Wanderung auf den Spuren des Wilden Markgrafen nach Georgenthal

Auf den Spuren des Wilden Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach:
Der Historische Verein für Mittelfranken organisiert eine Wanderung mit Oskar Geidner aus Wolframs-Eschenbach. Es geht durch den Mönchswald mit Lindenbühl und Georgenthal. Treffpunkt ist am Samstag, dem 9. April 2022 um 10 Uhr in Haundorf bei Gunzenhausen an der Kirche St. Wolfgang.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach, heute bekannt als Wilder Markgraf, der mit der preußischen Prinzessin Friederike Louise im jugendlichen Alter vermählt worden war, wandte sich zugleich auch anderen Frauen zu und heiratete möglicherweise sogar nichtoffiziell Elisabeth Wünsch, die Tochter eines Mühlknechts von der Weinzierleiner Mühle nahe Roßtal. Der Ritter von Lang bezeichnet sie in seinem berühmten Aufsatz über das Ansbach des 18. Jahrhunderts als „ländliches Mädchen“ und „blonde Schönheit“, ohne sie allerdings mit Namen zu nennen.

Elisabeth Wünsch lernte den Markgrafen Carl in Ansbach kennen – oder er sie -, kam zuerst ins Ansbacher Schloss, wohnte dann auf Schloss Georgenthal und zog schließlich 1752 nach Schloss Wald bei Gunzenhausen; zwischen 1734 und 1748 gebar sie dem Markgrafen Carl vier Kinder. Auf Betreiben des Markgrafen wurden die beiden natürlichen Söhne mit dem Namen Falkenhausen ausgestattet und anschließend in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Der ursprünglich gewünschte Name war ja schon vergeben: Der Kaiser selbst führte den Titel Graf von Falkenstein.

Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute das das Stammschloss der Freiherren von Falkenhausen. Tatsächlich gehört das Haus zum Besitz des 2. Falkenhausen
Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als das Stammschloss der Freiherren von Falkenhausen. Tatsächlich gehörte das Haus zum Besitz des jüngeren Falkenhausen. Über dem Eingang prangt das Familienwappen.

„Um die finanzielle Ausstattung von Mutter Elisabeth [genannt die Madame de Falckenstein] und den … Kindern aus seiner Nebenverbindung war der Markgraf väterlich besorgt. [Tatsächlich muss man diese Konstellation als Nebenfrau und Nebenfamilie bezeichnen!]

Die Mutter bezog eine monatliche Zahlung von 500 fl.

Die Tochter Eleonore erhielt als Heiratsausstattung einen Betrag von 30.000 fl. Gut genug ausgesteuert also, um mit einem „jungen Baron von Nostitz“ (Ritter von Lang) verheiratet zu werden. Die andere Tochter starb schon im Kindesalter.

Von den beiden Söhnen erhielten
Friedrich Carl [1. Falkenhausen] Thürnhofen [bei Feuchtwangen], im Wert von 50.000 fl, Erträge von 913 fl. Trautskirchen, im Wert von 90.000 fl., Erträge von 2.000 fl., ½ von Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. und

Friedrich Ferdinand Ludwig [der jüngere Falkenhausen] Laufenbürg, im Wert von 50.000 fl., Erträge von 1.153 fl; Wald [bei Gunzenhausen], im Wert von 75.000 fl, Erträge von 1.653 fl, ½ von Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. Hinzu kamen noch Waldungen und Weiher.“ (Werzinger, S. 173f.)

Quellen:

Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), hg. von Werner Mühlhäußer u. a., Schrenk-Verlag: Gunzenhausen 2007, S. 31-68

Carl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Carl Brügel: Ansbach 1848

Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach Verlag Degener & Co.: Neustadt/Aisch 1995

Collegium Musicum Ansbach 1741 und die Bachwoche Ansbach 2021

bachwoche 2021 vor dem Konzert - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente

ANSBACH/TRIESDORF – Noch bis zum kommenden Sonntag, 8. August 2021 ist Bachwoche in Ansbach. Als Referenz an die Stadt Ansbach und das diesjährige Jubiläum 800 Jahre Stadtnennung von Onolzbach oder Onoldisbach organisiert die Bachwoche in diesem Jahr am Mittwoch, 4. August 2021 einen Ansbach-Tag.

Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach
Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 – Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach

In der Ankündigung schreibt die Bachwoche auf ihrer Homepage: „Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach unterhielten eine Hofkapelle. Wie jeder Hof im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und derer gab es viele! Repräsentation, Unterhaltung, Kirchenmusik – die Aufgaben waren vielfältig und erforderten viel Musik. Ihre beste Zeit erlebte die Ansbacher Kapelle unter Markgraf Johann Friedrich zum Ende des 17. Jahrhunderts. Einen prächtigen Einblick in diese Wunderwelt gibt dieses repräsentative Konzert zum Abschluss des Ansbach-Tages.“

Die Ansbacher Hofmusik erwähnt Karl Heinrich Ritter von Lang in „Ansbachs Jubeljahre oder oder wie hat Ansbach, Stadt und Land, vor etwa hundert Jahren ausgesehen?“. Der Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Jahr 1833 als Beilage zum dritten Jahresbericht des historischen Vereins für den Rezatkreis (heute: Historischer Verein für Mittelfranken) und 1848 als eigenes Buch in Heftform veröffentlicht:

Seit 1739 wurde durch die fürstliche Hofkapelle die Kirchenmusik eingeführt, wozu der Stadt= und Stiftskantor Johann Samuel Ehrmann der Gemeinde zum Mitsingen die gedruckten Texte lieferte.

Seit dem 9. September 1741 begann in einem Saal des Gasthauses zur Post alle Sonnabend Nachmittag ein musikalischer Verein, Collegium Musicum genannt, mit 15 Kreuzer Eintrittsgeld. Ein Kapellmeister Bümler führte bei der Vermählung des Markgrafen 1729 eine stattliche Serenade, der Kapellmeister Friedrich Johann Meyer 1757 die Trauer=Cantate auf; noch wird genannt ein Kammermusicus Johann Friedrich Hummel und ein Hummel jun., Köhler, Kießler, Carl, Weichart, Arzt, im Jahr 1757 unter den 12 Kammermusikern auch Kiesewetter.

Ein berühmter Orgelbauer war Prediger in Ansbach; der Organist Vetter zu Ergersheim verfertigte Davidsharfen“. (Lang 1848, S. 44. Abkürzungen sind hier ausgeschrieben).

Somit existierte in Ansbach neben der Hof-, Kammer- und Kirchenmusik auch eine Bürgermusik. Schon 1701 gründete Georg Philipp Telemann in Leipzig das Collegium musicum. In Ansbach war allerdings nicht ein Gastronom der Träger, sondern ein eigens dafür gegründeter Verein – wohl auch, um das wirtschaftliche Risiko auf breitere Schultern zu verteilen. Vorbild war in beiden Fällen wahrscheinlich London. „Etwa von 1650 an begann man [in London] auch in Tavernen >Consort-Rooms< zum >Entertainment< mit einer >box for ter musicians< neben den in diesen Etablissements üblichen Tischen und Stühlen einzurichten.“ (Salmen 1988, S. 22).

1701 wurde in London außerdem die „Academy of Ancient Music“ als Konzertverein gegründet (ebendort, S. 68). Für „die bürgerliche Variante höfischer Tafelmusik“ (zit. nach Christoph Wolff), wie im Programmheft zum Orchesterkonzert 1 der Bachwoche Ansbach 2021 steht, schrieb Johann Sebastian Bach seine vier Ouvertüren, wobei die Bachwoche jetzt davon die Suiten Nr. 2 (mit dem berühmten Flöten-Solo im Schlusssatz), Nr. 3 (mit dem bekannten zweiten Satz Air) und Nr. 4 vorstellte und durch das Basler Barockorchester „La Cetra“ pausenlos und umjubelt interpretieren ließ.

Der Bericht „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ des Ritter von Lang ist bis heute eine bedeutende Quelle für die Zeit während der Regierung des Markgrafen Carl Wilhlem Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1729-1757). Unter der Regierung dieses Markgrafen wurde die Haupt- und Residenzstadt Ansbach erheblich ausgebaut und umgestaltet und nimmt deshalb einen dominierenden Teil in diesem Aufsatz ein. Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgbung, der sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht hat,„die Geschichte und das Kulturgut der ehemaligen markgräflichen Sommerresidenz Triesdorf und ihrer Umgebung zu erforschen und zu pflegen“, bereitet aktuell eine Neuausgabe mit Einführung und Kommentierung vor.

Quellen:

Bachwoche Ansbach, https://www.bachwoche.de/de/programm/konzertkategorien/festkonzert.html (Zugriff vom 3.8.2021)

Andreas Bomba, Programmheft Orchesterkonzert 1, Bachwoche Ansbach 2021

Karl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1848

Walter Salmen, Das Konzert. Eine Kulturgeschichte, München 1988

Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente