Elisabeth Wünsch, die Stamm-Mutter des Hauses Falkenhausen

LEIDENDORF/WALD – In ihrem Beitrag „Stammt die Mätresse des ‚Wilden Markgrafen’ und Stamm-Mutter der Freiherren von Falkenhausen aus einer Exulanten-Familie?“ für die „Blätter für fränkische Familienkunde“ der Gesellschaft für Familienforschung in Franken (Band 30, 2007) kommt Siglinde Buchner zu einem sensationellen Ergebnis:

Freiherren von Falkenhausen - Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach |  Elisabeth Wünsch Stamm Mutter derer  von Falkenhausen
Freiherren von Falkenhausen – Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach|Bild:Wikipedia

„Obwohl der Geburtsort von Elisabeth Wünsch und die Heirats-, Geburts- und Sterbedaten ihrer Eltern Matthäus und Barbara Windsch noch unbekannt sind, konnte die Identität von Elisabeth Wünsch geklärt werden.

Sie ist nicht identisch mit Eva Elisabeth Winkler, die in Leidendorf geboren wurde.

Sie war nicht die Tochter eines Falkners gewesen, sondern die eines Mühlknechts.“ Und weiter stellt sie fest: „Nach Hans Bahlow leiten sich die Namen Windisch, Winsch, Winschmann und Wünsch her von: ‚der Wende oder Sorbe, daher in der Ober-Lausitz am häufigsten.’“

Siglinde Buchner räumt damit mit der immer noch sehr gern erzählten Legende von der Abstammung eines Falkenbauern auf, die Dieter R. Werzinger in seiner Dissertation Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (1995) wiederholt: „Der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der mit der preußischen Prinzessin in sehr jugendlichem Alter vermählt worden war, wandte sich rasch von ihr ab und heiratete zur linken Hand Elisabeth Wünsch, die Tochter eines Landwirts, der beim Fürsten als Falkner im Dienst stand.“

Tatsächlich kann eine Ehe zur linken Hand zwischen dem Markgrafen und der Madame Wünschin nicht festgestellt werden. Und auch hat sich der Markgraf nicht von seiner Ehefrau getrennt. Bis 1765 lebte Friederike Louise im Ansbacher Schloss.

Vielmehr ist es so, dass der Markgraf Carl neben seiner angetrauten Ehefrau Friederike Louise zusätzlich eine „Nebenfrau“ samt Familie unterhält und finanziert, wie Arno Störkel in seinem Buch „Friederike Louise, Prinzessin in Preußen – Markgräfin von Ansbach“ feststellt (2018).
Vier Kinder hat der Markgraf mit Elisabeth Wünsch, die Tochter Louise Charlotte stirbt allerdings wenige Monate nach der Geburt. Die restlichen drei erhalten den Namen Falkenhausen und werden in den Adelsstand zu Freiin und Freiherren von Falkenhausen erhoben.

Beide Familien, also das alte Haus Ansbach und das neue Haus Falkenhausen, werden durch den Markgrafen zur Kollaboration gezwungen. Dies wird schon klar, wenn man sich die gewaltigen finanziellen Mittel ansieht, die Carl aus dem Haus Ansbach in das Haus Falkenhausen transferiert:

„Die Mutter [Elisabeth Wünsch] bezog eine monatliche Zahlung von 500 fl.
Die Tochter [Wilhelmina Eleonora Freiin von Falkenhausen] erhielt als Heiratsausstattung einen Betrag von 30.000 fl.
Von den beiden Söhnen erhielten
Friedrich Carl Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Thürnhofen, im Wert von 50.000 fl, Erträge von 913 fl. [Schloss und Gut] Trautskirchen, im Wert von 90.000 fl., Erträge von 2.000 fl., ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. und

Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Laufenbürg, im Wert von 50.000 fl., Erträge von 1.153 fl; [Schloss und Gut] Wald, im Wert von 75.000 fl, Erträge von 1.653 fl, ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl.Hinzu kamen noch Waldungen und Weiher im Wert von 5.991 fl und Erträge von 97 fl.
Noch verbleibende Differenzen bei der hälfigen Aufteilung sollten durch Geldzahlungen ausgeglichen werden.“ (Dieter R. Werzinger).

Dieser Schritt ist notwendig, weil Markgraf Carl auf die Erbansprüche seiner Kinder aus der Nebenfamilie verzichtet.

„In einem Schreiben vom 12. April 1747 teilte Markgraf Carl seinem Schwager, dem Preußenkönig Friedrich II., mit, dass er zwei außereheliche Kinder habe, die der Kaiser in den Freiherrenstand erhoben habe. [Das dritte Kind sollte erst 1748 geboren werden.]
Doch sollten seine Kinder keine Ansprüche auf seine Lande haben, d. h. sie dürften nicht die offizielle Erbfolge antreten. Dies war für den preußischen König ein wichtiges Zugeständnis, denn es war bekannt, dass der französische König Ludwig XIV. seine außerehelichen Kinder nicht nur anerkannt hatte, sondern – wahrscheinlich angesichts der hohen Sterblichkeitsrate in der legitimen königlichen Familie – testamentarisch bestimmt hatte, dass sie das Recht hätten, die Thronfolge anzutreten, falls die rechtmäßige königliche Familie aussterben würde.“


(Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Werner Mühlhäußer [Hg], Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach [reg. 1729-1757], 2007).

Diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern Ansbach und Falkenhausen wird durch den Besuch des ersten Falkenhausen auf der Grand Tour des neuen Erbprinzen Alexander in Venedig besiegelt (1753). So schreibt der Hof=Kammer=Rath Hirsch in seinem Buch „Reise durch Italien und Frankreich in den Jahren 1752 und 1753, worinnen auch von der Reise des Herrn Markgrafen von Ansbach als Erbprinz, nach Venedig und Rom, Nachricht gegeben wird (1808, Nachdruck 2005):

„Den 14. Januar langte Herr Geheime Rath von Voit mit Herrn von Falkenhausen aus Ansbach hier an. Wir machten ihnen noch des Nachts unsere Visite.“ Und hat Bestand. Abzulesen schon allein aus der Tatsache, dass der Markgraf Alexander bei den Kindern seiner Halbgeschwister Taufpate ist, wie Emma Foertsch in ihren Beitrag „Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach“ (1964) dokumentiert.

„Elisabeth Wünsch wohnte ursprünglich in Schloß Georgenthal, dann nach 1752 in Schloß Wald; zwischen 1734 und 1748 gebar sie dem Markgrafen vier Kinder.“ (Dieter R. Werzinger).
Das Haus Ansbach ist 1806 untergegangen und das Jagdschloß Georgenthal im Mönchswald nahe Haundorf abgetragen. Das Haus Falkenhausen lebt hingegen fort und sitzt bis heute auf Schloss Wald am Altmühlsee nahe Gunzenhausen, dem Stammsitz der Familie.

Falkenjäger unter sich: Carl von Ansbach bei Clemens August von Köln in Brühl bei Bonn

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TRIESDORF/ALTENKIRCHEN

Falkenjagd  : Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.
Kurfürst Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.

Im Fürstentum Ansbach spielte die Falkenjagd eine herausragende Rolle. Bei der Hohen Beize, die allein dem Fürsten zustand, handelt es sich um die Jagd mit abgerichteten Raubvögeln, die hoch in der Luft andere Vögel von oben angreifen und nieder drücken und somit schlagen. Als besonderes Schauspiel war der Kampf zwischen dem Gerfalken (Islandfalke) und dem Graureiher hoch im Kurs. Es war Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der dieser sehr teueren und aufwändigen Jagdform sein Leben widmete. Dass die Kinder aus der Verbindung mit seiner Nebenfrau Elisabeth Wünsch den Namen Falkenhausen erhielten, können wir heute dafür als Beweis gelten lassen.

In seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ (Verlag C. und C. Rabenstein: Bayreuth 2012) schreibt Arno Störkel:
„Carl Wilhelm Friedrich hatte bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ein volles Hundert Falken im Dienst. Er wurde charakterisiert als ein Mann, den man den ganzen Tag mit dem Falken auf der Hand sah; er beschäftigte ein halbes Hundert Mann – inklusive eines eigenen Falkenmalers – allein für sein Hobby und ließ es sich über 50.000 fl. (Gulden) im Jahr kosten. Die Priorität, die die fauconerie bei ihm an Aufmerksamkeit und Geld genoss, brachte ihm schon früh Probleme in seiner Ehe und sein Land schließlich buchstäblich an den Rand des Ruins.“

Sitz der ansbachischen Falknerei war zuerst Triesdorf und später dann zusätzlich Gunzenhausen.

War die Falkenjagd für den Markgrafen von Ansbach wirklich nur Hobby? Tatsächlich muss man den Markgraf als Fürsten betrachten, als Ersten Politiker seines Territoriums. Und die Falkenjagd war ein Mittel, um sich mit anderen Fürsten und anderen Politikern zu treffen und zu messen. Dass Markgraf Carl beim Besuch seines Schwiegervaters Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König in Preußen zu Triesdorf eine Falkenjagd veranstaltete, zeigt die Dimension der Unternehmung. Wahrscheinlich wollte Markgraf Carl seinem Schwiegervater dadurch verdeutlichen, dass die Führung im gemeinsamen Haus Hohenzollern noch nicht ausgemacht ist.

Am 1. August 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an das Fürstentum Ansbach. Die kleine Grafschaft im Westerwald kam aus einer Erbschaft weit entfernter Verwandten an den Markgrafen. Zur Huldigung fuhr Carl Wilhelm Friedrich selbst dorthin. Carl Heinrich Ritter von Lang schreibt in seinem Aufsatz „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Carl Brügel: Ansbach 1848) nahezu verwundert: „Der Markgraf selber begab sich am 5. Oktober von Triesdorf aus dahin, um am 7. Oktober die feierliche Huldigung einzunehmen, während die Markgräfin ihrem geliebten vaterländischen Berlin zueilte. Im Gefolge des Fürsten befanden sich die glücklichen Günstlinge, der Oberst=Reisestallmeister v. Schenk und der Falkenmeister v. Heidenab, der Sekretär Holle, der Kammerdiener Binder, der Kammer=Courier Ritter und der ehemalige Feuchtwanger Burgermeister und lustige Rath Wünschenmayer, der durch die Künste der Höflinge zum Narren gemacht, überall in einer ungeheuern Allonge=Perücke, und mit einem kolossalen Kammerherrnschlüssel und erdichteten Orden behängt, daher stolzierte. Am 15. Oktober wurde dem Kurfürsten von Köln ein Besuch in Bonn abgestattet.“

Bei dem ganzen Vorgang fällt auf, dass der evangelisch-lutherische Markgraf – selbst Bischof – und sein Falkenmeister Ernst Wilhelm Anton von Heydenab gemeinsam den Kurfürsten Clemens August von Baiern besuchen und somit den katholischen Erzbischof von Köln. Er, der Bruder des künftigen Kaisers Carl VII. und aus dem mit Hohenzollern und Habsburg konkurrierenden Haus Wittelsbach, war ein ebenso großer Falkner wie der Markgraf.

Leider wissen wir heute nicht, was während des ansbachischen Besuchs in Bonn besprochen wurde. Tatsache ist aber, dass das Jagdschloss Falkenlust des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August nur wenige Jahre vorher fertiggestellt wurde (1737). Architekt war der berühmte kurbayerische Hofbaumeister François de Cuvilliés. Es fällt schwer anzunehmen, dass die beiden Spitzenpolitiker sich nur über Falken und andere Vögel ausgetauscht haben. Wahrscheinlich wurde hierbei auch Politik gemacht und Beschlüsse besiegelt. Somit können wir der Falkenjagd einen staatstragenden Charakter zusprechen. Und den Markgrafen Carl als Staatsmann ansprechen. Denn gleichzeitig war die Ehefrau des Markgrafen, Friederike Louise, bei ihrem Bruder, dem König Friedrich II. in Preußen. Wahrscheinlich wurde hierbei auch nicht nur über die Musik gesprochen, sondern ebenfalls Politik gemacht. Alles ist Kultur, alles ist Politik.

Das Fürstentum Ansbach mit der Haupt- und Residenzstadt Ansbach

Ansbach oder Onolzbach war über Jahrhunderte hinweg Hohenzollernresidenz,  des gleichnamigen Fürstentums.

Für das heutige Aussehen des Schlosses ist Markgräfin Christiane Charlotte verantwortlich, die nach dem Schlossbrand 1709 vornehmlich mit eigenem Geld, den Wiederaufbau maßgeblich vorantrieb. Sie war ja eine Tochter des Herzogadministrators Friedrich Carl von Württemberg. Der bedeutende Architekt Leopoldo Rettÿ stellte die Residenz 1738 für ihren einzigen Sohn  Markgraf Carl Wilhelm Friedrich fertig.

Heute ist dort die Regierung von Mittelfranken untergebracht, außerdem können Besucher die Prunkräume des Schlosses besichtigen.  Zur Bachwoche Ansbach finden im dortigen Festsaal grossartige Konzerte statt.

Markgräfin Christiane Charlotte von Brandenburg-Ansbach, Mutter des Markgrafen von Ansbach|Hohenzollern.
Markgräfin Christiane Charlotte von Brandenburg-Ansbach und ihr Sohn Markgraf Carl Wilhelm Friedrich | Hohenzollern

Besonders sehenswert ist die Ausstellung der Porzellansammlung der Markgräfin Friederike Luise, der Ehefrau Carl Wilhelm Friedrichs.  Eine Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. – dem Soldatenkönig,  sie legte Wert auf ihren Titel „Königliche Hoheit“.

Die tüchtige Prinzessin, gründete einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb, auf Ihrem Lehenssitz , dem späteren Witwensitz, Unterschwaningen, sowie eine Brauerei und kaufte sich noch den Konkurrenzbetrieb in Weidenbach-Triesdorf des Obristfalkenmeisters* Ernst Wilhelm Anton von Heydenab hinzu.

Der Bruder der Markgräfin wurde 1740 König Friedrich I. in Preußen – genannt Friedrich der Große oder Alter Fritz .

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gründete mit der Mühlknechtstochter Elisabeth Wünsch, aus der Weinzierleiner Mühle bei Rosstal, eine Nebenfamilie.

Elisabeth Wünsch, die in jener Zeit in der Hofapotheke in Ansbach (heute Maximilianstr. 31) arbeitete, wo sich die Höflinge bis 1735 ihre „Arzeneyen“ kostenlos abholen konnten.
Die Hofapotheke lag auf dem Weg nach Triesdorf. Der Hofmarschall Franz Bernhard von Seckendorff-Gutend und der Kammerherr und Ritterrat des Kantons Altmühl Philipp Albrecht Ernst Schenk von Geyern, hatten den Markgrafen auf die junge Frau aufmerksam gemacht, die laut Memoiren der Erbprinzessin Wilhelmine von Bayreuth bereits im Herbst 1732 im Schloss lebte.

Ursprünglich sollte die Familie Falkensten heißen, der Kaiser akzeptierte den Namen nicht. Ein neuer Name wurde rasch gefunden, sodann hiess diese Nebenlinie: Falkenhausen.

Der Bruder Elisabeths, Andreas Wünsch, wurde  der Wirt des Leidendorfer Torhauses im markgräflichen Jagd- und Landsitz Triesdorf.
Unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich war Triesdorf Sitz der Falknerei, die er neu organisierte und später teilweise nach Gunzenhausen verlegte, wie auch das Haupt- und Landgestüt.

Heute sind die Herren und Freiherren von Falkenhausen die einzigen Nachfahren der Markgrafen von Ansbach, mit ihrem Stammsitz Wald bei Gunzenhausen, in unmittelbarer Nähe des Altmühlsees.

*Die Falkenjagd war des Markgrafen größte Passion. Er unterhielt ein Falkenkorps von 51 Personen, vom Obristfalkenmeister über die Falkenmaler bis zum Falkenjungen. Er ließ die sogenannten Falkentaler prägen und stattete sein Jagdschlösschen in Gunzenhausen mit Falkenkacheln der Crailsheimer Manufaktur aus. „Neben den Kaisern Joseph I. und Karl VI. und dem Kurfürsten Clemens August, Erzbischof von Köln, ist es vor allem der ansbachische Hof unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gewesen, der die Falknerei zu einem ihrer glanzvollsten Höhepunkte in Deutschland führte.“