Theater Ansbach bringt Markgraf Alexander auf die Bühne

Das Theater Ansbach bringt den Markgrafen Alexander und seinen Hof auf die Bühne. Über Markgraf Alexander stellt der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung noch rechtzeitig vor der Premiere ein neues Triesdorfer Heft vor, welches neue wissenschaftliche Erkenntnisse u.a. über das markgräfliche Theater der Lady Craven in Ansbach und Triesdorf liefert. Und den Beitrag der Mlle. Clairon am Ansbacher Hof in Verbindung mit dem Grafen von Saint-Germain neu einordnet.

C.C. Mätressen heißt das Stück und beschäftigt sich mit den beiden internationalen Mätressen des Fürsten, der Mademoiselle Clairon aus Paris und der Engländerin Lady Craven. Premiere ist am 30. Juni 2022. Das Spektakel steht dann bis zum 24. Juli auf dem Spielplan.

Angelegt ist die Produktion als Sommertheater im Innenhof der Alten Post zu Ansbach. Die Ankündigung im aktuellen Spielplan feiert die Veranstaltung als „dokumentarisches BaRockmusical zur großen bayerischen Landesausstellung >Typisch Franken<“. Autoren des Spektakels sind der Intendant des Theaters Axel Krauße, der auch die Regie führt, und Peter Sindlinger. Die Beschäftigung mit dem markgräflichen Stoff ist aber nicht neu. Schon Gerd Scherm aus Binzwangen schrieb in der jüngsten Vergangenheit für das Theater Ansbach ein Schauspiel. Und Michael Kämmle aus Behringersdorf legte für den Fränkischen Sommer ein Singspiel vor.

So ganz dokumentarisch, wie man in Ansbach möchte, kann das aktuelle Stück aber gerade nicht sein. So hielt sich doch der Hof des Markgrafen Alexander nicht in Ansbach auf, sondern in Triesdorf. Sicher, auch in Ansbach gibt es bis heute Relikte, welche an die Mätressen des Markgrafen erinnern.
So ist die Mademoiselle Clairon für den Bau des römisch-katholischen Bethauses (heute: Karlshalle) veranwortlich.

so ist die Mademoiselle Clairon für den Bau des römisch-katholischen Bethauses (heute: Karlshalle) veranwortlich.
Karlshalle © Stadt Ansbach …. ist die Mademoiselle Clairon für den Bau des römisch-katholischen Bethauses (heute: Karlshalle) veranwortlich.

Und die Lady Craven spielte auch in Ansbach Theater. Klar, die Craven gründete ja das Neue Theater der Gesellschaft von Ansbach und Triesdorf. Das Schlosstheater war schon vorher in der alten markgräflichen Wagenremise eingerichtet worden, dort, wo heute die Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) untergebracht ist.

Die Hofkapelle Ansbach spielte in Triesdorf

Aber die Musik spielte tatsächlich nicht in Ansbach, sondern in Triesdorf. Hier inszenierte die englische Lady Craven eine französische Oper im Heckentheater zu Triesdorf, um ihren Sieg über die Mademoiselle Clairon zu demonstrieren. Sogar mit „Pauken und Trompeten“ und somit in großer Besetzung der Hofkapelle Ansbach. Es existiert „eine detaillierte Beschreibung“ (Renate Schusky) eines ungenannten Journalisten, welche im überregionalen Journal Deutsches Museum 1787-1789 abgedruckt wurde. Vielleicht war es auch ein selbst geschriebener PR-Beitrag, direkt von der Lady Craven also. Sie war ja von Beruf aktive Schriftstellerin und nicht, wie die Clairon, ehemalige Schauspielerin.

Das Stück im Gartentheater zu Triesdorf (Heckentheater) wurde gegeben am 23. Juli 1787. Der im ganzen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation bekannte Dichter Johann Peter Uz aus Ansbach steuerte sogar einen Prolog auf Deutsch bei. Es galt, dem anwesenden Volk mitzuteilen, dass der Markgraf Alexander mit diesem Triumph der Craven über die Clairon völlig einverstanden war. Denn das Stück, welches auf die Gartenbühne kam, war Henri IV oder Die Jagdlust und bezog sich also auf die Lust des Markgrafen, der Jagd. Die Musik dazu machte die Gräfin Maria Theresia Ahlefeldt, die am Hof des Markgrafen Alexander von Ansbach lebte und später nach Kopenhagen ging, an der „ihr Mann als Intendant des königlichen Theaters wirkte“ (Michael Kämmle, Lexikon Fränkischer Musiker, hg. vom Fränkischen Sommer, Ansbach 2012).

Markgraf Alexander war also nicht nur als eifriger Jäger und wilder Reiter Freund der großen Jagd. Er war auch womöglich großer Freund der Kunst, immerhin aber fleißiger Kulturgänger. Wahrscheinlich würde er heute als Kulturtourist auch die Produktionen am Theater Ansbach anschauen. Wenn er nicht gestorben wäre: 1806, in England, im Exil.

Literatur:

Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom, Wien 1789 (Nachdruck)

Susanne Franke, Die Reisen der Lady Craven durch Europa und die Türkei, Trier 1995

Renate Schusky, Das deutsche Singspiel im 18. Jahrhundert, Bonn 1980

Arno Störkel, Fürstliche Jagd im barocken Franken, Bayreuth 2012

Johann Peter Uz, Sämtliche Poetische Werke, hg. von August Sauer, Darmstadt 1964

Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. (Hg.), Triesdorf in Weidenbach, 2. Auflage, Gunzenhausen 2013

Mademoiselle Clairon & der Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach

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Als die Mademoiselle Clairon im Alter von 50 Jahren 1773 ihren Wohnsitz von Paris in das Fürstentum Ansbach verlegte, da war die Zeit für die einst große Schauspielerin der Comédie-Française zu Paris eigentlich schon vorbei.

Im Winter 1770 lernte Markgraf Alexander die einst bedeutende Actrice in einem der Pariser Salons kennen. Hippolyte Claire-Joseph Leris de La Tude, so der eigentliche Name der Clairon (Clairon ist tatsächlich eine hell klingende Signaltrompete beim Militär), unterhielt in Paris aber selbst einen berühmten Salon, der auch von den intellektuellen und literarischen Kreisen, etwa der Enzyklopädisten um Denis Diderot, besucht wurde.

  „Der 34-jährige Markgraf und die etwas ältere Künstlerin fassen schnell Zuneigung zueinander, und nachdem Mademoiselle Clairon sich im Frühjahr 1772 schon einmal in Ansbach umgesehen hatte, beschließt sie, endgültig in die fränkische Residenz überzusiedeln.“, so Peter Werth in seinem Aufsatz „Über Mademoisell Clairon (1723-1803)“ aus dem Buch „Triesdorf in Weidenbach“.

Tatsächlich wohnte die Clairon im Gesandtenhaus in Ansbach (heute Verwaltungsgericht) und, da der Markgraf seinen Wohnsitz zu Triesdorf unterhielt (Rotes Schloss), seit 1776 in einem eigens für sie errichteten Anbau im Weißen Schloss zu Triesdorf.

Sie war es, die es fertigbrachte, in der erzprotestantischen Residenzstadt Ansbach wieder katholische Gottesdienste stattfinden zu lassen. Bevor das Bethaus (die heutige Karlshalle am Karlsplatz) offiziell in Betrieb gehen konnte (1775), fanden die katholischen Gottesdienste in ihrem Haus im mehr oder minder privatem Rahmen statt.  

Hippolyte Clairon, gen. Mademoiselle Clairon, Muse und Mätresse des Markgrafen Alexander von Brandenburg Ansbach, Geschichte der Markgrafen von Ansbach
Das Bild wird von Neumeister Auktion 389, Kat.-Nr. 532 –
Gemälde und Graphiken 15. – 20. Jh. am 24. September 2020 zur Auktion angeboten.
Hippolyte Clairon, gen. Mademoiselle Clairon die erste Mätresse des Markgrafen von Ansbach

So schreibt in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ Johann Jakob Grund (Wien 1789): „Was Clairon bey ihrem wiederholten Aufenthalt in Anspach Gutes gestiftet hat, besteht in der Erlaubniß des Gottesdienstes, die sie dem kleinen Haufen der daselbst seßhaften Katholiken von dem gütigen und toleranten Fürsten ausgewirkt hat. Dieses wurde durch die besondere Freundschaft erleichtert, die zwischen dem Marggrafen und dem hochseligen Fürstbischofen von Würzburg durch viele Jahre bestanden hat.

Es wurde demnach ein Bethaus gebauet, wozu beyde Fürsten das ihrige beytrugen. Der Marggraf schenkte einen schönen Platz in der neuen Anlage dazu, dem Pallaste des vortrefflichen Ministers von Gemmingen gegenüber; und Fürst Seinsheim erleichterte die Baukosten aus seinem Beutel. Sonst besteht mit den Katholiken alles auf den Fuß, wie in Bayreuth. Der Pfarrer wird von Würzburg aufgestellt, und steht unter der Gerichtsbarkeit des Bischofs. Gleich anfangs wurde durch Veranlassung der Msll. Clairon der katholische Gottesdienst in einem grossen Zimmer im sogenannten Gesandtenhaus verrichtet, den ein erbetner Kanonikus vom eichstädtischen Landstädtchen Herrieden hielt.“  

Das Ende der Clairon im Fürstentum Ansbach verursachte die neue Freundin des Markgrafen Alexander, die wesentlich jüngere Schriftstellerin Lady Elizabeth Craven.
Werth schreibt dazu dramatisch, fast wie eine Regieanweisung für das Theater: „Während Alexander die Clairon weiterhin in gewohnter Großzügigkeit unterstützt und ihr noch im Jahr 1786 einen luxuriös eingerichteten Landsitz in Issy bei Paris kauft, sieht Lady Craven in der alternden Schauspielerin lediglich eine Rivalin, die es lächerlich zu machen und zu demütigen gilt. Schließlich kommt es zum endgültigen Zerwürfnis: Mademoiselle Clairon verlässt Ansbach und zieht sich nach Issy zurück, von wo aus sie tief verletzt dem Markgrafen einen langen Abschiedsbrief schreibt.“

Dass diesen Machtkampf um die Gunst des Markgrafen tatsächlich die jüngere Engländerin gewonnen hatte und nicht die ältere Französin, machte Lady Craven für alle klar – Hof und Volk – , indem sie in Triesdorf unter freiem Himmel eine Hofoper als Volksfest inszenierte (1787). Deshalb kann der Kauf des kleinen Schlosses bei Paris tatsächlich als Abfindung durch den Markgrafen betrachtet werden: Ein Altenteil in der Ferne für die einst enge Freundin.