Die heimliche Hochzeit im Haus des Falkners

Palais Heydenab GunzenhausenHeydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße

WEIDENBACH/GUNZENHAUSEN –

Heydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach  Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße
Heydenab’sches Haus| 1737 baut der markgräflich-ansbachische Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ das Heydenab’sche Haus zwischen Weidenbach und Triesdorf. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Mit ihrem Beitrag „Ernst Wilhelm von Heydenab (1701-1758), Oberamtmann von Gunzenhausen. Ein Günstling des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ (Alt=Gunzenhausen, hg. vom Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Heft. 69/2014) legt Siglinde Buchner aus Weißenburg erstmalig eine kurze Lebensbeschreibung über einen der wichtigsten Figuren am Hof des Markgrafen Carl vor.

Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
 

Ernst Wilhelm Anton von Heydenab besaß in Weidenbach-Triesdorf Schloss und Gut sowie in Gunzenhausen ein Stadtschloss (heute: Filiale Gunzenhausen der VR-Bank Mittelfranken West, Ansbach).

Einem Mitglied des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung aus Weidenbach ist jetzt im Kirchenbuch der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weidenbach ein Fund geglückt, der die Lebensgeschichte des Obristfalkenmeisters am Ansbacher Hof weiter aufhellt. Dort steht:
„Kirchenbuch Weidenbach. Johann Andreas Frei wurde am 3. Mai 1744 Dom. Rog. von Dekan Schülin zu Gunzenhausen eingesetzt. Unter ihm wurde der Bau des neuen Pfarrhauses vollendet. Auf einem im Geburtsregister vom Jahre 1746 eingehefteten Blättchens berichtet er folgendes merkwürdige amtliche Vorkommnis.

Ao 1746 den 24. Septbr. wurde ich zum Herrn Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber berufen, woselbst ich obgedachten Herrn und Herrn Kammer-Rat Schaudig antraf, welcher mir von meinem Durchlauchigst- und Gnädigsten Landesfürsten und Herrn einen mit dem Höchfürstl. Wappen versiegelten Brief überreichte, welcher zur Überschrift folgende Worte hatte:
Ad Parochum Weidenbachensem. Der Inhalt ist fideliter copirt folgender: Ich als Summus Episcopus befehle dem Pfarrer zu Weidenbach, das er die Copulation an den Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber vollziehen und es so einrichten darf, [daß] auf sein Verlangen ihm ein Attest vor Geburt seiner lieben Kinder soll gegeben werden. Carl Wilhelm Friedrich als Episcopus. His publice lectis wurde insolvirt den 25. Septbr. darauf als Sonntag XVI. p. Trin. abends im Beisein Herrn Rittmeisters von Reitzenstein, Herrn Hauptmanns von Hofer und Herrn Stallmeisters Diezel die priesterliche Einsegnung mit Frl. Mar. Barb. Seizin vorzunehmen, welches auch bei Licht abgeredeter Massen nach gehaltener kurzen Sermon geschehen. Der Herr, dessen wir sind und deme wir dienen, wende diese und alle Ehen zum Besten. J. A. Frej, Past.’ “


Der Grund für die Empörung des Weidenbacher Pfarrers ist klar: Heydenab lebte schon seit Jahren mit seiner Haushälterin Maria Barbara Seiz in wilder Ehe in seinem Weidenbacher Haus zusammen und hatte mit ihr bereits vier Kinder: Johann Christoph (*1741), Johanna Wilhelmina (*1743), Sophia Henrica Charlotta (*1744) und Ehrenfried Johann Christian (*1746).
Zwei weitere sollten noch folgen: Wilhelmina Carolina 1747 und eine Totgeburt am 10.9.1748. Bei der von Siglinde Buchner angebotenen Tochter Maria Sibylla Elisabeth könnte es sich auch um die Schwester des Obristfalkenmeisters handeln, wird sie doch in der gedruckten Leichenpredigt 1756 als „geborene Freyin von Heydenab“ genannt.

Durch Befehl des Markgrafen in seiner Funktion als Bischof von Ansbach wurden durch die nachträgliche, klandestine Ehe – vor Ausschluss der Öffentlichkeit in der privaten Kapelle des Heydenab’schen Hauses – die Kinder aus dem Hause des Falkners legitimiert und somit die Voraussetzung geschaffen, diese eigentlich nicht-ehelichen Kinder Heydenabs in die Gesellschaft einzuführen und schließlich – in der Perspektive – gut zu verheiraten. Somit wurde durch die Legitimation der Kinder des Heydenab das Verfahren hergestellt und erprobt, welches später auch in markgräflicher Sache angewandt wurde. Bei der Legitimation der Kinder des Markgrafen Carl aus seiner illegitimen Beziehung mit Elisabeth Wünsch: die Freiin und Freiherren von Falkenhausen.

Palais Heydenab Gunzenhausen Heydenab’sches Haus| 1750 ist es Rettÿs Nachfolger Hofbaumeister Johann David Steingruber, der statt eines Rathauses für Gunzenhausen an die prominente Stelle direkt am Marktplatz das Adelspalais für den Falkenmeister von Heydenab erstellt. Der bereits 1748 gefertigte Rathausentwurf wird dazu geringfügig abgewandelt. Die künftige Rangerhöhung zum Obristfalkenmeister und Oberamtmann von Gunzenhausen 1751 kündigte sich also bereits an Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind

Beitrag von Horst von Zerboni

Der Triesdorfer Tiger  oder  Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie
Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie

Die markgräflichen Bemühungen im 18. Jahrhundert zur Verbesserung der mittelfränkischen Rinder-Landschläge waren unabhängig vom Erfolg eine herausragende agrarhistorische Leistung. Ein erster Versuch war 1740 der Import von 21 holländischen Rindern nach Triesdorf unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach.

Das holländische Milchvieh stellte sich als für mittelfränkische Verhältnisse ungeeignet heraus. Die Tiere gaben mehr Milch als ein Bauer unter den damaligen Vermarktungsmöglichkeiten brauchen konnte.1

 

Außerdem waren sie für die notwendige Nutzung im Gespann zu feingliedrig.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts begannen dann unter Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach (seit 1769 auch Markgraf von Brandenburg-Bayreuth), dem Sohn und Nachfolger von Carl Wilhelm Friedrich, Einkreuzungsversuche mit Tieren aus mindestens 18 verschiedenen Herkünften. Unter anderem wurden folgende Rassen eingekreuzt: einfarbig rotes Höhenvieh, schwarzbunte Friesen, schwarzweiße Freiburger und Berner,  gelbweiße Simmentaler, einfarbig graubraune Schweyzer und Allgäuer, einfarbig graugelbe Mürztaler aus der Steiermark und rotbunte Breitenburger aus Holstein.

 

Der Triesdorfer Tiger  oder  Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie
Der Triesdorfer Tiger oder Das Ansbach-Triesdorfer Rind | Historie

Durch diese laufenden Einkreuzungen kam es nie zu einer wirklich stabilen, weitgehend homozygoten (reinerbigen) Population, das Wissen um die Vererbungsgesetze war noch nicht vorhanden. Das äußerliche Zeichen der daraus resultierenden Heterozygotie (Mischerbigkeit) war die Kleinfleckung der Tiere, welche zu dem Namen „Tiger“ führte. Man kann also nicht wirklich von einer alten Rasse sprechen, denn aus heutiger Sicht waren die Triesdorfer Tiger immer nur Gebrauchskreuzungen.

Heutige Initiativen2 zur Wiederbelebung der Triesdorfer Tiger können sich deshalb ausschließlich auf äußerliche Farb- und Zeichnungsmerkmale beziehen. Außerdem müsste die Population auf eine deutlich geringere Bemuskelung und auf eine Milchleistung von unter 3000 Kilogramm/Jahr zurückgezüchtet werden.

Historisch betrachtet muss man deshalb in den Ansbacher Zuchtbemühungen vor allem den Fürsorgegedanken eines aufgeklärten Fürsten sehen. Damit war der Triesdorfer Tiger durchaus ein besonderes Rind.

Dr. Horst von Zerboni, Weidenbach-Triesdorf

1 Der Ausweg war die Verarbeitung von Milch zu Käse, der Beginn der Käseproduktion (Molkerei) in Triesdorf. Dies erforderte allerdings einen hohen Kapitalbedarf, der durch den einzelnen Bauern nicht aufgebracht werden konnte.

2 Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e. V. (Hg.), Das Ansbach-Triesdorfer Rind – Der Tiger unter den Rindern, Faltblatt, Lammelbach (Herrieden), o. J. (2018)

Ansbachische Kammermusik

holländische Karte des Fürstentums Ansbach|Amsterdam 1791

TRIESDORF/KIRCHBERG an der Jagst – Die beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth wurden ab 1769 durch den Markgrafen Alexander gemeinsam regiert. So kam die ehemalige bayreuthische Hofkapelle nach Ansbach und füllte die dort bereits vorhandene Hofkapelle kräftig auf.
In Ansbach wirkten bedeutende Komponisten wie Jakob Friedrich Kleinknecht und Andreas Gottlob Schwarz. Heute ist die großartige markgräflich-ansbachische Musiktradition nahezu vergessen.

Zum einen lenkt der Ruhm von Johann Sebastian Bach – der niemals in Ansbach weilte – und die ihm zu Ehren auch 2019 stattfindende Ansbacher Bachwoche die musikalische Aufmerksamkeit Richtung Köthen und Leipzig. Zum anderen hat die Dissertation über den Ansbacher Markgrafen Alexander von Arno Störkel weiterhin gehörigen Einfluss.

Dieser hätte, so Störkel, das Ansbacher Musikleben eher als gering eingeschätzt. Er schreibt: „Das Ansbacher Musikleben erfuhr erst durch die Bayreuther Erbschaft einen Aufschwung, als die dortige Hof-Capell- und Cammer-Music durch den Markgrafen übernommen wurde, doch eine Rückkehr zu den Tagen des späten 17. Jahrhunderts, als Ansbach einer der führenden Höfe Deutschlands in dieser Hinsicht gewesen war, sollte es nicht geben.
Alexander, der das Cello mit nicht geringer Fertigkeit spielte, hatte offenbar kein intensives Interesse an musikalischen Veranstaltungen; in den achtziger Jahren [1780er] war die Konzerttätigkeit am Hof mehr oder weniger eingeschlafen.“

Dabei bezieht sich Arno Störkel auf eine Aussage von C. L. Junker, der 1785 schreibt: „Das einzige Konzert, das in Ansbach noch überhaupt und beinahe ausschließungsweise gehalten wird, ist in dem Hause des Herrn Ministers von Benkendorf, dieses redlichen, altdeutschen, ganz warmen, ganz gefühlvollen Mannes für die Tonkunst.
In seinem Hause versammeln sich allemal über den anderen Tag die Glieder der fürstlichen Kapelle in freundschaftlicher Vertraulichkeit“. Tatsächlich bezieht sich diese Einschätzung lediglich auf die Konzerttätigkeit in Ansbach, nicht auf die Musiktätigkeit insgesamt.

Da sich der Ansbacher Hof aber „beständig in Triesdorf“ aufhält, wie es der gebürtige Gunzenhäuser Norbert von Grund schreibt, spielt die Musik nicht in Ansbach, sondern in Triesdorf. Während also die Hofkapelle in Ansbach sich private Auftraggeber suchen musste, erklang die Kammermusik in Triesdorf im Staatsauftrag.

Dass die Ansbacher Hofkapelle darüber hinaus als bedeutend eingestuft werden muss, zeigt die Aufnahme in den Musikalischen Almanach des Musiktheoretikers Johann Nikolaus Forkel im Jahr 1782. Tatsächlich wird die Ansbachische Staatskapelle dort in das „Verzeichniß des besten Kapellen deutscher Höfe“ aufgenommen, wie Christian Ahrens in seiner Dissertation über die Hofkapelle Gotha feststellt. „Auch in Relation zu den Kapellen in Regensburg und Ansbach schneidet die in Gotha nicht schlecht ab.“ (Ahrens). Über die Hofkapelle Ansbach steht eine wissenschaftliche Aufnahme hingegen noch aus.

Markgraf Alexander ließ sich von seinem Hofbauinspektor Johann David Steingruber erst das alte Falkenhaus in Triesdorf zu seinem Wohnsitz umbauen, später dann sogar erheblich erweitern.
Es wird also tatsächlich zum Roten Schloss.
In der Bel Etage wird ein Festsaal eingerichtet: Somit wird Platz geschaffen für kammermusikalische Konzerte. Der Bezirk Mittelfranken hat in den letzten Jahren dieses markgräfliche Schloss renoviert, der Festsaal soll künftig nach den Aussagen des Leiters der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, Otto Körner, als besonderer Konferenzsaal dienen.

Die Dissertation von Adelheid Krause-Pichler über Jakob Friedrich Kleinknecht (1722-1794) weist eine Vielzahl von Kompositionen aus dessen Ansbacher Zeit auf – Sinfonien, Konzerte und Trio-Komposition -, die sich freilich in der Mehrzahl nicht erhalten haben. Ebenfalls am Ansbacher Hof wirkte seit 1776 der Fagottist Andreas Gottlob Schwarz. Von ihm gab in den Jahren 2012 und 2014 der Münchener Fagottist und Musikwissenschaftler Hans-Peter Vogel zwei Sonaten für Fagott und Violoncello und das Konzert F-Dur für Fagott und Orchester heraus.

Damit das kulturelle Leben in Triesdorf wieder mehr an Fahrt gewinnt, lädt Markgraf Alexander die anerkannte Schriftstellerin und Dramatikerin Lady Elizabeth Craven aus Paris nach Ansbach ein, um in Ansbach und Triesdorf als Kulturmanagerin zu wirken.

Tatsächlich erscheint sie 1787 und inszeniert sogleich eine Oper unter freiem Himmel im Heckentheater zu Triesdorf.
Dazu spielt die Hofkapelle Ansbach: „Nach 8 Uhr begann der Anfang mit Trompeten und Pauken, und einer hinreissenden Musik von Künstlern, deren Vorzüge in Ihren artistischen Miscellaneen schon mehr als einmal gerühmt worden sind“.

Und der Ansbacher Hofdichter Johann Peter Uz muss ein Gedicht beisteuern, welches sogar als Arie gesungen wird:

„Unser Landesvater jagt,
Wie die Edlen pflegen,
Doch des Volkes Liebe zagt
Seinen Fürsten wegen.
Huldreich strahlt sein Angesicht,
Und wie Gottes Sonne
Ist es auch der Armen Licht/
Und verbreitet Wonne.
Helfen will er jedem gern,
Keinen gern betrüben,
Diesen lieben, guten Herrn,
Wer sollt’ ihn nicht lieben.“

(zitiert nach Renate Schusky).

Wer ansbachische Musik von Kleinknecht und Schwarz tatsächlich erleben möchte, dem bietet sich eine seltene Gelegenheit beim Hohenloher Kultursommer 2019. Ansbachische Kammermusik erklingt am Samstag, 31. August 2019 auf Schloss Kirchberg. Beginn um 18 Uhr.

Musik Tradition in Ansbach

Ansbach war im 18. Jh. bekannt für seine große markgräfliche Hofkapelle. Hier wirkten bedeutende Komponisten wie Jakob Friedrich Kleinknecht und Gottlieb Andreas Schwarz.

Heute freilich sind diese Musiker nahezu vergessen, ihre Notenmanuskripte verschollen oder schlummern unentdeckt in Archiven. Manchmal aber machen sich Musikwissenschaftler auf die Suche und finden längst verloren geglaubte Kompositionen, die dann von leidenschaftlichen Enthusiasten erneut auf die Bühne gebracht werden.

So gesehen, hat Ansbach eine lange Musiktradition und ist somit zu Recht Sitz der international anerkannten Bachwoche, wenngleich der große Barockkomponist Johann Sebastian Bach niemals in der Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Ansbach war.

Allerdings ist ein Besuch seines Konkurrenten und geachteten Kollegen Georg Friedrich Händel in Ansbach dokumentiert. Warum Händel an die Rezat kam, ist heute unerklärlich.
Fest steht aber, dass er dort seinen Kulturmanager Johann Christoph Schmidt kennen lernte und direkt mit nach London nahm. Sein 1712 in Ansbach geborener Sohn John Christopher Smith sollte später Händels Schüler werden und wurde selbst Opernkomponist.
Besonders Wolfgang Riedelbauch vom Musikfestival Musica Franconia hat sich um Smith und seine Kompositionen verdient gemacht.
Auf den Tod der englischen Königin Caroline, Tante von Markgraf Carl, schrieb Georg Friedrich Händel das Funeral Anthem for Queen Caroline.
Musica Franconia 2018 hatte es in diesem Jahr in Nürnberg (St. Egidien) auf dem Programm.
Hoffentlich bald auch in der Ansbacher Hofkirche St. Gumbertus.