Der Markgraf und sein Stallmeister

Stallmeister von Mardefeld - Markgrafen von Ansbach Foto: Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung

ANSBACH/WEIDENBACH – TRIESDORF

Martin Krieger beschreibt in seinem Nachschlagewerk „Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts“ (Ansbach 1966) das Bild „Johann Wilhelm von Mardefeld neben einem Schimmel“, welches vom Ansbacher Hofmalers Johann Michael Schwabeda stammt und im Markgrafenmuseum Ansbach ausgestellt wird.


Datiert ist das Bild auf das Jahr 1775 und zeigt den damals 14-Jährigen als markgräflichen Reitjungen.
Mit 22 Jahren heiratet Mardefeld im Roten Schloss zu Triesdorf – dort hatte Markgraf Alexander eine Schlosskapelle einrichten lassen – die Erste Hofdame Friederica Carolina Ernestina von Werneck.Stallmeister von Mardefeld - Markgrafen von Ansbach Foto: Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung

Am 12. Februar 1787 wird der Sohn Alexander Christian Carl Wilhelm Axel von Mardefeld getauft. Der Pate des Jungen ist Markgraf Alexander.

Tatsächlich ist der wirkliche Kammerherr und Stallmeister Johann Wilhelm von Mardefeld ein wichtiger Vertrauter des Markgrafen. Als Alexander auf dem Weg ins selbst gewählte Exil England ist, kommt die große Stunde des Stallmeisters und bringt ihm einen Eintrag ein in das Geschichtsbuch „Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth“ von Arno Störkel beschert (Ansbach 1995).

Als 1791 Alexander in Ostende ist, also in den Österreichischen Niederlanden, schickt er seinen Stallmeister nach Ansbach zurück, um seine geliebten Pferde zu holen und um sein Bargeld samt seinem Guthaben bei der Bank von Ansbach auf das Konto seiner englischen Bank in Ostende zu überweisen.

Mardefeld selbst geht nicht mit nach England. Zu Hause warten die Familie und private Geschäfte. Unter anderem führt er das gut gehende Gasthaus zum Milanen im Weidenbacher Torhaus.

Wir können davon ausgehen, dass das Wirtshaus die Stammkneipe des Markgrafen war, liegt sie doch verkehrsgünstig auf halber Strecke zwischen Rotem Schloss zu Triesdorf und Hofkirche zu Weidenbach. Heute kann man sich im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf die Ansbachischen Bratwürste samt dunklem Bier aus Marktsteft schmecken lassen.

Der Markgraf zu Triesdorf und seine englische Mätresse in Istanbul

Blick von der Empore auf den Betsaal der Hagia Sophia, so wie die Lady Craven es in ihrem Brief an den Markgrafen Alexander beschreibt. Foto: Carl-Alexander Mavridis (Historische Aufnahme 2010)

TRIESDORF ISTANBUL

Markgraf Alexander war der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. 1787 wurde die englische Lady Elizabeth Craven offiziell seine Mätresse. In Triesdorf, seinem privaten Wohnsitz, gründete die Craven eine gelehrte Gesellschaft zu Ansbach und Triesdorf mit wöchentlichen Clubabenden im Gartenhaus der Villa Sandrina zu Triesdorf.

Außerdem gründete die energiegeladene Frau ein Lieberhabertheater am Landsitz des Markgrafen, zu der sie selbst die Stücke schrieb. Klar, Elizabeth Craven war bereits in ihrer alten Heimat England eine anerkannte Schriftstellerin.

1789 erschien bei Paul Gotthelf Kummer in Leipzig die deutsche Ausgabe ihres Buchs „Briefe der Lady Elisabeth Craven über eine Reise durch die Krimm nach Konstantinopel. An Sr. (Seine) Durchlaucht den regierenden Markgrafen von Brandenburg=Anspach.“

Tatsächlich reiste die englische Lady 1785/86, also unmittelbar vor ihrem Auftritt in Triesdorf durch das Osmanische Reich, um den Markgrafen Alexander direkt aus dem Neuen Rom, Bericht zu erstatten.

Am Ziel und Höhepunkt ihrer Reise, Konstantinopel (Istanbul), schreibt sie in ihrem 47. Brief (27.4.1786):


„Ich habe die St. Sophien Moschee (Hagia Sophia), und zwei andere gesehen. Der Dom von St. Sophie ist sehr groß und sehenswerth, aber einige der schönsten Säulen stehen verkehrt, und einige haben türkische Capitäler. In diesen heiligen Tempeln sieht man weder die herrlichen Bildsäulen des Heidenthums, noch die kostbaren Zierrathen der neuern Römer (Byzantiner); einige Lampen ohne Ordnung sind die einzigen Verschwendungen der Mahomedaner als Beweis ihrer Ehrfurcht für die Gottheit oder für seinen Propheten. Ich saß einige Zeit oben, um in die Mitte des Tempeln herab zu sehen; ich sahe auch verschiedene Männer und Weiber knieend, die mit großer Andacht zu beten schienen.“

Dieses Buch hat der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung im Verlag Alte Post Ansbach, zusammen mit einer Einführung von Günter Tiggesbäuker, 2010 nachdrucken lassen. Es ist zu finden bei Johannes Seyerlein in Ansbach (Karlstraße 10). Preis 39,50 Euro.


Ansbacher Porzellan aus der Porzellanfabrik Bruckberg im Bildbändchen „Mon Plaisir“

Ansbacher Türkenbecher mit Widmung

ANSBACH/BRUCKBERG – Der Antiquitätenhändler Christian Eichinger aus Ansbach hat mit der Herausgabe des Liebhaberbuchs „Mon Plaisir“ den Erzeugnissen der „Ansbacher Porzellanmanufaktur 1757-1860“ ein Denkmal gesetzt.

 Ansbacher Türkenbecher mit Widmung Ansbacher Porzellan Türkenköppchen
Ansbacher Türkenbecher mit Widmung| Ansbacher Porzellan |Türkenkoppchen Bildrechte: Florian Eichinger

In sehr schönen Bildern von Florian Eichinger werden die Teller, Kannen und Figuren, insbesondere die „Türkenkoppchen“ für den Export an die Hohe Pforte nach Konstantinopel, auf 86 Seiten vorgestellt.

Dass die Exponate dabei aus privaten Sammlungen stammen, versteht sich bei einem Antiquitätenhändler ja fast von selbst. Leider hat der Herausgeber auf ein Vorwort verzichtet, dafür aber „eine von der hohen Qualität des Ansbacher Porzellans überzeugte Sammlerin“ – wahrscheinlich seine eigene Ehefrau und vermutliche Initiatorin des Werks – zu Wort kommen lassen:

„Zu Zeiten eines umfassenden Kulturtourismus, in denen man für einen Besuch der Uffizien in Florenz schon Tage vorher eine Karte kaufen muss, um dann zu einer bestimmten Uhrzeit in einer vorgegebenen Zeitspanne hindurchgeschleust zu werden, ist es höchste Zeit, einen fast frei zugänglichen Schatz vor unseren Haustüren zu heben und die Porzellansammlungen in der gotischen Halle des Ansbacher Schlosses und im außergewöhnlich ansprechend konzipierten Markgrafenmuseum (Ansbach) ins öffentliche Interesse zu rücken.

Mit diesem bewusst bescheiden gehaltenem Bildbändchen wollen wir der breiten Öffentlichkeit eine weitere Quelle bieten, die Schönheit und hohe Qualität des Ansbacher `weißen Goldes` zu entdecken.“

Eine kurze Chronik der Ansbacher Porzellanfabrik ergänzt das Gemeinschaftsprojekt der Familie Eichinger mit einer kleinen Zeittafel, wobei allerdings auf die Unsicherheit der Gründung (1757 oder 1762) nicht eingegangen wird. Dass Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach sehr stolz auf seine Fabrik war, beweist die auf der letzten Seite des Buchs abgebildete Silbermünze von 1767: Alexander als Gründer auf der Vorderseite, auf der Rückseite das Schloss Bruckberg als Sitz der Manufaktur.

Das Buch kostet 15 Euro und ist erhältlich in Ansbach bei der Fr. Seybold`s Sortiments-Buchhandlung .

Porzellanmanufaktur Ansbach Bruckberg

Die Porzellanmanufaktur Ansbach-Bruckberg ging 1758 aus der 1710 von Markgraf Wilhelm Friedrich gegründeten Ansbacher Fayencemanufaktur hervor. Zu diesem Zweck hatte Markgraf Alexander Arbeiter aus Meißen angeworben. 1763 wurde die Manufaktur in das Jagdschloss Bruckberg verlegt. Als Ansbach 1806 dem neu gegründeten Königreich Bayern zufiel, wurde der Betrieb privatisiert. 1860 ging die Manufaktur in Konkurs. Bekannt wurde die Manufaktur im 18. Jahrhundert besonders durch elegante Tafelgeschirre mit nachgeahmtem Berliner Muster und dem Ansbacher Muster sowie Porzellanfiguren im Rokokostil. Die größte Sammlung von Fayencen und Porzellan aus der Ansbacher Manufaktur wird heute in der Residenz Ansbach ausgestellt.