Barockkonzert mit den Freiberger Klang-Juwelen am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg in Weidenbach (Kreis Ansbach). Gespielt wird Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Kapellmeister im Fürstentum Ansbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen.
Hofkirche Weidenbach war die erste der drei Hofkirchen, die sich Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach im Fürstentum von Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ bauen ließ. Foto: Carl-Alexander Mavridis
Folgendes Programm steht auf dem Konzertzettel:
Sonata a Flauto Traverso, Oboe ó Violino é Fondamento von Jakob Friedrich Kleinknecht (1722-1794)
Vortrag Teil 1: Schranck II der Hofkapelle Dresden
Sonate für Violine e-Moll und B. c von Johann Georg Pisendel (1687-1755)
Vortrag Teil 2: Telemann, Bach, Händel, Graun, Bümler und die Correspondierende Societät der musikalischen Wissenschaften
Sonate für Flöte Traverso D-Dur und B. c. von Carl Heinrich Graun (1704/1705-1759)
Vorstellung Hofkirche Weidenbach
Sontate für Violine Solo F-Dur und B. c. von Georg Heinrich Bümler (1669-1745)
Vortrag Teil 3: Die Bach-Söhne Johann Christoph Friedrich Bach und Carl Philipp Emanuel Bach als Konkurrenten und Kollegen
Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795)
ANSBACH – Bachwoche in Ansbach: Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss der Bachwoche Ansbach 2025 ist die Messe in h-Moll (BWV 232) am Samstag, 9. August und Sonntag, 10. August in der Hof- und Pfarrkirche St. Gumbertus. Beginn ist am Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Es spielen und singen das Kammerorchester Basel bzw. der Tenebrae Choir unter der Leitung von Nigel Short.
Die h-Moll-Messe ist „Bachs letztes und vollkommenstes Werk“, sein „summum opus“, wie das Programmheft zur Bachwoche Ansbach 2025 schreibt.
Ursprünglich hieß die Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison, wie es in der Taschenpartitur Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1955 heißt (Hg. Friedrich Smend). Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden.
Bach’s Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison,. Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden-Foto:Wikipedia.
Da sich dieses Jahr die Synode von Nizäa 325 zum 1700. Mal jährt, ist die Wahl der Messe in h-Moll ein Glücksgriff und stellt somit einen direkten Bezug her. Aus der Tradition von Nizäa entstand ja das apostolische Glaubensbekenntnis, Nizäum genannt, welches heute noch in allen Kirchen des Christentums gesprochen wird, und diese somit vereint. Das Nizäum „gewann immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich sogar in die gottesdienstliche Liturgie aufgenommen, wo es bis heute in allen Kirchen des Ostens und des Westens seinen Platz hat“. (Über die Beschlüsse der Synode von Nizäa, hg. von Uta Heil, Frankfurt am Main und Leipzig 2008, S. 254). Dieses Nizäum in der originalen und nicht in der evangelischen Version wird ja auch in der Missa h-Moll gesungen.
Seit 1948 findet in Ansbach die Bachwoche statt. Ansbach wird alle zwei Jahre zu einem nationalen Zentrum der Bachmusik-Pflege. Die erste Bachwoche fand statt vom 27. Juli bis 3. August 1947 auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden, dem Sitz des fränkischen Zweigs der Grafen von Schönborn. So Dr. Andeas Bomba, der scheidende Intendant der Bachwoche in seinem Vorwort zum Buch “Bach in Ansbach” von Hans-Joachim Schulze (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013 ).
Die Ironie der Geschichte ist, dass Bach selbst nie in Ansbach war, die Musik von Bach aber sehr groß geschrieben wird. Im Gegensatz zu Händel, der Ansbach zwar selbst besuchte, heute aber in der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt des Markgraftums fast vergessen ist.
WEIDENBACH/TRIESDORF – Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach. „Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel“. So lautet der Titel des Konzerts der renommierten Freiberger Klang-Juwelen mit Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Hofkapellmeister im Markgraftum Ansbach. Beginn ist am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hofkirche Weidenbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen.
Die Freiberger Klanguwelen in der Kulturscheune Ermetzhof: In der Mitte Martina Möwes – Barockvioline, Mei Chu Helbig – Barockfagott (links) und, Bernd Schäfer – Traverso (rechts) Foto: Heike Weiß
1709 machte sich der Violinist Johann Georg Pisendel von Ansbach aus nach Sachsen auf, um in Leipzig sein Glück zu versuchen. Die künftige Frau des neuen Markgrafen Wilhelm Friedrich, Christiane Charlotte, machte sich wenig aus der Hofmusik, viel wichtiger war ihr die Fertigstellung der Residenz zu Ansbach inkl. einer Orangerie. Es wurde also an der Opernkultur gespart. Direkt nach dem Regierungsantritt 1703 wurde zuerst noch in Triesdorf ein Theatrum am Heckentheater gebaut und Piseldel in die Hofmusik als Geiger integriert. Wir können also sehen, welchen Einfluss die künftige Markgräfin auf die Politik am Ansbacher Markgrafenhof ausübte -und dies schon vor ihrer Ankunft.
Bei dem Vorgänger, Markgraf Georg Friedrich, war das noch anders. Dieser investierte heftig in die Opernlandschaft und engagierte Pisendel als Sopranisten für die Ansbacher Hofkapelle, ließ ihn bei dem dortigen Hofkapellmeister Francesco Antonio Mamiliano Pistocchi (1659-1726), gleichzeitig Sänger und Komponist, sowie durch den berühmten Geiger und Komponisten Giuseppe Torelli (1658-1709), der ebenfalls in Ansbach tätig war, ausbilden. Außerdem besuchte Pisendel das Gymnasium zu Ansbach. Pisendel war also Sänger und Geiger, ausgebildet von Koryphäen des jeweiligen Fachs.
Markgraf Georg Friedrich II. kämpfte erst im Pfälzischen Erbfolgekrieg und dann im im Spanischen Erbfolgekrieg. Zwischen beiden Kriegen fand er Zeit für die Oper in Ansbach und Triesdorf, also von 1697 bis 1700. Schwarzbeck hält es für wahrscheinlich, dass gleichzeitig zum Opernhaus in Ansbach ein Gartentheater zu Triesdorf entstand. (Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686). Emsdetten 1939)
Pisendel wurde geboren am 26. Dezember 1687 und wurde von seinem Vater Simon Pisendel zum Sänger ausgebildet. Klar, der Vater erkannte das Talent bei seinem Sohn, war er doch selbst Kantor in Cadolzburg. Dieter R. Werzinger schreibt in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (Neustadt an der Aisch 1993) auf Seite 216: „Die Hofkantorei hatte in Ansbach eine lange Tradition, war sie doch im 16. Jahrhundert nach dem Vorbild des Dresdner Hofes eingerichtet worden.“
Die Ausbildung Pisendels in Ansbach war sehr fruchtbar. Denn Pisendel kam nicht mit leeren Händen in Sachsen an. „Einige in Dresden überlieferte Handschriften aus dem Besitz Pisendels, die bis in dessen Ansbacher Zeit zurückzuweisen scheinen, enthalten neben hier zu erwartenden Kompositionen Torellis solche von Tomaso Albioni, Antonio Vivaldi, Fabbrini, Fiorelli und anderen.“ (Hans-Joachim Schulze, Bach in Ansbach, Leipzig 2013, S.60). Im Schrank II der Hofkapelle zu Dresden sammelte Pisendel über 1800 Musikalien, die dort die Zeit überstanden und in einem Projekt digitalisiert wurden.
Silvia Martina Möwes aus Freiberg in Sachsen hat im Bestand Schrank II https://hofmusik.slub-dresden.de/themen/schrank-zwei/ nachgesehen, was Pisendel alles an Musikalien in Sachsen zusammengetragen hat – und heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) https://www.slub-dresden.de/ liegt. Anlässlich eines Konzerts der Freiberger Klang-Juwelen in der markgräflichen Hofkirche Weidenbach werden Musikstücke aus der Dresdner Zeit Pisendels direkt nach dem Manuskript gespielt und dem Publikum vorgestellt. Dies sind von Johanm Georg Pisendel selbst die Sonate für Violine e-Moll und Basso Continuo, von Carl Heinrich Graun die Sonate für Flöte Traverso D-Dur und Basso Continuo, von Georg Heinrich Bümler die Sonate frü Violine Solo F-Dur und Basso Continuo und von Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich Bach die Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur.
Die Hof- und Pfarrkirche Weidenbach ist heute nicht nur evangelisch-lutherische Pfarrkirche, sondern gleichzeitig eine bedeutende Sehenswürdigkeit. Das Gotteshaus kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Sonntags ist Gottesdienst mit Orgelspiel und Predigt. 1735/1736 baute Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach die erste Hofkiche im Markgraftum – und somit vor der Hof- und Pfarrkichre St. Gumbertus in Ansbach und Hof-und Pfarrkirche Unterschwaningen. Somit schloss der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich das frühere regionale Zentrum Weidenbach an seinen Jagd-und Landsitz Triesdorf an. Ursprünglich war Triesdorf ein Rittergut im Besitz der Freiherren von Seckendorff, welcher erst als Lehen und später dann durch Kauf an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach kam. Die bisherige Weidenbacher Dorfkirche St. Georg wurde im Zug des Neubaus abgerissen. Im aktuellen Flattblatt Markgrafenkirchen im Markgraftum Ansbach ist die Hofkirche Weidenbach auf dem Titelbild abgebildet und zeigt somit den Vorrang unter allen ansbachischen Markgrafenkirchen in deutlicher Form klar an.