Zum 225. Geburtstag von August Graf von Platen-Hallermünde hatte das Theater Ansbach ein Rezital in den Spielplan aufgenommen. Die Veranstaltung fand am 17.10.2021 unter dem Titel „Leben. Liebe. Lieder. 225 Jahre August von Platen. Ein musikalisch-literarisches Fest“ in Ansbach statt.
Direkt vor dem Haus der Volksbildung Ansbach, in dem das Theater seine Spielstätte hat, steht das Denkmal für den Ansbacher Dichter. Die Regie hatte Paul Sonderegger. Mit dabei waren Christian Wagner (Gesang) und Arno Lücke am Klavier.
Hier das nach Paul Sonderegger heute bekannteste Gedicht von August Graf von Platen (* 24. Oktober 1796 in Ansbach, + 5. Dezember 1835 in Syrakus/Sizilien):
DER PILGRIM VOR ST. JUST
24. Februar 1557
Nacht ist‘s, und Stürme sausen für und für./Hispan‘sche Mönche, schließt mir auf die Tür!
Laßt hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt,/der zum Gebet euch in die Kirche schreckt!
Bereitet mir, was euer Haus vermag,/ein Ordenskleid und einen Sarkophag!
Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein!/Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein.
Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt,/mit mancher Krone ward‘s bediademt.
Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt,/hat kaiserlicher Hermelin geschmückt.
Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich/und fall‘ in Trümmer, wie das alte Reich.
Es wäre schön, wenn dieser Liederabend ebenfalls in Syrakus gegeben werden könnte. Denn dort steht auch ein Denkmal für den Dichter aus Ansbach.
Am Freitag, 30. Juli 2021 beginnt die diesjährige Bachwoche in Ansbach mit einem evangelisch-lutherischen Festgottesdienst in St. Gumbertus.
Es war Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der seinem Hofbaumeister Hofbaudirektor Leopoldo Rettÿ 1736 den Auftrag erteilte, die Stiftskirche in eine Pfarr- und Hofkirche umzubauen.
Zur Einweihung zwei Jahre später am 30.11.1738 steuerte der Hoch=Fürstlich=Onolzbachische Capellmeister Georg Heinrich Bümler eine Festkantate bei, deren Noten allerdings – da nicht gedruckt – untergegangen sind.
Dieser Hofkapellmeister Bümler ist auch das Verbindungstück zwischen Bach und Ansbach. Denn Johann Sebastian Bach war – im Gegensatz zu seinem heute ebenso berühmten Zeitgenossen Georg Friedrich Händel – selbst nie in Ansbach.
Als 1790 in Hamburg die „Bildniß-Sammlung“ aus dem Besitz von Carl Philip Emanuel Bach zum Verkauf angeboten wurde, fand sich auch der Kupferstich von Georg Heinrich Bümler im Angebot. In seinem Buch „Bach in Ansbach“ kommt Hans-Joachim Schulze auf Seite 141 deshalb zu folgender Schlussfolgerung: „Nicht auszuschließen ist, daß das Exemplar des von Johann Christoph Sysang (1703-1757) nach einer Vorlage von Johann Christian Sperling (1691?-1746) gefertigten Kupferstichs, einer Darstellung, über deren Lebensechtheit [Lorenz Christoph] Mizler sich am 12. Dezember 1746 lobend äußerte, aus dem Nachlaß [des Vaters] Johann Sebastian Bach stammte.“
Georg Heinrich Bümler ist heute in Ansbach fast vergessen. Zu seinen Lebzeiten allerdings war er eine wichtige Persönlichkeit, schaffte er es doch in das „Musikalische Lexikon“, welches von Johann Gottfried Walther 1732 in Leipzig herausgegeben wurde.
Dort steht: „Bümler (George Heinrich) Hochfürstlicher Anspachischer Capellmeister, ist ein berühmter Acteur, wie er denn schon An[no] 1699 in dem zu Anspach aufgeführten Dramate, genannt: le Pazzie d’Amore e dell’ Interesse, den Lindauro agiret.“ (Eintrag abgedruckt bei Schulze 2013, S. 135). Sicher, Ansbach war mit seiner markgräflichen Hofkapelle selbst eine bedeutende Musikstadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Wie konnte Ansbach in dem Lexikon dann fehlen?
2021 gibt die Musik wieder eine Woche lang mit Johann Sebastian Bach in Ansbach den Ton an (bis Sonntag, 8. August).Dazu gibt es in diesem Jahr ein umfangreiches Programm, leider nicht in gedruckter Form. Zwar ist dies im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung auf der Höhe der Zeit.
Jedoch verzichtet die Bachwoche Ansbach damit auf Präsenz in Stadt und Land und darüber hinaus. Aber klar, wir leben in Zeiten von Covid-19 und erleben überall noch die Einschränkungen durch die Corona-Epidemie. Und Kosten für das Marketing fallen in Krisenzeiten immer zuerst dem Rotstift zum Opfer. Dennoch wäre ein Heft für Gäste und Gastgeber, für Bürger und Gesellschaft, für Helfer und Veranstalter, für Politiker und Kulturschaffende angemessen gewesen, um etwas Festes in der Hand zu haben.
Bereits ausverkauft sind die Highlights der diesjährigen Saison: das Chorkonzert mit dem Dresdner Kammerchor in der Klosterkirche Heilsbronn (= Grablege der Burggrafen von Nürnberg, seit 1415 auch Markgrafen von Brandenburg) und das Orchesterkonzert mit dem La Cetra Barockorchester Basel in der Orangerie Ansbach.
300 Jahre Brandenburgische Konzerte
Die sechs „Brandenburgischen Konzerte“ wurden bereits zur Ansbacher Bachwoche 2019 gegeben. Eine Wiederholung in diesem Jahr hätte sich unbedingt angeboten. Denn 1721 – also von genau 300 Jahren – schickte Johann Sebastian Bach sechs Orchesterwerke an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, dem Bruder des preußischen Königs und somit Onkels der Ansbacher Markgräfin Friederike Louise. „Es gibt kein Zeugnis, ob der [Berliner] Markgraf diese für seine Musiker vielleicht zu anspruchsvollen Werke aufführen ließ, ebensowenig darüber, ob er Bachs mit besonderer Sorgfalt hergestellte Partiturabschrift der „Brandenburgischen Konzerte“ – wie man sie heute nennt – überhaupt vergütet hat.“ (Petzoldt 1959, S. 23) Leider wissen wir auch nicht, ob die Werke mit Bachs Originaltitel „Six Concerts avec plusieurs instruments“ nicht vielleicht von der Hofkapelle in Ansbach gespielt wurden. Die Chance, die Brandenburgischen Konzerte von Bach im Jubiläumsjahr in den Mittelpunkt der Bachwoche von Ansbach zu stellen und mehr über die Verbindungen in Erfahrung zu bringen, hat man leider verpasst.
Alles ist Kultur, alles ist Politik
Alles ist Kultur, alles ist Politik. Es wird sich zeigen, ob auch in Zukunft die Musik in Ansbach ihren Platz behaupten kann – und für Ansbach wichtig bleibt. Tatsächlich wird jeder Bachwöchner in diesem Jahr ein Demonstrant für Hochkultur in Ansbach sein. Ich wünsche jedem Gottesdienstteilnehmer und jedem Konzertgast viel Spaß und höchsten Genuss mit Bach & Co.
Literatur:
Attila Csampai/Dietmar Holland, Der Konzertführer, Reinbek bei Hamburg 1996
Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gumbertus Ansbach (Hg.), 250 Jahre Barocke Kirche St. Gumbertus, Ansbach 1988
Richard Petzoldt, Georg Friedrich Händel, Leizig 1955
Derselbe, Johann Sebastian Bach, Leipzig 1959
Hans-Joachim Schulze, Bach in Ansbach, Leipzig 2013
Zum 300. Geburtstag von Johann Peter Uz (3.10.1720-12.5.1796) zeigt das Markgrafenmuseum Ansbach eine Sonderausstellung zu Leben und Werk des deutschen Dichters und markgräflichen Juristen in Ansbach
ANSBACH/TRIESDORF – Als die Lady Craven ihren Sieg über ihre Rivalin Mademoiselle Clairon um die Gunst des Markgrafen Alexander als Erste Mätresse feierte, musste natürlich das Volk eingeladen werden und zuschauen. Diese Siegesfeier fand am 23. Juli 1787 in Triesdorf statt – dem markgräflichen Jagd- und Landsitz – und war als Volksfest angelegt. Eine Aufführung des Hoftheaters Triesdorf samt Hofkapelle Ansbach mit dem Stück La Partie de Chasse de Henri Quatre (Die Jagdlust Heinrich IV) des französischen Schriftstellers Charles Collé lieferte dazu den Anlass.
Das Stück wurde in der Originalsprache Französisch gegeben, denn Französisch war im 18. Jahrhundert die Sprache bei Hofe. Um aber auch das Volk einzubeziehen, wurde es um ein deutsches Vorspiel ergänzt. Das Lied zu dieser Volksarie dichtete der aus Ansbach stammende und in Ansbach wohnende reichsweit bekannte Dichter und Jurist Johann Peter Uz.
Damit auch im gesamten Heiligen Reich Deutscher Nation davon Notiz genommen wurde, bestellte die Craven gleich noch einen Journalisten, um über die Veranstaltung im Triesdorfer Heckentheater zu berichten, was dieser dann auch fleißig für das Journal von und für Deutschland tat. Die Bekanntheit von Uz wusste also die Craven geschickt für sich zu nutzen.
Unser Landesvater jagt, Wie die Edlen pflegen, Doch des Volkes Liebe zagt Seines Fürsten wegen. Huldreich strahlt sein Angesicht, Und wie Gottes Sonne Ist es auch der Armen Licht, Und verbreitet Wonne. Helfen will er jedem gern, Keinen gern betrüben, Diesen lieben, guten Herrn, Wer sollt’ ihn nicht lieben.
Dieses Gedicht wird heute allgemein als läppisch bezeichnet und somit abgetan. Der Romanist Titus Heydenreich schreibt etwa in seinem Aufsatz Französische Geschmackskultur am Ansbacher Hof: „Hätte Johann Peter Zu zeitlebens nur solche Gedichte geschrieben, dann hätten Germanisten heute weniger zu tun. Uz jedoch steht und stand im Ruf eines verdienten Poeten und Juristen dazu, und was er sich gegenüber der am Ort eh’ Zugereisten leistete, grenzte an Boykott.“ Dabei wird allerdings die tatsächliche Bedeutung und Tragweite des Gedichts verkannt und zeigt zugleich eine Unkenntnis der wahren Verhältnisse. Das Gedicht war nicht für die Lady Craven bestimmt, sondern für das Volk. Das Volk wird an den Hof des Markgrafen Alexander geladen, der landesweit bekannt deutsche Dichter Uz liefert den Text eines Lobgesangs auf den Markgrafen Alexander dazu – auf Deutsch, damit das Volk auch den Inhalt versteht – und das Ganze wird von der englischen Lady Elizabeth Craven organisiert und durchgeführt: Ein Fest für das Volk, eine Oper für den Hof, ein Ereignis für die Welt!
Literatur: Ernst Rohmer (Hg.) et al, Dichter und Bürger in der Provinz, De Gruyter: Berlin 2013 (Nachdruck) August Sauer (Hg.), Johann Peter Uz – Sämtliche Poetische Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1964
Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar (*2.9.1709 Obernzenn – +22.12.1781 Obernzenn)
Markgraf Carl, heute bekannt als der Wilde Markgraf – sogar ein Käse der Lehrmolkerei Triesdorf heißt so -, war ein großer Freund der Falkenjagd. Als sein Schwiegervaters 1730 zu Besuch im Fürstentum Ansbach war, präsentierte sich der Markgraf dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. als ausführender Falkner einer spektakulären Falkenjagd, die an damals längst vergangene byzantinische Verhältnisse erinnern lässt.
Im Schlepptau des Königs mit dabei war nicht nur der Kronprinz Friedrich, sondern auch der gute Freund des Königs, Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff-Gutend und dessen Neffe, Vertreter und potenzieller Nachfolger Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar.
Friedrich Heinrich von Seckendorff stand als kaiserlicher Botschafter am preußischen Hof in Berlin tatsächlich in österreichischen Diensten und berichtete an den Hof Kaiser Carls VI. in Wien.
1731 wird Christoph Ludwig von Seckendorff als österreichischer Gesandtschaftssekretär bei seinem Onkel in Berlin. Als 1734 Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff neuer Gouverneur der Festung Mainz wird, steigt Christoph Ludwig von Seckendorff zum Titularhofrat auf, ein Jahr später nach Vorschlag des Königs Friedrich Wilhelm I. gar zum Ritter der Johanniter in Sonnenburg geschlagen und mit der Kommende Lietzen belehnt. Sicher, Christoph Ludwig wurde nicht Nachfolger seines in Berlin, sondern blieb weiterhin Sekretär des Gesandten bis zu seiner Entlassung 1737.
Die große Aufgabe des Christoph Ludwig von Seckendorff lag allerdings nicht in Berlin, sondern in Ansbach. Tatsache ist jedenfalls, dass der junge Seckendorff am 23. Feburar 1736, also sechs Jahre nach der großen Falkenjagd und einen Tag vor der Geburt des Markgrafen Alexander, Markgraf Carl wieder in Triesdorf besuchte und mit ihm das Abendessen verspeiste. Seckendorff-Aberdar schreibt in sein Geheimtagebuch (Journal Secret): „23me. [=23. Februar 1736] Je vais par Ansbach à Triesdorf où je dine et soupe avec Margrave.“
Interessant ist immerhin, dass jetzt ein anderer Onkel, Christoph Friedrich Freiherr von Seckendorff, die Karriere des jungen Seckendorff befördert, indem er unmittelbar nach dem Abendessen mit dem Markgrafen die markgräfliche Politik in Ansbach mit ihm bespricht. Christoph Ludwig schreibt in sein Tagebuch direkt im Anschluss unter den obigen Eintrag: „Discurs mit meinem Onkel, dem Geheimen-Raths-Präsidenten.“ Christoph Friedrich ist seit 1735 vorderster Geheimer Minister am markgräflichen Hof in Ansbach. Schon seit 1732 wird Christoph Ludwig von Seckendorff in Rathausschachen aus Ansbach „konstant von Bürgermeistern und Räten aufgesucht“ (Bahl 1974), sodass der Neffe wohl versteht, was sein Ansbacher Onkel ihm zu sagen hat. Christoph Ludwig von Seckendorff erlebt nach seinem Arbeitsessen mit Markgraf Carl in Triesdorf des Jahres 1736 jedenfalls eine steile Karriere am Ansbacher Hof, aber nicht sogleich.
Die „Ära Seckendorff“ (Störkel 2017) in Ansbach beginnt erst Ende des Jahres 1738. Er wird Oberamtmann und Obervogt von Ansbach. Inwieweit das berühmte Gemälde des preußischen Hofmalers Antoine Pesne aus dem Jahr 1737, welches heute in der Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg gezeigt wird, als Bewerbungsbild für Ansbach diente, bleibt Spekulation. Jedenfalls lässt sich der junge Seckendorff „in beinahe fürstlicher Pose und Gewandung porträtieren“ (Störkel 2017).
1739 konnte er „durch markgräfliche Gunst ein Haus in der Nähe des Ansbacher Schlosses erwerben und zu einem repräsentativen Stadtplalais umgestalten.“ (Schoeneck 1997). 1743 ist das Projekt Umbau abgeschlossen, denn jetzt erscheint in den Akten das Wohnhaus in der Ansbacher Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße), welches er aber schon 1750 wieder verkaufen wird (Gerhard Rechter 1997).
Interessant ist, dass der Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ im November 1743 ein eigenes Wohnhaus in der Jägergasse errichtet, viel näher am Schloss als das Seckendorffsche Palais.
Es ist wohl kein Zufall, dass Rettÿ dieses Haus, welches heute in Ansbach „Retti-Palais“ genannt wird, im März 1749 an „den Geheimen Minister und Obervogt von Ansbach, Freiherrn von Seckendorff“ (Scholl 1930) verkaufte. Das neue Wohnhaus ensprach also viel mehr einer hochfürstlichen obervogteilichen Wohnung als das bisherige. „1747 hält sich Christoph Ludwig von Seckendorff 8 Wochen auf seinen Gütern in Obernzenn auf. Während dieser Zeit geht täglich eine Ordonnanz dorthin, die ihm über alle Vorgänge in der Stadt auf dem Laufenden hält und seine Befehle vermittelt.“ (Bahl 1974).
Die glänzende Karriere in Ansbach endete 1756. „Am 4. Mai 1756 reichte Christoph Ludwig von Seckendorff, mittlerweile gesundheitlich stark angegriffen, seinen Abschied aus ansbachischen Diensten ein.“ (Schoeneck 1997).
Der Abschied aus Ansbach kam nicht aus heiterem Himmel. Schon am 5. Februar 1756 erteilte Seckendorff dem Ansbacher Hofschreiner Samuel Erdmann Beyer den Auftrag, den bisherigen „Eß-Saal“ des Blauen Schlosses in Obernzenn zu einen „Bilder-Saal“ umzubauen. Dass es sich in Obernzenn nicht nur um einen Bildersaal mit Familenbezug handelt, sondern um ein bedeutendes Denkmal, welches Christoph Ludwig in das Zentrum einer bedeutenden und einflussreichen Familie inszeniert, zeigt das Buch „Der Bildersaal im Blauen Schloss zu Obernzenn“ (1997) von Edith Schoeneck eindrucksvoll.
Die dazugehörigen Bilder, Portraits der beiden Familien Seckendorff und Gronsfeld-Diepenbrock, stammen dabei aus dem Ansbacher Stadtpalais. „Das Inventar wird als Anspach Inventarium über die hochfreyherrliche Seckendorffsche Meubles in Anspach bezeichnet, womit das Inventar des Stadtpalais in der ‚Jägergassen’ (heute: Bischof-Meiser-Straße) gemeint war, das Seckendorff als Ansbacher Obervogt bewohnte.“ (Schoeneck 1997).
Seit 1739 war Christoph Ludwig von Seckendorff mit Wilhelmine Charlotte von Seckendorff, geb. Gräfin von Gronsfeld-Diepenbrock verheiratet. Finanziell war der Privatier abgesichert. „Im Jahre 1750 wurde ihm die Stelle und das Gehalt eines ‚Wirklichen Kaiserlichen Hofrats’ zuerkannt.“ (Schoeneck 1997, zit. nach Krieger 1992).
Im Jahr 1769 besuchte Peter Prosch den Markgrafen Alexander in Ansbach.
In seiner Autobiographie schreibt Prosch:
„So zogen wir das Chaisel eine Stunde und hielten zu Anspach bei der Residenz vorbei, das Posthorn an der Seite und die Peitsche in der Hand, zum Schwarzen Bärenwirt unsern Einzug. Der Markgraf erfuhr das bald. Dem andern Tag kam ich nach Hof und küßte dem Markgrafen und die Markgräfin die Hand, welche mich gleich fragten, was meine Pferde machten. Ich erzählte ihm alles, wie es mir ergangen. Der Markgraf lachte darüber und sagte.>Das geschieht nicht umsonst; denn ich kenne dich.<Der Hof ging nach Drießdorf, und ich auch mit.“1
Mit Drießdorf ist natürlich Triesdorf gemeint, der Landsitz und privater Wohnsitz des Markgrafen. Peter Prosch war Hoftiroler, also Hofnarr, stammte aus Ried im Zillertal und war dort eigentlich Wirt, vor allem war Prosch aber reisender Handschuhhändler.
Zu seinen Kunden zählte auch der Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach. Diesen Besuch des Hoftirolers am Ansbacher Hof entwickelte der Schriftsteller Gerd Scherm aus Binzwangen als Sujet für sein Theaterstück „Alexander der letzte Markgraf“, welches als Auftragsarbeit des Theaters Ansbach am 19. März 2010 dort uraufgeführt wurde.
Wie Gerd Scherm in seinem Textbuch schreibt, war Prosch vor allem aber Theriak-Händler.
Scherm: „Theriak waren die >Schwedentropfen< des Barock und Rokoko mit teilweise bis zu 300 verschiedenen Ingredienzien. Wesentlich für die Wirkung war neben den Kräutern und dem Alkohol das beigemischte Opium. Gerade für die ständig von Zahnschmerzen geplagten Menschen war Theriak ein Segen.“2
Litt also Markgraf Alexander an ständigen Zahnschmerzen? Tatsache ist jedenfalls, dass Markgraf Alexander einen Zahnarzt und Oralchirurgen beschäftigte. Wie Dieter R. Werzinger in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ schreibt, handelte es sich in den Jahren 1772 bis 1776 dabei um den Hof-Zahn-Chirurgus Martegaza del Bene.3
1 LEBEN UND EREIGNISSE DES PETER PROSCH eines Tyrolers von Ried im Zillerthal, oder Das wunderbare Schicksal Geschrieben in den Zeiten der Aufklärung, hg. von Karl Pörnbacher, Kösel-Verlag: München 1964, S. 186
2 Gerd Scherm, Alexander der letzte Markgraf, Books on Demand: Norderstedt 2009, S. 119
3 Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach, Verlag Degener & Co.: Neustadt/Aisch 1993, S. 180
ANSBACH-TRIESDORF – Die Haupt- und Residenzstadt Ansbach war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung und der Kultur. Dazu gehörte die Alltagskultur und die Hochkultur. Zur Kultur zählt neben Theater und Konzert ebenso die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken.
Nach dem Staatshaushalt 1798/1799, also in preußischer Zeit (1792-1805), besaß das Fürstentum Ansbach sechs Brauereien als Staatsbetriebe (Werzinger 1993, S. 435).
Bis dato ist die lange Fränkische Bratwurst – im Gegensatz zur kurzen Nürnberger Bratwurst – eine für Franken identitätsstiftende Delikatesse.
Dabei handelt es sich aber eigentlich um die Ansbacher Bratwurst (vgl. Höllerl 2004, S. 37f.).
Nach einer Aufstellung der IHK Nürnberg für Mittelfranken ist das Thema Bier und Bratwurst auf Platz Nummer 3 der „Touristischen Top 20 der Metropolregion Nürnberg“ (IHK Nürnberg 2009, S. 132).
Darin werden die Nürnberger und Coburger Bratwürste, die Oberpfälzer „Bauernzeufzer“ und die Hofer „Wärscht“ gefeiert, die Ansbacher Bratwurst fehlt indes.
Da sie allerdings nicht nach der Stadt Ansbach, sondern nach dem Fürstentum Ansbach benannt ist, sollte die Brauwurst besser Ansbachische Bratwurst genannt werden.
Tatsächlich gibt es die beste Ansbachische Bratwurst in Weidenbach-Triesdorf, hergestellt von der Metzgerei Eder, wie der Autor Heinrich Höllerl in seinem Buch „Die Bratwurst ist eine Fränkin“ findet.
In späten 18. Jahrhundert, also während der Regierung Markgraf Alexanders, wurde im Amt Merkendorf der Krautanbau zur Versorgung der Hofküche in Triesdorf forciert – der Fürst wohnte schließlich im dortigen Roten Schloss und kam nur zu wichtigen Anlässen nach Ansbach.
Der Ansbacher Hofmaler Johann Michael Schwabeda fertigte klein-formatige Bilder mit Krautszenen an, wie sie heute im Blauen Schloss Obernzenn im Büro von Rainer Graf von Seckendorff-Aberdar hängen.
Dies geschah offenbar aus propagandistischem Interesse: Beim einfachen Volk sollte die Verarbeitung von Kraut, vor allem zu lagerfähigem Sauerkraut, und letztlich der Anbau von Kraut durch die Bauern, angeregt werden.
Da zur damaligen Zeit von einer hohen Analphabetsquote unter dem einfachen Volk auszugehen ist, waren Bilder für die Bildung der Massen notwendig.
Heute wird noch in Heglau nahe Merkendorf Kraut angebaut und zu Sauerkraut verarbeitet.
Zur Ansbacher Alltagskultur gehörte also Bier, Bratwurst und Sauerkraut (vgl. Sening 1964 [?], S. 28).
Ebenfalls gehört die Breze zum ansbachischen Kulturgut. Am Gregoriustag (12.3.) gewährte die Staatskasse „Bier- und Brezenauslagen“ (Werzinger 1993, S. 384).
In Triesdorf besaß das Fürstentum Ansbach eine Meierei als Staatsbetrieb, der „Triesdorfer Meyerey Deputation“ (Fischer 1986, S. 137). Diese Meierei war für die Milch- und Käseproduktion zuständig.
Heute produziert die Molkerei Triesdorf als Nachfolgerin der markgräflichen Meierei einen Schnittkäse mit dem Namen „Wilder Markgraf“ in Erinnerung an den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der 1740 in Triesdorf mit der Rinderzucht begann.
Diese Triesdorfer Rinderrasse ist bis heute als Triesdorfer Tiger bekannt – und genießt nach Jahren der Ablehnung wieder die Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Bevölkerung.