Es war Hofrat Christoph Friedrich von Seckendorff-Aberdar zu Unternzenn, der dem Markgrafen Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach eine Heirat schmackhaft machte.
Zusammen mit der geborenen Ansbacher Prinzessin und verheirateten Herzogin Eleonore Juliane von Württemberg-Teck-Winnenthal arrangierte er die Ehe mit Christiane Charlotte, der Tochter der Herzogin.
Bis zum Tod des Markgrafen 1723 sollte der Hofrat maßgeblich die ansbachische Politik bestimmen und das politische Zepter in der Hand halten.
Die ältere Literatur meint, dass dies auch nach dem Tod des Markgrafen anhielt. Doch zeigt die neuere Studie von Andrea Schödl, dass die Markgräfin Christiane Charlotte als Oberbevormünderin ihres Sohnes Carl Wilhelm Friedrich die Regierung des Fürstentums Ansbach – und somit das Zepter – selbst in die Hand nahm.
Im Jahr 1999 schreibt Gerhard Rechter: „Der ausgezeichnete Verwaltungs- und Finanzfachmann (Seckendorff) sah wohl mehr in der preußischen denn in der überkommenen Staatlichkeit Frankens die Zukunft und bestimmte, getragen vom Vertrauen seiner seit 1723 verwittweten Fürstin (Christiane Charlotte), über lange Jahre die ansbachische Politik.“ (S. 45). Schödl antwortet darauf 2009 mit einem zeitgenössischen Zitat des Barons Carl Ludwig von Pöllnitz: „Sie (Christiane Charlotte) wollte >selbst ihr Premier-Minister sein und hatten ihre Räthe nichts anderes zu thun als ihre Befehle zu vollstrecken<.“ (S. 21)
Christoph Friedrich von Seckendorff rächte sich nach dem Tod der Markgräfin 1729, indem er in einem Gutachten 1730 die desolate finanzielle Lage des Fürstentums Ansbach dem Sohn und Nachfolger Markgraf Carl Wilhelm Friedrich darlegte. Der Markgraf rächte sich seinerseits an Seckendorff viele Jahre später. Markgraf Carl stellte den Unternzenner kalt, indem er dessen Neffen 1737 Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar zu Obernzenn als neuen „maßgeblichen Minister“ (Rechter) berief, der gleichwohl den offiziellen Titel Geheimer Rat bekam.
Gleichwohl blieb Christoph Friedrich von Seckendorff weiterhin formell Premier-Minister, wie Gerhard Rechter erstaut feststellt: „Die politische Kaltstellung Christoph Friedrichs bedeutete freilich nicht den Verlust seiner hohen Verwaltungsämter.“ (Rechter 1997, S.60*). Um dies nach außen hin zu demonstrieren, ließ sich Seckendorff deshalb wahrscheinlich hinreißen, ein reelles – und kostbares! – Zepter in Auftag zu geben. Dieses wird jetzt in der Bayerischen Landesausstellung in der Orangerie zu Ansbach gezeigt (noch bis zum 6. November 2022).
Seckendorff wähnte sich offenbar als maßgeblicher Reichsritter im Kanton Altmühl mit dem Markgrafen gleichrangig – und forderte ihn mit diesem sichtbaren Zeichen deutlich heraus. Es nützte nichts. Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ließ sich nicht erweichen, holte den älteren Seckendorff nicht mehr zurück. Christoph Friedrich von Seckendorff-Aberdar zu Unternzenn musste bis zum Tod des alten Markgrafen warten. Erst dessen Sohn und Nachfolger, Markgraf Alexander, reaktivierte Seckendorff wieder politisch in Ansbach. Das Zepter wurde also nicht mehr gebraucht. Es hatte schließlich seinen Dienst erfüllt.
Literatur:
Gerhard Rechter, Die Seckendorff, Band III/1, Neustadt an der Aisch 1997
Derselbe, Preußens Weg nach Franken. Der Erwerb der zollerschen Fürstentümer und die Rolle der adeligen Berater in Ansbach, in: Bayern & Preußen & Bayerns Preußen, Ausstellungskatalog, Regensburg 1999, S. 41-52
Andrea Schödl, Markgräfin Christiane Charlotte – Fürstin, Mutter und Frau, Sonderdruck Nr. 7, hg. vom Verein der Freunde Triedorf und Umgebung e. V., Triedorf 2009
Information
Bayerische Landesausstellung zum Thema „Typisch Franken?“, 25. Mai bis zum 6. November 2022 in der Orangerie Ansbach und in der Hofkirche St. Gumbertus Ansbach. Besuch täglich möglich von 9 bis 18 Uhr. Eintritt 12 Euro. Ermäßigungen. Ermäßigungen ebenfalls bei anschließendem Besuch des Markgrafenmuseums Ansbach und der Residenz Ansbach.