Markgraf Alexander zu Triesdorf und in Weidenbach

Markgraf Alexander hielt sich beständig zu Triesdorf auf. Nach Weidenbach zog es den Markgrafen allerdings zum Gottesdienst in die dort befindliche Hofkirche. Direkt unterhalb des Fürstenstandes hängt heute noch ein Bild von ihm. Auch im Pfarrhaus zu Weidenbach findet sich bis heute ein Portrait von ihm.

Wie nun das Verhältnis des Markgrafen Alexander zu Weidenbach aussah, versucht Dr. Arno Störkel in seinem Beitrag

„Triesdorf als Landsitz Markgraf Alexanders: Kultur auf beiden Seiten der Roten Mauer

zu klären.

Der Aufsatz ist enthalten im aktuellen Triesdorfer Heft Nr. 11 „Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf“ des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung.

Markgraf Alexander mit Rotem und Schwarzem Adlerorden des Ansbacher Hofmalers Johann Michael Schwabeda. Pfarrhaus Weidenbach
Markgraf Alexander mit Rotem und Schwarzem Adlerorden des Ansbacher Hofmalers Johann Michael Schwabeda. Das Bild befindet sich heute im Pfarrhaus Weidenbach. Foto: Pfarrerin Simone Sippel.

Im selben Heft interpretiert übrigens die gebürtige Ansbacherin Dr. Barbara Eichner, Musikwissenschaftlerin an der Brookes-Universität in Oxford/England, die Rolle der Lady Craven in dem Essay „Die Komponstin und Schaupielerin Maria Theresia Gräfin von Ahlefeldt am Gesellschaftstheater zu Ansbach und Triesdorf“ völlig neu.  Die englische Schriftstellerei vermied es demnach, als Geliebte des Markgrafen am Hof gesehen zu werden – ganz im Gegensatz zu ihrer großen Gegenspielerin, der Mademoiselle Clairon. Vielmehr wollte Elizabeth Craven offenbar als Künstlerin wahrgenommen werden.

Und als jemand, der Karrieren anderer Künstler beförderte. Zum Beispiel die der Gräfin Ahlefeldt. So ist es auch zu verstehen, dass die Craven das alte Theater des Markgrafen Markgraf Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach als Neues Theater zu Ansbach und Triesdorf reaktivierte. Die Ahlefeldt konnte jedenfalls nach ihrer Zeit im Ansbachischen am Königlichen Theater https://kglteater.dk/en zu Kopenhagen/Dänemark reüssieren: Mit dem Ballett „Telemach auf der Insel der Kalypso“.

Ein Stoff übrigens, den die Ahlefeldt wohl aus der https://www.schlossbibliothek-ansbach.de/start/ kannte. Dort kann man heute noch die beiden Ausgaben Benjamin Neukirchs zum Telemach in Versform ausleihen: Die Begebenheiten Des Prinzen von Ithaca, Oder Der seinen Vater Ulysses suchende Telemach.

Markgraf Alexander und das Merinolandschaf zu Triesdorf

Die Merinolandschafherde zu Triesdorf auf der Weide. Foto: Kerstin Kerschbaum

TRIESDORF – Markgraf Alexander ließ im Jahre 1788 eine Schäferei als Musterbetrieb an seinem Wohnsitz in Triesdorf einrichten. Diese herrschaftliche Zuchtschäferei wurde als Schaafsverbesserungspflanzschule (Störkel 1995, S. 122) bezeichnet und sollte helfen, die Wollqualität des ansbachischen Landschafs insgesamt zu erhöhen. Eine höhere Wollqualität könnte sich am Wollmarkt, so die Hoffnung, in höheren Preisen niederschlagen. Und dies wiederum könnte für höhere Gewinne und somit Steuereinnahmen für den Markgrafen sorgen. Um dies zu erreichen, wurde in Spanien eine Herde Merinoschafe aufgetrieben, die dann mit Roussillon-Schafen aus Frankreich ergänzt wurde.

In ihrem Beitrag Triesdorf in seinen Anfängen bis zum Jahr 1847 zur Festschrift 150 Jahre Bildungszentrum Triesdorf schreiben Wilfried Ahrens und Friedrich Renner:

„Bereits 1788 wurde in Colmberg eine markgräfliche >Schafsverbesserungspflanzschule< gegründet, in die französische und spanische Merinos >verpflanzt< wurden. Die Absicht war, die Wollfeinheit des heimischen Zaupelschafes zu verbessern. In dem strengen Winter 1788/89 wurden von Spanien nach Triesdorf 130 Merino-Widder, 90 Merino-Mutterschafe und ein Manso-Hammel getrieben. Unterwegs nahm man in Perpignan noch 72 Roussillon-Mutterschafe dazu. Die Herde kam sehr geschwächt in Triesdorf an, so dass viele Tiere nachfolgend eingingen.“ (Ahrens/Renner 1998, S. 13f.)

Dem Vorhaben vorausgegangen war eine deutliche Kritik an der bisherigen Landwirtschaftspolitik im Ansbachischen durch den Aufklärer Johann Bernhard Fischer. In seiner zweibändigen Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg=Ansbach (Ansbach 1787) schreibt er im ersten Band auf Seite 217: „Die Schafzucht ist beinahe durchgängig sehr ansehnlich. An die Veredlung der Schaafe durch ausländische Böke ist aber dennoch zur Zeit nicht gedacht worden.“

Es scheint also, als ob Fischers Idee, durch den Import von ausländischen Zuchttieren die Wettbewerbsfähigkeit von ansbachischen Landschafen zu steigern, direkt in die Tat umgesetzt worden ist. Fischer war immerhin markgräflicher Beamter und wurde nach seiner Veröffentlichung sogar direkt zweimal befördert, wie Georg Seiderer in seiner Einführung zum Nachdruck der Beschreibung (Ansbach 2008, S. IVf. ) schreibt: Vom Regierungskanzlist in der markgräflichen Verwaltung (1777) zum Geheimen Registrator (1788) und Amtskastner in Gerabronn (1790). Und seine Beschreibung erhielt sogar noch eine 2. Auflage. Von seiner Karriere in preußischen und bayerischen bzw. württembergischen Diensten ganz zu schweigen.

Es stellt sich allerdings die Frage, wie diese Schaafsverbesserungspflanzschule tatsächlich aussah. War es nur eine Art Musterbetrieb für Schafhaltung, um den Bauern die Zuchtschafsböcke einfach auszuleihen? Arno Störkel sieht es so, dass „…eine herrschaftliche Zuchtschäferei errichtet (wurde), das Projekt also in eigener Regie behalten, und den Schäfern die Widder nur zur Zucht zur Verfügung gestellt.“

Musterbetrieb für Schafhaltung und Schäferschule

In seinem Standardwerk zur Deutschen Agrargeschichte kommt Alois Seidl allerdings zu dem Schluss, dass es sich dabei sicherlich um eine der ältesten landwirtschaftlichen Spezialschulen Deutschland handelte (vgl. Seidl 2014, S. 165). Immerhin war das Triesdorfer Projekt im Vergleich ziemlich verspätet, um nur ein einfacher Betrieb zu sein. „Die Schafzucht sollte vor allem durch die Einführung von Merinoschafen verbessert werden. 1765 wurden erstmals Merinoschafe in das Kurfürstentum Sachsen, 1785 in Preußen, 1788 auch in die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach (Triesdorf) eingeführt.“ (Seidl 2014, S. 119).

Wollforschung in Triesdorf

Heute floriert die Schafhaltung mit ausschließlich Merinolandschafen der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf ganz beträchtlich. „Spitzenpreise für Triesdorfer Zuchtböcke auf den Süddeutschen Märkten der letzten Jahre sind ein Beleg für die erfolgreiche Zuchtarbeit.“ (Niklas/Sedlmeier/Zerboni 1998, S. 24). Um die Wollfeinheit der Triesdorfer Schafe weiter zu steigern, will Wilhelm Pflanz, Professor für Tierwissenschaft in der ökologischen Landwirtschaft und Dekan an der Fakultät für Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Wollforschung wieder in Triesdorf etablieren. Die Fachhochschule in Triesdorf wurde 1971 gegründet nach Auflösung der Ingenieurschule für Landbau in Triesdorf, die wiederum auf der 1847 gegründeten Ackerbauschule Triesdorf fußte. CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

Quellen:

Wilfried Ahrens/Friedrich Renner, Triesdorf in seinen Anfängen bis zum Jahr 1847, in: 150 Jahre Bildungszentrum Triesdorf, Triesdorf 1998, S. 8-15

Johann Bernhard Fischer, Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach, 2 Bände, Ansbach 1787

Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf und Triesdorfer Schulen (Hg,), 150 Jahre Bildungszentrum Triesdorf, Triesdorf 1998

Willibald Niklas/Johann Sedlmeier/Horst von Zerboni, Landwirtschaftliche Lehranstalten mit Landmaschinenschule und Tierhaltungsschule, in: 150 Jahre Bildungszentrum Triesdorf, Triesdorf 1998, S. 21-28

Kristina Schmidl, Warum hiesige Schafe feinere Wolle brauchen, in: Fränkische Landeszeitung, Ansbach, Ausgabe vom 10.08.2022, o. S.

Alois Seidl, Deutsche Agrargeschichte, Frankfurt am Main 2014, 2. Auflage

Georg Seiderer, Ansbachische Landeskunde in der Spätaufklärung – Johann Bernhard Fischers Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnbergs, unterhalb des Gebürgs, Einführung im Nachdruck, Ansbach 2008, S. III-XXI

Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995