Falkenjunge mit der Cage und den zwölf Gerfalken

ANSBACH/AUGSBURG – Das Markgrafenmuseum Ansbach zeigt in seiner Ausstellung mit dem Falkenjungen mit der Cage und den zwölf Gerfalken des Ansbacher Hofmalers Christoph Anton Hirsch ein bedeutendes Falkengemälde des 18. Jahrhunderts. In seinem Beitrag über den Künstler stellt Martin Krieger in „Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts“ das Gemälde in eine Reihe mit dem „Bildnis der Dame mit dem Falken von Bartholomäus van der Helst in Schloss Pommersfelden oder mit der Entenjagd von Pietro Longhi in der Pinakothek Querini-Stampalia zu Venedig“ (Ansbach 1966, S. 266).

Der Falkenjunge in Grün mit der Cage und den zwölf Gerfalken des Ansbacher Hofmalers Christoph Anton Hirsch im Hotel Maximilian’s zu Augsburg. Foto: Tobias Hirsch

Jetzt hat Arno Störkel aus Würzburg im Bestand des historischen Gasthofs Drei Mohren zu Augsburg (heute Hotel Maximilian`s) ein Gegenstück zu diesem Falkenbild identifiziert, welches bislang dort unbekannt bezeichnet in der Paganini-Suite 301 hing – und der hochwertigen Dekoration dient. https://www.hotelmaximilians.com/hotel/zimmer-suiten Während der Falkenjunge zu Ansbach einen blauen Rock trägt, ist der Falkenjunge zu Augsburg in Grün gemalt. Es handelt sich also um dasselbe Bild in Grün. Der Falkenjunge mit der Cage und den zwölf Gerfalken diente darüber hinaus auch als Vorlage für die Fayencefliesen im früheren Gartenhaus des Hofgartens Gunzenhausen (heute Haus des Gastes) und wahrscheinlich auch für den berühmten Kupferstecher Johann Elias Ridinger für seinen Stich Falkner zu Fuß mit Katsche und sechs Falken, welcher sich heute im Bundesbesitz befindet. https://kunstverwaltung.bund.de/SharedDocs/Provenienzen/DE/6000_6999/6201.html Ridinger hatte seine Werkstatt mit angeschlossenem Verlag in Augsburg.

Christoph Anton Hirsch war Hofmaler des Markgrafen Carl Wilhem Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1712-1757). Hirsch wurde geboren im Jahr 1707 in Ellingen, Sitz der Deutschordensballei Franken, und starb am 9. April 1760 an einem Herzschlag. Nach dem Tod seines Auftraggebers Carl Wilhelm Friedrichs konnte es sich nicht mehr am Hof halten, ganz im Gegensatz zu seinem wesentlich jüngeren Kollegen Johann Wilhelm Conrad Liebhard. Neben dem Verlust seiner Arbeit 1757 musste es auch noch den Verlust seiner Mutter 1759 hinnehmen. Es starb mit 52 Jahren und liegt begraben auf dem Heilig-Kreuz-Friedhof zu Ansbach.

Arno Störkel schreibt in „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ über die Falkenjagd des Markgrafen in Triesdorf und Gunzenhausen: „Im ansbachischen Fürstentum hingegen spielte sie [die Falkenjagd im Gegensatz zum Fürstentum Bayreuth] fast drei Jahrzehnte lang eine geradezu dominierende Rolle. Carl Wilhelm Friedrich (unhistorisch, aber sicher zu Recht der Wilde Markgraf genannt), hatte bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ein volles Hundert Falken im Dienst. Er wurde charakterisiert als ein Mann, den man den ganzen Tag mit dem Falken auf der Hand sah; er beschäftigte ein halbes Hundert Mann – inklusive eines Falkenmalers [sogar zwei: neben Hirsch noch Liebhard] – allein für sein Hobby und ließ es sich über 50.000 fl. (Gulden) im Jahr kosten.“ (Bayreuth 2012, S. 7). http://www.verlag-rabenstein.de/parforce.pdf

Tatsächlich veranstaltete der Markgraf zu Ehren des Besuchs seines Schwiegervaters König Friedrich Wilhelm I. in Preußen samt seines Schwagers, des Kronprinzen Friedrich – später Friedrich II. „der Große“, – am 29. Juli 1730 eine Festinfalkenjagd zu Triesdorf mit anschließender Übernachtung. Dafür wurden eigens für die große Entourage des Königs zusätzliche Betten aus Gunzenhausen geliefert: „Als sich Fürst und Hofstaat im Sommer [zusammen mit der königlichen Reisegesellschaft] nach Triesdorf begeben, muss ein Ratsherr bei hiesigen Bürgern um leihweise Überlassung von Betten zur Unterbringung der Herrschaften nachsuchen.“ Immerhin gehen im Juli 17 Betten von Gunzenhausen nach Triesdorf. (Werner Mühlhäußer u. a., Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wihelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach [reg. 1729-1757], Gunzenhausen 2007, S. 72).

Carl-Alexander Mavridis

Literatur: Adolf Lang, Falkenjagd in Gunzenhausen. Fayencenfliesen aus der Zeit des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, Gunzenhausen 1979; Stiftung Hessischer Jägerhof (Hg.), Die Tierdarstellungen von Johann Elias Ridinger, Darmstadt 1999, (Ausstellungskatalog), Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. (Hg.) Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach , Triesdorf 2018 (=Triesdorfer Heft Nr. 10)