Warum war Händel in Ansbach?

Georg Friedrich Händel in London und in Ansbach

Bis heute stellt sich die Frage, was Händel 1716 in Ansbach machte. Denn Georg Friedrich Händel war ja Komponist für den englischen Königshof in London.

Bislang wird folgendes Narrativ verwendet: „König Georg war nicht gern in England. Er benutze denn auch die gelungene Niederwerfung des Jakobitenaufstandes in Schottland als Anlaß, um mit seinem Gefolge am 7. Juli 1716 nach Hannover zu reisen. Händel folgte ein oder zwei Tage darauf. In Hannover gab`s für ihn wenig zu tun. Der König hatte nicht viel Zeit für Musik….Noch einmal besuchte er Mutter und Schwester in Halle und half der Witwe seines einstigen einstigen Lehrers Zachow aus der Not. Dann reiste er nach Ansbach, wo Johann Christoph Schmidt, ein alter Freund und Musikgenosse Händels aus der Universitätszeit, als Wollwarenhändler lebte. Händel nahm ihn kurzerhand mit nach England. Er blieb als Mr. Smith Händels Freund und Faktotum auf Lebenszeit, besorgte Händels Geschäfte, schrieb seine Manuskripte ab und verwahrte die Werke.“ (Müller-Blattau 1959, S. 50)

Dabei wird aber die Tatsache übersehen, dass Ansbach in der Karriere Händels am englischen Hof eine entscheidende Rolle spielt. Denn mit dem Tod der Königin Anne 1714 wurde der Kurfürst von Hannover aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg zugleich in Personalunion König von England und Großbritannien. Bei seinem Regierungsantritt verdoppelte der neue König Georg I. das Gehalt Händels auf 400 Pfund, obwohl sich Georg I. nichts aus Musik machte, allgemein sogar die Entlassung Händels aus königlichen Diensten erwarten worden war. Weitere 200 Pfund erhielt er zusätzlich als Hauslehrer für die beiden Prinzessinnen. Diese Zulage erhielt Händel auf persönlichen Wunsch der Kronprinzessin Caroline, der Princess of Wales und geborenen Prinzessin von Ansbach. „Wilhelmine Caroline (1683-1737), Tochter des Ansbacher Markgrafen Johann Friedrich, heiratete 1705 den kurbraunschweigischen Kurprinzen Georg August, der durch die englische Erbfolge 1714 Kronprinz und 1727 als Georg II. König von Großbritannien wurde.“ (Störkel 1995, S. 27)

Es wäre also ein zu großer Zufall, wenn beide Ereignisse – finanzieller Aufstieg in London und Fahrt nach Ansbach – nicht in Verbindung zueinander stehen sollten. Es ist also davon auszugehen, dass die künftige Königin Caroline es war, die den Musiklehrer ihrer Kinder in ihre alte Heimat schickte. Oder vielmehr lockte. Dort nämlich, in der Haupt- und Residenzstadt Ansbach, lebte der Bruder der englischen Kronprinzessin, Markgraf Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach mit seiner Frau Christiane Charlotte, einer geborenen Prinzessin von Württemberg.

Christiane Charlotte und ihr Sohn Carl Wilhelm Friedrich. Das große Staatsportrait des Ansbacher Malers Johann Peter Feuerlein (*12. 10. 1668 Boxberg — 16. 9. 1728 Ansbach) ist heute im Fürstenstand der Hofkirche Unterschwaningen zu sehen.
Christiane Charlotte und ihr Sohn Carl Wilhelm Friedrich. Das große Staatsportrait des Ansbacher Malers Johann Peter Feuerlein (*12. 10. 1668 Boxberg — 16. 9. 1728 Ansbach) ist heute im Fürstenstand der Hofkirche Unterschwaningen zu sehen.

Ansbach hatte ursprünglich ein bedeutendes Opernhaus mit einer Sommerbühne zu Triesdorf, dem Heckentheater, als Endpunkt des Langen Gangs, der Flaniermeile. Das neue Opernhaus zu Ansbach wurde im Jahr 1697 vom Hofbaumeister Gabriel de Gabrieli fertiggestellt und mit der Oper Il Narciso (2008 an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien GmbH konzertant aufgeführt wurde https://muk.ac.at/veranstaltung/il-narciso-1.html – vom Ansbacher Hofkapellmeister Francesco Antonio Pistocchi eingeweiht worden. Gewidmet war die Oper der Kurfürstin Sophia Charlotte von Brandenburg-Preußen, wie der eigens dafür gedruckte Programmzettel stolz betont (freundlicher Hinweis von Silvia Martina Möwes). Sie war die Frau von Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem späteren König in Preußen, und war eine geborene Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Heute wird die Partitur der Oper Pistocchis in der Königlichen Sammlung des Britischen Museums zu London verwahrt (freundlicher Hinweis von Barbara Eichner).

Die Noten wurden in Ansbach selbst nicht mehr gebraucht. Mit der Heirat des Markgrafen Wilhelm Friedrichs 1709 mit seiner Frau Christiane Charlotte verschoben sich die Gewichte. Statt des Opernhauses zu Ansbach wurde nun für den Hofgarten eine Orangerie benötigt. Die Hofmusik zu Ansbach wurde aufgelöst, der große Violinist Johann Georg Pisendel machte nicht in Ansbach Karriere, sondern am Hofe Augusts des Starken zu Dresden. Schließlich war die Mutter von Markgraf Wilhelm Friedrich und Königin Caroline die geborene Herzogin Eleonore Erdmuthe Louise von Sachsen-Eisenach und in zweiter Ehe verheiratet mit dem Kurfürsten Johann Georg IV. von Sachsen. Nach seinem Tod 1694 wurde sein Bruder Friedrich August neuer Kurfürst, seit 1697 zusätzlich König in Polen.

Jetzt scheint die Sache klar zu sein: Händel holte in Ansbach die Noten ab. Den Rest des Bestands – wobei wahrscheinlich schon Pisendel vorher Noten zu Johann Sebastian Bach nach Weimar brachte – nahm sein Sekretär Johann Christoph Schmidt mit. Und dankte seiner Mäzenatin Königin Caroline, indem er ihr ein Jahr später, 1717, seine Wassermusik widmete.

So stellt Eugen Schöler in seinem Aufsatz „Caroline, die englische Königin aus Franken“ fest: „Nachhaltig hat Caroline den berühmten Komponisten Georg Friedrich Händel gefördert (dessen Privatsekretär Schmidt übrigens aus Ansbach stammte). Sie setzte ihm ein Jahresgehalt aus und erhöhte es, als er ihren Kindern Musikunterricht erteilte. Händel dankte seiner königlichen Gönnerin, indem er zur Krönung von Georg und Caroline 1727 die „Anthems“ komponierte; und seine weltbekannte „Wassermusik“ hat er ihr persönlich gewidmet.“ (=Sonderdruck Nr. 3 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V., Triesdorf 1988, S. 14)

Der Schranck II der Hofkapelle zu Dresden von Martina Silvia Möwes

Die große Fülle des Aufführungsmaterials der Dresdner Hofkapelle wurde unter Schranck II mit Lage und Fach katalogisiert. Zu jener Zeit war Johann Georg Pisendel 1712 als 1. Premier Violinist und ab 1728 bis zu seinem Tod als Konzertmeister tätig. Er war verantwortlich für die gesamte Instrumentalmusik und deren Repertoire in Kirche und Kammer. Im Opernbereich wirkte er als Orchesterleiter für Proben und Aufführungen. Pisendel führte in den Streichergruppen gleiche Bogenstriche und Artikulationen ein. Und er  lehrte in der Musizierweise auch den vermischten Stil, der sich aus dem italienischen und dem französischen zusammensetzte. So gelang ihm eine noch differenzierte Ausdrucksweise der Musikwerke. Sein Violinspiel gestaltete sich unter Anwendung der neuen Musizierweise außergewöhnlich. Über Jahrzehnte prägte Johann Georg Pisendel so das Musikgeschehen am Dresdner Hof.

Das erhaltene Repertoire, welches jetzt in der Sächsischen Landesbibliothek (SLUB) zu finden ist, zeigt, daß er hie und da bei Fremdkompositionen Änderungen vornahm wie z. B. Strichkombinationen einfügte oder Gestaltungselemente wie forte und piano hinzufügte. Gegebenenfalls komponierte er auch ganze Stimmen neu hinzu. Für die nun folgende Violinsonate von Pisendel gibt es keine Signatur, da sie sich aus 3 Faksimiles zusammensetzt. Das Arbeitsfacsimile steht unter: Mus.2421-R-1 und hat nur 3 Sätze. Das nächste Facsimlie steht unter der Signatur: Mus.2421-R-5 und enthält 4 Sätze.Am Rande findet man Änderungen, die von Pisendel stammen. Das letzte Faksimile steht unter der Signatur: Mus.2421-R-6 und wurde in Schönschrift von Morgenstern kopiert. Leider sind auch hier nur 3 Sätze abgeschrieben.

Konzert der Freiberger Klang-Juwelen in der Hofkirche Weidenbach mit Musik von Johann Georg Pisendel
Die Freiberger Klang-Juwelen in der Hofkirche Weidenbach Foto: Kerstin Kerschbaum

Als Lehrer und Orchestererzieher garantierte er die hohe Qualität der Dresdner Hofkapelle. Das gesamte Aufführungsmaterial aus seiner Zeit ermöglicht Einsicht in die Orchesterpraxis, die vom Friedrich II. am Berliner Hof nachgeahmt wurde. Die Protagonisten am Berliner Hof waren zum größten Teil seine Schüler wie Johann Gottlieb Graun als Konzertmeister und Orchesterleiter, sowie dessen Nachfolger Benda. Carl Heinrich Graun als Kapellmeister, Opernkomponist und Flötenmeister, und Kammerkomponist Johann Joachim Quantz. 1754 schreibt Quantz in seiner Autobiografie, dass er von Pisendel das meiste profitiert habe. Auch berichtet er in seinem Buch: „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“, das über die reine Flötenschule weit hinaus ging, über die Praxis der Dresdner Hofkapelle, dem Unterricht in der Aufführungskunst der Musik und der Setzkunst bei Pisendel.

Johann Georg Pisendel: Sonate für Violine und Baß

In der SLUB liegt eine Sonate, die fälschlicherweise im Außenblatt als Violinsonate gekennzeichet ist, aber einleitend vom Komponisten als Sonate für Traverso festgelegt wurde. Carl Heinrich Graun und sein Bruder Johann Gottlieb Graun lernten beide an der Dresdner Keutzschule, aber nur einer hatte Violinunterricht bei Pisendel, der späere Konzertmeister der Berliner Hofkapelle Johann Gottlieb Graun.

Die nun folgende Flötensonate von Carl Heinrich Graun stand unter der Signatur: Mus.2474-R-10 als Violinsonate. Diese wurde in Mus.2958-R-1 geändert, als man erkannte, daß diese von einer Flöte zu spielen sei.  ( entstanden zw.1740 und 1755)

Carl Heinrich Graun: Sonate für Flöte und Baß

Pisendel begann seine Laufbahn in der Musik als Kapellknabe am Ansbacher Hof. Damals hörte ihn der Markgraf Georg Friedrich der Jüngere ( 1694-1703) während eines Gottesdienstes 1697 auf der Orgelempore singen, und seinen Vater an der Orgel begleiten. Er berief ihn als Kapellknabe an seinem Hof zu kommen. Pisendel war gerade mal 9 Jahre alt. Ein Jahr später wurde Georg Heinrich Bümler als Altist und Kammermusikus nach Ansbach berufen. Ob sich beide kennenlernten, bleibt dahingestellt, denn Bümler war 19 Jahre älter als Pisendel. Pisendel ließ seine Stimme bis zum Stimmbruch von Pistocchi schulen und Torelli unterrichtete ihn auf der Violine. Als fleißiger Schüler erreichte er bald den Stand, daß er in die Ansbachiche Hofkapelle aufgenommen werden konnte. Er lernte immer weiter und begab sich dann eines Tages wie viele vor ihm auf Reisen. In Leipzig war  man zuerst sehr skeptisch, was so ein junger Mensch wohl auf der Violine spielen könnte. Aber sein Violinspiel begeisterte und er erntete viel Beifall. So hörte ihn auch der Konzertmeister von der königlichen Hofkapelle in Dresden und riet ihm, dorthin zu kommen. Vom Premier Violinist zum Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle wurde sein Aufgabenbereich enorm vergrößert.

Unter dem umfangreiche Material, daß unter seiner Leitung angeschafft und gespielt wurde, befindet sich auch eine Abschrift von einer Violinsonate von Georg Heinrich Bümler aus einem Manuskript unter der Signatur: Mus.2524-R-1. Sie ist als frühe Handschrift Pisendels gekennzeichnet und auf die Enstehung zwischen 1700 und 1715 datiert. In einer zeitlich naheliegender Biografie wird über Bümlers Kompositionsstil berichtet.

Er sei von Leichtigkeit und Deutlichkeit geprägt und von der Harmonie sei sein Satz rein. Es wird weiter berichtet, daß unter Leitung des Hofkapellmeisters Bümler die Ansbacher Hofmusik eine weitere Blütezeit erlebte. In jener Zeit entstand auch eine  „Correspondierende Societät der musikalischen Wissenschaften“, in der die musikalischen Ausdrucksmittel der zu erweckenden und dämmenden menschlichen Leidenschaften erörtert wurden.Telemann, Bach, Händel, C.H. Graun waren einige ihrer Mitglieder. Heinrich Bümler war federführend und Georg Mizler der Initiator. Ihre Erkenntnisse wurden in der „musikalischen Bibliothek“ von Mizler 1739-1742 veröffentlicht.

Georg Heinrich Bümler: Sonate für Violine und Baß 

Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe, der 1748 seinem Vater als Regent des kleinen Territoriums gefolgt war, zeigte sich von der königlichen Hofmusik am Hofe Friedrichs II. stark beeindruckt und fasste den Entschluß, in seiner Residenz diesem Vorbild nachzueifern.

So warb er um Musiker, die dem Ruf als „hochgräflich Schaumburg- Lippischer Cammer-Musicus“ folgen würden. Einer davon war Johann Christoph  Friedrich Bach. 1750 bekam er eine Anstellung als Hofmusiker in Bückeburg, wo er sich dem Stil der am Hofe gespielten Musik aneignen konnte. Kompositionen aus dieser Zeit sind bis heute nicht überliefert.

Als 1767 Telemann in Hamburg starb, unternahm Johann Christoph Friedrich Bach den Versuch, seine Stellung in Bückeburg gegen eine bessere Stelle zu tauschen und bewarb sich als Musikdirektor auf die Telemannische Stelle. Bei der Vergabe traf er aber auf seinen Halbbruder Carl Philipp Emanuel, dem diese Stelle zugesprochen wurde. Dies ergab keine Trübung brüderlicher Beziehungen, sondern einen verstärkten Kontakt im Austausch von Anregungen und Kompositionen.

Aus dieser Zeit muss die nun folgende Komposition stammen, die Eingang in die Sammlung  „ Musikalisches Vielerley“ von Carl Philipp Emanuel Bach 1770 fand. Johann Christoph Friedrich Bach widmete sich weiterhin der Hofkapelle und führte sie zu großem Ansehen. Forkel räumte der Bückeburger Hofkapelle 1782 den 4. Rang unter den besten Orchestern Deutschland ein.

Johann Christoph Friedrich Bach: Trio für Flöte, Violine und Baß.

Vortrag gehalten zu Weidenbach, den 16. August 2025 von Martina Silvia Möwes aus Freiberg in Sachsen anlässlich des Konzerts Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel mit den Freiberger Klang-Juwelen in der Hofkirche Weidenbach (Kreis Ansbach)

Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel

Barockkonzert mit den Freiberger Klang-Juwelen am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg in Weidenbach (Kreis Ansbach). Gespielt wird Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Kapellmeister im Fürstentum Ansbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen.

Die Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach, gesehen von der Triesdorfer Straße. Foto: Kerstin Kerschbaum

Programm

  1. Sonata a Flauto Traverso, Oboe ó Violino é Fondamento von Jakob Friedrich Kleinknecht (1722-1794)
  2. Sonate für Violine e-Moll und B. c von Johann Georg Pisendel (1687-1755)
  3. Sonate für Flöte Traverso D-Dur und B. c. von Carl Heinrich Graun (1704/1705-1759)
  4. Sontate für Violine Solo F-Dur und B. c. von Georg Heinrich Bümler (1669-1745)
  5. Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795).
Die Freiberger Klang-Juwelen bei dem Konzert in der Hofkirche Weidenbach mit Musik von Johann Georg Pisendel
Die Freiberger Klang-Juwelen mit dem Programm Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel in der Hofkirche Weidenbach Foto: Kerstin Kerschbaum

Bachwoche Ansbach 2025 mit der Messe in h-Moll

ANSBACH – Bachwoche in Ansbach: Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss der Bachwoche Ansbach 2025 ist die Messe in h-Moll (BWV 232) am Samstag, 9. August und Sonntag, 10. August in der Hof- und Pfarrkirche St. Gumbertus. Beginn ist am Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Es spielen und singen das Kammerorchester Basel bzw. der Tenebrae Choir unter der Leitung von Nigel Short.

Die h-Moll-Messe ist „Bachs letztes und vollkommenstes Werk“, sein „summum opus“, wie das Programmheft zur Bachwoche Ansbach 2025 schreibt.

Ursprünglich hieß die Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison, wie es in der Taschenpartitur Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1955 heißt (Hg. Friedrich Smend). Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden.

Bach's Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison, wie es in der Taschenpartitur Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1955 heißt (Hg. Friedrich Smend). Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden
Bach’s Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison,. Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden-Foto:Wikipedia.

Da sich dieses Jahr die Synode von Nizäa 325 zum 1700. Mal jährt, ist die Wahl der Messe in h-Moll ein Glücksgriff und stellt somit einen direkten Bezug her. Aus der Tradition von Nizäa entstand ja das apostolische Glaubensbekenntnis, Nizäum genannt, welches heute noch in allen Kirchen des Christentums gesprochen wird, und diese somit vereint. Das Nizäum „gewann immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich sogar in die gottesdienstliche Liturgie aufgenommen, wo es bis heute in allen Kirchen des Ostens und des Westens seinen Platz hat“. (Über die Beschlüsse der Synode von Nizäa, hg. von Uta Heil, Frankfurt am Main und Leipzig 2008, S. 254). Dieses Nizäum in der originalen und nicht in der evangelischen Version wird ja auch in der Missa h-Moll gesungen.

Seit 1948 findet in Ansbach die Bachwoche statt. Ansbach wird alle zwei Jahre zu einem nationalen Zentrum der Bachmusik-Pflege. Die erste Bachwoche fand statt vom 27. Juli bis 3. August 1947 auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden, dem Sitz des fränkischen Zweigs der Grafen von Schönborn. So Dr. Andeas Bomba, der scheidende Intendant der Bachwoche in seinem Vorwort zum Buch “Bach in Ansbach” von Hans-Joachim Schulze (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013 ).

Die Ironie der Geschichte ist, dass Bach selbst nie in Ansbach war, die Musik von Bach aber sehr groß geschrieben wird. Im Gegensatz zu Händel, der Ansbach zwar selbst besuchte, heute aber in der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt des Markgraftums fast vergessen ist.

Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach

WEIDENBACH/TRIESDORF – Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach. „Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel“. So lautet der Titel des Konzerts der renommierten Freiberger Klang-Juwelen mit Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Hofkapellmeister im Markgraftum Ansbach. Beginn ist am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hofkirche Weidenbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen. 

Die Freiberger Klanguwelen in der Kulturscheune Ermetzhof: In der Mitte Martina Möwes – Barockvioline, Mei Chu Helbig – Barockfagott (links) und, Bernd Schäfer – Traverso (rechts)
Foto: Heike Weiß

 1709 machte sich der Violinist Johann Georg Pisendel von Ansbach aus nach Sachsen auf, um in Leipzig sein Glück zu versuchen. Die künftige Frau des neuen Markgrafen Wilhelm Friedrich, Christiane Charlotte, machte sich wenig aus der Hofmusik, viel wichtiger war ihr die Fertigstellung der Residenz zu Ansbach inkl. einer Orangerie. Es wurde also an der Opernkultur gespart. Direkt nach dem Regierungsantritt 1703 wurde zuerst noch in Triesdorf ein Theatrum am Heckentheater gebaut und Piseldel in die Hofmusik als Geiger integriert. Wir können also sehen, welchen Einfluss die künftige Markgräfin auf die Politik am Ansbacher Markgrafenhof ausübte -und dies schon vor ihrer Ankunft.

Bei dem Vorgänger, Markgraf Georg Friedrich, war das noch anders. Dieser investierte heftig in die Opernlandschaft und engagierte Pisendel als Sopranisten für die Ansbacher Hofkapelle, ließ ihn bei dem dortigen Hofkapellmeister Francesco Antonio Mamiliano Pistocchi (1659-1726), gleichzeitig Sänger und Komponist, sowie durch den berühmten Geiger und Komponisten Giuseppe Torelli (1658-1709), der ebenfalls in Ansbach tätig war, ausbilden. Außerdem besuchte Pisendel das Gymnasium zu Ansbach. Pisendel war also Sänger und Geiger, ausgebildet von Koryphäen des jeweiligen Fachs.

Markgraf Georg Friedrich II. kämpfte erst im Pfälzischen Erbfolgekrieg und dann im im Spanischen Erbfolgekrieg. Zwischen beiden Kriegen fand er Zeit für die Oper in Ansbach und Triesdorf, also von 1697 bis 1700. Schwarzbeck hält es für wahrscheinlich, dass gleichzeitig zum Opernhaus in Ansbach ein Gartentheater zu Triesdorf entstand. (Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686). Emsdetten 1939)

Pisendel wurde geboren am 26. Dezember 1687 und wurde von seinem Vater Simon Pisendel zum Sänger ausgebildet. Klar, der Vater erkannte das Talent bei seinem Sohn, war er doch selbst Kantor in Cadolzburg. Dieter R. Werzinger schreibt in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (Neustadt an der Aisch 1993) auf Seite 216: „Die Hofkantorei hatte in Ansbach eine lange Tradition, war sie doch im 16. Jahrhundert nach dem Vorbild des Dresdner Hofes eingerichtet worden.“

Die Ausbildung Pisendels in Ansbach war sehr fruchtbar. Denn Pisendel kam nicht mit leeren Händen in Sachsen an. „Einige in Dresden überlieferte Handschriften aus dem Besitz Pisendels, die bis in dessen Ansbacher Zeit zurückzuweisen scheinen, enthalten neben hier zu erwartenden Kompositionen Torellis solche von Tomaso Albioni, Antonio Vivaldi, Fabbrini, Fiorelli und anderen.“ (Hans-Joachim Schulze, Bach in Ansbach, Leipzig 2013, S.60). Im Schrank II der Hofkapelle zu Dresden sammelte Pisendel über 1800 Musikalien, die dort die Zeit überstanden und in einem Projekt digitalisiert wurden.

Silvia Martina Möwes aus Freiberg in Sachsen hat im Bestand Schrank II https://hofmusik.slub-dresden.de/themen/schrank-zwei/ nachgesehen, was Pisendel alles an Musikalien in Sachsen zusammengetragen hat – und heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) https://www.slub-dresden.de/ liegt. Anlässlich eines Konzerts der Freiberger Klang-Juwelen in der markgräflichen Hofkirche Weidenbach werden Musikstücke aus der Dresdner Zeit Pisendels direkt nach dem Manuskript gespielt und dem Publikum vorgestellt. Dies sind von Johanm Georg Pisendel selbst die Sonate für Violine e-Moll und Basso Continuo, von Carl Heinrich Graun die Sonate für Flöte Traverso D-Dur und Basso Continuo, von Georg Heinrich Bümler die Sonate frü Violine Solo F-Dur und Basso Continuo und von Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich Bach die Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur.

Paradies der Hofkirche Weidenbach. Foto: Kerstin Kerschbaum

Die Hof- und Pfarrkirche Weidenbach ist heute nicht nur evangelisch-lutherische Pfarrkirche, sondern gleichzeitig eine bedeutende Sehenswürdigkeit. Das Gotteshaus kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Sonntags ist Gottesdienst mit Orgelspiel und Predigt. 1735/1736 baute Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach die erste Hofkiche im Markgraftum – und somit vor der Hof- und Pfarrkichre St. Gumbertus in Ansbach und Hof-und Pfarrkirche Unterschwaningen. Somit schloss der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich das frühere regionale Zentrum Weidenbach an seinen Jagd-und Landsitz Triesdorf an. Ursprünglich war Triesdorf ein Rittergut im Besitz der Freiherren von Seckendorff, welcher erst als Lehen und später dann durch Kauf an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach kam. Die bisherige Weidenbacher Dorfkirche St. Georg wurde im Zug des Neubaus abgerissen. Im aktuellen Flattblatt Markgrafenkirchen im Markgraftum Ansbach ist die Hofkirche Weidenbach auf dem Titelbild abgebildet und zeigt somit den Vorrang unter allen ansbachischen Markgrafenkirchen in deutlicher Form klar an. 

Hofrat und Obriststallmeister Carl Wilhelm Axel von Mardefeld

Das Markgrafen-Museum Ansbach zeigt in seiner ständigen Ausstellung das Gemälde des ansbachischen Hofmalers Johann Michael Schwabeda, welches den markgräflichen Hofrat und Obriststallmeister Carl Wilhelm Axel von Mardefeld darstellt.

Martin Krieger beschreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler im 17. und 18. Jahrhundert das Bildnis wie folgt: „Brustbild nach vorn. Der Dargestellte trägt gepuderte Perücke mit Schläfenrolle und Nackenschleife. Über der hellen gemusterten Weste silbergestreifter Rock. Band und Stern des Roten Adlerordens, ein weiteres Ordenskreuz auf der linken Brustseite.“

Axel von Mardefeld mit dem Ordenskreuz zum goldenen Adler. Stifterin des Ordens war die Markgräfin Friederike Louise. Foto:  Jim Albright jr.  Ansbachische Orden, Ansbacher Orden  goldenen Adlerorden
Axel von Mardefeld mit dem Ordenskreuz zum goldenen Adler. Stifterin des Ordens war die Markgräfin Friederike Louise. Foto: Jim Albright jr.

Tatsächlich wird Carl Wilhelm Axel von Mardefeld in dem offiziellen ansbachischen Hofkalender auf das Jahr 1781 als Chef der Obrist=Par-Force-Jägermeisterey aufgeführt: Sr. Excellenz, Herr Geheimer Rath, Obrist=Stallmeister der Fürstenthümer ober= und unterhalb Gebürgs, auch Ober=Amtmann zu Windsbach, Cl. Heilsbronn, Merkendorf und Waizendorf, Carl Wilhelm Axel von Mardefeldt, Par-Force-Obrist=Jägermeister, dann des erneuerten Hochfürstlichen Brandenburgischen rothen Adler=Ordens Ritter.

Was dabei freilich fehlt, ist die Aufführung des weiteren Ordenskreuzes. Während der Hofmaler dieses Ordenskreuz darstellt, fehlt die Nennung im Hofkalender. Wie Arno Störkel in seinem Vortrag Die Orden der Markgrafen vor dem Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung am 4. April 2025 im vollbesetzten Nebenzimmer des Gasthauses Eder zu Triesdorf überzeugend darlegte, handelte es sich dabei um den goldenen Adlerorden. Stifterin dieses Ordens war demnach die Markgräfin Friederike Louise und als Ordenskirche fungierte die Hofkirche Unterschwaningen. So ist es auch kein Wunder, dass der Adler auf der Spitze des Orgelprospekts in der Hofkirche Unterschwaningen weder rot (Brandenburg) noch schwarz (Preußen), sondern golden auf rotem Grund ist.

Die Hofkirche Unterschwaningen fungierte gleichzeitig als Ordenskirche des Ordens zum goldenen Adler. Foto: Ulrich Kalthoff  - Goldener Adel Orden
Die Hofkirche Unterschwaningen fungierte gleichzeitig als Ordenskirche des Ordens zum goldenen Adler. Foto: Ulrich Kalthoff

Welche Beziehung hatte jetzt der Obriststallmeister von Mardefeld zur Markgräfin? Die Sache ist einfach: Die Markgräfin war gleichzeitig Eigentümerin des herrschaftlichen Brauhauses zu Weidenbach und der Mardefeld war zugleich Eigentümer der Gastwirtschaft am Weidenbacher Torhaus. Es ist also zu vermuten, dass der Orden der Markgräfin den Bierliefervertrag besiegelte und somit sicherstellte, dass der Mardefeld künftig in seinem Gasthaus tatsächlich ausgezeichnetes Bier ausschenkte.

Die Orden der Markgrafen

Einladung zum Vortrag Die Orden der Markgrafen von Dr. Arno Störkel (Würzburg) am 4.4.2025 im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Veranstalter ist der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. im Rahmen der Jahreshauptversammlung.

Markgraf Friedrich Christian von Brandenburg-Bayreuth aus dem Buch von Arno Störkel:
Christian Friedrich Carl Alexander der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth
Markgraf Friedrich Christian von Brandenburg-Bayreuth aus dem Buch von Arno Störkel:
Christian Friedrich Carl Alexander der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth
Ansbach: Verlag Wiedfeld und Mehl 1995, ISBN: 9783925649028 Foto: Arno Störkel

Die Orden der Markgrafen – das waren die Roten Adler, die sie fast ein Jahrhundert lang vergeben haben. Das waren aber auch schwarze Adler, weiße Adler, Elefanten und noch exotischere Ordenszeichen.

Es gibt wenige Porträts der Fürsten und Prinzen aus Ansbach und Bayreuth, die sie nicht mit irgendeinem Ordensband oder Stern zeigen. Die Zugehörigkeit zu einem exklusiven Orden zeigte, dass man über den eigenen Staus hinaus von noch Höhergestellten für würdig erachtet wurde, dessen Abzeichen zu tragen – einen königlich preußischen oder englischen zum Beispiel. Ein wenig von dem königlichen Prestige färbte auch auf den fürstlichen Träger ab.

Auf die gleiche Art zeigte man auch in Bayreuth und dann nach der Vereinigung in Ansbach die eigene herausgehobene Stellung durch die Verleihung eines eigenen Ordens – des roten Adlers eben – an kleinere Fürsten oder Adelige, und sie trugen ihn selbst natürlich auch.

Warum nun ein Ansbacher Fürst einen englischen Orden und ein Bayreuther Markgraf einen sächsischen Orden erhielten und wie es ausgerechnet zu verschiedenen dänischen Dekorationen auf den Porträts von Markgräfinnen gekommen ist, das soll dieser Vortrag erläutern. ARNO STÖRKEL

Der Autor hat Biographien des letzten Markgrafen Alexander und der „Schwaninger Markgräfin“ Friedrike Louise sowie verschiedene Aufsätze zur Rolle von Jagd und Militär der Markgrafenzeit veröffentlicht. Arno Störkel hat den Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung schon mehrfach besucht und unterstützt. Zuletzt mit einem Beitrag im jüngsten Triesdorfer Heft: Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf.

Markgraf Alexander zu Triesdorf

Ansbacher Chaussee zwischen Ansbach und Triesdorf

Ab dem Jahr 1762 lässt Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander eine neue Straße von Triesdorf nach Ansbach anlegen. Die Ansbacher Chaussee sollte in einer geraden Linie die beiden markgräflichen Orte Ansbach und Triesdorf– die Haupt- und Residenzstadt sowie seinen Wohnsitz – miteinander verbinden. Aus der Ansbacher Chaussee wurde längst die Bundesstraße B13.

Im Jahr 1766 wird daher ein neues Tor für den Triesdorfer Tiergarten notwendig. Neuer Standort ist im Schnittpunkt der geraden Verlängerung der Hauptallee in Triesdorf mit der von Ansbach kommenden neuen Straße („Chaussee“) an der Roten Mauer innerhalb von Triesdorf. Im Torhaus war wie in den anderen Torhäusern auch eine Schankgaststätte eingerichtet.

Stern des Schwarzen Adlerordens
Markgraf Foto: Pfarrerin Simone Sippel, Weidenbach. Martin Krieger schreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts über das Bild „Halbfigur nach vorn. Rechte auf Tisch aufliegend, die Linke über dem Degengehenk in der Hüfte aufliegend. Der Dargestellte trägt weiße Seidenweste, darüber das Schulterband des Roten Adlerordens sowie dunklen Überrock mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens.“(Ansbach 1966, S. 364). Das Bild hing früher in der Hof- und Pfarrkirche Weidenbach, heute ist es im Pfarrhaus und wartet auf seine fachgerechte Restaurierung.
Foto: Pfarrerin Simone Sippel, Weidenbach. Martin Krieger schreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts über das Bild „Halbfigur nach vorn. Rechte auf Tisch aufliegend, die Linke über dem Degengehenk in der Hüfte aufliegend. Der Dargestellte trägt weiße Seidenweste, darüber das Schulterband des Roten Adlerordens sowie dunklen Überrock mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens.“(Ansbach 1966, S. 364). Das Bild hing früher in der Hof- und Pfarrkirche Weidenbach, heute ist es im Pfarrhaus und wartet auf seine fachgerechte Restaurierung.

Heute heisst die Gaststätte im Ansbacher Tor Quasimodo. In der Nähe des Anwesens befinden sich in östlicher Richtung entlang der Roten Mauer insgesamt drei Felsenkeller. Früher dienten diese Keller der Lagerung von Bier für die ehemaligen beiden Brauereien Veitengruber und Sammeth aus Weidenbach und dem herrschaftlichen Brauhaus aus Weidenbach-Triesdorf (Ströbel).

Da es leichter war, die Menschen zu dem kühlen Bier zu transportieren als das Bier bei Hitze kühl zu halten, entwickelte sich an den Kellern direkt ein Schankbetrieb. So wurde aus dem Tiergarten Triesdorf im Laufe der Zeit ein Biergarten. Und das Bier, das man dort trank, kennt man heute noch als Lagerbier, Felsenbier oder auch Kellerbier. Somit diente die Ansbacher Chaussee nicht nur dem Markgrafen, sondern durch diese Staatsinvestition entwickelte sich außerdem der Kulturtourismus von Ansbach nach Triesdorf.

Händel und Bach zur Bachwoche in Ansbach 2025

Die Bachwoche Ansbach hat ihr Programm für 2025 vorgestellt. Am 3. August gibt es ein besonderes Konzert mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Dem Orgelkonzert d-Moll BVV 1052R von Bach wird das Händel`sche Orgelkonzert B-Dur op 7 Nr. 1 gegenübergestellt. Es spielt Jörg Halubek auf der Orgel und wird begleitet von Mitgliedern des Ensembles „Il Gusto Barocco“. Beginn ist um 11 Uhr in der Orangerie Ansbach. Bachwoche Ansbach, 1. bis 10. August 2025

Konzert in der Orangerie zur Bachwoche Ansbach 2023. Foto: Elke Walter

Während Gerog Friedrich Händel zu Lebzeiten in Ansbach war, besuchte Johann Sebastian Bach tatsächlich nie die alte markgräfliche Haupt- und Residenzstadt. Auch wenn dies ein Buchtitel so suggerieren möchte: Bach in Ansbach von Hans-Joachim Schulze (Leipzig 2013). Gleichwohl: „Georg Friedrich Händel ist neben J. S. Bach der meistgespielte Komponist des Barock.“, wie es der Klappentext der Händel-Biografie von Christopher Hogwood richtig feststellt.

Seit 1948 feiert die Stadt Ansbach den Thomaskantor Bach aus Leipzig mit der Bachwoche, die alle zwei Jahre stattfindet. Händel jedoch fristet in Ansbach ein Schattendasein, was insgesamt sehr schade ist. Georg Friedrich Händel besuchte nämlich Ansbach nicht als Kulturtourist, sondern fand hier seinen dringend benötigten Kulturmanager Johann Christoph Schmidt, den er nach London mitbrachte. Aus Johann Christoph Schmidt wurde dann John Christopher Smith.

Händels Mitarbeiter John Christopher Smith

In seiner Händel-Biografie legt Christopher Hogwood die besondere Bedeutung des Ansbachers für die Händel-Forschung dar: „Vorrangige Bedeutung unter den Quellen des achtzehnten Jahrhunderts hat Johann Matthesons Bericht über Händels Jugend. Matthesons war als junger Mann mit Händel befreundet. Ebenso wichtig ist Georg Friedrich Händels Lebensbeschreibung, eine Zusammenstellung des Reverend John Mainwaring – die erste Biografie eines Komponisten, die jemals veröffentlicht wurde. Einen großen Teil der Informationen lieferte Händels Mitarbeiter John Christopher Smith, der offenbar häufig weitergab, was er aus erster Hand vom Komponisten [Händel] selbst gehört hatte (Frankfurt am Main und Leipzig 2015, S. 12).

Was machte nun Händel in Ansbach? Wahrscheinlich ist, dass er von seiner Gönnerin Caroline von England, der Schwester des regierenden Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Wilhelm Friedrich, nach Ansbach geschickt wurde, um dort die Musiknoten der ehemaligen Oper zu sichten. Anstelle des Opernhauses, errichtete später die Witwe des Markgrafen, Christiane Charlotte, eine Orangerie, um die Citrus-Bäume des Hofgartens gut durch den Winter zu bringen. „Als die Orangerie zu bauen begonnen wurde, mußte das alte Opernhaus abgerissen werden.“ (Wilhelm Baumann, Die Orangerie zu Ansbach, Sonderdruck, [Ansbach 1961],S. 11). Die Noten wurden also nicht mehr in Ansbach benötigt. Für Händel waren diese aber nicht nur Altpapier, sondern eine Fundgrube für seinen eigenen Geschäftserfolg. Schmidt brachte wohl den Musikschatz nach London zu Händel, und wurde als Kenner von diesem sogleich eingestellt.

In Rahmen der Musikreihe Kunst und Klang Feuchtwangen der Sopranistin Christiane Karg gibt es bereits am 15. Dezember 2024 ein besonderes Konzert zu Ehren Händels. Dem Himmel ganz nah. Eine Hommage an Georg Friedrich Händel mit Mayaan Licht (Sopran/Countertenor) und Joel von Lerber (Harfe) im Kasten (Stadthalle Feuchtwangen). Beginn um 19 Uhr.

In St. Egidien zu Nürnberg gibt es das große Händel-Oratorium Der Messias am 2. Advent, 8. Dezember 2024 um 16.00 Uhr St. Egidien – Kirche G. F. Händel: Messiah. Aufführende: Kammerchor Acustico, AmadeusChor und das Ansbacher Kammerorchester unter Leitung von Julian Hauptmann.

Aktuell zeigt das Staatstheater Nürnberg die Oper Alcina von Georg Friedrich Händel. Am Ostermontag, 21. April 2025 um 18 Uhr, am Sonntag, 27. April 2025 um 19.30 Uhr und zum letzten Mal am Dienstag, 29. April 2025 um 19.30 Uhr. Es dirigiert Dorothee Oberlinger die Staatsphilharmonie Nürnberg. Absolut sehenswert!

Literarisches Kabinett mit Markgraf Alexander und Lady Craven

Am Sonntag, den 24.11.2024 verantaltet der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung ein Literarisches Kabinett mit Musik und Wein und Käse über Markgraf Alexander und die Lady Craven. Beginn ist um 17 Uhr in der Villa Sandrina zu Triesdorf (Sandrinaweg 2, 91746 Weidenbach).  Das Motto der Veranstaltung: Der Markgraf spielt Cello. Und Lady Craven besingt den Käse. Gelesen werden zeitgenössische Texte über Markgraf Alexander, Lady Craven und den Frankenwein. Auch kommt die englische Mätresse des Markgrafen und spätere Markgräfin mit ihren Denkwürdigkeiten selbst zu Wort, indem sie erklärt, wie der Käse nach Triesdorf kam. Und welche Aufgabe sie eigentlich hat: Das Theater in Ansbach und Triesdorf zu organisieren. Die Musik dazu macht Sarah Windhövel am Cello. 

Porträt von Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth aus dem neuen Kurhaus von Bad Alexandersbad. Tatsächlich hatte der Fürst einen Sinn für Ökonomie. Als Erbprinz hatte er im sehr fortschrittlichen Holland die Politik des Wirtschaftswachstums kennengelernt. Um den wirtschaftlichen Aufschwung des ehemaligen Kurbades Sichersreuth zu forcieren, wurde dort ein Kurhaus gebaut und das Bad nach ihm umbenannt. Das alte Kurhaus heißt heute Markgräfliches Schloss.
Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth. Foto: Carl-Alexander Mavridis

Erbaut wird die Villa Sandrina im Jahr 1785. Die ursprüngliche Bezeichnung ist „Anlage der Madame de Curz“. Die „Kurzin“, Tochter eines Wiener Komikers und Mätresse des Markgrafen Alexander, kauft 1783 in Ansbach ein Haus und plant ein weiteres Haus in Triesdorf. Mit der neuen Mätresse Lady Craven allerdings verliert Markgraf Alexander die Interesse an der Schauspielerin. Kurzerhand wird aus „Anlage der Madame de Curz“ der „neue italienische Bau“. Ab 1786 soll die neue Mätresse in das Haus einziehen. Lady Craven plant aber ein eigenes Schloss: die Villa Rotunda. Im Gartenhaus wird 1787 von der Lady Craven eine „Neue gelehrte Gesellschaft zu Triesdorf“ eingerichtet, die Villa Sandrina selbst wird zum „Hôtel d’Alexandre“, einem Gasthof mit warmen Speisen und kühlen Getränken.

Villa-Sandrina-zu-Triesdorf- Triesdorf bei Ansbach
Villa Sandrina zu Triesdorf Foto: Carl-Alexander Mavridis.

Die Lady Craven reaktiviert tatsächlich das Heckentheater aus dem 17. Jahrhundert und weiht es mit einer spektakulären Opernaufführung mit Pauken und Trompeten ein. An diesem Grünen Theater zwischen Weißem Schloss und Hofgarten kann man auch das damals berühmte Lustspiel „Le séducteur“ (Der Verführer) des französischen Hofschriftstellers Georges François Maréchal Marquis de Bièvre erleben. Auf der Reise von London nach Rom stirbt der französischen Hofdichter am 24. Oktober 1789 in Triesdorf. Da die Markgrafschaft Ansbach protestantisch war, wird Bièvre auf dem katholischen Friedhof im benachbarten Ornbau begraben. Denn Ornbau ist Oberamtsstadt des katholischen Hochstifts Eichstätt. 

Das Literarische Kabinett mit Sarah Windhövel am Cello. Ihr Vater Elmar Windhövel begleitet seine Tochter am Keyboard. Weitere Akteure des Nachmittags Dr. Susanne Schulz, Alexander Biernoth und Markus Heinz (v.l.n.r.) Foto: Kerstin Kerschbaum.

Heute erinnert nichts mehr an das ehemalige Lieberhabertheater zu Triesdorf. Selbst der renommierte Theaterwissenschaftlicher Thomas Betzwieser konnte es 2021 bei der Arbeit für seinen Aufsatz „Von Gondolieri, Ruinen und Seeschlachten: der theatrale Sommer in Franken“ nicht finden. Somit ist das Bièvre-Denkmal in Ornbau dafür das einzige sichtbare Relikt. Erst in diesem Jahr hat die Stadt Ornbau das Grabmal restaurieren lassen. Deshalb steuerte der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung für dessen Erhalt auch einen stattlichen Geldbetrag von 2000 Euro bei.