Der seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf

Beitrag von Siglinde Buchner, Weißenburg in Bayern

Die unscheinbare Siedlung Schlungenhof [zwischen Gunzenhausen und Altenmuhr (Muhr am See)] geriet im Oktober 1754 in den Fokus des 42-jährigen Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (*12.5.1712, +3.8.1757), der nach seinem Tod zu Unrecht der Wilde Markgraf genannt wurde.

Seltener Vogel Nimmersatt, Menagerie zu Triesdorf
Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf

Seine Leidenschaft war die Jagd, vor allem die Falkenjagd. Als ihm gemeldet wurde, dass bei Schlungenhof große weiße Vögel gesichtet wurden, befahlt er, diese zu fangen und lebendig nach Triesdorf zu bringen.

Dieses ungewöhnliche Ereignis wurde in einem historischen Journal vom 20. Oktober 1754 beschrieben:
„Aus der markgräflich-ansbachischen Stadt Gunzenhausen ist vor wenigen Tagen zu Ansbach die Nachricht eingelaufen, dass sich in dasiger Gegend in dem Altmühl-Fluß 5 fremde Vögel, die man sonst Nimmersatt nannte, gezeigt hätten, welche weiß und größer als eine Gans wären, einen zwei Querfinger gleich breiten und über eine halbe Elle langen Schnabel hätten, wodurch sie einen dreipfündigen Karpfen verschlucken könnten.

Die Menagerie zu Triesdorf vom Storchenweiher aus gesehen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.
Die Menagerie zu Triesdorf vom Storchenweiher aus gesehen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.



Darauf wurde alsbald der herrschaftliche Menagerie-Meister von Triesdorf auf hochfürstlichem Befehl abgeschickt, der auch so glücklich war, dass er eine Viertelstunde von Gunzenhausen bei Schlungenhof in einem Entenpfuhl, das Binsenwöhr genannt, durch das eingelegte Entengarn zwei von diesen Vögeln lebendig fing, welche hierauf in der Menagerie nach Triesdorf gebracht worden.“


Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf
Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf | Indischer Nimmersatt

Literatur: Staatsrelation derer neuesten Europäischen Nachricht und Begebenheiten auf das Jahr 1754. Ein historisches Journal, gedruckt in Regensburg, S. 501f. Das CXXVIste (=126.) Stück vom 20. October 1754, hier: S. 503: Vermischte Fälle

Aus: Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Alt=Gunzenhausen, Beiträge zur Geschichte der Stadt und Umgebung, Jahrbuch 75/2020, S. 50f.

Der Lustgarten zu Unterschwaningen

CWF & FL 1754 – Die bekrönten Allianzinitialen in Gold auf Malachit mit Jahreszahl von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich und Markgräfin Friederike Louise am Pfarrhaus von Unterschwaningen, einem Werk des Retty-Nachfolgers Johann David Steingruber. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.

Beitrag von Carolina Schitz, Bechhofen an der Heide

Die künstlerische Gestaltung des Gartens ist für das erste Drittel des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Diesbezüglich sei noch einmal hervorgehoben, dass die Entwicklung des Schlossgartens weitgehend parallel zur Bauarchitektur verlief.

Im Zusammenhang mit der Modernisierung der fürstlichen Bauten in Unterschwaningen entstand der barocke Hofgarten unter der Leitung der neuen Schlossherrin Friederike Louise. Sowohl die Markgräfin als auch ihr Baumeister Leopoldo Retty gingen den Bestrebungen nach, das allerseits Schöne gleichsam mit dem Nützlichen zu verbinden, indem die fürstliche Gartenanlage einerseits künstlerisch gestaltet und anderseits das weitläufige Terrain für den landwirtschaftlichen Gemüse- und Obstanbau genutzt wurde, was sicherlich auch auf den Denkansatz ihres ältesten Bruders Friedrich beruhte. Jedoch galt dies nicht nur dem Küchengarten, gleichzeitig erfüllte auch der paradiesische Lustgarten seinen Zweck. So schilderte Veh einen Aufenthalt im Garten aus der Sicht der Markgräfin Friederike Louise:

„Auf den Garten zu wohnte die Fürstin, genoß die wärmenden Strahlen der Südsonne und konnte sich des friedsamen Blicks auf die Blumenparketts und der dahinter mächtig aufwachsenden Allen erfreuen, zwischen denen sich der blickende Spiegel des Kanals mählich verlor.“

Dabei wird die Aufgabe des Lustgartens deutlich, die in erster Linie für die Erholung diente und den fürstlichen Besuch in frohe Stimmung versetzte. Unter Bredekamp wird dem Garten eine philosophische Bestimmung zuteil, indem der Garten „als Ort des zwanglosen Austauschs“ verstanden wird. Jedes der im Garten enthaltenen Gestaltungselemente hatte seine Sinnhaftigkeit.

Markgräfin Christiane Charlotte beauftragt Zocha für erste Planungen.

So zeigt ein erster etwa aus dem Jahre 1730 stammender Plan des Zeichners Schuckhardt die ursprüngliche Planung des Schwaninger Hofgartens. Wie bereits vorweggenommen, wirft die Datierung jedoch etliche Fragen auf. Denn diese fällt in einen Übergangszeitraum, in welchem die Markgräfinwitwe Christiane Charlotte bereits verstorben und die neue Schlossherrin noch nicht bestimmt war. So spricht Horst von Zerboni in seinem Beitrag von „Geländeerwerbungen durch Tausch“, die im Jahre 1727 stattgefunden haben soll. Die erste Gestaltung dieses Geländes hatten ihren Anfang mit dem früheren Baumeister Carl Friedrich von Zocha, dessen Einflüsse sich in der Gartenanlage, speziell im Küchengarten sowie am Gärtnerhaus, bemerkbar machten. Es lässt sich daher vermuten, dass die ersten Entwürfe unter Auflage der Markgräfin Christiane Charlotte erfolgten.

Desgleichen betont eine ältere Quelle diese These. Veh wirft den Begriff einen „Lustgartens“ auf, der offenbar in einem Generalplan 1730 „mit genauer Umschreibung und Zweckbestimmung der verschiedenen Gartenbereiche“ dargestellt ist. Umstritten ist ebenfalls, inwieweit die Gartenanlage zu diesem Zeitpunkt ausgesehen haben mag und in welchem Maße die Anlage bis zur Schenkung 1733 ausgestaltet war. Seltsamerweise nimmt man in Schuhmanns Bilduntertitel zum Plan Schuchards eine vollkommen abweichende Datierung wahr. (Schuhmann verwendet eine andere Schreibweise des Zeichners: F. T. Schuchard.) Möglich ist, dass es sich hierbei um einen eingeschlichenen Schreibfehler handelt, denn die Datierung um 1790 wäre aufgrund des Dargestellten zu spät angesetzt gewesen. Der Gartenplan erscheint zudem auch in einer Publikation der Gräfin zu Dohna, die mehr Aufschluss über den Verfasser geben kann. Sie setzt die Datierung wohl vor 1735.

Der Zeichner Friedrich Schuchard solle bis 1734 als Ansbacher Landbauinspektor beschäftigt gewesen sein und somit wäre es denkbar, dass der Hofgartenplan zu Unterschwaningen für Friederike gezeichnet wurde.

Gartenanlage entsteht unter Markgräfin Friederike Louise durch Retty

Trotz der unterschiedlich aufgeführten Belege sind sich die Historiker jedoch in dem Punkt einig, dass die größte Leistung an der Gartenanlage durch Friederike und Retty erfolgte. Betrachtet man die Form der gesamten Südgartenanlage auf dem Plan Schuckhardts, so ähnelt diese einem Trapez. Ungewöhnlich ist die „Nicht-Ausrichtung“ des Gartens auf das Schloss wie es in den älteren französischen Gärten von Le Nôtre der Fall war.

Literatur:

Horst Bredekamp, Leibniz und die Revolution der Gartenkunst, Berlin 2009
Ursula Gräfin zu Dohna, Die Gärten Friedrichs des Großen und seiner Geschister, Berlin 2000
Verena Friedrich, Barocke Gartenlust in Franken, in: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur, Sonderheft, Würzburg 2015, S. 3-37
Otto Veh, Markgräfin Friederike Louise als Schloßherrin von Unterschwaningen, Sonderdruck Nr. 1, hg. vom Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V., Triesdorf 1985
Günter Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Eine Bilddomentation zur Geschichte der Hohenzollern in Franken, Ansbach 1980
Johann Schrenk/Horst von Zerboni u.a., Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen: Unterschwaningen – Dennenlohe – Köttenbach – Oberschwaningen, Gunzenhausen 2009
Stefan Schweizer, André Le Notre und die Erfindung der französischen Gartenkunst, Berlin 2013

Aus: Carolina Schitz, Friederike Louise und ihr Baumeister Leopoldo Retty – Der Hofgarten zu Unterschwaningen im 18. Jahrhundert, Bachelorthesis, Institut für Kunstgeschichte der Philosophischen Fakultät, Julius-Maximilians-Universität: Würzburg 2020

Zur Geschichte der Schlossbibliothek Ansbach

Beitrag von Marlene Tiggesbäumker-Mütherties (Haus Bökerhof)

Im 18. Jahrhundert wurde das fränkische Fürstentum Ansbach nach französischem Vorbild völlig vom unumschränkten Absolutismus bestimmt.
Von Wilhelm Friedrich (1685; reg. 1703-1723) durchgesetzt, erreichte er unter dessen Sohn Carl Wilhelm Friedrich (1712; 1729-1757) seinen Höhepunkt, bis er unter der Regierung des letzten Markgrafen Carl Alexander (1736; reg. 1757-1791) allmählich ausklang. Der Hof stand im Mittelpunkt kulturellen Lebens und war Anziehungspunkt für Künstler und Gelehrte.

Durch ein Dekret vom 21. Dezember 1720 erklärte Wilhelm Friedrich die fürstliche Hausbibliothek zur öffentlichen Landesbibliothek und schuf mit diesem einschneidenden Ereignis die Basis für den geistigen und wissenschaftlichen Aufschwung im Ansbach des 18. Jahrhunderts. Bestätigt wurde das Dekret mit einem gedruckten Ausschreiben vom 14. Juli 1721, dem ein weiteres am 18. Februar 1726 auf Veranlassung seiner Gemahlin Christiane Charlotte folgte, die nach seinem Tod im Jahr 1723 vorübergehend für ihren unmündigen Sohn die Regentschaft übernahm.

Hofstaat muss mit einem Obolus beitragen

Die Aufstockung des Erwerbungsetats ermöglichte eine erst 1731 veröffentlichte Verordnung, der zufolge jeder markgräfliche Bedienstete bei Amtsantritt einen bestimmten Obolus an die Bibliothekskasse entrichten musste. Die Höhe der Beitragsgelder, die sich jährlich auf 350-400 fl. [Gulden] beliefen, war nach Dienstgraden gestaffelt.

Minister, Geheimer Rat, Oberhofmarschall,
Oberjägermeister, Obriststallmeister usw. je 8 fl.
Obrist, Forstmeister, Oberamtmann, Kollegialrat usw. je 6 fl.
Rittmeister, Kapitän, Kammerjunker, Hofmedikusje 4 fl.
Dekan, Hofjunker, Sekretär, Rektor usw. je 3 fl.
Geistlicher, Leutnant, Kanzelist, Kammerdiener usw. je 2 fl.

Abgesehen von den Geldern, die bei besonderen Anlässen gestiftet wurden, flossen der Bibliothekskasse aus markgräflichem Fond außerdem jährlich 200 fl. zu.

Verleger und Drucker müssen Pflichtexemplare abgeben

Gemäß dem seit 1699 in Preußen geforderten Pflichtexemplarrecht wurden die Verleger und Drucker des Fürstentums aufgefordert, je ein Exemplar einer Neuerscheinung an die Bibliothek abzuliefern. Aufgrund der markgräflichen Verordnungen, die die obligatorische Beitragsleistung neuer Bediensteter und die Pflichtabgabe von Neuerscheinungen festlegte, konnten die Bestände der zunächst nur einige tausend Bücher umfassenden Schlossbibliothek beträchtlich vermehrt werden.

Markgräfin Christiane Charlotte richtet Stiftung ein


Der Impetus zur Bibliotheksstiftung ging von der kunstsinnigen Christiane Charlotte aus, der jüngsten Tochter Herzog Friedrich Karls von Württemberg, die am elterlichen Hof in Ludwigsburg die französische Kultur kennen und schätzen gelernt hatte und vielseitige Interessen zeigte. In den sechs Jahren, in denen sie für ihren unmündigen Sohn Carl Wilhelm Friedrich die Regierung führte, wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1725 bereicherte sie die Bibliothek durch den Ankauf der stattlichen Büchersammlung des in Kleve verstorbenen königlichen Geheimrats von Blaspiel. 1726 machte die erhöhte Brandgefahr im Schloss, ausgelöst durch die häufigen festlichen Veranstaltungen, die Verlagerung der Bestände in das sog. Marschalkhaus erforderlich.

Auf Anregung des berühmten Obristbaudirektors Carl Friedrich von Zocha ließ Christiane Charlotte zahlreiche wertvolle Bücher aus der Sammlung des französischen Kardinals Guillaume Du Bois in Holland ersteigern, von den einige in Leder gebundene kostbare Bände ursprünglich aus der Privatbibliothek des Bibliothécaire du Roi Abbé Jean Jérôme Bignon stammten.
Der größte Teil der vielfach mit geschmackvollen Superlibros versehenen Werke aus der prachtvollen Handbibliothek der Markgräfin wurde nach ihrem Ableben in den Bestand der Landesbibliothek integriert, darunter vornehmlich französische Schriftsteller, aber auch griechische und lateinische Klassiker nach den handlichen Ausgaben in usum delphini, Reisebeschreibungen sowie geschichtliche und philosophische Literatur.

Private Büchersammlungen werden eingereiht


Weitere namhafte private Sammlungen, z. B. von Immanuel Meyer, Zacharias Konrad von Uffenbach und Professor Nikolaus Hieronymus Gundling sowie dem Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha gelangten geschlossen oder in Auszügen durch Ankauf oder Schenkung uner Markgraf Carl Wilhelm Friedrich in die hochfürstliche Bibliothek. Eine wesentliche Erweiterung bedeutschtete auch 1733 die Übernahme der Konsistorialbibliothek, die mit der Bibliothek des St. Gumbert Stifts in Ansbach vereinigt worden war.

Carl Wilhelm Friedrch, der im 19. Jahrhundert zu Unrecht zum „Wilden Markgrafen“ gestempelte Sohn von Wilhelm Friedrich und Christiane Charlotte hatte 1729 in Berlin die hochmütige und stolze Königstochter Friederike Louise geheiratet, die sich ihrem derben, temperamentvollen, leicht jähzornigen und zu Ausschweifungen neigenden Gemahl im Laufe ihrer Ehe entfremdete und in die Abgeschiedenheit nach Unterschwaningen zurückzog.

Mit seinem Schwager Friedrich dem Großen schloss Carl Wilhelm Friedrich 1752 das Pacturm Fridericianum. Dieses Hausabkommen, eine Erneuerung der Dispositio Achillea, bekräftigte die Erbfolge zugunsten des Hauses Preußen.

Markgraf Carl gibt Landesbibliothek rechtliche Verfassung


Der Schlossbibliothek, die häufig auch als hochfürstliche oder herrschaftliche Bibliothek bezeichnet wurde, verlieh der Markgraf ihre rechtliche Grundlage durch den Fundationsbrief vom 6. Februar 1738, in dem er u. a. verfügte, dass die Bibliothek zusammen mit dem Münzkabinett als beständiges zum Hause Brandenburg-Onolzbach gehöriges Stück angesehen und gehalten werden solle. Sie dürfe „zu keiner Zeit dismembriert, getheilet, ganz oder zum Theil verschenket, verpfändet oder alieniret oder veräußert“ werden, sondern müsse als ein „vor alle Wissenschaften gehöriges edles Kleinod und sonderbare Zierde“ der fürstlichen Residenz beigehalten und bereichert werden. Dies zur öffentlich fideikommissarischen Einrichtung erklärte Bibliothek des Hauses Brandenburg sollte den Einheimischen, Fremden, Lehrenden und Lernenden dienen und vor allem den fürstlichen Collegien, dem Archiv und der studierenden Jugend des Gymnasiums von Nutzen sein. Der Stiftungsbrief bietet ein schönes Beispiel für die aufgeklärten Bestrebungen des markgräflichen Hofes.

Durch den Verkauf des Maschalkhauses im Jahr 1739, das ohnehin den Platzanforderungen der Bücherlast nicht mehr genügte, wurde 1745 die Rückverlegung der auf 15.000 Bände angewachsenen Bibliothek in das Schloss vorgenommen. Betreut wurde die Bibliothek bis 1764 von den Hofräten Johann Sigmund Strebel und Gottlieb Paul Christ aus Coburg.

Hofarchitekt Retty erhält Auftrag für Bibliotheksneubau

Da 1746 anlässlich eines Festes im Schloß ein Feuer ausbrach, das glücklicherweise keinen größeren Schaden anrichtete, wurde der Bau eines Bibliotheksgebäudes in Erwägung gezogen. Zu diesem Zweck entwarf der Baudirektor und Ingenieur-Capitän Leopoldo Retty einen Plan, der aus finanziellen Gründen nie zur Verwirklichung kam. Obwohl Carl Wilhelm Friedrich sich in hohem Maß der Verwaltung und Jagd zuwandte, setzte er sich für den Ausbau der Bibliothek ein, der er bereits 1730 den größten Teil seiner Hausbibliothek stiftete. An der Förderung der Wissenschaften war im insofern gelegen, als Ansbach anderen Höfen nicht nachstehen sollte.

Das genaue Gegenteil seines Vaters verkörperte der letzte Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander, der sich zu dem Kunst- und Geistesleben der westlichen Großmächte hingezogen fühlte und das Musik- und Theaterleben am Hofe schätze. Während seiner Regierungszeit wurden der Bibliothek zwei geschlossene Privatsammlungen testamentarisch vermacht, und zwar die Büchersammlung des Geschichtsschreibers Johann Heinrich von Falkenstein sowie die medizinische Fachbibliothek des markgräflichen Leibarztes Hellwig Christian Mayer. Käuflich erworben wurden keine geschlossenen Sammlungen mehr; stattdessen konzentrierte sich die Erwerbung auf laufende Neuerscheinungen und kleinere Lückenergänzungen.

Markgraf Alexander fördert Kunst und Wissenschaft


1769 fiel Alexander, dessen Geisteshaltung, Lebensstil und Regierungsweise von der Aufklärung geprägt waren, das Fürstentum Bayreuth zu, als mit dem Tod des Markgrafen Friedrich Christian die Brandenburg-Kulmbachische Linie erloschen war. In seiner Funktion als Landesherr beider Fürstentümer nahm Markgraf Alexander sich der Belange der Landesuniversität Erlangen an, die seither den Namen Friedrich-Alexander-Universität trägt.

Von seinen zahlreichen Reisen in Deutschland und in den westlichen Ländern brachte er stets eine Ausbeute für die Bibliothek mit, darunter kostbare Prachtausgaben, und trug auf diese Weise erheblich zur Bereicherung der hochfürstlichen Bibliothek bei. Im Oktober 1769 erteilte er wichtige Instruktionen, die Schlossbibliothek betreffend. So legte er z. B. fest, dass die Bibliothekare ohne Rücksprache mit ihren Kollegen kein Buch kaufen oder gar ein Buch der Herrschaft verkaufen durften.
Zuständig für die Bibliothek in den Jahren 1765 bis 1791 waren der Stiftskaplan Johann Jakob Spieß, der Hofkammerrat Adam Ludwig Wetzel sowie der Gymnasialprofessor Johann Georg Zenker. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass der Reiseschriftsteller Philipp Wilhelm Gercken nicht nur den wissenschaftlichen Bestand, sondern auch die gute Ordnung der Bücher rühmte.

Fürstentümer Ansbach und Bayreuth fallen an Königreich Preußen

Nach dem Ableben seiner Gemahlin Friederike Caroline verzichtete der kinderlose Markgraf Alexander zugunsten Preußens auf die Herrschaft über die Hohenzollern’schen Fürstentümer Ansbach und Kulmbach-Bayreuth und zog sich mit seiner Favoritin Lady Craven nach England zurück.

Über das weitere Schicksal der an seltenen und kostbaren Beständen reichen Bibliothek, die die von den Zeitströmungen beeinflussten Neigungen und Interessen der Markgrafen und Markgräfinnen widerspiegelt, soll im Folgenden eingegangen werden.

Festzuhalten ist, dass als wahre Kunst- und Bücherfreunde im 17. Jahrhundert Johann Friedrich und im 18. Jahrhundert Christiane Charlotte sowie Alexander zum Wohl der Bibliothek beigetragen haben.

Schlossbibliothek Unterschwaningen wird nach Ansbach transportiert

Nach der Abdankung des Markgrafen Alexander regierte in Ansbach-Bayreuth 14 Jahre lang unumschränkt wie ein „Vizekönig“ Minister Karl August von Hardenberg. Durch eine Erhöhung des Bibliotheksetats auf 500 Gulden schien die würdige Fortsetzung der markgräflichen Stiftung zunächst gesichert, doch bereits nach 1802 wurde die planmäßige Erwerbung nicht mehr konsequent durchgeführt, bis sie im Zuge der politischen Ereignisse völlig unterblieb. Die einzige größere Errungenschaft während der preußischen Ära stellte die Bibliothek des Schlosses Unterschwaningen dar, die 1802 nach Ansbach transportiert wurde und von den Markgräfinnen Christiane Charlotte und Friederike Louise zusammengetragene Bücherschätze verborgen hielt.

Aus: Marlene Tiggesbäumker-Mütherties, „Die markgräfliche Schloßbibliothek Ansbach als Grundstock der Universitätsbibliothek Erlangen“, Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst an der Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen in Köln, (1985). Das Exemplar in der Vereinsbibliothek des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. in der Villa Sandrina zu Triesdorf kann dort eingesehen werden. Terminvereinbarung unter Tel. 09826/335.

Die heimliche Hochzeit im Haus des Falkners

Palais Heydenab GunzenhausenHeydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße

WEIDENBACH/GUNZENHAUSEN –

Heydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach  Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße
Heydenab’sches Haus| 1737 baut der markgräflich-ansbachische Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ das Heydenab’sche Haus zwischen Weidenbach und Triesdorf. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Mit ihrem Beitrag „Ernst Wilhelm von Heydenab (1701-1758), Oberamtmann von Gunzenhausen. Ein Günstling des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ (Alt=Gunzenhausen, hg. vom Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Heft. 69/2014) legt Siglinde Buchner aus Weißenburg erstmalig eine kurze Lebensbeschreibung über einen der wichtigsten Figuren am Hof des Markgrafen Carl vor.

Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
 

Ernst Wilhelm Anton von Heydenab besaß in Weidenbach-Triesdorf Schloss und Gut sowie in Gunzenhausen ein Stadtschloss (heute: Filiale Gunzenhausen der VR-Bank Mittelfranken West, Ansbach).

Einem Mitglied des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung aus Weidenbach ist jetzt im Kirchenbuch der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weidenbach ein Fund geglückt, der die Lebensgeschichte des Obristfalkenmeisters am Ansbacher Hof weiter aufhellt. Dort steht:
„Kirchenbuch Weidenbach. Johann Andreas Frei wurde am 3. Mai 1744 Dom. Rog. von Dekan Schülin zu Gunzenhausen eingesetzt. Unter ihm wurde der Bau des neuen Pfarrhauses vollendet. Auf einem im Geburtsregister vom Jahre 1746 eingehefteten Blättchens berichtet er folgendes merkwürdige amtliche Vorkommnis.

Ao 1746 den 24. Septbr. wurde ich zum Herrn Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber berufen, woselbst ich obgedachten Herrn und Herrn Kammer-Rat Schaudig antraf, welcher mir von meinem Durchlauchigst- und Gnädigsten Landesfürsten und Herrn einen mit dem Höchfürstl. Wappen versiegelten Brief überreichte, welcher zur Überschrift folgende Worte hatte:
Ad Parochum Weidenbachensem. Der Inhalt ist fideliter copirt folgender: Ich als Summus Episcopus befehle dem Pfarrer zu Weidenbach, das er die Copulation an den Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber vollziehen und es so einrichten darf, [daß] auf sein Verlangen ihm ein Attest vor Geburt seiner lieben Kinder soll gegeben werden. Carl Wilhelm Friedrich als Episcopus. His publice lectis wurde insolvirt den 25. Septbr. darauf als Sonntag XVI. p. Trin. abends im Beisein Herrn Rittmeisters von Reitzenstein, Herrn Hauptmanns von Hofer und Herrn Stallmeisters Diezel die priesterliche Einsegnung mit Frl. Mar. Barb. Seizin vorzunehmen, welches auch bei Licht abgeredeter Massen nach gehaltener kurzen Sermon geschehen. Der Herr, dessen wir sind und deme wir dienen, wende diese und alle Ehen zum Besten. J. A. Frej, Past.’ “


Der Grund für die Empörung des Weidenbacher Pfarrers ist klar: Heydenab lebte schon seit Jahren mit seiner Haushälterin Maria Barbara Seiz in wilder Ehe in seinem Weidenbacher Haus zusammen und hatte mit ihr bereits vier Kinder: Johann Christoph (*1741), Johanna Wilhelmina (*1743), Sophia Henrica Charlotta (*1744) und Ehrenfried Johann Christian (*1746).
Zwei weitere sollten noch folgen: Wilhelmina Carolina 1747 und eine Totgeburt am 10.9.1748. Bei der von Siglinde Buchner angebotenen Tochter Maria Sibylla Elisabeth könnte es sich auch um die Schwester des Obristfalkenmeisters handeln, wird sie doch in der gedruckten Leichenpredigt 1756 als „geborene Freyin von Heydenab“ genannt.

Durch Befehl des Markgrafen in seiner Funktion als Bischof von Ansbach wurden durch die nachträgliche, klandestine Ehe – vor Ausschluss der Öffentlichkeit in der privaten Kapelle des Heydenab’schen Hauses – die Kinder aus dem Hause des Falkners legitimiert und somit die Voraussetzung geschaffen, diese eigentlich nicht-ehelichen Kinder Heydenabs in die Gesellschaft einzuführen und schließlich – in der Perspektive – gut zu verheiraten. Somit wurde durch die Legitimation der Kinder des Heydenab das Verfahren hergestellt und erprobt, welches später auch in markgräflicher Sache angewandt wurde. Bei der Legitimation der Kinder des Markgrafen Carl aus seiner illegitimen Beziehung mit Elisabeth Wünsch: die Freiin und Freiherren von Falkenhausen.

Palais Heydenab Gunzenhausen Heydenab’sches Haus| 1750 ist es Rettÿs Nachfolger Hofbaumeister Johann David Steingruber, der statt eines Rathauses für Gunzenhausen an die prominente Stelle direkt am Marktplatz das Adelspalais für den Falkenmeister von Heydenab erstellt. Der bereits 1748 gefertigte Rathausentwurf wird dazu geringfügig abgewandelt. Die künftige Rangerhöhung zum Obristfalkenmeister und Oberamtmann von Gunzenhausen 1751 kündigte sich also bereits an Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Das Heiratsprojekt pro Österreich und contra Preußen – Alexander von Ansbach und Caroline von Coburg

COBURG/ANSBACH – Am 22. November 1754 heiratete der Erbprinz Alexander in Coburg die Prinzessin Friederike Caroline, „die unscheinbare zweite Tochter aus dem überaus bescheidenen Hause Sachsen-Coburg-Saalfeld“ (Störkel 1995, S. 47).
Die Heiratszeremonie wurde vollzogen durch den Coburger General-Superintendenten Fratscher im Rittersaal der Veste. Interessant dabei ist, dass über die Coburger Hochzeit in Ansbach viel Aufhebens gemacht wurde, darüber sogar vom Hofbuchhändler Jacob Christoph Posch ein Buch gedruckt wurde, heute aber wenig Aufmerksamkeit genießt.

Friederike Caroline wurde geboren am 24.6.1735 als zweite Tochter des Herzogs Franz Josias und seiner Frau Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt. Somit war Caroline 16 Monate älter als Alexander.

Friederike Caroline, letzte Markgräfin von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. Herzogin in Preussen, geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld
Friederike Caroline, letzte Markgräfin von Ansbach-Bayreuth.

Gestiftet wurde die Ehe wahrscheinlich durch den kaiserlichen Feldmarschall Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff – von der Wilhelmine von Bayreuth genannt „der alte Seckendorff“ – und vor allem durch seinen Neffen Christoph Ludwig von Seckendorff. Dabei allerdings war ausschlaggebend, dass es sich bei dem Haus Coburg um ein kaisertreues und zugleich protestantisches Haus handelte. Denn Ziel war es von Markgraf Carl, durch die Heirat seines Sohnes Alexander wieder politisch näher an das Kaiserhaus heranzukommen.

Der erste Schritt in diese Richtung war ja schon getan. Der Kaiser Franz I. ernannte Alexander zum Generalmajor und Inhaber eines Regiments.
Der zweite Schritt war die Vermählung mit „was guthes“, wie es seine Frau Maria Theresia deutlich formulierte (Störkel). Zwar war Friedrich Heinrich schon längst auf seinem Rittersitz Meuselwitz im Ruhestand. Aber die Klärung seiner finanziellen Angelegenheiten zwangen ihn, wieder in die Reichspolitik einzusteigen.
So schickte er „seinen fleißigen Sekretär“ Carl Franz Stecker zwei Mal, 1754 und 1756, nach Wien, um für ihn dort Aufträge zu erledigen (Kuntke 2007, S. 311). Das Staatsarchiv Altenburg verwahrt im Familienarchiv von Seckendorff die Korrespondenz, die Seckendorff mit dem Kaiser Franz I. Stephan von Habsburg-Lothringen und dessen Frau Maria Theresia von Österreich pflegte. Leider liegt hierüber bis heute keine konkrete Auswertung der Briefe vor, sodass wir heute über die genaue Entwicklung der Sache, dem Heiratsprojekt also, nur mutmaßen können.

Politisch allerdings ist klar, dass vor allem Christoph Ludwig von Seckendorff das gelungene Heiratsprojekt für sich verbuchen wollte. Er war es nämlich, der den Ansbacher Hofdichter Johann Peter Uz zwang, zum Einzug des Hochzeitpaares in Ansbach am 28. November 1754 sein Gedicht Glückwunsch zu schreiben, welches auch dann gleich vertont wurde.
In Ansbach selbst wurde zu diesem Ereignis eine „Haupt=Ehrenpforte“ für das „durchleuchtigste Fürsten Paar“ auf dem Oberen Markt (heute: Martin-Luther-Platz) zwischen Rathaus und ehem. Gasthof zur Sonne aufgebaut und in einem Kupferstich festgehalten, der dem Hochzeitsbuch des Hofbuchhändlers Posch beigegeben ist.

Wahrscheinlich war der Initiator des Buchs ebenfalls der junge Seckendorff, wird er doch in diesem Werk mehrfach als „Geheimer Minister, Christoph Ludwig, Freyherr von Seckendorff“ vorgestellt und mit seiner Amtsbezeichnung „Ober=Vogt und Ober=Amtmann zu Onolzbach“ herausgehoben. Wie Gerhard Rechter mir einst mitteilte – der leider viel zu früh verstorbene Leiter des Staatsarchivs Nürnberg – , war der junge Seckendorff aber gar kein Freiherr.

Mit dem Heiratsprojekt pro Österreich und gegen Preußen allerdings manövrierte sich aber Christoph Ludwig von Seckendorff ins politische Abseits. Auf dem Höhepunkt seiner Macht, wie Arno Störkel in seiner aktuellen Arbeit über die Markgräfin Friederike Louise feststellt, schied er 1755, also ein Jahr danach, mit „gerade einmal 47 Jahren aus der Politik“ aus (Störkel 2018, S. 261).
Grund dafür war seine kränkliche Gesundheit, vor allem aber die Verfolgung durch die Markgräfin.
Friederike Louise, die Ehefrau von Markgraf Carl, war die Tochter des preußischen Königs und ihr Bruder Friedrich II., seit 1740 König in Preußen, und mit dem Haus Habsburg im kalten Krieg. Die Unterwerfung ihres Mannes Carl zum Preis der Zukunft ihres Sohnes Alexander musste der junge Seckendorff Christoph Ludwig mit seiner politischen Karriere bezahlen. Dass aber das österreichische Projekt in Ansbach tatsächlich Widerstand hervorrief, musste dem Leser der Poschischen Hochzeitsbeschreibung sogleich ins Auge stechen. Der Erbprinz Alexander wird darin mehrfach vorgestellt als das, was er war: Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen.

Literatur:
Anonym, Beschreibung…, Hofbuchhändler Jacob Christoph Posch: Ansbach (1754)
Bruno Kuntke, Friedrich Heinrich von Seckendorff (1673-1763), Matthiesen Verlag: Husum 2007
August Sauer (Hg.), Johann Peter Uz, Sämtliche Poetische Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1964
Arno Störkel, Friederike Louise, Prinzessin in Preußen – Markgräfin in Ansbach, Wissenschaftlicher Kommissionsverlag: Stegaurach 2018
Derselbe, Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Wiedfeld & Mehl: Ansbach 1995

Hofmaler, Hoffaktor und die Pferde des Markgrafen Carl von Ansbach

ANSBACH-TRIESDORF – Markgraf Carl Wilhelm Friedrich war ein großer Freund von Falken und von Pferden. Tatsächlich betrieb der Fürst ja die Falkenjagd zu Pferd. Markgraf Carl begnügte sich jedoch nicht nur damit, schöne Pferde in seinem Marstall in Ansbach zu halten, sondern baute selbst eine eigene Zucht auf. Ein Jahr nach effektiver Übernahme der Regierung und Tod seiner Mutter Christiane Charlotte ließ der Markgraf 1730 im markgräflichen Landsitz Triesdorf eine Falknerei und ein Gestüt einrichten.

„Nach drei Jahren neuer Regierung hatte die Anzahl der Pferde 1732 mit 198 Tieren inklusive 23 Leibreitpferden wieder repräsentative Maßstäbe erreicht. Dies lag darüber hinaus an der persönlichen Vorliebe Karl Wilhelm Friedrichs für das Reiten und die Falknerei, die mit einem hohen Bedarf an Reitpferden einherhing,“, wie Magdalena Bayreuther in ihrer Dissertation „Pferde und Fürsten – Repräsentative Reitkunst und Pferdehaltung an fränkischen Höfen (1600-1800)“ feststellt (Ergon-Verlag: Würzburg 2014. S. 115). Dabei kam es bei den Pferden vor allem auf die Vielfalt der Fellfarben an. Genau wie bei den Falken, wurden auch die Pferde vom Hofmaler im Bild festgehalten.

„Bildliche Darstellungen dieser Fellfarbenvielfalt sind selten überliefert, obwohl häufig Porträts von Tieren mit einer besonders schönen Zeichnung für die fürstliche Gemäldegalerie, die Wände in den Reithäusern oder im kleinen Format für Verkauf und Schenkungen angefertigt wurden. Markgraf Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach etwa ließ 1737 durch den Porträtmaler Zierl ein großformatiges Bildnis von einem ‚Tieger Pferd‘ für 300 fl. malen, das jedoch nicht erhalten ist.“ (Bayreuther, S. 91). Die Tigerscheckung gehörte zu den auffälligen und daher begehrten Fellfarben. Dabei handelt es sich nicht um ein streifenartiges Fell, sondern um ein von allerhand Farben ‚gesprengeltes, gestricheltes, oder getüpfeltes Pferd‘. (S. 95).

Schwierigkeiten gab es aber bei der Beschaffung von neuen Zuchttieren. Im 17. Jahrhundert schickte Markgraf Albrecht etwa zwei Bediente in das Erzbistum Salzburg, um drei Schwarzschecken nach Ansbach zu bringen. (Bayreuther, S. 95) Wesentlich effizienter ging dabei Markgraf Carl vor und baute auf die Hilfe von Hofjuden und ihrem Netzwerk. Im „Hoch-Fürstlich=Brandenburg=Onoltsbachischer Address= und Schreib=CALENDER auf das Jahr 1753“ steht auf Seite 54: „Hof=Staat. Künstlere und andere zu Hof=Diensten bestellte Personen: Hr. Christian Anton Hirsch, Cammermahler. Moyses Uhlmann, Cammer=Factor und Hof =Pferd=Lifferant“.

Die enge Beziehung von Markgraf, Hofmaler und Hoffaktor spielte schon 1740 eine entscheidende Rolle. Der Hoffaktor Isaak, genannt Ischerlein, teilte sich mit dem Markgrafen Carl eine Mätresse (Peter Kuhn) – es war die 15-jährige Tochter Martha des Hofmalers Johann Baptist Zierl (Günther Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken: Ansbach 1980, S. 215). „1734 war Isaak bereits Faktor am Hof des ‚Wilden Markgrafen’ Carl Wilhelm Friedrich, in dessen Regierungszeit (1723 [1729]-1757) die Rechtssicherheit der Juden durch drei Judenordnungen von 1732, 1734 und 1737 und zahlreiche Mandate zunahm und ihr Wohlstand stieg, wovon u. a. die Synagogenbauten von Treuchtlingen (1730), Georgensgmünd (1734), Roth (1737) und vor allem von Ansbach (1744/46) zeugen“. (Peter Kuhn, Jüdischer Friedhof Georgensgmünd, Deutscher Kunstverlag: München Berlin 2006, S. 17).

Insgesamt war ja die Politik des Markgrafen Carl Wohlfahrt für alle durch kreditfinanziertes Wirtschaftswachstum. Eine Politik, die aktuell wieder an Ansehen gewinnt.

Elisabeth Wünsch, die Stamm-Mutter des Hauses Falkenhausen

LEIDENDORF/WALD – In ihrem Beitrag „Stammt die Mätresse des ‚Wilden Markgrafen’ und Stamm-Mutter der Freiherren von Falkenhausen aus einer Exulanten-Familie?“ für die „Blätter für fränkische Familienkunde“ der Gesellschaft für Familienforschung in Franken (Band 30, 2007) kommt Siglinde Buchner zu einem sensationellen Ergebnis:

Freiherren von Falkenhausen - Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach |  Elisabeth Wünsch Stamm Mutter derer  von Falkenhausen
Freiherren von Falkenhausen – Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach|Bild:Wikipedia

„Obwohl der Geburtsort von Elisabeth Wünsch und die Heirats-, Geburts- und Sterbedaten ihrer Eltern Matthäus und Barbara Windsch noch unbekannt sind, konnte die Identität von Elisabeth Wünsch geklärt werden.

Sie ist nicht identisch mit Eva Elisabeth Winkler, die in Leidendorf geboren wurde.

Sie war nicht die Tochter eines Falkners gewesen, sondern die eines Mühlknechts.“ Und weiter stellt sie fest: „Nach Hans Bahlow leiten sich die Namen Windisch, Winsch, Winschmann und Wünsch her von: ‚der Wende oder Sorbe, daher in der Ober-Lausitz am häufigsten.’“

Siglinde Buchner räumt damit mit der immer noch sehr gern erzählten Legende von der Abstammung eines Falkenbauern auf, die Dieter R. Werzinger in seiner Dissertation Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (1995) wiederholt: „Der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der mit der preußischen Prinzessin in sehr jugendlichem Alter vermählt worden war, wandte sich rasch von ihr ab und heiratete zur linken Hand Elisabeth Wünsch, die Tochter eines Landwirts, der beim Fürsten als Falkner im Dienst stand.“

Tatsächlich kann eine Ehe zur linken Hand zwischen dem Markgrafen und der Madame Wünschin nicht festgestellt werden. Und auch hat sich der Markgraf nicht von seiner Ehefrau getrennt. Bis 1765 lebte Friederike Louise im Ansbacher Schloss.

Vielmehr ist es so, dass der Markgraf Carl neben seiner angetrauten Ehefrau Friederike Louise zusätzlich eine „Nebenfrau“ samt Familie unterhält und finanziert, wie Arno Störkel in seinem Buch „Friederike Louise, Prinzessin in Preußen – Markgräfin von Ansbach“ feststellt (2018).
Vier Kinder hat der Markgraf mit Elisabeth Wünsch, die Tochter Louise Charlotte stirbt allerdings wenige Monate nach der Geburt. Die restlichen drei erhalten den Namen Falkenhausen und werden in den Adelsstand zu Freiin und Freiherren von Falkenhausen erhoben.

Beide Familien, also das alte Haus Ansbach und das neue Haus Falkenhausen, werden durch den Markgrafen zur Kollaboration gezwungen. Dies wird schon klar, wenn man sich die gewaltigen finanziellen Mittel ansieht, die Carl aus dem Haus Ansbach in das Haus Falkenhausen transferiert:

„Die Mutter [Elisabeth Wünsch] bezog eine monatliche Zahlung von 500 fl.
Die Tochter [Wilhelmina Eleonora Freiin von Falkenhausen] erhielt als Heiratsausstattung einen Betrag von 30.000 fl.
Von den beiden Söhnen erhielten
Friedrich Carl Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Thürnhofen, im Wert von 50.000 fl, Erträge von 913 fl. [Schloss und Gut] Trautskirchen, im Wert von 90.000 fl., Erträge von 2.000 fl., ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. und

Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Laufenbürg, im Wert von 50.000 fl., Erträge von 1.153 fl; [Schloss und Gut] Wald, im Wert von 75.000 fl, Erträge von 1.653 fl, ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl.Hinzu kamen noch Waldungen und Weiher im Wert von 5.991 fl und Erträge von 97 fl.
Noch verbleibende Differenzen bei der hälfigen Aufteilung sollten durch Geldzahlungen ausgeglichen werden.“ (Dieter R. Werzinger).

Dieser Schritt ist notwendig, weil Markgraf Carl auf die Erbansprüche seiner Kinder aus der Nebenfamilie verzichtet.

„In einem Schreiben vom 12. April 1747 teilte Markgraf Carl seinem Schwager, dem Preußenkönig Friedrich II., mit, dass er zwei außereheliche Kinder habe, die der Kaiser in den Freiherrenstand erhoben habe. [Das dritte Kind sollte erst 1748 geboren werden.]
Doch sollten seine Kinder keine Ansprüche auf seine Lande haben, d. h. sie dürften nicht die offizielle Erbfolge antreten. Dies war für den preußischen König ein wichtiges Zugeständnis, denn es war bekannt, dass der französische König Ludwig XIV. seine außerehelichen Kinder nicht nur anerkannt hatte, sondern – wahrscheinlich angesichts der hohen Sterblichkeitsrate in der legitimen königlichen Familie – testamentarisch bestimmt hatte, dass sie das Recht hätten, die Thronfolge anzutreten, falls die rechtmäßige königliche Familie aussterben würde.“


(Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Werner Mühlhäußer [Hg], Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach [reg. 1729-1757], 2007).

Diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern Ansbach und Falkenhausen wird durch den Besuch des ersten Falkenhausen auf der Grand Tour des neuen Erbprinzen Alexander in Venedig besiegelt (1753). So schreibt der Hof=Kammer=Rath Hirsch in seinem Buch „Reise durch Italien und Frankreich in den Jahren 1752 und 1753, worinnen auch von der Reise des Herrn Markgrafen von Ansbach als Erbprinz, nach Venedig und Rom, Nachricht gegeben wird (1808, Nachdruck 2005):

„Den 14. Januar langte Herr Geheime Rath von Voit mit Herrn von Falkenhausen aus Ansbach hier an. Wir machten ihnen noch des Nachts unsere Visite.“ Und hat Bestand. Abzulesen schon allein aus der Tatsache, dass der Markgraf Alexander bei den Kindern seiner Halbgeschwister Taufpate ist, wie Emma Foertsch in ihren Beitrag „Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach“ (1964) dokumentiert.

„Elisabeth Wünsch wohnte ursprünglich in Schloß Georgenthal, dann nach 1752 in Schloß Wald; zwischen 1734 und 1748 gebar sie dem Markgrafen vier Kinder.“ (Dieter R. Werzinger).
Das Haus Ansbach ist 1806 untergegangen und das Jagdschloß Georgenthal im Mönchswald nahe Haundorf abgetragen. Das Haus Falkenhausen lebt hingegen fort und sitzt bis heute auf Schloss Wald am Altmühlsee nahe Gunzenhausen, dem Stammsitz der Familie.

Johann Peter Uz (1720-1796) in Ansbach und Halle an der Saale: Zehn Materialien und Gedichte zusammengestellt.

1.

„Johann Peter Uz ist am 3. Oktober 1720 als Sohn des Goldschmieds Friedrich Carl Gottlob August Uz in Ansbach zur Welt gekommen. Der Vater freilich arbeitete nicht in seinem erlernten Beruf, sondern war Inspektor des fürstlichen Laboratoriums und Aufseher über die neu angelegte Lederfabrik in Flachslanden. Nach dem frühen Tod des Vaters sorgte die Mutter Elisabeth, geb. Reisenleiter, die ebenfalls einer Ansbacher Goldarbeiter-Familie entstammte, für die gründliche Ausbildung. Johann Peter Uz besuchte das örtliche Gymnasium bis 1739 und studierte dann in Halle vier Jahre vor allem die Rechte im Hinblick auf eine Anstellung als Jurist. Von Leipzig, wo er sein Studium fortsetzen wollte, rief ihn im August 1743 der gemeßene Befehl (wohl der Mutter) zurück nach Ansbach,

Gleim gegenüber deutete er an, sie habe befürchtet, ihm könne ein ähnliches Schicksal widerfahren wie Johann Christian Günther. Aus seinem Briefwechsel ist weiter bekannt, daß er schließlich in seiner Geburtsstadt ein Häuschen bewohnte, zunächst noch zusammen mit seiner Mutter und zwei Schwestern, später dann nur noch mit seiner Schwester Esther Sophia, die ihn um wenige Monate überlebte.“

Ernst Rohmer, Dichter und Bürger in der Provinz – Johann Peter Uz und die Aufklärung in Ansbach, Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1998, S. XIIIf.


2.

„[Johann Wilhelm Ludwig] Gleim zählt neben dem Dichter Johann Peter Uz und dem Anakreon-Übersetzer Johann Nikolaus Götz zur zweiten halleschen Dichterschule. Die drei hatten gemeinsam an der Fridericiana studiert und zelebrierten seitdem ihre Freundschaft. Anakreon bildete dabei nicht umsonst das ästhetische Zentrum. Seine Gedichte stellen zur Verfügung, was von da an das Ferment jeder Jugendkultur bildete: Sex (Küsse), Drogen (Wein) und Musik (anakreontische Lieder), und so prägte der anakreontische Ton das Frühwerk von Dichtern wie Lessing oder Goethe.“

Steffen Martus, Aufklärung – Das deutsche 18. Jahrhundert – ein Epochenband, Rowohlt: Berlin 2015, Seite 531

3.

Der Sommer und der Wein

In diesem schwülen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kühler Nacht,
Und schlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muse träumt nur matte Klagen.
Ich hänge mit verdroßner Hand
Die träge Leyer an die Wand.

Doch. Freund, in schwülen Sommertagen,
(Zischt mir Lyäus in das Ohr:)
Hebt sich der Weinstock stolz empor,
Den Frost und Regen niederschlagen:
Und nur der höhern Sonne Glut
Kocht seiner Trauben göttlich Blut.

So mag in schwülen Sommertagen
Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn,
Und Scherz und Muse sich entziehn:
Der Wein wird sie zurücke jagen.
Er reise nur der frohe Wein:
Was kann mir unerträglich seyn?

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 118f.

4.

„Johann Peter Uz (1720-1796, Ansbach, Halle): Lyrische und andere Gedichte. Heitere Gesellschaftsdichtung, Gipfel der deutschen Anakreontik dar. Hauptthema die Liebe, von sinnlich-schäferlichem Getändel umspielt, gelegentlich auch frivol. Preis gemäßigten Weingenusses. Außerdem einige vaterländische Gesänge, Gedenkverse auf Freunde sowie philosophische und religiöse Oden. Kulturphilosophische Ideen wie die der Erziehung des Naturmenschen durch die Dichtung und die des Göttermythos als Spiegel der menschlichen Entwicklung (Die Dichtkunst) sowie der Freundschaftskult (An die Freude) zeigen Uz, auch in der rhythmischen und metrischen Formung, als Vorläufer Schillers.“

H.A. und E. Frenzel, Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte Band I, Deutscher Taschenbuchverlag: München 1970, 6. Auflage, S. 172

5.

Neujahrswunsch des Nachtwächters zu Ternate

Weckt eure Gatten küssend auf,
Ihr Schönen von Ternate!
Hört, bey des Jahres neuem Lauf,
Wie mir ein Wunsch gerathe!

Ein Mädchen, das sich Muse nennt,
Durchstreicht mit mir die Staßen;
Und was mein Herz euch gutes gönnt,
Will sie in Reime fassen.

Wohlan! die Freude werde neu,
Wie sich das Jahr verneuet!
Es fliehe finstre Heucheley,
Die sich im Winkel freuet!

Nicht Eigennutz, nur Zärtlichkeit
Sey Stifter unsrer Ehen:
So wird man Hymens güldne Zeit
Auch Jahre dauern sehen.

Die süße Falschheit unsrer Zeit
Entweiche von der Erde,
Daß alte wahre Redlichkeit
Noch einmal Mode werde.

Es drohe Miswachs und Verlust
Gelehrten Schmierereyen:
Nur müsse junger Mädchen Brust
Und guter Wein gedeihen!

Gib, Himmel! Deinen alten Wein
Den fröhlichen Poeten!
Die in der Musen Lorbeerhayn
Oft, leider! Durstig treten.

Nur Wasser, alter Weisen Trank,
Gib unsern jungen Weisen;
Und jage den Monadenzank
Von freudenvollen Schmäusen.

Der Geitz mag sein erwuchert Gut
Nur hüten, nicht genießen!
Doch laß ein Bächlein güldner Fluth
Auch auf den Weisen fließen!

Den unsre Weibchen kosten viel,
Wenn sie uns lieben sollen:
Wie viel erfordert Putz und Spiel
Und wenn wir schmausen wollen!
Heil allen, den Heil gebricht,
Heil sey dem ganzen Staate!
Dieß wünsch ich aus bezahlter Pflicht,
Nachwächter von Ternate.

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 100ff.

6.

„Und wie könnte ich den Stolz von Anspach, den unerreichbaren Lyriker, den Horaz der Teutschen, Herrn Landgerichtsassessor Uz, vergessen, dessen göttliche Muse die höchsten Gegenstände der Religion und Moral, so eingreifend besungen, die schöne Natur mit so sanften Farben geschildert, und Thorheiten und Laster, mit so eigentümlicher Laune bestraft hat. – Allein die poetischen Verdienste, welche sich dieser wahre Biedermann erworben hat, sind nicht einmal seine schönste Seite. Seine tiefe Einsicht in die Rechtsgelehrsamkeit; sein unermüdeter Eifer dem Bedrängten zu helfen – ihm bald zu helfen; – sein unglaublicher Fleiß, durch welchen er bewirkt, daß er bey dem stärksten Pensum immer die wenigsten Akten im Haus hat; Seine unbestechliche Redlichkeit, die iedem der sich seiner Sache nicht gewiß weis, fürchterlich ist; Sein Feuer mit welchem er gegen die listige Chikane zu Felde zieht, und dies Ungeheuer aus den verborgensten Schlupfwinkeln heraustreibt; etc. diese vortreflichen Eigenschaften sind es, die in seinem Wirkungskreis unzählige Wohlthaten verbreiten, und aus manches Armen Auge eine dankbare Thräne entlocken, für die Er gerne, wie er selbsten in seinen unsterblichen Werken sagt, iedes seiner schönsten Gedichte hingeben würde. In seinem Privatleben eingezogen und still, in dem Zirkel weniger Freunde, von sanftem Umgang, ohne alle Prätensionen, ohne alle Eitelkeit, mit gänzlicher Verläugnung eines stolzen Selbstgefühls, ist Uz das, was so viele seyn wollen, und so wenige sind, ein wahrer Christ, und ein wahrer Weiser.“

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach, Erster Theil, Benedict Friedrich Haueisen: Ansbach 1790, S. 289f.

7.

Ein Traum

O Traum, der mich entzückt!
Was hab ich nicht erblicket!
Ich warf die müden Glieder
In einem Thale nieder,
Wo einem Teich, der silbern floß,
Ein schattigtes Gebüsch umschloß.

Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bey dem Teiche.
Das hatte sich, zum Baden,
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.

Der freye Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb lüstern stehen
Bey diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies,
Und sich die Wollust fühlen ließ.

Sie fieng nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Doch ach! Indems geschiehet,
Erwach ich und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser seyn!

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 19f.


8.

„Den Höhepunkt Ansbacher Dichtung im 18. Jahrhundert markieren Johann Friedrich von Cronegk (1731-1758) und vor allem Johann Peter Uz (1720-1796), beide gebürtige Ansbacher, beide in engem Kontakt mit zahlreichen Vertretern der norddeutscheen und sächsischen Aufklärung; Cronegk insbesondere mit Gellert, Uz etwa mit Gleim oder Nicolai. Während Cronegks Ruhm nach seinem frühen Tod schnell verblaßte – immerhin wurde noch das Hamburgische Nationaltheater 1767 mit einem seiner Dramen eröffnet, was Lessing zu seiner ausführlichen Kritik in den ersten sieben Stücken der Hamburgischen Dramaturgie veranlaßte -, war Uz als einer der bedeutendsten unter den Anakreontikern deutscher Sprache Repräsentantz einer literischen Richtung, die nicht zuletzt als bewußte Provokation des hallensichen Pietismus entstanden war.“

Georg Seiderer, Formen der Aufklärung in fränkischen Städten – Ansbach, Bamberg und Nürnberg im Vergleich, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung: München 1997, S. 90f.

9.

„Uz Johann Peter, Dichter, Oden, Lehrgedichte, Lyrik, Mitherausgeber des Ansbacher Gesangbuchs von 1781. *03.10.1720 Ansbach, +12.05.1796 Ansbach“

Hermann Dallhammer in Zusammenarbeit mit Werner Bürger, Ansbach – Geschichte einer Stadt, Hercynia-Verlag: Ansbach 1993, S. 412

10.

„Ich hätte sehr gern geheirathet; aber da ich heirathen wollte, konnte ich noch keine Frau ernähren, und da ich dieß gekonnt hätte, war ich zu alt.“

Johann Peter Uz, zit. nach Friedrich Schlichtegroll: Nekrolog auf das Jahr 1796. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahr verstorbener Deutschen, 7. Jahrgang, 1. Band. Gotha 1799, S. 65-153, hier S. 67. Aus: Ernst Rohmer, Dichter und Bürger in der Provinz – Johann Peter Uz und die Aufklärung in Ansbach, Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1998, S. XV

Falkenjäger unter sich: Carl von Ansbach bei Clemens August von Köln in Brühl bei Bonn

Falkenjagd ansbach Kultur in Ansbach Kulturausflug nach Ansbach Kulturreise Hotel Platengarten

TRIESDORF/ALTENKIRCHEN

Falkenjagd  : Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.
Kurfürst Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.

Im Fürstentum Ansbach spielte die Falkenjagd eine herausragende Rolle. Bei der Hohen Beize, die allein dem Fürsten zustand, handelt es sich um die Jagd mit abgerichteten Raubvögeln, die hoch in der Luft andere Vögel von oben angreifen und nieder drücken und somit schlagen. Als besonderes Schauspiel war der Kampf zwischen dem Gerfalken (Islandfalke) und dem Graureiher hoch im Kurs. Es war Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der dieser sehr teueren und aufwändigen Jagdform sein Leben widmete. Dass die Kinder aus der Verbindung mit seiner Nebenfrau Elisabeth Wünsch den Namen Falkenhausen erhielten, können wir heute dafür als Beweis gelten lassen.

In seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ (Verlag C. und C. Rabenstein: Bayreuth 2012) schreibt Arno Störkel:
„Carl Wilhelm Friedrich hatte bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ein volles Hundert Falken im Dienst. Er wurde charakterisiert als ein Mann, den man den ganzen Tag mit dem Falken auf der Hand sah; er beschäftigte ein halbes Hundert Mann – inklusive eines eigenen Falkenmalers – allein für sein Hobby und ließ es sich über 50.000 fl. (Gulden) im Jahr kosten. Die Priorität, die die fauconerie bei ihm an Aufmerksamkeit und Geld genoss, brachte ihm schon früh Probleme in seiner Ehe und sein Land schließlich buchstäblich an den Rand des Ruins.“

Sitz der ansbachischen Falknerei war zuerst Triesdorf und später dann zusätzlich Gunzenhausen.

War die Falkenjagd für den Markgrafen von Ansbach wirklich nur Hobby? Tatsächlich muss man den Markgraf als Fürsten betrachten, als Ersten Politiker seines Territoriums. Und die Falkenjagd war ein Mittel, um sich mit anderen Fürsten und anderen Politikern zu treffen und zu messen. Dass Markgraf Carl beim Besuch seines Schwiegervaters Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König in Preußen zu Triesdorf eine Falkenjagd veranstaltete, zeigt die Dimension der Unternehmung. Wahrscheinlich wollte Markgraf Carl seinem Schwiegervater dadurch verdeutlichen, dass die Führung im gemeinsamen Haus Hohenzollern noch nicht ausgemacht ist.

Am 1. August 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an das Fürstentum Ansbach. Die kleine Grafschaft im Westerwald kam aus einer Erbschaft weit entfernter Verwandten an den Markgrafen. Zur Huldigung fuhr Carl Wilhelm Friedrich selbst dorthin. Carl Heinrich Ritter von Lang schreibt in seinem Aufsatz „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Carl Brügel: Ansbach 1848) nahezu verwundert: „Der Markgraf selber begab sich am 5. Oktober von Triesdorf aus dahin, um am 7. Oktober die feierliche Huldigung einzunehmen, während die Markgräfin ihrem geliebten vaterländischen Berlin zueilte. Im Gefolge des Fürsten befanden sich die glücklichen Günstlinge, der Oberst=Reisestallmeister v. Schenk und der Falkenmeister v. Heidenab, der Sekretär Holle, der Kammerdiener Binder, der Kammer=Courier Ritter und der ehemalige Feuchtwanger Burgermeister und lustige Rath Wünschenmayer, der durch die Künste der Höflinge zum Narren gemacht, überall in einer ungeheuern Allonge=Perücke, und mit einem kolossalen Kammerherrnschlüssel und erdichteten Orden behängt, daher stolzierte. Am 15. Oktober wurde dem Kurfürsten von Köln ein Besuch in Bonn abgestattet.“

Bei dem ganzen Vorgang fällt auf, dass der evangelisch-lutherische Markgraf – selbst Bischof – und sein Falkenmeister Ernst Wilhelm Anton von Heydenab gemeinsam den Kurfürsten Clemens August von Baiern besuchen und somit den katholischen Erzbischof von Köln. Er, der Bruder des künftigen Kaisers Carl VII. und aus dem mit Hohenzollern und Habsburg konkurrierenden Haus Wittelsbach, war ein ebenso großer Falkner wie der Markgraf.

Leider wissen wir heute nicht, was während des ansbachischen Besuchs in Bonn besprochen wurde. Tatsache ist aber, dass das Jagdschloss Falkenlust des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August nur wenige Jahre vorher fertiggestellt wurde (1737). Architekt war der berühmte kurbayerische Hofbaumeister François de Cuvilliés. Es fällt schwer anzunehmen, dass die beiden Spitzenpolitiker sich nur über Falken und andere Vögel ausgetauscht haben. Wahrscheinlich wurde hierbei auch Politik gemacht und Beschlüsse besiegelt. Somit können wir der Falkenjagd einen staatstragenden Charakter zusprechen. Und den Markgrafen Carl als Staatsmann ansprechen. Denn gleichzeitig war die Ehefrau des Markgrafen, Friederike Louise, bei ihrem Bruder, dem König Friedrich II. in Preußen. Wahrscheinlich wurde hierbei auch nicht nur über die Musik gesprochen, sondern ebenfalls Politik gemacht. Alles ist Kultur, alles ist Politik.

Der Markgraf Alexander und sein Dichter Uz in Triesdorf

Johann Peter Uz, Gemälde von Johann Michael Schwabeda. Schwabeda war markgräflicher Hofmaler 1780, Gleimhaus Halberstadt
Johann Peter Uz, Gemälde von Johann Michael Schwabeda. Schwabeda war markgräflicher Hofmaler 1780, Gleimhaus Halberstadt
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_Uz

Zum 300. Geburtstag von Johann Peter Uz (3.10.1720-12.5.1796) zeigt das Markgrafenmuseum Ansbach eine Sonderausstellung zu Leben und Werk des deutschen Dichters und markgräflichen Juristen in Ansbach

ANSBACH/TRIESDORF – Als die Lady Craven ihren Sieg über ihre Rivalin Mademoiselle Clairon um die Gunst des Markgrafen Alexander als Erste Mätresse feierte, musste natürlich das Volk eingeladen werden und zuschauen. Diese Siegesfeier fand am 23. Juli 1787 in Triesdorf statt – dem markgräflichen Jagd- und Landsitz – und war als Volksfest angelegt. Eine Aufführung des Hoftheaters Triesdorf samt Hofkapelle Ansbach mit dem Stück La Partie de Chasse de Henri Quatre (Die Jagdlust Heinrich IV) des französischen Schriftstellers Charles Collé lieferte dazu den Anlass.

Das Stück wurde in der Originalsprache Französisch gegeben, denn Französisch war im 18. Jahrhundert die Sprache bei Hofe. Um aber auch das Volk einzubeziehen, wurde es um ein deutsches Vorspiel ergänzt. Das Lied zu dieser Volksarie dichtete der aus Ansbach stammende und in Ansbach wohnende reichsweit bekannte Dichter und Jurist Johann Peter Uz.

Damit auch im gesamten Heiligen Reich Deutscher Nation davon Notiz genommen wurde, bestellte die Craven gleich noch einen Journalisten, um über die Veranstaltung im Triesdorfer Heckentheater zu berichten, was dieser dann auch fleißig für das Journal von und für Deutschland tat. Die Bekanntheit von Uz wusste also die Craven geschickt für sich zu nutzen.

Unser Landesvater jagt,
Wie die Edlen pflegen,
Doch des Volkes Liebe zagt
Seines Fürsten wegen.
Huldreich strahlt sein Angesicht,
Und wie Gottes Sonne
Ist es auch der Armen Licht,
Und verbreitet Wonne.
Helfen will er jedem gern,
Keinen gern betrüben,
Diesen lieben, guten Herrn,
Wer sollt’ ihn nicht lieben.

Dieses Gedicht wird heute allgemein als läppisch bezeichnet und somit abgetan. Der Romanist Titus Heydenreich schreibt etwa in seinem Aufsatz Französische Geschmackskultur am Ansbacher Hof: „Hätte Johann Peter Zu zeitlebens nur solche Gedichte geschrieben, dann hätten Germanisten heute weniger zu tun. Uz jedoch steht und stand im Ruf eines verdienten Poeten und Juristen dazu, und was er sich gegenüber der am Ort eh’ Zugereisten leistete, grenzte an Boykott.“ Dabei wird allerdings die tatsächliche Bedeutung und Tragweite des Gedichts verkannt und zeigt zugleich eine Unkenntnis der wahren Verhältnisse. Das Gedicht war nicht für die Lady Craven bestimmt, sondern für das Volk. Das Volk wird an den Hof des Markgrafen Alexander geladen, der landesweit bekannt deutsche Dichter Uz liefert den Text eines Lobgesangs auf den Markgrafen Alexander dazu – auf Deutsch, damit das Volk auch den Inhalt versteht – und das Ganze wird von der englischen Lady Elizabeth Craven organisiert und durchgeführt: Ein Fest für das Volk, eine Oper für den Hof, ein Ereignis für die Welt!


Literatur:
Ernst Rohmer (Hg.) et al, Dichter und Bürger in der Provinz, De Gruyter: Berlin 2013 (Nachdruck)
August Sauer (Hg.), Johann Peter Uz – Sämtliche Poetische Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1964