Lady Craven und ihr Neues Theater

ANSBACH/TRIESDORF – Am Donnerstag, den 13. April 2023 hält Dr. Barbara Eichner aus Oxford einen Vortrag über die Lady Craven. „Der Harem in Franken: Neue Perspektiven auf Lady Cravens Ansbacher Gesellschaftstheater?“. Thematisiert wird also das Neue Theater der englischen Mätresse des Markgrafen Alexander zu Ansbach und Triesdorf in den Jahren 1787 bis 1791. Veranstaltet wird der Vortag vom Historischen Verein für Mittelfranken. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Residenz Ansbach (Alte Bibliothek, 3. Stock).

Lady Craven gründete ein NeuesTheater mit Spielstätten in Ansbach und Triesdorf.

Barbara Eichner ist Musikwissenschaftlerin an der Oxford Brookes University in England. Bereits während ihrer Schulzeit beschäftigte sich die gebürtige Ansbacherin mit dem Musenhof der Lady Craven. Im letzten Jahr erschien von ihr der Beitag „Die Komponistin und Schauspielerin Maria Theresia Gräfin von Ahlefeldt am Gesellschaftstheater von Ansbach und Triesdorf“ im Triesdorfer Heft Nr. 11 „Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf“ des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung.

Es war die Lady Craven, die das bisherige Theater in Ansbach um eine Sommerbühne erweiterte, indem sie das Heckentheater zu Triesdorf des Markgrafen Georg Friedrich aus dem 17. Jahrhundert zwischen Weißem Schloss und Hofgarten reaktivierte. Das Feld heisst heute bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triedorf Theateracker und erinnert also an seine frühere Nutzung. Insofern verwundert es sehr, dass Thomas Betzwieser in seinem aktuellen Beitrag „Von Gondolieri, Ruinen und Seeschlachten: der theatrale Sommer in Franken“ feststellt: „In welchem Bauteil der Parkanlage die Aufführungen stattfanden, ist nicht mehr zu eruieren.“ (Betzwieser 2021, S. 64).

Das Theater in Ansbach war übigens nicht das Werk der Elizabeth Craven. Schon vor der Ankunft der englischen Lady wurde in der ehemaligen Wagenremise der Residenz Ansbach ein Theater eingerichtet , wie Johann Jakob Grund 1779 bei seinem Aufenthalt in der Haupt- und Residenzstadt feststellt. Zehn Jahre nach dem Besuch wurde sein Manuskript dann in Wien gedruckt. Offenbar gab es plötzlich einen Markt für dieses Buch.

Dort steht: „Das Theater ist klein und unansehnlich, wie kann es anders seyn, da der hierzu genommene Platz eine Wagenremise war? Es ist freylich so gut als möglich umgestaltet worden, und hat, was ihm an Länge und Breite abgieng, in der Höhe erhalten, so zwar, daß ringsherum eine Galerie führt. Fast alle Winter wird eine Schauspieltruppe engagirt, die nach Maasgabe ihrer Talente Nutzen oder Schaden hat;“ (Grund 1789, S. 98 I. Theil). Heute ist in dem Gebäude die Staatliche Biblitothek Ansbach untergebracht – bekannt unter dem Namen Schlossbibliothek Ansbach. Gleichzeitig fungiert das ehemalige Schlosstheater heute außerdem als Geschäftsstelle des Historischen Vereins für Mittelfranken.

Triesdorf war der Wohnsitz des Markgrafen Alexander. Hier das markgräfliche Wappen am Treppengeländer des Hofgärtnerhauses: Der rote Adler mit dem Hohenzollernherzschild. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Es ist also das Verdienst der Lady Craven, aus dem Haus mit wechselnden Theatertruppen ein Theater mit eigenem Ensemble gemacht zu haben – inklusive Orchester. Während das feste Haus also in Ansbach war, befand sich die Sommerbühne in Triesdorf. Dort, 15 Kilometer südlich der Residenzstadt, war der Wohnsitz des Markgrafen Alexander. In Ansbach befand sich lediglich die Regierung des Fürstentums.

Carl-Alexander Mavridis