ANSBACH/TRIESDORF – Von 25. Mai bis 6. November 2022 wird sich die Bayerische Landesausstellung in der Orangerie und der Hofkirche St. Gumbertus zu Ansbach mit dem allgemeinen Thema „Typisch Franken?“ beschäftigen. Neben Bier und Bratwurst und Käse und Wein soll dabei auch der Bauherr dieser beiden markgräflichen Prestigebauten, Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, vorgestellt werden. Markgraf Carl war einer der bedeutendsten Falkner im Europa des 18. Jahrhunderts.
Seit der griechischen Antike ist das Pferd das Sinnbild der realen Macht. Und der reale Machthaber kommt dabei immer auf dem Pferd daher. Der Reiter als Herrscher der Welt. Wir kennen die ikonografische Darstellung etwa Alexanders des Großen auf seinem Pferd Bukephalos. Die Steigerung davon ist die Falkenjagd zu Pferd. Etwa in der Darstellung Königs Konrad der Junge in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse). Die reale Macht, die Politik also, arbeitet somit mit der freien Kultur zusammen und erzeugt dadurch erst ihre Wirksamkeit. Im Gegensatz dazu zog Jesus Christus auf einem Esel in Jerusalem ein, wie es bei den Evangelisten im Neuen Testament steht. Klar, Jesus sagte entsprechend, sein Reich sei nicht von dieser Welt.
Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach sah sich in der Tradition der wirklich Mächtigen und war ausgestattet mit reichlich Sendungsbewusstsein. Dass er seine beiden Söhne nach dem römischen Kaiser und dem mazedonischen König nannte – August und Alexander – zeigt deutlich diese Tendenz.
Bald nach seiner Regierungsübernahme und Tod der Mutter Christiane Charlotte im Jahr 1729, die ja zusätzlich seine Ober=Bevormünderin war, ließ sich der Markgraf in Triedorf ein Falkenhaus erbauen, um dem traditionsreichen Triesdorfer Falkenhof neues Leben einzuhauchen. Und direkt dem Anwesen gegenüber das Haupt- und Landgestüt Triesdorf zur Zucht edler Pferde. Im Umfeld folgte dann später das Reithaus und – durch seinen Sohn Alexander – der Marstall. Somit siedelte Markgraf Carl zwei Betriebe in dem bisherigen Landsitz seiner Mutter an. Die zahlreichen Bauaktivitäten, die diesen massiven Investitionen folgten, zogen nach Triesdorf und Weidenbach in großer Zahl Handwerker an, die durch die staubigen Baustellen durstige Kehlen bekamen.
Es kam also nicht von ungefähr, wenn sich der Marketender zu Triesdorf in Weidenbach ein Gasthaus baute und es dann zum Falken nannte. Die durstigen Falkner zu Triesdorf tranken ihr Bier im Falken zu Weidenbach. Das Bier dazu kam aus der markgräflichen Schlossbrauerei zu Unterschwaningen, wobei der Bräu tatsächlich die Markgräfin Friederike Louise war. Beim Bier wurde wiederum der nächste Auftrag besprochen – und das sogleich abgeschlossene Geschäft mit einem Schnaps besiegelt. Heute ist diese Art von Politik als bürgernah bekannt. Alles ist Kultur, alles ist Politik.