Die Ansbachische Bratwurst ist Kulturgut

Ansbacher Bratwurst Ansbachische Bratwurst mit Kraut Sauerkraut, Historie

ANSBACH-TRIESDORF – Die Haupt- und Residenzstadt Ansbach war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung und der Kultur. Dazu gehörte die Alltagskultur und die Hochkultur. Zur Kultur zählt neben Theater und Konzert ebenso die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken.

Nach dem Staatshaushalt 1798/1799, also in preußischer Zeit (1792-1805), besaß das Fürstentum Ansbach sechs Brauereien als Staatsbetriebe (Werzinger 1993, S. 435).

Bis dato ist die lange Fränkische Bratwurst – im Gegensatz zur kurzen Nürnberger Bratwurst – eine für Franken identitätsstiftende Delikatesse.
Dabei handelt es sich aber eigentlich um die Ansbacher Bratwurst (vgl. Höllerl 2004, S. 37f.).
Nach einer Aufstellung der IHK Nürnberg für Mittelfranken ist das Thema Bier und Bratwurst auf Platz Nummer 3 der „Touristischen Top 20 der Metropolregion Nürnberg“ (IHK Nürnberg 2009, S. 132).
Darin werden die Nürnberger und Coburger Bratwürste, die Oberpfälzer „Bauernzeufzer“ und die Hofer „Wärscht“ gefeiert, die Ansbacher Bratwurst fehlt indes.

Da sie allerdings nicht nach der Stadt Ansbach, sondern nach dem Fürstentum Ansbach benannt ist, sollte die Brauwurst besser Ansbachische Bratwurst genannt werden.

Tatsächlich gibt es die beste Ansbachische Bratwurst in Weidenbach-Triesdorf, hergestellt von der Metzgerei Eder, wie der Autor Heinrich Höllerl in seinem Buch „Die Bratwurst ist eine Fränkin“ findet.

In späten 18. Jahrhundert, also während der Regierung Markgraf Alexanders, wurde im Amt Merkendorf der Krautanbau zur Versorgung der Hofküche in Triesdorf forciert – der Fürst wohnte schließlich im dortigen Roten Schloss und kam nur zu wichtigen Anlässen nach Ansbach.

Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur
Ansbacher Bratwurst Ansbacher Bratwürste Historie, Kraut Sauerkraut Ansbach Kultur

Der Ansbacher Hofmaler Johann Michael Schwabeda fertigte klein-formatige Bilder mit Krautszenen an, wie sie heute im Blauen Schloss Obernzenn im Büro von Rainer Graf von Seckendorff-Aberdar hängen.
Dies geschah offenbar aus propagandistischem Interesse: Beim einfachen Volk sollte die Verarbeitung von Kraut, vor allem zu lagerfähigem Sauerkraut, und letztlich der Anbau von Kraut durch die Bauern, angeregt werden.
Da zur damaligen Zeit von einer hohen Analphabetsquote unter dem einfachen Volk auszugehen ist, waren Bilder für die Bildung der Massen notwendig.
Heute wird noch in Heglau nahe Merkendorf Kraut angebaut und zu Sauerkraut verarbeitet.

Zur Ansbacher Alltagskultur gehörte also Bier, Bratwurst und Sauerkraut (vgl. Sening 1964 [?], S. 28).
Ebenfalls gehört die Breze zum ansbachischen Kulturgut. Am Gregoriustag (12.3.) gewährte die Staatskasse „Bier- und Brezenauslagen“ (Werzinger 1993, S. 384).
In Triesdorf besaß das Fürstentum Ansbach eine Meierei als Staatsbetrieb, der „Triesdorfer Meyerey Deputation“ (Fischer 1986, S. 137). Diese Meierei war für die Milch- und Käseproduktion zuständig.
Heute produziert die Molkerei Triesdorf als Nachfolgerin der markgräflichen Meierei einen Schnittkäse mit dem Namen „Wilder Markgraf“ in Erinnerung an den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der 1740 in Triesdorf mit der Rinderzucht begann.
Diese Triesdorfer Rinderrasse ist bis heute als  Triesdorfer Tiger bekannt – und genießt nach Jahren der Ablehnung wieder die Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Bevölkerung.

Tag des offenen Denkmals zu Triesdorf 2019

TRIESDORF – Auch in diesem Jahr nimmt der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung wieder am „Tag des offenen Denkmals“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz teil. Am Sonntag, 8. September bieten die Geschichtsfreunde eine kleine Wanderung entlang des Verlaufs der Roten Mauer an. Allerdings nicht die komplette Wegstrecke entlang – immerhin acht Kilometer -, sondern nur vom Weidenbacher Tor (zwischen Markgrafenstraße und Triesdorfer Straße) bis zum Ansbacher Tor.an der heutigen B 13. Werner Holzer aus Weidenbach wird auf dem Weg allerlei Wissenswertes berichten. Holzer ist mit dem Triesdorfer Tiergarten und Revier bestens vertraut, ist er doch Jäger im Staatswald zu Triesdorf. Treffpunkt ist am Infozentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten um 14 Uhr. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch Sabine Künzel, die Vorsitzende des Vereins, wird der Spaziergang gestartet.

Im Jahr 1600 wird Schloss und Gut Triesdorf durch den letzten Ansbacher Markgrafen der älteren Linie von den Herren von Seckendorf gekauft. Der Ausbau Triesdorfs beginnt durch den ersten Markgrafen der jüngeren Linie, Joachim Ernst, 1615 mit Fasanengarten und Reiherhaus. Stationen der Erweiterung Triesdorfs zum Jagd- und Landsitz der Markgrafen sind der Palisadenbau als Begrenzung des Jagdreviers 1654 durch Markgraf Albrecht, die Erweiterung des Jagdreviers 1662, 1720 Bau der Ziegelei als Voraussetzungung der Roten Mauer als Einfassung des Tiergartens (Park), das Schöpfhaus als Wohnsitz des Leibarztes des letzten Markgrafen Alexander mit  Blick zur Menagerie und Halt am vermeintlichen Platz des damaligen Leidendorfer Torhauses, ein Geschenk an den Hoflakai Fischer und den geplanten Verkauf,

Wichtiges Thema ist außerdem die Ansbacher Chaussee, der heutigen B 13, mit Zitaten aus Schreiben von 1767 und einer Karte von 1766. Außerdem hat Werner Holzer noch zwei Geschichten zum Wirtshaus, der Parkgaststätte (heute Gaststätte Quasimodo) ausgegraben und berichtet von entflohenem Rotwild. Neuigkeiten hat Werner Holzer auch über die Weiherschneidbacher Röhrenfahrt. Mit dem Bau-Boom in Triesdorf: in der Regierungszeit der Markgräfin Christiane Charlotte (1723-1729) und ihres Sohnes Carl Wihelm Friedrich (1729-1757), heute als „Wilder Markgraf“ berühmt-berüchtigt, mit Falkenhaus 1730 – 1732, Hofkirche 1734 – 1736, Rote Mauer 1724 – 1738 wird auch immer wieder über die Triesdorfer Wasserleitung 1731 – 1738 berichtet.

Carl Heinrich Ritter von Lang und sein Bericht über die Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach

In seinem Buch „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ (gedruckt posthum 1848 bei Carl Brügel in Ansbach), also über Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, berichtet der berühmt-berüchtigte Archivar und Schriftsteller Carl Heinrich Ritter von Lang auf Seite 30 von zwei Griechen, die im Jahr 1740 in Ansbach abstiegen: „Am 12. Dezbr. zwei griechische Geistliche, Auxentio Pangalo, Abt des Klosters der heiligen Marina auf der Insel Scio (= heute Chios, gemeint ist wahrscheinlich das Kloster Nea Moni), und Damasceno Omero, Conventual desselben Klosters, in der Krone (= heute Gaststätte La Corona, Johann-Bebastian-Bach-Platz). Allerdings war das Gasthaus zur Krone keine Absteige, sondern damals eines der ersten Häuser der Stadt.

Diese Nachricht Langs über dieses nenneswerte Ereignis ist in der Ansbacher Markgrafengeschichte bislang völlig unbeachtet geblieben. Denn was haben zwei hohe Geistliche der griechisch-orthodoxen Kirche in Ansbach für Geschäfte zu erledigen gehabt?

Neues Gewicht bekommt der Besuch des Archimandriten samt seines Schülers in Ansbach durch eine im Kloster des heiligen Johannes des Theologen (der Evangelist Johannes) auf der griechischen Insel Patmos verwahrten groß gesiegelten Urkunde, welches der römisch-deutsche Kaiser Carl der Sechste dem Abt des Klosters und Erzbischof auf Latein ausfertigen ließ und am 8.3.1727 in Wien unterschrieben hat. Diese Urkunde hängt im Museum des Klosters zwar an prägnanter Stelle, und zwar genau über dem Purpurkodex aus dem 6. Jahrhundert mit Auszügen aus dem Evangelium des Markus, allerdings ohne genaue Erläuterung. Auch im ansonsten ausführlichen Reiseführer des Archimandriten Antipas Nikitaras aus dem Jahr 2014 findet sich über diese bedeutende Urkunde keine Silbe.

Da die großen Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche seit dem Untergang des byzantinischen Reichs – also der Eroberung Konstantinopels durch den osmanischen Sultan Mehmet II. am 29. Mai 1453 – die Wahrer der griechischen Kultur und vor allem des Wissens waren, also die Erhaltung der Tradition und der Sprache im Auge behielten, große Bibliotheken aufbauten und über wissenschaftliches Personal verfügten, kann man davon ausgehen, dass die Äbte, gewählt durch das Konvent selbst, die besten Wissenschaftler des jeweiligen Klosters waren und über enormes theoretisches und praktisches Wissen verfügten. Der Abt also als Unternehmensberater samt Assistenten in Ansbach des 18. Jahrhunderts!

Übrigens beide Klöster, Nea Moni auf Chios und Johannes dem Theologen auf Patmos, stehen heute auf der Welterbeliste der UNESCO.

Zur Geschichte von Schloss Altenmuhr im Altmühltal

MUHR am SEE. „Zu den interessantesten Schlossbauten des Altmühltales zählt zweifelsohne das Altenmuhrer Schloss.“ Das schreibt Günter L. Niekel in seinem Standardwerk „Die Chronik von Muhr“. 1351 erstmals als „castrum Muer“ im Besitz der Familie von Buttendorf genannt, kauft es 1430 Conrad von Lentersheim. 1734 wird es im markgräflich Salbuch des Rentamts Gunzenhausen beschrieben, da Altenmuhr ein Lehen der Markgrafen von Ansbach ist. Zu dem Schloss behörte ein Lustgarten, Stallungen, ein Viehhaus, ein doppelter Stadel sowie Bräuhaus, Gewächshaus, Bauernhaus und ein Waschhaus. Also ein komplettes Gut.

Als Schlosskirche – gleichzeitig auch Pfarrkirche für das gesamte Dorf Altenmuhr – fungiert die St. Johanniskirche, in der auch zwischen den Südfenstern des Langhauses das Epitaph des letzten Lentersheimers, Wilhelm Friedrich Gustav von Lentersheim, eingelassen ist. Dieser stirbt 1799. Da er der letzte männliche Vertreter seiner Familie ist, fällt Schloss und Gut Altenmuhr zurück an das Markgraftum Brandenburg-Ansbach, welches mittlerweile durch Verkauf Teil des Königreichs Preußen geworden ist. Neuer Landesherr ist König Friedrich Wilhelm II. von Preußen.

Verwaltet wird das Markgraftum dabei von Carl August Freiherr von Hardenberg, der schon seit 1790 Minister unter dem letzten Markgrafen Alexander ist. 1797 stirbt König Friedrich Wilhelm II. und neuer König wird sein Sohn Wilhelm III. Schnell fällt Hardenberg in Ungnade, und im Dezember 1798 wird das bisher eigenständige fränkische Departement in das Berliner Generaldirektorium eingegliedert. Aus dem ehemaligen „Vize-König“ wird der Provinzialminister. Hardenberg lernt 1799 die preußische Königin Luise kennen und schon einen Monat später erhält Hardenberg die beiden Rittergüter Alten- und Neuenmuhr von preußischen König als Geschenk. Die Rehabilitierung war geglückt!

Allerdings stellt sich die Frage, für welche „besonderen Verdienste“ Hardenberg Schloss Altenmuhr tatsächlich erhält. Im selben Jahr jedenfalls, am 27. Februar 1799 bekommt die Schwester der Königin, Friederike, in Ansbach ein Kind, Caroline. Vater des Kindes ist Friedrich von Solms-Braunfeld, den sie erst kurz zuvor in zweiter Ehe geheiratet hatte und mit dem sie im Roten Schloss von Triesdorf wohnen sollte – ihre beiden Kinder aus erster Ehe mussten in Berlin bleiben. Denn dort begann Friederike mit dem Prinzen Solms eine Liaison, wurde schwanger, und der Prinz wurde nach Ansbach zurückversetzt. Friederike „übertraf an weiblicher Ausstrahlung“ ihre Schwester Luise. Alle Männer des königlichen Hofes waren verliebt in sie. So schreibt die Oberhofmeisterin Gräfin Voß in ihr Tagebuch über Friederike: „Wer sie sah, wollte sie haben.“ (Günter de Bruyn).

1806 wird die Markgrafschaft Ansbach erst französisch und anschließend bayerisch. Und Hardenberg verkauft drei Jahre später seine fränkischen Rittergüter an den preußischen Kammerherrn Otto Heinrich von Wülkenitz. Ein Jahr später kauft das Königreich Bayern Schloss Altenmuhr. Bis 1826 bleibt Altenmuhr im bayerischen Staatsbesitz. Während dieser Zeit, ca. 1815, wird auch die schöne Panoramatapete aus der Pariser Firma Dufour & Cie. (Josef Dufour) angeklebt, die bis heute den Sommersalon im 1. Stock des Schlosses ziert und eine Geschichte von einer Reise nach Konstantinopel (Istanbul) erzählt. Ähnliche Tapeten gibt es heute noch in der Residenz Ellingen und im Heydenab’schen Haus in Weidenbach-Triesdorf.

Seit der Anregung des russischen Zaren Alexander I. aus dem Jahr 1815 verstanden sich Rußland, Österreich und Preußen als „Heilige Allianz“, als Glieder derselben christlichen Nation. Im Grunde also eine Allianz und Propaganda gegen das Osmanische Reich. Somit waren die Türkei und Griechenland in aller Munde – und kamen wieder in Mode.

Die Erbin von Altenmuhr und Neuenmuhr, Adolphine von Danckelmann, heiratet 1837 den königlich-bayerischen Kämmerer und Generalleutnant Georg Wilhelm von Le Suire. Er ist Kriegs- und Auslandsheimkehrer. Als Philhellene – so wie der berühmte Lord Byron – verdiente er sich seine Auszeichnungen im Unabhängigkeitskrieg von Griechenland, indem er an der Seite von Fürst Alexandros Mavrokordatos, dem Führer der Truppen in Westgriechenland, siegreich Missolongi 1822/23 verteidigt. Zehn Jahre später, 1833/34, wird Le Suire gar für kurze Zeit griechischer Kriegsminister. Klar, am 7. Mai 1832 wurde Prinz Otto von Bayern zum zukünftigen König von Griechenland erklärt (bis zur Großjährigkeit Ottos am 1.6.1835 übernimmt sein Vater König Ludwig I. von Bayern die Vormundschaft), und eine Jahr später wird Mavrokordatos Premierminister.

Bis heute ist Schloss Altenmuhr samt Gut im Besitz der Familie Le Suire. Lediglich der ehemals dazu gehörige Herrenhaus mit großem Weinkeller, welches als Witwensitz diente und heute als Julienberg bekannt ist, wurde verkauft – und verfällt.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

Literatur:
Günter de Bruyn, Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende. btb-Verlag: München 2004
Reinhard Heydenreuter, Jan Murken und Raimund Wünsche (Hg.), Die erträumte Nation. Griechenlands Wiedergeburt im 19. Jahrhundert, Biering & Brinkmann: München 1995
Lothar Gall, Hardenberg. Reformer und Staatsmann, Pieper Verlag: München Berlin Zürich 2016
Elfi M. Haller, Karl August Freiherr von Hardenberg, Bayerische Vereinsbank: München 1987
Renate Hoffmann, Luise. Königin der Preußen. Verlag Das Neue Berlin: Berlin 2009
Günter L. Niekel, Die Chronik von Muhr, Schrenk-Verlag: Gunzenhausen 1991
Carolin Philipps, Friederike von Preußen. Die leidenschaftliche Schwester der Königin Luise, Piper Verlag: München Zürich 2010, 2. Auflage

Bilderausstellung und Vernissage zur Ansbachischen Markgrafenstraße in Triesdorf

TRIESDORF – Zum Tag der offenen Tür der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (Johanni-Tag) am Sonntag, 30.06.2019 lädt der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. zur Kunstausstellung ein. Gezeigt werden in der Villa Sandrina von 10 bis 17 Uhr Aquarelle von Willi Probst (Ansbach) zum Thema Ansbachische Markgrafenstraße. Zugang über den Sandrinagarten, Eingang Steingruberstraße.

Am Büchertisch wird außerdem das aktuelle Faltblatt mit Spendenaufruf des Vereins zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e. V. ausgelegt. Außerdem wird ein Sparschwein zu Gunsten dieses Vereins aufgestellt. Die gesammelten Spendengelder sollen für die Erweiterung der Zuchtbasis des Triesdorfer Tigers eingesetzt werden.

2017 hatte der damalige 1. Vorsitzende des Vereins der Freunde Triesorf und Umgebung e. V. und Tierzüchter Dr. Horst von Zerboni, seit 2019 Ehrenvorsitzender der Freunde Triesdorf, in der Villa Sandrina eine Ausstellung zum Thema Mythos Triesdorfer Tiger erstellt. Diese Ausstellung wurde in die Dauerausstellung der Villa Sandrina integriert.

Die Bilderausstellung wird mit einer Vernissage eröffnet. Beginn am Donnerstag, 27. Juni 2019 um 19 Uhr. Dazu gibt es Casteller Wein, Triesdorfer Käse und Hof-Musik mit Ruth Tuffetsammer (Alt-Blockflöte), Almuth Pfahler (Violine), Stefan Rohse (Violoncello) und Sigrid Popp (Cembalo). Die Vernissage ist gleichzeitig eine sinnliche Vertiefung der Markgrafengeschichte und trägt zur kulturellen Bildung bei, da die einzelnen Bestandteile im direkten Zusammenhang zur Markgrafengeschichte stehen.

Castell: Am 24.07.1321 bestätigten Graf Hermann III. zu Castell und seine Frau Margarethe, dass Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg ihnen die verpfändete Burg unentgeltlich wieder eingeräumt hatte. Seit 1415 erhielten die Burggrafen zu Nürnberg die Rechte als Markgrafen von Brandenburg. Der ansbachische Premierminister Christoph Friedrich Freiherr von Seckendorff war zugleich Oberamtmann des Amts Castell.

Wein: Der Etat für den Hofstaat des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich sah 1752 nicht nur Gelder zum Ankauf von Wein vor, sondern dort gab es zusätzlich noch einen Ansatz zum Kauf von außergewöhnlichen Franken- und Moselwein. Moselwein ist dabei die hergebrachte Sammelbezeichnung für Wein aus der Rebsorte Riesling und bei Frankenwein ist Silvaner gemeint, da die Sortenreinheit erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts allgemeine Praxis wird. Graf Wolfgang Georg I. von Castell-Remlingen ließ 1659 Silvanerfechser kommen und im Casteller Schlossberg einsetzen.

Käse: Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gründete in den 1730er in Triesdorf eine Rinderzucht als Staatsbetrieb (Ansbach-Triesdorfer Rind, genannt Triesdorfer Tieger), insbesondere um Käse herzustellen. Diese Triesdorfer Meierei-Deputation wird von einem Meierei-Insprektor mit Sitz in Triesdorf geleitet (1736 wird als Meyerey=Inspector zu Triesdorff Nicolaus Ammon genannt). Die heutige Lehrmolkerei Triesdorf hat 2017 den Käse „Wilder Markgraf“ als Spezialität auf den Markt gebracht, um an diese Tradition anzuknüpfen.

Hof-Musik: Markgraf Alexander spielte selbst Cello und musizierte mit seinem Kammerorchester in Triesdorf. Ein Konzert mit ansbachischer Musik wird darüber hinaus im Rahmen des Hohenloher Kultursommers 2019 stattfinden (Schloss Kirchberg/Jagst, 31. August 2019, 18 Uhr).

Die Ansbachische Markgrafenstraße ist eine kulturtouristische Route auf den Spuren der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach mit Stationen in Marktsteft, Obernzenn, Ansbach, Triesdorf, Gunzenhausen, Wald, Unterschwaningen und Dennenlohe. Im Jahr 2017 wurde die Ansbachische Markgrafenstraße im Markgrafenmuseum Ansbach offiziell vorgestellt. 2018 erfolgte eine weitere Präsentation im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf. 2019 wird der Tag der offenen Tür zu Triesdorf genutzt, um die Ansbachische Markgrafenstraße einem breiten Publikum vorzustellen. Der anerkannte Künstler Willi Probst aus Ansbach wurde eingeladen, Aquarelle zum Thema Ansbachische Markgrafenstraße zu malen und in der Villa Sandrina auszustellen.

Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung hat satzungsgemäß die Aufgabe, die Geschichte des Jagd- und Landsitzes Triesdorf der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zu erforschen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen. Da ausdrücklich in der Satzung die Umgebung eingezogen wird, hat sich dieser Auftrag in den letzten Jahren auf das gesamte Fürstentum Ansbach erweitert. Die Bilderausstellung zeigt die Bedeutung und Stellung von Triesdorf im Fürstentum Ansbach. Dies vor allem, weil der Wohnsitz des letzten Markgrafen Alexander bis zum Verkauf seiner Territorien Ansbach, Bayreuth und Sayn-Altenkirchen 1791 an seinen Vetter König Friedrich Wilhelm II. von Preußen tatsächlich Triesdorf war.

Kirchweih in Weidenbach und Unterschwaningen

Am 12. Mai jährt sich der Geburtstag des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich zum 307. Mal. Und in den ehemaligen Hofkirchen des Markgraftums Brandenburg-Ansbach in Weidenbach und Unterschwaningen feiern die jeweiligen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden an diesem Tag Kirchweih. Dabei ist das Bild des Markgrafen bis heute umstritten. Während das Leben des Markgrafen Carl für die einen nur aus Falken, Festen und Weibern bestand, war für die anderen der Fürst ein bedeutender Politiker mit ökonomischen Sachverstand, der schon im 18. Jahrhundert die Politik des schuldenbasierten Wirtschaftswachstums – also heutige Politik – in einer drastischen Form ausübte.

Denn zentral für das heutige Geschichtsbild über Markgraf Carl Wilhelm Friedrich sind die Memoiren seiner Schwägerin Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Sie bereitet den Begriff „Wilder Markgraf“ vor, indem sie dem Markgrafen seine Liebschaften vorwirft. Der Tagebucheintrag des Ansbacher Premierministers Christoph Ludwig Freiherr von Seckendorff-Aberdar, veröffentlicht als „Journal secret“, ergänzt dieses Bild, indem das Zerwürfnis zwischen dem Markgrafen und seiner Ehefrau, Friederike Louise, dargestellt wird.

Diese beiden Tagebücher werden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts veröffentlicht. Ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert ist die „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ von Heinrich Carl Ritter von Lang (1848). Er verbrämt Schauergeschichten, Falschnachrichten mit wahren Begebenheiten, so dass am Ende das Markgrafenbild herauskommt, welches in dem Theaterstück „Das Bildnis des Wilden Markgrafen“ von Gerd Scherm 2012 am Theater Ansbach gezeigt wurde. Tatsächlich ist das Leben und Werk des Carl Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Brandenburg-Ansbach bis heute nicht ausreichend erforscht, eine Aufarbeitung dringend erforderlich.

Die Bedeutung der Falkenjagd in Triesdorf

Ansbach Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg Ansbach

„Den 29. July [1730] hielten sich ihro mayestet in Triesdorff annoch auff, funden den orth selbst wegen situation und der plantagen sehr angenehm. Divertierten sich nachmittag mit der falckenbeitz, aber nur dem herrn marggraffen von Anspach zu gefallen, als welcher sich in diese jagd so verliebet, daß er selbst einen falckenmeister mit abgibt und den vogel auf der hand führet.“

Das schreibt Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff-Gutend, der kaiserliche Gesandte, über Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach an seinen Auftraggeber Kaiser Carl VI. von Habsburg nach Wien, als dieser König Friedrich Wilhelm I. in Preußen auf seiner Reise nach Süd- und Westdeutschland samt Entourage begleitete.
Bildlich festgehalten ist dieses Ereignis auf der bedeutenden Teetischplatte, eine Ansbacher Fayence der Grünen Familie, welche heute im Keramikmuseum Ludwigsburg – untergebracht im Neuen Corps des Logis des Schlosses – ein eher unscheinbares Schicksal fristet.
Es ist wahrscheinlich, dass Markgraf Carl seinem Hausmaler den Auftrag erteilte, anlässlich des Besuchs des frisch vermählten Herzogs Carl Eugen von Württemberg, ihm dieses Geschenk zu machen. Und dies 14 Jahre nach dem Ereignis.

Markgraf Carl bot seinen Besuchern mit der Präsentation der Falkenjagd in Triesdorf ein großartiges und denkwürdiges Ereignis.
Und diese waren damit offenbar wenig vertraut. Sie kannten nicht die Beschreibung der Falkenjagd des byzantinischen Kaisers Manuel I.  Komnenos (1143-1180). Und doch inszenierte der Ansbacher Markgraf zu Ehren seines Schwiegervaters dieses großartige Schauspiel, um zu zeigen, wer er ist und was er kann.

Er wollte seinen Standpunkt klar machen. Schließlich war er selbst Reichsfürst und wollte sich nicht dem preußischen König unterwerfen.
Mochte der König auch Schwiegervater und Gläubiger sein und der Markgraf Vollwaise, gerade volljährig und hoch verschuldet. Es war nicht der Markgraf selbst, der das Fürstentum an den Rand der Insolvenz trieb, vielmehr übernahm er das Markgrafentum Brandenburg-Ansbach von seiner Mutter Christiane Charlotte in finanziell äußerst desolatem Zustand. Schon sie begann mit dem Programm des Wirtschaftswachstums, war doch schließlich Wachstum das Konzept der Aufklärung.

Markgraf Carl war Unternehmer, investierte das Darlehen seines Schwiegervaters in seine diversen Projekte und benutzte die Falkenjagd, um sich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bekanntzumachen und zu positionieren.
Bei dieser Vorstellung dabei war übrigens auch der Neffe des Grafen Seckendorff, Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar, der später der Projekte Macher des Markgrafen werden sollte.
Dass die Falknerei nicht lediglich sein privates Vergnügen war, welches Unsummen verschlang, also Sport, sondern auch ein Unternehmen war, welches Geld einspielen sollte, also Investition, soll hier lediglich als These aufgestellt sein.

Im Triesdorfer Heft Nr. 10 des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. nähern sich eingängig Werner Mühlhäußer, Arno Störkel und Wolfgang Wüst dieser Frage aus unterschiedlichen Richtungen.
Jedenfalls bot die Falknerei (und das Gestüt) vielen Menschen Arbeit und gab diesen neue Hoffnung, wie eine exemplarische Untersuchung beim Bau des Pfarrhauses in Weidenbach 1740/41 zeigt. Diese Politik des schuldenbasierten Wirtschaftswachstums hält bis heute an. Dass Markgraf Carl letztlich mit seiner Politik insgesamt scheiterte, ist eine Tatsache. Allerdings: Scheitern kann nur, wer Pläne hat.

Seit 2016 gehört die Falkenjagd zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. In dem dafür ausschlaggebenden Gutachten, welches die Republik Österreich einreichte und die Jagdexpertin Sigrid Schwenk schrieb, wird jedenfalls auf den Beitrag des Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich zur Falkenjagd ausdrücklich hingewiesen..

Ansbachische Kammermusik

holländische Karte des Fürstentums Ansbach|Amsterdam 1791

TRIESDORF/KIRCHBERG an der Jagst – Die beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth wurden ab 1769 durch den Markgrafen Alexander gemeinsam regiert. So kam die ehemalige bayreuthische Hofkapelle nach Ansbach und füllte die dort bereits vorhandene Hofkapelle kräftig auf.
In Ansbach wirkten bedeutende Komponisten wie Jakob Friedrich Kleinknecht und Andreas Gottlob Schwarz. Heute ist die großartige markgräflich-ansbachische Musiktradition nahezu vergessen.

Zum einen lenkt der Ruhm von Johann Sebastian Bach – der niemals in Ansbach weilte – und die ihm zu Ehren auch 2019 stattfindende Ansbacher Bachwoche die musikalische Aufmerksamkeit Richtung Köthen und Leipzig. Zum anderen hat die Dissertation über den Ansbacher Markgrafen Alexander von Arno Störkel weiterhin gehörigen Einfluss.

Dieser hätte, so Störkel, das Ansbacher Musikleben eher als gering eingeschätzt. Er schreibt: „Das Ansbacher Musikleben erfuhr erst durch die Bayreuther Erbschaft einen Aufschwung, als die dortige Hof-Capell- und Cammer-Music durch den Markgrafen übernommen wurde, doch eine Rückkehr zu den Tagen des späten 17. Jahrhunderts, als Ansbach einer der führenden Höfe Deutschlands in dieser Hinsicht gewesen war, sollte es nicht geben.
Alexander, der das Cello mit nicht geringer Fertigkeit spielte, hatte offenbar kein intensives Interesse an musikalischen Veranstaltungen; in den achtziger Jahren [1780er] war die Konzerttätigkeit am Hof mehr oder weniger eingeschlafen.“

Dabei bezieht sich Arno Störkel auf eine Aussage von C. L. Junker, der 1785 schreibt: „Das einzige Konzert, das in Ansbach noch überhaupt und beinahe ausschließungsweise gehalten wird, ist in dem Hause des Herrn Ministers von Benkendorf, dieses redlichen, altdeutschen, ganz warmen, ganz gefühlvollen Mannes für die Tonkunst.
In seinem Hause versammeln sich allemal über den anderen Tag die Glieder der fürstlichen Kapelle in freundschaftlicher Vertraulichkeit“. Tatsächlich bezieht sich diese Einschätzung lediglich auf die Konzerttätigkeit in Ansbach, nicht auf die Musiktätigkeit insgesamt.

Da sich der Ansbacher Hof aber „beständig in Triesdorf“ aufhält, wie es der gebürtige Gunzenhäuser Norbert von Grund schreibt, spielt die Musik nicht in Ansbach, sondern in Triesdorf. Während also die Hofkapelle in Ansbach sich private Auftraggeber suchen musste, erklang die Kammermusik in Triesdorf im Staatsauftrag.

Dass die Ansbacher Hofkapelle darüber hinaus als bedeutend eingestuft werden muss, zeigt die Aufnahme in den Musikalischen Almanach des Musiktheoretikers Johann Nikolaus Forkel im Jahr 1782. Tatsächlich wird die Ansbachische Staatskapelle dort in das „Verzeichniß des besten Kapellen deutscher Höfe“ aufgenommen, wie Christian Ahrens in seiner Dissertation über die Hofkapelle Gotha feststellt. „Auch in Relation zu den Kapellen in Regensburg und Ansbach schneidet die in Gotha nicht schlecht ab.“ (Ahrens). Über die Hofkapelle Ansbach steht eine wissenschaftliche Aufnahme hingegen noch aus.

Markgraf Alexander ließ sich von seinem Hofbauinspektor Johann David Steingruber erst das alte Falkenhaus in Triesdorf zu seinem Wohnsitz umbauen, später dann sogar erheblich erweitern.
Es wird also tatsächlich zum Roten Schloss.
In der Bel Etage wird ein Festsaal eingerichtet: Somit wird Platz geschaffen für kammermusikalische Konzerte. Der Bezirk Mittelfranken hat in den letzten Jahren dieses markgräfliche Schloss renoviert, der Festsaal soll künftig nach den Aussagen des Leiters der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, Otto Körner, als besonderer Konferenzsaal dienen.

Die Dissertation von Adelheid Krause-Pichler über Jakob Friedrich Kleinknecht (1722-1794) weist eine Vielzahl von Kompositionen aus dessen Ansbacher Zeit auf – Sinfonien, Konzerte und Trio-Komposition -, die sich freilich in der Mehrzahl nicht erhalten haben. Ebenfalls am Ansbacher Hof wirkte seit 1776 der Fagottist Andreas Gottlob Schwarz. Von ihm gab in den Jahren 2012 und 2014 der Münchener Fagottist und Musikwissenschaftler Hans-Peter Vogel zwei Sonaten für Fagott und Violoncello und das Konzert F-Dur für Fagott und Orchester heraus.

Damit das kulturelle Leben in Triesdorf wieder mehr an Fahrt gewinnt, lädt Markgraf Alexander die anerkannte Schriftstellerin und Dramatikerin Lady Elizabeth Craven aus Paris nach Ansbach ein, um in Ansbach und Triesdorf als Kulturmanagerin zu wirken.

Tatsächlich erscheint sie 1787 und inszeniert sogleich eine Oper unter freiem Himmel im Heckentheater zu Triesdorf.
Dazu spielt die Hofkapelle Ansbach: „Nach 8 Uhr begann der Anfang mit Trompeten und Pauken, und einer hinreissenden Musik von Künstlern, deren Vorzüge in Ihren artistischen Miscellaneen schon mehr als einmal gerühmt worden sind“.

Und der Ansbacher Hofdichter Johann Peter Uz muss ein Gedicht beisteuern, welches sogar als Arie gesungen wird:

„Unser Landesvater jagt,
Wie die Edlen pflegen,
Doch des Volkes Liebe zagt
Seinen Fürsten wegen.
Huldreich strahlt sein Angesicht,
Und wie Gottes Sonne
Ist es auch der Armen Licht/
Und verbreitet Wonne.
Helfen will er jedem gern,
Keinen gern betrüben,
Diesen lieben, guten Herrn,
Wer sollt’ ihn nicht lieben.“

(zitiert nach Renate Schusky).

Wer ansbachische Musik von Kleinknecht und Schwarz tatsächlich erleben möchte, dem bietet sich eine seltene Gelegenheit beim Hohenloher Kultursommer 2019. Ansbachische Kammermusik erklingt am Samstag, 31. August 2019 auf Schloss Kirchberg. Beginn um 18 Uhr.

Die fürstliche Unternehmerin

Markgräfin Friederike Louise im Blauen Schloss zu Obernzenn, dem Stammsitz der Herren von Seckendorff. Foto: Alexander Biernoth, Ansbach.

UNTERSCHWANINGEN/WEIDENBACH – Über die Markgräfin Friederike Louise von Brandenburg-Ansbach, geborene Prinzessin in Preußen, legte nun der Würzburger Historiker und Autor Dr. Arno Störkel eine Biografie vor, die es in sich hat:

als Prinzessin vom Vater misshandelt, als Ehefrau ungeliebt, als Schwester unbeachtet und um ihr väterliches Erbe geprellt. Die Markgräfin als Opfer der Verhältnisse im 18. Jahrhundert, ohne eigene Handlungsspielräume. Kurz: Friederike Louise, die unglückliche Markgräfin.

Allerdings stellt sich die Frage, ob dieses Bild wirklich zutrifft.
Immerhin erkennt der aktuell beste Kenner der Ansbacher Markgrafen Geschichte ihre Rolle als wichtige Arbeitgeberin an.

Tatsächlich war Friederike Louise eine fürstliche Unternehmerin. Und nicht nur das: Sie war erfolgreich.

Während ihre Schwester Wilhelmine in Bayreuth das Geld lediglich in den Konsum steckte, investierte Friederike Louise in ihre Betriebe in Unterschwaningen und Weidenbach. Somit ist es kein Wunder, dass sie am Ende ihrem Sohn Alexander eine reiche Erbschaft hinterlassen konnte.

Friederike Louise wird geboren am 28. September 1714 in Berlin. Sie ist die zweite Tochter des preußischen Königspaars König Friedrich Wilhelm I. in Preußen und seiner Frau Sophie Dorothea von Hannover. Während ihre beiden Geschwister – Wilhelmine von Bayreuth und Friedrich der Große – in den Fokus der Mutter geraten, die eine Doppelhochzeit mit dem englischen Königshaus plant, wird Friederike „ein Liebling des Vaters“ (Arno Störkel).

Für den König Friedrich Wilhelm war Plusmachen eine königliche Sache, Geld einfahren und nicht Geld ausgeben, auf Kredit leben und den Kreditgebern ausgeliefert sein. Wir können davon ausgehen, dass Friederike Louise die Liebe zum Geld von ihrem Vater gelernt hat.

Geld war es auch, das ihr eine frühe Heirat bescherte. Das Fürstentum Ansbach, ebenfalls aus der fränkischen Linie der Hohenzollern wie das Königtum Preußen – war pleite und brauchte dringend Geld. Eine Hochzeit zwischen Ansbach und Preußen, zwischen Markgraf Carl Wilhelm Friedrich und Prinzessin Friederike Louise wurde arrangiert.
Drahtzieher auf preußischer Seite, so Störkel, war Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff, auf ansbachischer dessen Neffe Christoph Ludwig von Seckendorff und Herr von Brehmer, Graf Castell aber dagegen.

Die Braut bekam nicht nur eine hohe Mitgift, sondern der Bräutigam auch ein gewaltiges Darlehen: 200.000 Taler oder – umgerechnet – 300.000 Gulden.

Da der Markgraf Carl der einzige Erbe aus dem Hause Ansbach war, bekam Preußen als Sicherheit mögliche Zugriffsrechte auf das Fürstentum Ansbach, falls Friederike Louise keine Söhne gebären würde.
So kam es schließlich auch, allerdings mit Verzögerung: Erst 62 Jahre später, in der darauf folgenden Generation. Ihr Sohn Carl August, der Erbprinz, stirbt mit vier Jahren, der zweite Sohn, Christian Friedrich Carl Alexander, hatte keine Kinder.

Also: Im Alter von 14 Jahren heiratet Friederike Louise. Eine Woche lang dauern die Feierlichkeiten, die sich zwischen der Abkündigung in der Garnisonskirche von Potsdam am 22. Mai bis zur Auskleidung („Braut und Bräutigam zu Bette bringen“) am 30. Mai 1729 in Berlin erstrecken.
Mit der Huldigung ihres Mannes, des Markgrafen Carl, am 28. Juli 1729 auf dem Marktplatz in Ansbach (heute Martin-Luther-Platz), war sie dann endgültig offizielle Markgräfin von Ansbach.
Genau ein Jahr später kommt der König Friedrich Wilhelm zu Besuch, um die Tochter zu sehen und um sich über die Rückzahlung seines Darlehens zu erkundigen.
Was er sieht, gefällt ihm nicht. Denn zwischen dem Mittagessen auf dem schönen Marktplatz in Feuchtwangen und der Hirschjagd bei Crailsheim gibt der König seinem Schwiegersohn gute Ratschläge zum „besseren Wirtschaften“.

Wie allerdings Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff an den kaiserlichen Hof in Wien schreibt, verlässt der König nach einer Falkenjagd in Triesdorf das Fürstentum Ansbach nicht ohne vorher noch kurz Station in Schwaningen zu machen. Klar, seine Tochter erzählte ihm wahrscheinlich schon von ihrem Projekt, ihren künftigen Witwensitz zu einem Mustergut, einer ertragreichen Ökonomie, auszubauen.
Es ging hier nicht um Repräsentation allein, es ging hier vor allem ums Geld verdienen, „Plusmachen“, ganz im Sinne des Vaters.

Ob dies gelang, scheint nach dem Urteil von Arno Störkel nicht gewiss zu sein. Denn Schwaningen „wurde Spielwiese und später auch echter Wirtschaftsstandort“. Besonders ging es hier um die von ihr gegründeten Schlossbrauerei. „Mit Bier wurde im Fürstentum eine Menge Geldes gemacht, denn es war der gewöhnliche Trunk des gemeinen und mittleren Standes.“ Besser, um die Brauereien: Es kam noch eine zweite in Weidenbach dazu.

Denn eigentlich geht es hier um eine moderne Wirtschaftsgeschichte von Absatz und Wirtschaftswachstum, was natürlich ein Historiker – er ist ja kein Betriebswirt – so nicht sieht.

Die zahlreichen Falkner in Triesdorf, dem Sitz der von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich neu aufgebauten Falknerei im heutigen Roten Schloss, hatten großen Bierdurst. Der Marketender zu Triesdorf baut sich in Weidenbach ein neues Haus und schenkt Bier aus Schwaningen aus. Also Bier von Ihrer Hoheit, der Markgräfin. Weil dort wahrscheinlich die Falkner verkehren, heißt das Lokal bald „Gasthaus zum Falken“.

Weil aber der Absatz so erheblich ist, gründet der Markgraf in Weidenbach-Triesdorf, auf halber Strecke zwischen Weidenbach und Triesdorf also, eine eigene Brauerei. Vielmehr, er lässt gründen. Der Auserwählte ist ein Günstling, der Obristfalkenmeister Ernst Anton Wilhelm von Heydenab. Dazu lässt er eigens die neue Brauerei an die Wasserleitung aus dem Wald bei Großbreitenbronn (Tiergarten) anschließen.

Und wie reagierte die Markgräfin? Zwischenzeitlich, nachdem der Sitz der Falknerei nach Gunzenhausen verlegt worden ist, jedenfalls dort ein zweites Falkenhaus gebaut wurde, beliefert sie auch dort den Markt: Das Gunzenhäuser Gasthaus zum Falken.

Schließlich, fast zwanzig Jahre später, kauft sie das Konkurrenzunternehmen in Weidenbach auf. Und lässt, damit die Biertrinker gut über den Sommer kommen und reichlich Gerstensaft fließt und Gewinne sprudeln, einen gewaltigen Felsenkeller im Triesdorfer Tiergarten graben. Denn vor der Erfindung der Kältemaschine von Carl Linde fand die Bierbrauerei nur von Michaeli bis Georgi statt (23. April bis 29. September). Das Bier aus dem Keller heißt Lagerbier, heute auch Kellerbier.

Insgesamt also eine unternehmerische Entscheidung: Die Markgräfin als Unternehmerin!

Leider hat Arno Störkel diese spannende Geschichte nicht erzählt, viel zu sehr war er damit beschäftigt, Friederike Louise als traurige Gestalt und Opfer der Umstände zu zeichnen. Da er dennoch sehr fleißig Quellen gesucht und gefunden hat, diese auch akribisch notierte, kann der Leser seines Buchs sich auf die Spurensuche einer eigenständigen Frau machen.

Bachwoche in Ansbach 2019

Johann Sebastian Bach war Zeit seines Lebens nie in Ansbach. Heute wird er aber in der Hauptstadt von Mittelfranken hoch verehrt. Um seine Kirchenmusik auch entsprechend aufführen zu können, wurde in der Hof- und Stiftskirche St. Gumbertus vor wenigen Jahren eine neue Barockorgel eingebaut.
Alle zwei Jahre wird Bach in Ansbach mit der Ansbacher Bachwoche besonders gefeiert. In diesem Jahr ist es wieder soweit: Die Haupt- und Residenzstadt der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach ist zwischen 26. Juli und 4. August fest in der Hand von Freunden Alter Musik.

Rückrat des diesjährigen Musikfests, wie es im Programm heißt, bilden die „Brandenburgischen Konzerte“ mit dem Festivalorchester der Bachwoche unter der Leitung von Jörg Halubek, der gleichzeitig am Cembalo sitzt: Nr. 1 am 26.7., Nr. 2 am 31.7. und Nr. 3 am 2.8.
Höhepunkt des Musikreigens ist der 3.8 mit zwei Musikstars: Das Orgelkonzert mit der Toccata in C-Dur in der Stadtkirche St. Johannis mit Iveta Apkalnar um 11 Uhr und das Konzert „Bach Barock“ mit Dorothee Oberlinger (Blöckföte) im Festsaal der Residenz um 15.30 Uhr.
Der 3. August ist gleichzeitig der Todestag des heute bekanntesten Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, dem sog. Wilden Markgrafen, einem Zeitgenossen von Johann Sebastian Bach.