27. Oktober 1685 den Hugenotten das Recht, in Ansbach einen eigenen Prediger anzustellen. Nur wenige Wochen später – am 4. Januar 1686 – erhielten die in das Fürstentum Ansbach eingewanderten Francois de la Reglion Reformée das Recht, eine eigene Kirche zu bauen. Doch daraus wurde nichts.

Der Grund ist einfach: Markgraf Johann Friedrich starb bereits zwei Monate nach dem großem Privileg im Alter von 32 Jahren. Seine Kinder waren noch zu jung für die Übernahme der Regentschaft. Die Vormundschaftsregierung wollte die Réfugiés nicht in Ansbach haben. Offenbar scheuten die ansässigen lutherischen Protestanten die calvinistische Konkurrenz – religiös wie wirtschaftlich.

In seiner Beschreibung des Burggrafentums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach macht Johann Bernhard Fischer hundert Jahre später die Gegnerschaft ungenannter Ansbacher Pfarrer dafür verantwortlich: „Allein die Intoleranz, die damals besonders einigen Geistlichen eigen war, trieb die Unglücklichen doch noch 8. Stunden weiter in eine Landstadt!!“ (Fischer 1790, Bd. 1, S. 64 FN).

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, Ansbach 1790 (Nachdruck Ansbach 2008)
Das zweibändige Buch Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, von Johann Bernhard Fischer aus dem Jahr 1790 als Nachdruck des Verlags Alte Post Ansbach aus dem 2008.

Statt Ansbach, wurde also Schwabach der Standort der neuen Industrien. heißt. Es waren Hugenotten, die insbesondere die Goldschlägerei und Nadelfabrikation von Frankreich nach Franken mitbrachten – und somit im Ansbachischen ansiedelten. Noch heute bezeichnet sich Schwabach stolz als Die Goldschlägerstadt. Im Jahr 2021 feierte die Stadt Schwabach mit großem Aufwand den 300. Geburtstag des Schwabacher Wunderkinds Jean-Philippe Baratier, „Sohn eines reformierten Pfarrers mit französischen Wurzeln“ (Schwabach 2020, o. S.).

Literatur:

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs, Ansbach 1790 (Nachdruck Ansbach 2008)

Karl Eduard Haas, Die Evangelisch-Reformierte Kirche in Bayern, Neustadt an der Aisch 1970

Stadt Schwabach (Hg.), Jean-Philippe Baratier (1721-1740) – Das Schwabacher Wunderkind wird 300, Schwabach 2020, Faltblatt

Geschichte der Landwirtschaftsausbildung in Triesdorf

Am Sonntag, 25. Juni 2023 feiern die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf mit einem Festakt inkl. Festvortrag um 10 Uhr in der Alten Reithalle ihr 175-jähriges Bestehen. Tatsächlich hat die Landwirtschaftausbildung in Triesdorf eine wesentlich ältere Tradition. Im Jahre 1730 – also vor fast 300 Jahren – ließ Markgraf Carl Wilhelm Friedrich vom Brandenburg-Ansbach in Triesdorf ein Gestüt einrichten, zehn Jahre später folgte die Rinderzucht. In der Menagerie wurde eine Geflügelzucht betrieben. Sein Sohn und Nachfolger Markgraf Alexander begründete in Triesdorf später noch eine Schäferei.

Johann Bernhard Fischer berichtet davon in seiner Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach: „Markgraf Carl Wilhelm Friedrich legte im Jahr 1730. die Stuterei und Fohlenzucht an, und führte das Falkenhaus nebst einen neuen Anbau am Schloß, desgleichen die Husarenkaserne und das Menageriehaus auf, und unter der ietzigen beglückten Regierung wird dieser in einer vortrefflichen Lage befindlicher Ort mit iedem Jahr verschönert.“ (Ansbach 1787, Bd. 2, S. 43; Nachdruck 2008).

Während die Pferdezucht eine rein fürstliche Einrichtung war, zielten die Rinderzucht und die Schafszucht auf die bäuerliche Lebenswirklichkeit. Tatsächlich waren Rinder und Schafe für die Landwirtschaft wesentlich bedeutsamer als die Pferdezucht. Rinder und Schafe waren für die Düngung der Wiesen und Felder maßgeblich. Die Pferdeäpfel fand der Bauer als Dünger schädlich. Dies erklärt Johann Friedrich Mayer in seinem Lehrbuch für die Land= und Hauswirthe in der pragmatischen Geschichte der gesamten Land= und Hauswirtschafft des Hohenlohe Schillingsfürstlichen Amtes Kupferzell:

„Also gedacht, und noch dazu genommen, daß das Amt mit keinen Frohndiensten beschwert ist, iedes Dorf und Weiler, kleine Gemarkungen, und darauf gar keine Steine, Steigen oder Berge hat: so verabscheut der Bauer alle Pferde. Kaum ein halb Dutzend Pferde sind in dem Amt zu finden. Man will das Verderben eines Bauren schon daher voraussehen, wann er seine Ochsen abschaffet und sich Pferde ankaufet. Den Pferddung hält man für die Felder nicht nur für wenig nützlich, sondern so gar noch da und dorten für schädlich.

Das Vieh unsrer Bauren bestehet also, wo nicht ganz alleine, doch allezeit hauptsächlich im Rindvieh; dazu kommen bei iedem Hofe, etwa noch 6. 8. 10. oder 12 Schaafe, etliche Schweine. Von diesen beeden ersten Vieharten erwartet der Bauer den wichtigsten Gewinn, und zwar vornehmlich durch den von ihnen abfallenden Dung.“ (Nürnberg 1773, S. 116; Nachdruck 1980).

In Triesdorf ist diese Wertschätzung bis heute ablesbar. Hier werden die Rinderzucht und die Schafszucht zu Lehrzwecken betrieben. Die Pferdezucht hingegen findet in Triesdorf praktisch nicht statt. Lediglich ein Pferdetag, welcher jährlich in der Alten Reithalle als Veranstaltung abgehalten wird, verbindet Praktiker mit Menschen aus der Landwirtschaftsausbildung.

Sommertheater um Markgraf Alexander von Ansbach unter freiem Himmel

ANSBACH – Progressives Sommertheater im konservativem Ansbach unter freiem Himmel.
Das https://www.theater-ansbach.de/ gibt aktuell ein Spektakel über Markgraf Alexander, Mademoiselle Clairon und Lady Craven. Es wird im Alten Posthof getanzt, gesungen, drei Musikerinnen spielen E-Cembalo, Cello und Blockflöte. Und noch dazu wird mit dem Feuer gespielt (wundervoll: Joana Tscheinig).

Wer sich jetzt vorstellt, dass das Ganze nur ein Spaß ist, irrt sich gewaltig. Klar, es ist auch ein Spaß. Es ist aber auch ein Stück Heimatgeschichte. Ein Stück, das einen Politiker auf die Bühne stellt – auch ein Markgraf muss als solcher angesprochen werden -, der seiner Sache nicht gewachsen ist und folglich die Sache hinwirft und die Flucht ergreift.

Lady Craven siegt über Mlle. Clairon

Ob es jetzt die Craven ist, wie es immer wieder heisst und auch im Stück thematisiert wird, die ihm den Verkauf seiner Territorien Ansbach, Bayreuth und Sayn-Altenkirchen an Preußen schmackhaft macht oder gar einredet, muss offen bleiben.

Viel wahreinlicher ist – und das ist das Ergebnis der neuesten Forschung -, dass der Rücktritt als Landesfürst vielmehr die eigene Entscheidung des Markgrafen Alexander selbst war. Die Lady Craven gab nur die günstige Gelegenheit ab. Es ist halt so einfach, sich als Opfer der Umstände zu begreifen und die Verantwortung anderweitig zu deponieren.

Das Spektakel um Markgraf Alexander und seine beiden Mätressen Clairon und Craven – offiziell: C. C. Mätressen. Ein dokumentarisches BaRockmusical – ist keine schwere Kost und liegt nicht schwer im Magen. Im Gegenteil. Es ist wie ein Nachtisch. Eine feine Sache! Allerdings ohne Nachschlag. Eine Zugabe gibt es nämlich nicht. Schade!

Wer mehr sehen will, kann sich noch eine zweite Theaterkarte kaufen und noch einmal das Theater besuchen. Warum nicht? Weitere Vorstellungen sind am 21.,22.,23. und 24. Juli 2022.

Carl-Alexander Mavridis

Fürst Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein im ansbachischen Exil

Ein Beitrag von Günther Grünsteudel, Universität Augsburg

UNTERSCHWANINGEN – Fürst Kraft Ernst (1748–1802; reg. seit 1773) regierte das kleine Fürstentum Oettingen-Wallerstein beinahe drei Jahrzehnte. Neben seiner Leidenschaft, Bücher und Kunstwerke aller Art im großen Stil zu sammeln, machte er vor allem dadurch von sich reden, dass er eine Hofkapelle unterhielt, die unter Musikfreunden wie Kritikern einen klingenden Namen hatte und deren bedeutendster musikalischer Leiter, Antonio Rosetti (1750–1792), zu Lebzeiten auch in den europäischen Musikmetropolen in einem Atemzug mit den wichtigsten Komponisten der Zeit genannt wurde. Zum benachbarten Ansbacher Hof bestanden – nicht nur in musikalischer Hinsicht – enge Kontakte.

Ab der letzten Dekade des 18. Jahrhunderts wurde ganz Europa von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem revolutionären Frankreich und wechselnden Koalitionen der übrigen europäischen Mächte erschüttert („Koalitionskriege“). Seit der Mitte der 1790er Jahre hielten französische Truppen zeitweise beträchtliche Teile Süddeutschlands besetzt. Zweimal sah sich Fürst Kraft Ernst in dieser Zeit gezwungen, außer Landes zu gehen. Beide Male zog er sich auf das Territorium des ehemaligen Fürstentums Ansbach zurück, das Markgraf Alexander (1736–1806; reg. seit 1757) 1791 zusammen mit dem Fürstentum Bayreuth gegen eine lebenslange Pension an Preußen verkauft hatte. Preußen seinerseits war seit dem Baseler Sonderfrieden von 1795 neutral.

Im Frühjahr 1796 überquerten französische Truppen den Rhein und im August standen sie an Oettingen-Wallersteins Westgrenze. Kraft Ernst floh ins sichere, nur wenige Kilometer jenseits der Grenze gelegene Röckingen am Hesselberg, wo er den Rest des Sommers über blieb und mit seiner Familie sowie Teilen des Hofstaats Schloss Schenkenstein bewohnte. Zwar zogen sich die fremden Truppen schließlich wieder zurück, doch was blieb, war die latente Bedrohung und eine politisch absolut instabile Lage.

Im Juni 1800 musste Kraft Ernst noch ein weiteres Mal vor den Franzosen außer Landes gehen. Mehr als zehn Monate bewohnte die fürstliche Familie das ehemals markgräflich ansbachische Schlossgut (Unter-) Schwaningen. Im Oktober komponierte Hofmusikintendant Ignaz von Beecke (1733–1803) eine Messe, auf deren erster Partiturseite er den genauen Entstehungszeitpunkt und die Zweckbestimmung seines neuesten Werkes notierte: „Missa fatta e finita il 22. d‘ottobre 1800 a Schwaning da me Beecke nel tempo de l‘Emigratione. per passar il tempo, e far Essequirla nel ocasione della pace, che desidera tutta La humanitá.“ (Übersetzung: Messe, komponiert und beendet am 22. Oktober 1800 in Schwaningen von mir, Beecke, während der Zeit der Emigration zum Zeitvertreib und um sie aus Anlass des Friedens aufführen zu lassen, den die ganze Menschheit herbeisehnt).

Der ersehnte Friede wurde erst mehrere Monate später Realität. Am 9. Februar 1801 unterzeichneten die Kriegsparteien im lothringischen Lunéville einen Friedensvertrag, der den zweiten Koalitionskrieg beendete und den Frieden von Campo Formio von 1797 bestätigte. Ende April verließ Fürst Kraft Ernst sein Exil in Unterschwaningen und kehrte nach Wallerstein zurück.

Beeckes Missa Solenne ist in der ehemaligen Hofbibliothek, die heute Bestandteil der Universitätsbibliothek Augsburg ist, erhalten geblieben. Einiges deutet darauf hin, dass es zu der vom Komponisten beabsichtigten Aufführung nach Friedensschluss tatsächlich gekommen ist. Ein vollständiger Stimmensatz, geschrieben von dem Wallersteiner Hofkopisten Franz Xaver Link (1759–1825), wird neben Beeckes autographer Partitur in der ehemaligen Hofbibliothek verwahrt. Aufgrund der Tatsache, dass die Mitglieder der Hofmusik nachgewiesenermaßen das fürstliche ‚Exil’ nicht teilten, fand diese Aufführung wohl aber in Wallerstein statt und nicht in Unterschwaningen.

Literatur:

Günther Grünsteudel, Wallerstein – das „Schwäbische Mannheim“. Text- und Bilddokumente zur Geschichte der Wallersteiner Hofkapelle (1747–1825), Nördlingen 2000

Volker von Volckamer, Aus dem Land der Grafen und Fürsten zu Oettingen – Kalenderbilder und Kalendergeschichten, hg. von der Fürstlich Oettingen-Wallersteinischen Gesamtverwaltung, Wallerstein 1995, S. 155.

aus: Günther Grünsteudel, Fürst Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein im Unterschwaninger Exil, in: Johann Schrenk u. a., Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen, Schrenk-Verlag: Gunzenhausen 2009, S. 149-151

Falke und Pferd als Symbole für Politik und Kultur

ANSBACH/TRIESDORF – Von 25. Mai bis 6. November 2022 wird sich die Bayerische Landesausstellung in der Orangerie und der Hofkirche St. Gumbertus zu Ansbach mit dem allgemeinen Thema „Typisch Franken?“ beschäftigen. Neben Bier und Bratwurst und Käse und Wein soll dabei auch der Bauherr dieser beiden markgräflichen Prestigebauten, Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, vorgestellt werden. Markgraf Carl war einer der bedeutendsten Falkner im Europa des 18. Jahrhunderts.

Seit der griechischen Antike ist das Pferd das Sinnbild der realen Macht. Und der reale Machthaber kommt dabei immer auf dem Pferd daher. Der Reiter als Herrscher der Welt. Wir kennen die ikonografische Darstellung etwa Alexanders des Großen auf seinem Pferd Bukephalos. Die Steigerung davon ist die Falkenjagd zu Pferd. Etwa in der Darstellung Königs Konrad der Junge in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse). Die reale Macht, die Politik also, arbeitet somit mit der freien Kultur zusammen und erzeugt dadurch erst ihre Wirksamkeit. Im Gegensatz dazu zog Jesus Christus auf einem Esel in Jerusalem ein, wie es bei den Evangelisten im Neuen Testament steht. Klar, Jesus sagte entsprechend, sein Reich sei nicht von dieser Welt.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach sah sich in der Tradition der wirklich Mächtigen und war ausgestattet mit reichlich Sendungsbewusstsein. Dass er seine beiden Söhne nach dem römischen Kaiser und dem mazedonischen König nannte – August und Alexander – zeigt deutlich diese Tendenz.

Bald nach seiner Regierungsübernahme und Tod der Mutter Christiane Charlotte im Jahr 1729, die ja zusätzlich seine Ober=Bevormünderin war, ließ sich der Markgraf in Triedorf ein Falkenhaus erbauen, um dem traditionsreichen Triesdorfer Falkenhof neues Leben einzuhauchen. Und direkt dem Anwesen gegenüber das Haupt- und Landgestüt Triesdorf zur Zucht edler Pferde. Im Umfeld folgte dann später das Reithaus und – durch seinen Sohn Alexander – der Marstall. Somit siedelte Markgraf Carl zwei Betriebe in dem bisherigen Landsitz seiner Mutter an. Die zahlreichen Bauaktivitäten, die diesen massiven Investitionen folgten, zogen nach Triesdorf und Weidenbach in großer Zahl Handwerker an, die durch die staubigen Baustellen durstige Kehlen bekamen.

Es kam also nicht von ungefähr, wenn sich der Marketender zu Triesdorf in Weidenbach ein Gasthaus baute und es dann zum Falken nannte. Die durstigen Falkner zu Triesdorf tranken ihr Bier im Falken zu Weidenbach. Das Bier dazu kam aus der markgräflichen Schlossbrauerei zu Unterschwaningen, wobei der Bräu tatsächlich die Markgräfin Friederike Louise war. Beim Bier wurde wiederum der nächste Auftrag besprochen – und das sogleich abgeschlossene Geschäft mit einem Schnaps besiegelt. Heute ist diese Art von Politik als bürgernah bekannt. Alles ist Kultur, alles ist Politik.

Der Ansbacher Komponist Johann Wolfgang Franck bei der Bachwoche Ansbach 2021

Es ist das Verdienst der Bachwoche Ansbach 2021, den bedeutenden Ansbacher Komponisten Johann Wolfgang Franck wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gebracht zu haben.

Denn im Rahmen des Festkonzerts zum Jubiläum 800 Jahre Stadt Ansbach am 5. August in der Hofkirche St. Gumbertus interpretierte das Johann Rosenmüller-Ensemble unter der Leitung von Arno Paduch dessen Kirchenlied „Ich habe Lust abzuscheiden“. Franck war tatsächlich ein Ansbacher Landeskind aus Unterschwaningen.

In dem Buch „Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen“ (Gunzenhausen 2009) gibt Michael Granzin den Eintrag im pfarramtlichen Taufregister von Unterschwaningen wie folgt an:


„Anno 1644 Den 12. Junÿ, ist Hannß Wolff H(errn) Martin Franckens Vogts alhie Söhnlein getaufft worden. Testes fuerunt, Wolff Niclaus H. Böttchermeisters zu Anspach Sohn und Hanß Kirhauser, Vogts Viermeßer zu Ober-Schwaningen.“

(Seite 255f. mit Abdruck). Aus seiner Namenskurzform Hans Wolf wurde die höfische Langform Johann Wolfgang.

Markgräfin Sophie, geb. Gräfin von Solms-Laubach kauft Unterschwaningen

Schloss und Dorf Unterschwaningen kamen im Jahr 1630 an die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. Der Voreigentümer Oberst Johann Philipp Fuchs von Bimbach starb im 30-jährigen Krieg auf dänischer Seite 1626 in der Schlacht bei Lutter am Barrenberg, und sein Erbe verkaufte die Unterschwanger Besitzungen an die Markgräfin Sophie, geb. Gräfin von Solms-Laubach, die Witwe des Markgrafen Joachim Ernst, als Vormünderin ihres noch minderjährigen Sohnes Friedrich. Das Geld dazu kam aus der Auslösung der Kitzinger Pfandschaft 1628 aus Würzburg.

Somit kam der Stelle eines Vogts (Verwalters) in der neu in den Bestand gekommenen Ortschaft Schwaningen mit seinem großen Schloss eine erhebliche Bedeutung zu. Der Vater in wichtiger Position konnte dadurch seinem Sohn eine hervorragende Ausbildung zukommen lassen und ihn am Hof unterbringen. 1665 wurde Johann Wolfgang Franck als Kammerregistratur-Adjunktus und 1666 als Hofmusikus in Ansbach angestellt.

Allerdings starb 1667 Markgraf Albrecht nach einem Jagdausflug in Triesdorf. Nachfolger wurde erst 1672 sein Sohn Johann Friedrich. In der Zwischenzeit unternahm Franck eine Reise nach Italien.

Johann Wolfgang Franck wird Operndirektor in Ansbach und Triesdorf

Markgraf Johann Friedrich ernannte Johann Wolfgang Franck zum Hofkomponisten und Operndirektor, der dann eine Hofkapelle mit 23 Musikern aufbaute und für die Oper Tänzer und Sänger engagierte. Aufgeführt wurden die Opern im Ansbacher Lusthaus und in Triesdorf. Für diesen Zweck ließ er in Triesdorf nach französischen Vorbild einen Lustgarten anlegen.

Friedrich Wilhelm Schwarzbeck nennt in seiner Dissertation „Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686)“ (Emsdetten 1939) folgende Werke Johann Wolfgangs Francks, deren Aufführung in Ansbach „fast unbestreitbar nachzuweisen sind“: Glückwünschendes Jagd-Ballet“ (1673), „Gesungene Vorstellung Der unvergleichlichen Andromeda“ (1675), „Der Verliebte Föbus“ (1678) und „Die triumphirende Treue“ (1679).

Die Ansbacher Zeit Francks endete 1679, denn Franck tötete im Affekt seinen Musikerkollegen und Nebenbuhler Paul Ulbrecht, als er ihn wieder bei seiner Frau antrifft – im Wochenbett. Franck flüchtete noch in derselben Nacht und ging nach Hamburg. Zwischen 1682 und 1685 war er dort Domkantor und schrieb für seinen Arbeitgeber Kirchenlieder und für die Oper am Gänsemarkt Singspiele und Opern. Ab 1690 veranstaltete er in London Konzerte, komponierte dazu wohl auch die Musik.

Tatsächlich gibt es eine direkte Verbindung von Johann Wolfgang Franck zu Johann Sebastian Bach, wie Michael Granzin 2009 feststellt:

„Interessant anzumerken aber ist, dass Johann Sebastian Bach das Franck-Lied >Die bittre Trauerzeit< bearbeitet und in eines seiner Werke mit eingebracht hat.“ Hoffen wir, dass die Bachwoche Ansbach bis zur nächsten Auflage des Ansbacher Musikfests uns diese beiden Versionen gegenüberstellt und somit weiterhin die Ansbacher Musikgeschichte sich zu eigen macht.

Literatur:

Bachwoche Ansbach 2021, Festkonzert zum Jubiläum 800 Jahre Stadt Ansbach am Mittwoch, 5. August, Programmheft

Matthäus Merian, Topographia Franconiæ, Kassel und Basel 1968 (Faksimile der 2. Ausgabe, wohl von 1656)

Günther Schmidt, Die Musik am Hofe der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Kassel und Basel 1956

Günther Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1980

Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686), Emsdetten 1939

Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung, Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen, Gunzenhausen 2009

Ebenda, Triesdorf in Weidenbach, Gunzenhausen 2006

Collegium Musicum Ansbach 1741 und die Bachwoche Ansbach 2021

bachwoche 2021 vor dem Konzert - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente

ANSBACH/TRIESDORF – Noch bis zum kommenden Sonntag, 8. August 2021 ist Bachwoche in Ansbach. Als Referenz an die Stadt Ansbach und das diesjährige Jubiläum 800 Jahre Stadtnennung von Onolzbach oder Onoldisbach organisiert die Bachwoche in diesem Jahr am Mittwoch, 4. August 2021 einen Ansbach-Tag.

Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach
Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 – Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach

In der Ankündigung schreibt die Bachwoche auf ihrer Homepage: „Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach unterhielten eine Hofkapelle. Wie jeder Hof im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und derer gab es viele! Repräsentation, Unterhaltung, Kirchenmusik – die Aufgaben waren vielfältig und erforderten viel Musik. Ihre beste Zeit erlebte die Ansbacher Kapelle unter Markgraf Johann Friedrich zum Ende des 17. Jahrhunderts. Einen prächtigen Einblick in diese Wunderwelt gibt dieses repräsentative Konzert zum Abschluss des Ansbach-Tages.“

Die Ansbacher Hofmusik erwähnt Karl Heinrich Ritter von Lang in „Ansbachs Jubeljahre oder oder wie hat Ansbach, Stadt und Land, vor etwa hundert Jahren ausgesehen?“. Der Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Jahr 1833 als Beilage zum dritten Jahresbericht des historischen Vereins für den Rezatkreis (heute: Historischer Verein für Mittelfranken) und 1848 als eigenes Buch in Heftform veröffentlicht:

Seit 1739 wurde durch die fürstliche Hofkapelle die Kirchenmusik eingeführt, wozu der Stadt= und Stiftskantor Johann Samuel Ehrmann der Gemeinde zum Mitsingen die gedruckten Texte lieferte.

Seit dem 9. September 1741 begann in einem Saal des Gasthauses zur Post alle Sonnabend Nachmittag ein musikalischer Verein, Collegium Musicum genannt, mit 15 Kreuzer Eintrittsgeld. Ein Kapellmeister Bümler führte bei der Vermählung des Markgrafen 1729 eine stattliche Serenade, der Kapellmeister Friedrich Johann Meyer 1757 die Trauer=Cantate auf; noch wird genannt ein Kammermusicus Johann Friedrich Hummel und ein Hummel jun., Köhler, Kießler, Carl, Weichart, Arzt, im Jahr 1757 unter den 12 Kammermusikern auch Kiesewetter.

Ein berühmter Orgelbauer war Prediger in Ansbach; der Organist Vetter zu Ergersheim verfertigte Davidsharfen“. (Lang 1848, S. 44. Abkürzungen sind hier ausgeschrieben).

Somit existierte in Ansbach neben der Hof-, Kammer- und Kirchenmusik auch eine Bürgermusik. Schon 1701 gründete Georg Philipp Telemann in Leipzig das Collegium musicum. In Ansbach war allerdings nicht ein Gastronom der Träger, sondern ein eigens dafür gegründeter Verein – wohl auch, um das wirtschaftliche Risiko auf breitere Schultern zu verteilen. Vorbild war in beiden Fällen wahrscheinlich London. „Etwa von 1650 an begann man [in London] auch in Tavernen >Consort-Rooms< zum >Entertainment< mit einer >box for ter musicians< neben den in diesen Etablissements üblichen Tischen und Stühlen einzurichten.“ (Salmen 1988, S. 22).

1701 wurde in London außerdem die „Academy of Ancient Music“ als Konzertverein gegründet (ebendort, S. 68). Für „die bürgerliche Variante höfischer Tafelmusik“ (zit. nach Christoph Wolff), wie im Programmheft zum Orchesterkonzert 1 der Bachwoche Ansbach 2021 steht, schrieb Johann Sebastian Bach seine vier Ouvertüren, wobei die Bachwoche jetzt davon die Suiten Nr. 2 (mit dem berühmten Flöten-Solo im Schlusssatz), Nr. 3 (mit dem bekannten zweiten Satz Air) und Nr. 4 vorstellte und durch das Basler Barockorchester „La Cetra“ pausenlos und umjubelt interpretieren ließ.

Der Bericht „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ des Ritter von Lang ist bis heute eine bedeutende Quelle für die Zeit während der Regierung des Markgrafen Carl Wilhlem Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1729-1757). Unter der Regierung dieses Markgrafen wurde die Haupt- und Residenzstadt Ansbach erheblich ausgebaut und umgestaltet und nimmt deshalb einen dominierenden Teil in diesem Aufsatz ein. Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgbung, der sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht hat,„die Geschichte und das Kulturgut der ehemaligen markgräflichen Sommerresidenz Triesdorf und ihrer Umgebung zu erforschen und zu pflegen“, bereitet aktuell eine Neuausgabe mit Einführung und Kommentierung vor.

Quellen:

Bachwoche Ansbach, https://www.bachwoche.de/de/programm/konzertkategorien/festkonzert.html (Zugriff vom 3.8.2021)

Andreas Bomba, Programmheft Orchesterkonzert 1, Bachwoche Ansbach 2021

Karl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1848

Walter Salmen, Das Konzert. Eine Kulturgeschichte, München 1988

Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente