ANSBACH/TRIESDORF – Noch bis zum kommenden Sonntag, 8. August 2021 ist Bachwoche in Ansbach. Als Referenz an die Stadt Ansbach und das diesjährige Jubiläum 800 Jahre Stadtnennung von Onolzbach oder Onoldisbach organisiert die Bachwoche in diesem Jahr am Mittwoch, 4. August 2021 einen Ansbach-Tag.
In der Ankündigung schreibt die Bachwoche auf ihrer Homepage: „Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach unterhielten eine Hofkapelle. Wie jeder Hof im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und derer gab es viele! Repräsentation, Unterhaltung, Kirchenmusik – die Aufgaben waren vielfältig und erforderten viel Musik. Ihre beste Zeit erlebte die Ansbacher Kapelle unter Markgraf Johann Friedrich zum Ende des 17. Jahrhunderts. Einen prächtigen Einblick in diese Wunderwelt gibt dieses repräsentative Konzert zum Abschluss des Ansbach-Tages.“
Die Ansbacher Hofmusik erwähnt Karl Heinrich Ritter von Lang in „Ansbachs Jubeljahre oder oder wie hat Ansbach, Stadt und Land, vor etwa hundert Jahren ausgesehen?“. Der Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Jahr 1833 als Beilage zum dritten Jahresbericht des historischen Vereins für den Rezatkreis (heute: Historischer Verein für Mittelfranken) und 1848 als eigenes Buch in Heftform veröffentlicht:
„Seit 1739 wurde durch die fürstliche Hofkapelle die Kirchenmusik eingeführt, wozu der Stadt= und Stiftskantor Johann Samuel Ehrmann der Gemeinde zum Mitsingen die gedruckten Texte lieferte.
Seit dem 9. September 1741 begann in einem Saal des Gasthauses zur Post alle Sonnabend Nachmittag ein musikalischer Verein, Collegium Musicum genannt, mit 15 Kreuzer Eintrittsgeld. Ein Kapellmeister Bümler führte bei der Vermählung des Markgrafen 1729 eine stattliche Serenade, der Kapellmeister Friedrich Johann Meyer 1757 die Trauer=Cantate auf; noch wird genannt ein Kammermusicus Johann Friedrich Hummel und ein Hummel jun., Köhler, Kießler, Carl, Weichart, Arzt, im Jahr 1757 unter den 12 Kammermusikern auch Kiesewetter.
Ein berühmter Orgelbauer war Prediger in Ansbach; der Organist Vetter zu Ergersheim verfertigte Davidsharfen“. (Lang 1848, S. 44. Abkürzungen sind hier ausgeschrieben).
Somit existierte in Ansbach neben der Hof-, Kammer- und Kirchenmusik auch eine Bürgermusik. Schon 1701 gründete Georg Philipp Telemann in Leipzig das Collegium musicum. In Ansbach war allerdings nicht ein Gastronom der Träger, sondern ein eigens dafür gegründeter Verein – wohl auch, um das wirtschaftliche Risiko auf breitere Schultern zu verteilen. Vorbild war in beiden Fällen wahrscheinlich London. „Etwa von 1650 an begann man [in London] auch in Tavernen >Consort-Rooms< zum >Entertainment< mit einer >box for ter musicians< neben den in diesen Etablissements üblichen Tischen und Stühlen einzurichten.“ (Salmen 1988, S. 22).
1701 wurde in London außerdem die „Academy of Ancient Music“ als Konzertverein gegründet (ebendort, S. 68). Für „die bürgerliche Variante höfischer Tafelmusik“ (zit. nach Christoph Wolff), wie im Programmheft zum Orchesterkonzert 1 der Bachwoche Ansbach 2021 steht, schrieb Johann Sebastian Bach seine vier Ouvertüren, wobei die Bachwoche jetzt davon die Suiten Nr. 2 (mit dem berühmten Flöten-Solo im Schlusssatz), Nr. 3 (mit dem bekannten zweiten Satz Air) und Nr. 4 vorstellte und durch das Basler Barockorchester „La Cetra“ pausenlos und umjubelt interpretieren ließ.
Der Bericht „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ des Ritter von Lang ist bis heute eine bedeutende Quelle für die Zeit während der Regierung des Markgrafen Carl Wilhlem Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1729-1757). Unter der Regierung dieses Markgrafen wurde die Haupt- und Residenzstadt Ansbach erheblich ausgebaut und umgestaltet und nimmt deshalb einen dominierenden Teil in diesem Aufsatz ein. Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgbung, der sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht hat,„die Geschichte und das Kulturgut der ehemaligen markgräflichen Sommerresidenz Triesdorf und ihrer Umgebung zu erforschen und zu pflegen“, bereitet aktuell eine Neuausgabe mit Einführung und Kommentierung vor.
Quellen:
Bachwoche Ansbach, https://www.bachwoche.de/de/programm/konzertkategorien/festkonzert.html (Zugriff vom 3.8.2021)
Andreas Bomba, Programmheft Orchesterkonzert 1, Bachwoche Ansbach 2021
Karl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1848
Walter Salmen, Das Konzert. Eine Kulturgeschichte, München 1988
Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente