Thema der Bayerischen Landesausstellung in Ansbach: Ansbach-Preußen

Die Bayerische Landesausstellung 2022 in Ansbach wird sich dem Thema Ansbach-Preußen widmen. Ab dem 25. Mai in der Orangerie der Haupt- und Residenzstadt Ansbach (bis 06. November).

Friederisiko hieß 2012 eine große Ausstellung zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen in Potsdam. Dabei wurde damals das Thema Preußen-Ansbach gestreift. Wenngleich nur ganz kurz und mit schroffem Kommentar. Ein Bild von Markgraf Alexander – und noch dazu nur eine Kopie nach einem Bild des Ansbacher Hofmalers Friedrich Gotthard Naumann – musste genügen.

ALEXANDER, regierender Markgraf zu Anspach-Bayreuth, Porträt. Brustbild mit Kopftuch im Oval. Kupferstich von D. Berger 1784.
ALEXANDER, regierender Markgraf zu Anspach-Bayreuth, Porträt. Brustbild mit Kopftuch im Oval. Kupferstich von D. Berger 1784. Ausschnitt. Größe im Original 9,5 x 5,5 cm. Wahrscheinlich ein Souvenirbildchen zum Einkleben in ein Album.

Dazu folgender Text: „Der Markgraf aus der fränkischen Linie der Hohenzollern ist ein Neffe Friedrichs. Gerne weilt er monatelang in Berlin. 1769 ist er gleich zweimal im Neuen Palais. Das Regieren liegt ihm nicht, und 1791 verkauft er seine Länder an Preußen.“

Jetzt, zehn Jahre später, gibt es in Ansbach die Chance, dieses sehr schräge Geschichtsverständnis zum Thema Ansbach-Preußen gerade zu ziehen. Ob allerdings die Landesausstellung in Ansbach dieses Thema intensiv bearbeiten wird, ist noch nicht geklärt. Wir werden sehen: Ab dem 25. Mai in der Orangerie der Haupt- und Residenzstadt Ansbach (bis 06. November).

Es stellt sich natürlich die Frage, wie der Markgraf Alexander, obwohl ihm wenig an Politik lag, wie in Potsdam 2012 behauptet, es fertigbrachte, dann seine Länder, also die Fürstentümer Ansbach, Bayreuth und die Grafschaft Sayn-Altenkirchen im Westerwald, an Preußen zu verkaufen. Ist denn dieser Verkauf selbst keine Politik? Klar, immer noch hält sich die Behauptung, hauptverantwortlich für die Abdankung sei seine englische Mätresse Lady Craven.

So schreibt Dr. Günther Schuhmann 1956: „Ausschlaggebend aber war letztlich der beherrschende Einfluß der eigennützigen Lady Craven auf den Fürsten. Sie schürte in ihm Übrerdruß und Unzufriedenheit an der Regierung und nährte den Gedanken an einen geruhsamen und glücklichen Lebensabend in England.“ Es wäre jetzt an der Zeit, diese Frage in der Öffentlichkeit im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung intensiv zu diskutieren.

Quellen:

Günther Schuhmann, Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth 1736-1806, Ausstellungskatalog, hg. von der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen/Bayerisches Staatsarchvi Nürnberg, Ansbach 1956, S. 32: X. Abdankung, letzte Lebensjahre in England, Tod

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hg.), Friederisiko – Friedrich der Große, Begleitheft zur Ausstellung, Berlin 2012, Nr. 110: Christian Friedrich Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach.

Markgraf Alexander und seine Lust zu jagen und zu reiten

Beitrag von Arno Störkel, Würzburg

Markgraf Alexander [von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth], der sich zu Recht wegen seines aufgeklärten und seinen Ländern so wohltuenden Regierungsstils bekannt war, stellte die Jägerei – speziell die von ihm wieder zum Leben erweckte Parforcejagd – jahrzehntelang so sehr in den Mittelpunkt seines Lebens, dass das schon die Zeitgenossen verwirrte: es ließ sich mit der so rühmlich an den Tag legenden Milde der jetzigen Regierung nicht zusammen reimen. (Über die Hegung des Wildes im Ansbachischen, in: Journal von und für Deutschland, 1784, Heft I, S. 107ff., S. 110).

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Der Paravent aus dem Museum Ansbach

Ausländischen Politikern gegenüber charakterisierte man ihn mit seiner amour de la chasse (Brief Christoph Ludwig von Seckendorff v. 10.11.1757), was für die Zeit nichts Besonderes war; dass er missvergnügt war, wenn eine vorgehabte Jagd ausfallen sollte, wohl auch nicht. Die von einem kaiserlichen Gesandten konstatierte hefftige und alleinige Beschäftigung mit Jagen und Reiten (Bericht Widmann v. 2.8.1766) in seinem jüngeren Jahren muss indes so ausgeprägt gewesen sein, dass sie auch andere Beobachter eines nicht langen Lebens des Herrn Marggraf von Ansbach (Bericht Montmartin v. 4.2.1769) fürchten ließ.
Nach der Extraktion eines Zahnes 1769 – im 18. Jh. weiß Gott keine Kleinigkeit – ging er sogleich auf die Parforcejagd: und darauf waren … die schmerzen Vorbey (Notiz Reitzenstein v. 9.10.1769). Diese Besessenheit legte sich indes mit der Zeit allmählich; daß er sein voriges wildes JägerLeben abgeändert (Bericht Hartig v. 15.9.1768) darf zumindest für die Siebziger Jahre gelten.

Die Parforcejagd als Selbstzweck für einen großen Herrn

Bei der Parforcejagd ging es – ein wenig wie bei der Falkenjagd – an sich nich um die Beute, sondern die Verfolgung des Tieres hatte sich zum Selbstzweck entwickelt: allein und einzig zu einem grossen Palisir und Staate eines grossen Herrn. Das Beutetier war ein Hirsch oder ein Wildschwein, es ging also um die Hohe Jagd, exklusives Privileg des Landesherren und eines seiner wichtigsten Statussymbole überhaupt. Ein moderner Beobachter meint gar, die Jagd sei das einzige Recht gewesen, mit dem der Landesherr auf sämliche Untertanen einwirken konnte.

Diese Jagdform, am französischen Hof erfunden und deshalb auch französische Jagd genannt, wurde schon bald in verschiedenen Territorien des [Heiligen Römischen] Reichs [deutscher Nation] kopiert, zunächst in Celle 1670, in Bayern kurz darauf. Unter anderem waren es Kursachsen, Anhalt-Dessau, Württemberg, und Ansbach, die ebenfalls früh – auf Grund persönlicher Vorlieben der Herrscher – eine solche Jagd einrichteten. Sie galt als dem Zeitgeschmack entsprechend und dem in jeder Hinsicht verpflichtenden Vorbild Versailles gerechtes, als teures und damit exklusives Vergnügen (… für viele zu kostbar …), das in jeder Hinsicht dem Selbstwertgefühl von Veranstaltern und privilegierten Teilnehmern entsprach – Einen Hirsch als ein tapferes und edles Thier in freyem Felde aus heroischem Gemüthe par Force zu erlegen.

Aus: Arno Störkel, Fürstliche Jagd im barocken Franken, Verlag C. u. C. Rabenstein: Bayreuth 2012, S. 4 (oben) u. 14 (unten)