Einstieg in den Kulturtourismus in Ansbach mit exklusiver Stadtführung

ANSBACH – Einstieg in den Kulturtourismus: Museumsdirektor und Stadtarchivar Dr. Wolfgang Reddig bietet eine Spezialführung durch das Ansbach des 18. Jahrhunderts an. „Auf den Spuren Johann David Steingrubers durch Ansbach – Architektur zur Blütezeit der [Haupt- und] Residenzstadt“ lautet das Thema dieser besonderen Stadtführung.

Die historische Wanderung beginnt am Freitag, dem 25. März 2022 um 14 Uhr. Der Treffpunkt ist mit der Buchhandlung Seyerlein (Karlstraße) sehr gut gewählt. Denn tatsächlich sind die Hauptwerke des markgräflichen Bauinspektors in Ansbach vor allem in der Karlstraße.

Insbesondere Steingrubers eigenes Wohnhaus, das Palais Schlammersdorf, die Karlshalle und das Redoutenhaus am Karlsplatz. Veranstalter dieses exklusiven Stadtrundgangs durch Ansbach ist der Historische Verein für Mittelfranken.

Johann David Steingruber 1702-1787 war aber nicht nur als markgräflicher Hofbaumeister im Markgraftum Ansbach tätig. Tatsächlich aus ganz Franken – und darüber hinaus – nahm er zahlreiche Aufträge von den unterschiedlichsten Bauherren herein und betätigte sich somit auch als Bauunternehmer. Die große Gedenkausstellung 1987 in Ansbach zeigte sein Leben und sein Werk in seiner großen Vielfalt.

So war der Hofbaumeister auch als Architekturtheoretiker tätig und veröffentlichte etwa das Architectonische Alphabet, welches bei Johann Gottlieb Mizler in Schwabach 1773 verlegt wurde. Die hervorragende Qualität dieses Werks zeigt sich in der Tatsache, dass das weltberühmte Metropolitan Museum of Art in New York in der Abteilung Prints und Photographs dieses Buch Steingrubers in der Ausstellung präsentiert und auch im offiziellen Ausstellungskatalog zeigt. Das Stadtarchiv Ansbach verfügt ebenfalls über ein Exemplar.

 
BU: Das Architektonische A von J. D. Steingruber. Siehe: https://archive.org/details/bub_gb_SUBJAAAAcAAJ/page/n35/mode/1up
 
Das Architektonische A von J. D. Steingruber. Siehe: https://archive.org/details/bub_gb_SUBJAAAAcAAJ/page/n35/mode/1up

Neben der Abbildung des „Architektonischen As“ schreibt Nora B. Beeson 1972 „This plate from Johann David Steingruber‘s Architectonisches Alphabet, from an edition published in 1773, shows a design for a building in the shape of an A.“ Tatsächlich diskutiert der Ansbacher Hofbaumeister in seinem Buch die Möglichkeiten, Häuser nach lateinischen Buchstaben zu bauen, um somit die Initialen von Bauherren in die Landschaft zu setzten. Josef Maier schreibt 1987 dazu: „Besonders sinnreich … sind die Schlösser, die Steingruber nach dem Signet des Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander und dessen Gemahlin Friderica Carolina entwickelt.“

Es wäre schön, wenn die Stadt Ansbach mit dem Stadtarchiv als ausführendes Organ dieses Architectonische Alphabet in einer Neuauflage mit Einführung der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Das hätte den Vorteil, dass die Buchhandlung in der Ansbacher Karlstraße dieses Buch Steingrubers auch in der Auslage hätte. Und zudem die Landesausstellung in Ansbach mit einer Begleitmaßnahme lokale Unterstützung erleben würde.

Quellen:

Nora B. Beeson, Guide to The Metropolitan Museum of Art, New York 1972, S. 263

Josef Maier (Bearbeiter), Johann David Steingruber 1702-1787 Leben und Werk, Ausstellungskatalog, Ansbach 1987, S.141

Collegium Musicum Ansbach 1741 und die Bachwoche Ansbach 2021

bachwoche 2021 vor dem Konzert - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente

ANSBACH/TRIESDORF – Noch bis zum kommenden Sonntag, 8. August 2021 ist Bachwoche in Ansbach. Als Referenz an die Stadt Ansbach und das diesjährige Jubiläum 800 Jahre Stadtnennung von Onolzbach oder Onoldisbach organisiert die Bachwoche in diesem Jahr am Mittwoch, 4. August 2021 einen Ansbach-Tag.

Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 - Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach
Patronatsloge in der Gumbertuskirche Ansbach, anlässlich der Bachwoche 2021 – Bildrechte Hotel Platengarten Ansbach

In der Ankündigung schreibt die Bachwoche auf ihrer Homepage: „Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach unterhielten eine Hofkapelle. Wie jeder Hof im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und derer gab es viele! Repräsentation, Unterhaltung, Kirchenmusik – die Aufgaben waren vielfältig und erforderten viel Musik. Ihre beste Zeit erlebte die Ansbacher Kapelle unter Markgraf Johann Friedrich zum Ende des 17. Jahrhunderts. Einen prächtigen Einblick in diese Wunderwelt gibt dieses repräsentative Konzert zum Abschluss des Ansbach-Tages.“

Die Ansbacher Hofmusik erwähnt Karl Heinrich Ritter von Lang in „Ansbachs Jubeljahre oder oder wie hat Ansbach, Stadt und Land, vor etwa hundert Jahren ausgesehen?“. Der Aufsatz wurde erstmalig veröffentlicht im Jahr 1833 als Beilage zum dritten Jahresbericht des historischen Vereins für den Rezatkreis (heute: Historischer Verein für Mittelfranken) und 1848 als eigenes Buch in Heftform veröffentlicht:

Seit 1739 wurde durch die fürstliche Hofkapelle die Kirchenmusik eingeführt, wozu der Stadt= und Stiftskantor Johann Samuel Ehrmann der Gemeinde zum Mitsingen die gedruckten Texte lieferte.

Seit dem 9. September 1741 begann in einem Saal des Gasthauses zur Post alle Sonnabend Nachmittag ein musikalischer Verein, Collegium Musicum genannt, mit 15 Kreuzer Eintrittsgeld. Ein Kapellmeister Bümler führte bei der Vermählung des Markgrafen 1729 eine stattliche Serenade, der Kapellmeister Friedrich Johann Meyer 1757 die Trauer=Cantate auf; noch wird genannt ein Kammermusicus Johann Friedrich Hummel und ein Hummel jun., Köhler, Kießler, Carl, Weichart, Arzt, im Jahr 1757 unter den 12 Kammermusikern auch Kiesewetter.

Ein berühmter Orgelbauer war Prediger in Ansbach; der Organist Vetter zu Ergersheim verfertigte Davidsharfen“. (Lang 1848, S. 44. Abkürzungen sind hier ausgeschrieben).

Somit existierte in Ansbach neben der Hof-, Kammer- und Kirchenmusik auch eine Bürgermusik. Schon 1701 gründete Georg Philipp Telemann in Leipzig das Collegium musicum. In Ansbach war allerdings nicht ein Gastronom der Träger, sondern ein eigens dafür gegründeter Verein – wohl auch, um das wirtschaftliche Risiko auf breitere Schultern zu verteilen. Vorbild war in beiden Fällen wahrscheinlich London. „Etwa von 1650 an begann man [in London] auch in Tavernen >Consort-Rooms< zum >Entertainment< mit einer >box for ter musicians< neben den in diesen Etablissements üblichen Tischen und Stühlen einzurichten.“ (Salmen 1988, S. 22).

1701 wurde in London außerdem die „Academy of Ancient Music“ als Konzertverein gegründet (ebendort, S. 68). Für „die bürgerliche Variante höfischer Tafelmusik“ (zit. nach Christoph Wolff), wie im Programmheft zum Orchesterkonzert 1 der Bachwoche Ansbach 2021 steht, schrieb Johann Sebastian Bach seine vier Ouvertüren, wobei die Bachwoche jetzt davon die Suiten Nr. 2 (mit dem berühmten Flöten-Solo im Schlusssatz), Nr. 3 (mit dem bekannten zweiten Satz Air) und Nr. 4 vorstellte und durch das Basler Barockorchester „La Cetra“ pausenlos und umjubelt interpretieren ließ.

Der Bericht „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ des Ritter von Lang ist bis heute eine bedeutende Quelle für die Zeit während der Regierung des Markgrafen Carl Wilhlem Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1729-1757). Unter der Regierung dieses Markgrafen wurde die Haupt- und Residenzstadt Ansbach erheblich ausgebaut und umgestaltet und nimmt deshalb einen dominierenden Teil in diesem Aufsatz ein. Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgbung, der sich satzungsgemäß zur Aufgabe gemacht hat,„die Geschichte und das Kulturgut der ehemaligen markgräflichen Sommerresidenz Triesdorf und ihrer Umgebung zu erforschen und zu pflegen“, bereitet aktuell eine Neuausgabe mit Einführung und Kommentierung vor.

Quellen:

Bachwoche Ansbach, https://www.bachwoche.de/de/programm/konzertkategorien/festkonzert.html (Zugriff vom 3.8.2021)

Andreas Bomba, Programmheft Orchesterkonzert 1, Bachwoche Ansbach 2021

Karl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1848

Walter Salmen, Das Konzert. Eine Kulturgeschichte, München 1988

Als Patronatsloge – regional abweichend auch Patronatsstuhl, Fürstenstuhl oder Grafenstuhl – bezeichnet man eine meist mit Fenstern abgeschlossene Loge in Kirchen, die dem adligen Grundherrn für seine Besuche in dem Gotteshaus diente