Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach

WEIDENBACH/TRIESDORF – Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach. „Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel“. So lautet der Titel des Konzerts der renommierten Freiberger Klang-Juwelen mit Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Hofkapellmeister im Markgraftum Ansbach. Beginn ist am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hofkirche Weidenbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen. 

Die Freiberger Klanguwelen in der Kulturscheune Ermetzhof: In der Mitte Martina Möwes – Barockvioline, Mei Chu Helbig – Barockfagott (links) und, Bernd Schäfer – Traverso (rechts)
Foto: Heike Weiß

 1709 machte sich der Violinist Johann Georg Pisendel von Ansbach aus nach Sachsen auf, um in Leipzig sein Glück zu versuchen. Die künftige Frau des neuen Markgrafen Wilhelm Friedrich, Christiane Charlotte, machte sich wenig aus der Hofmusik, viel wichtiger war ihr die Fertigstellung der Residenz zu Ansbach inkl. einer Orangerie. Es wurde also an der Opernkultur gespart. Direkt nach dem Regierungsantritt 1703 wurde zuerst noch in Triesdorf ein Theatrum am Heckentheater gebaut und Piseldel in die Hofmusik als Geiger integriert. Wir können also sehen, welchen Einfluss die künftige Markgräfin auf die Politik am Ansbacher Markgrafenhof ausübte -und dies schon vor ihrer Ankunft.

Bei dem Vorgänger, Markgraf Georg Friedrich, war das noch anders. Dieser investierte heftig in die Opernlandschaft und engagierte Pisendel als Sopranisten für die Ansbacher Hofkapelle, ließ ihn bei dem dortigen Hofkapellmeister Francesco Antonio Mamiliano Pistocchi (1659-1726), gleichzeitig Sänger und Komponist, sowie durch den berühmten Geiger und Komponisten Giuseppe Torelli (1658-1709), der ebenfalls in Ansbach tätig war, ausbilden. Außerdem besuchte Pisendel das Gymnasium zu Ansbach. Pisendel war also Sänger und Geiger, ausgebildet von Koryphäen des jeweiligen Fachs.

Markgraf Georg Friedrich II. kämpfte erst im Pfälzischen Erbfolgekrieg und dann im im Spanischen Erbfolgekrieg. Zwischen beiden Kriegen fand er Zeit für die Oper in Ansbach und Triesdorf, also von 1697 bis 1700. Schwarzbeck hält es für wahrscheinlich, dass gleichzeitig zum Opernhaus in Ansbach ein Gartentheater zu Triesdorf entstand. (Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686). Emsdetten 1939)

Pisendel wurde geboren am 26. Dezember 1687 und wurde von seinem Vater Simon Pisendel zum Sänger ausgebildet. Klar, der Vater erkannte das Talent bei seinem Sohn, war er doch selbst Kantor in Cadolzburg. Dieter R. Werzinger schreibt in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (Neustadt an der Aisch 1993) auf Seite 216: „Die Hofkantorei hatte in Ansbach eine lange Tradition, war sie doch im 16. Jahrhundert nach dem Vorbild des Dresdner Hofes eingerichtet worden.“

Die Ausbildung Pisendels in Ansbach war sehr fruchtbar. Denn Pisendel kam nicht mit leeren Händen in Sachsen an. „Einige in Dresden überlieferte Handschriften aus dem Besitz Pisendels, die bis in dessen Ansbacher Zeit zurückzuweisen scheinen, enthalten neben hier zu erwartenden Kompositionen Torellis solche von Tomaso Albioni, Antonio Vivaldi, Fabbrini, Fiorelli und anderen.“ (Hans-Joachim Schulze, Bach in Ansbach, Leipzig 2013, S.60). Im Schrank II der Hofkapelle zu Dresden sammelte Pisendel über 1800 Musikalien, die dort die Zeit überstanden und in einem Projekt digitalisiert wurden.

Silvia Martina Möwes aus Freiberg in Sachsen hat im Bestand Schrank II https://hofmusik.slub-dresden.de/themen/schrank-zwei/ nachgesehen, was Pisendel alles an Musikalien in Sachsen zusammengetragen hat – und heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) https://www.slub-dresden.de/ liegt. Anlässlich eines Konzerts der Freiberger Klang-Juwelen in der markgräflichen Hofkirche Weidenbach werden Musikstücke aus der Dresdner Zeit Pisendels direkt nach dem Manuskript gespielt und dem Publikum vorgestellt. Dies sind von Johanm Georg Pisendel selbst die Sonate für Violine e-Moll und Basso Continuo, von Carl Heinrich Graun die Sonate für Flöte Traverso D-Dur und Basso Continuo, von Georg Heinrich Bümler die Sonate frü Violine Solo F-Dur und Basso Continuo und von Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich Bach die Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur.

Die Hof- und Pfarrkirche Weidenbach ist heute nicht nur evangelisch-lutherische Pfarrkirche, sondern gleichzeitig eine bedeutende Sehenswürdigkeit. Das Gotteshaus kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Sonntags ist Gottesdienst mit Orgelspiel und Predigt. 1735/1736 baute Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach die erste Hofkiche im Markgraftum – und somit vor der Hof- und Pfarrkichre St. Gumbertus in Ansbach und Hof-und Pfarrkirche Unterschwaningen. Somit schloss der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich das frühere regionale Zentrum Weidenbach an seinen Jagd-und Landsitz Triesdorf an. Ursprünglich war Triesdorf ein Rittergut im Besitz der Freiherren von Seckendorff, welcher erst als Lehen und später dann durch Kauf an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach kam. Die bisherige Weidenbacher Dorfkirche St. Georg wurde im Zug des Neubaus abgerissen. Im aktuellen Flattblatt Markgrafenkirchen im Markgraftum Ansbach ist die Hofkirche Weidenbach auf dem Titelbild abgebildet und zeigt somit den Vorrang unter allen ansbachischen Markgrafenkirchen in deutlicher Form klar an. 

Händel und Bach zur Bachwoche in Ansbach 2025

Die Bachwoche Ansbach hat ihr Programm für 2025 vorgestellt. Am 3. August gibt es ein besonderes Konzert mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Dem Orgelkonzert d-Moll BVV 1052R von Bach wird das Händel`sche Orgelkonzert B-Dur op 7 Nr. 1 gegenübergestellt. Es spielt Jörg Halubek auf der Orgel und wird begleitet von Mitgliedern des Ensembles „Il Gusto Barocco“. Beginn ist um 11 Uhr in der Orangerie Ansbach. Bachwoche Ansbach, 1. bis 10. August 2025

Konzert in der Orangerie zur Bachwoche Ansbach 2023. Foto: Elke Walter

Während Gerog Friedrich Händel zu Lebzeiten in Ansbach war, besuchte Johann Sebastian Bach tatsächlich nie die alte markgräfliche Haupt- und Residenzstadt. Auch wenn dies ein Buchtitel so suggerieren möchte: Bach in Ansbach von Hans-Joachim Schulze (Leipzig 2013). Gleichwohl: „Georg Friedrich Händel ist neben J. S. Bach der meistgespielte Komponist des Barock.“, wie es der Klappentext der Händel-Biografie von Christopher Hogwood richtig feststellt.

Seit 1948 feiert die Stadt Ansbach den Thomaskantor Bach aus Leipzig mit der Bachwoche, die alle zwei Jahre stattfindet. Händel jedoch fristet in Ansbach ein Schattendasein, was insgesamt sehr schade ist. Georg Friedrich Händel besuchte nämlich Ansbach nicht als Kulturtourist, sondern fand hier seinen dringend benötigten Kulturmanager Johann Christoph Schmidt, den er nach London mitbrachte. Aus Johann Christoph Schmidt wurde dann John Christopher Smith.

Händels Mitarbeiter John Christopher Smith

In seiner Händel-Biografie legt Christopher Hogwood die besondere Bedeutung des Ansbachers für die Händel-Forschung dar: „Vorrangige Bedeutung unter den Quellen des achtzehnten Jahrhunderts hat Johann Matthesons Bericht über Händels Jugend. Matthesons war als junger Mann mit Händel befreundet. Ebenso wichtig ist Georg Friedrich Händels Lebensbeschreibung, eine Zusammenstellung des Reverend John Mainwaring – die erste Biografie eines Komponisten, die jemals veröffentlicht wurde. Einen großen Teil der Informationen lieferte Händels Mitarbeiter John Christopher Smith, der offenbar häufig weitergab, was er aus erster Hand vom Komponisten [Händel] selbst gehört hatte (Frankfurt am Main und Leipzig 2015, S. 12).

Was machte nun Händel in Ansbach? Wahrscheinlich ist, dass er von seiner Gönnerin Caroline von England, der Schwester des regierenden Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Wilhelm Friedrich, nach Ansbach geschickt wurde, um dort die Musiknoten der ehemaligen Oper zu sichten. Anstelle des Opernhauses, errichtete später die Witwe des Markgrafen, Christiane Charlotte, eine Orangerie, um die Citrus-Bäume des Hofgartens gut durch den Winter zu bringen. „Als die Orangerie zu bauen begonnen wurde, mußte das alte Opernhaus abgerissen werden.“ (Wilhelm Baumann, Die Orangerie zu Ansbach, Sonderdruck, [Ansbach 1961],S. 11). Die Noten wurden also nicht mehr in Ansbach benötigt. Für Händel waren diese aber nicht nur Altpapier, sondern eine Fundgrube für seinen eigenen Geschäftserfolg. Schmidt brachte wohl den Musikschatz nach London zu Händel, und wurde als Kenner von diesem sogleich eingestellt.

In Rahmen der Musikreihe Kunst und Klang Feuchtwangen der Sopranistin Christiane Karg gibt es bereits am 15. Dezember 2024 ein besonderes Konzert zu Ehren Händels. Dem Himmel ganz nah. Eine Hommage an Georg Friedrich Händel mit Mayaan Licht (Sopran/Countertenor) und Joel von Lerber (Harfe) im Kasten (Stadthalle Feuchtwangen). Beginn um 19 Uhr.

In St. Egidien zu Nürnberg gibt es das große Händel-Oratorium Der Messias am 2. Advent, 8. Dezember 2024 um 16.00 Uhr St. Egidien – Kirche G. F. Händel: Messiah. Aufführende: Kammerchor Acustico, AmadeusChor und das Ansbacher Kammerorchester unter Leitung von Julian Hauptmann.

Aktuell zeigt das Staatstheater Nürnberg die Oper Alcina von Georg Friedrich Händel. Am Ostermontag, 21. April 2025 um 18 Uhr, am Sonntag, 27. April 2025 um 19.30 Uhr und zum letzten Mal am Dienstag, 29. April 2025 um 19.30 Uhr. Es dirigiert Dorothee Oberlinger die Staatsphilharmonie Nürnberg. Absolut sehenswert!