ANSBACH – Bachwoche in Ansbach: Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss der Bachwoche Ansbach 2025 ist die Messe in h-Moll (BWV 232) am Samstag, 9. August und Sonntag, 10. August in der Hof- und Pfarrkirche St. Gumbertus. Beginn ist am Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Es spielen und singen das Kammerorchester Basel bzw. der Tenebrae Choir unter der Leitung von Nigel Short.
Die h-Moll-Messe ist „Bachs letztes und vollkommenstes Werk“, sein „summum opus“, wie das Programmheft zur Bachwoche Ansbach 2025 schreibt.
Ursprünglich hieß die Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison, wie es in der Taschenpartitur Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1955 heißt (Hg. Friedrich Smend). Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden.
Bach’s Messe in h-Moll „Missa, Symbolum Nicenum, Santus. Osana, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“ und beginnt mit dem Kyrie eleison,. Im Zuge des Projekts, den legendären Schranck II der Hofkapelle in Dresden zu digitalisieren, wurde die Missa h-Moll in den Originalstimmen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek gefunden-Foto:Wikipedia.
Da sich dieses Jahr die Synode von Nizäa 325 zum 1700. Mal jährt, ist die Wahl der Messe in h-Moll ein Glücksgriff und stellt somit einen direkten Bezug her. Aus der Tradition von Nizäa entstand ja das apostolische Glaubensbekenntnis, Nizäum genannt, welches heute noch in allen Kirchen des Christentums gesprochen wird, und diese somit vereint. Das Nizäum „gewann immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich sogar in die gottesdienstliche Liturgie aufgenommen, wo es bis heute in allen Kirchen des Ostens und des Westens seinen Platz hat“. (Über die Beschlüsse der Synode von Nizäa, hg. von Uta Heil, Frankfurt am Main und Leipzig 2008, S. 254). Dieses Nizäum in der originalen und nicht in der evangelischen Version wird ja auch in der Missa h-Moll gesungen.
Seit 1948 findet in Ansbach die Bachwoche statt. Ansbach wird alle zwei Jahre zu einem nationalen Zentrum der Bachmusik-Pflege. Die erste Bachwoche fand statt vom 27. Juli bis 3. August 1947 auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden, dem Sitz des fränkischen Zweigs der Grafen von Schönborn. So Dr. Andeas Bomba, der scheidende Intendant der Bachwoche in seinem Vorwort zum Buch “Bach in Ansbach” von Hans-Joachim Schulze (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013 ).
Die Ironie der Geschichte ist, dass Bach selbst nie in Ansbach war, die Musik von Bach aber sehr groß geschrieben wird. Im Gegensatz zu Händel, der Ansbach zwar selbst besuchte, heute aber in der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt des Markgraftums fast vergessen ist.
WEIDENBACH/TRIESDORF – Barockkonzert in der Hofkirche Weidenbach. „Musikalische Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Johann Georg Pisendel“. So lautet der Titel des Konzerts der renommierten Freiberger Klang-Juwelen mit Musik von Georg Heinrich Bümler, Sänger und Hofkapellmeister im Markgraftum Ansbach. Beginn ist am Samstag, 16.08.2025 um 18 Uhr in der Hofkirche Weidenbach. Veranstalter ist die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst e. V. aus Freiberg in Sachsen.
Die Freiberger Klanguwelen in der Kulturscheune Ermetzhof: In der Mitte Martina Möwes – Barockvioline, Mei Chu Helbig – Barockfagott (links) und, Bernd Schäfer – Traverso (rechts) Foto: Heike Weiß
1709 machte sich der Violinist Johann Georg Pisendel von Ansbach aus nach Sachsen auf, um in Leipzig sein Glück zu versuchen. Die künftige Frau des neuen Markgrafen Wilhelm Friedrich, Christiane Charlotte, machte sich wenig aus der Hofmusik, viel wichtiger war ihr die Fertigstellung der Residenz zu Ansbach inkl. einer Orangerie. Es wurde also an der Opernkultur gespart. Direkt nach dem Regierungsantritt 1703 wurde zuerst noch in Triesdorf ein Theatrum am Heckentheater gebaut und Piseldel in die Hofmusik als Geiger integriert. Wir können also sehen, welchen Einfluss die künftige Markgräfin auf die Politik am Ansbacher Markgrafenhof ausübte -und dies schon vor ihrer Ankunft.
Bei dem Vorgänger, Markgraf Georg Friedrich, war das noch anders. Dieser investierte heftig in die Opernlandschaft und engagierte Pisendel als Sopranisten für die Ansbacher Hofkapelle, ließ ihn bei dem dortigen Hofkapellmeister Francesco Antonio Mamiliano Pistocchi (1659-1726), gleichzeitig Sänger und Komponist, sowie durch den berühmten Geiger und Komponisten Giuseppe Torelli (1658-1709), der ebenfalls in Ansbach tätig war, ausbilden. Außerdem besuchte Pisendel das Gymnasium zu Ansbach. Pisendel war also Sänger und Geiger, ausgebildet von Koryphäen des jeweiligen Fachs.
Markgraf Georg Friedrich II. kämpfte erst im Pfälzischen Erbfolgekrieg und dann im im Spanischen Erbfolgekrieg. Zwischen beiden Kriegen fand er Zeit für die Oper in Ansbach und Triesdorf, also von 1697 bis 1700. Schwarzbeck hält es für wahrscheinlich, dass gleichzeitig zum Opernhaus in Ansbach ein Gartentheater zu Triesdorf entstand. (Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686). Emsdetten 1939)
Pisendel wurde geboren am 26. Dezember 1687 und wurde von seinem Vater Simon Pisendel zum Sänger ausgebildet. Klar, der Vater erkannte das Talent bei seinem Sohn, war er doch selbst Kantor in Cadolzburg. Dieter R. Werzinger schreibt in seinem Buch „Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (Neustadt an der Aisch 1993) auf Seite 216: „Die Hofkantorei hatte in Ansbach eine lange Tradition, war sie doch im 16. Jahrhundert nach dem Vorbild des Dresdner Hofes eingerichtet worden.“
Die Ausbildung Pisendels in Ansbach war sehr fruchtbar. Denn Pisendel kam nicht mit leeren Händen in Sachsen an. „Einige in Dresden überlieferte Handschriften aus dem Besitz Pisendels, die bis in dessen Ansbacher Zeit zurückzuweisen scheinen, enthalten neben hier zu erwartenden Kompositionen Torellis solche von Tomaso Albioni, Antonio Vivaldi, Fabbrini, Fiorelli und anderen.“ (Hans-Joachim Schulze, Bach in Ansbach, Leipzig 2013, S.60). Im Schrank II der Hofkapelle zu Dresden sammelte Pisendel über 1800 Musikalien, die dort die Zeit überstanden und in einem Projekt digitalisiert wurden.
Silvia Martina Möwes aus Freiberg in Sachsen hat im Bestand Schrank II https://hofmusik.slub-dresden.de/themen/schrank-zwei/ nachgesehen, was Pisendel alles an Musikalien in Sachsen zusammengetragen hat – und heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) https://www.slub-dresden.de/ liegt. Anlässlich eines Konzerts der Freiberger Klang-Juwelen in der markgräflichen Hofkirche Weidenbach werden Musikstücke aus der Dresdner Zeit Pisendels direkt nach dem Manuskript gespielt und dem Publikum vorgestellt. Dies sind von Johanm Georg Pisendel selbst die Sonate für Violine e-Moll und Basso Continuo, von Carl Heinrich Graun die Sonate für Flöte Traverso D-Dur und Basso Continuo, von Georg Heinrich Bümler die Sonate frü Violine Solo F-Dur und Basso Continuo und von Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich Bach die Sonata per il Flauto, Violino e Basso A-Dur.
Die Hof- und Pfarrkirche Weidenbach ist heute nicht nur evangelisch-lutherische Pfarrkirche, sondern gleichzeitig eine bedeutende Sehenswürdigkeit. Das Gotteshaus kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Sonntags ist Gottesdienst mit Orgelspiel und Predigt. 1735/1736 baute Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach die erste Hofkiche im Markgraftum – und somit vor der Hof- und Pfarrkichre St. Gumbertus in Ansbach und Hof-und Pfarrkirche Unterschwaningen. Somit schloss der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich das frühere regionale Zentrum Weidenbach an seinen Jagd-und Landsitz Triesdorf an. Ursprünglich war Triesdorf ein Rittergut im Besitz der Freiherren von Seckendorff, welcher erst als Lehen und später dann durch Kauf an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach kam. Die bisherige Weidenbacher Dorfkirche St. Georg wurde im Zug des Neubaus abgerissen. Im aktuellen Flattblatt Markgrafenkirchen im Markgraftum Ansbach ist die Hofkirche Weidenbach auf dem Titelbild abgebildet und zeigt somit den Vorrang unter allen ansbachischen Markgrafenkirchen in deutlicher Form klar an.
Das Markgrafen-Museum Ansbach zeigt in seiner ständigen Ausstellung das Gemälde des ansbachischen Hofmalers Johann Michael Schwabeda, welches den markgräflichen Hofrat und Obriststallmeister Carl Wilhelm Axel von Mardefeld darstellt.
Martin Krieger beschreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler im 17. und 18. Jahrhundert das Bildnis wie folgt: „Brustbild nach vorn. Der Dargestellte trägt gepuderte Perücke mit Schläfenrolle und Nackenschleife. Über der hellen gemusterten Weste silbergestreifter Rock. Band und Stern des Roten Adlerordens, ein weiteres Ordenskreuz auf der linken Brustseite.“
Axel von Mardefeld mit dem Ordenskreuz zum goldenen Adler. Stifterin des Ordens war die Markgräfin Friederike Louise. Foto: Jim Albright jr.
Tatsächlich wird Carl Wilhelm Axel von Mardefeld in dem offiziellen ansbachischen Hofkalender auf das Jahr 1781 als Chef der Obrist=Par-Force-Jägermeisterey aufgeführt: Sr. Excellenz, Herr Geheimer Rath, Obrist=Stallmeister der Fürstenthümer ober= und unterhalb Gebürgs, auch Ober=Amtmann zu Windsbach, Cl. Heilsbronn, Merkendorf und Waizendorf, Carl Wilhelm Axel von Mardefeldt, Par-Force-Obrist=Jägermeister, dann des erneuerten Hochfürstlichen Brandenburgischen rothen Adler=Ordens Ritter.
Was dabei freilich fehlt, ist die Aufführung des weiteren Ordenskreuzes. Während der Hofmaler dieses Ordenskreuz darstellt, fehlt die Nennung im Hofkalender. Wie Arno Störkel in seinem Vortrag Die Orden der Markgrafen vor dem Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung am 4. April 2025 im vollbesetzten Nebenzimmer des Gasthauses Eder zu Triesdorf überzeugend darlegte, handelte es sich dabei um den goldenen Adlerorden. Stifterin dieses Ordens war demnach die Markgräfin Friederike Louise und als Ordenskirche fungierte die Hofkirche Unterschwaningen. So ist es auch kein Wunder, dass der Adler auf der Spitze des Orgelprospekts in der Hofkirche Unterschwaningen weder rot (Brandenburg) noch schwarz (Preußen), sondern golden auf rotem Grund ist.
Die Hofkirche Unterschwaningen fungierte gleichzeitig als Ordenskirche des Ordens zum goldenen Adler. Foto: Ulrich Kalthoff
Welche Beziehung hatte jetzt der Obriststallmeister von Mardefeld zur Markgräfin? Die Sache ist einfach: Die Markgräfin war gleichzeitig Eigentümerin des herrschaftlichen Brauhauses zu Weidenbach und der Mardefeld war zugleich Eigentümer der Gastwirtschaft am Weidenbacher Torhaus. Es ist also zu vermuten, dass der Orden der Markgräfin den Bierliefervertrag besiegelte und somit sicherstellte, dass der Mardefeld künftig in seinem Gasthaus tatsächlich ausgezeichnetes Bier ausschenkte.
Einladung zum Vortrag Die Orden der Markgrafen von Dr. Arno Störkel (Würzburg) am 4.4.2025 im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Veranstalter ist der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. im Rahmen der Jahreshauptversammlung.
Markgraf Friedrich Christian von Brandenburg-Bayreuth aus dem Buch von Arno Störkel: Christian Friedrich Carl Alexander der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth Ansbach: Verlag Wiedfeld und Mehl 1995, ISBN: 9783925649028 Foto: Arno Störkel
Die Orden der Markgrafen – das waren die Roten Adler, die sie fast ein Jahrhundert lang vergeben haben. Das waren aber auch schwarze Adler, weiße Adler, Elefanten und noch exotischere Ordenszeichen.
Es gibt wenige Porträts der Fürsten und Prinzen aus Ansbach und Bayreuth, die sie nicht mit irgendeinem Ordensband oder Stern zeigen. Die Zugehörigkeit zu einem exklusiven Orden zeigte, dass man über den eigenen Staus hinaus von noch Höhergestellten für würdig erachtet wurde, dessen Abzeichen zu tragen – einen königlich preußischen oder englischen zum Beispiel. Ein wenig von dem königlichen Prestige färbte auch auf den fürstlichen Träger ab.
Auf die gleiche Art zeigte man auch in Bayreuth und dann nach der Vereinigung in Ansbach die eigene herausgehobene Stellung durch die Verleihung eines eigenen Ordens – des roten Adlers eben – an kleinere Fürsten oder Adelige, und sie trugen ihn selbst natürlich auch.
Warum nun ein Ansbacher Fürst einen englischen Orden und ein Bayreuther Markgraf einen sächsischen Orden erhielten und wie es ausgerechnet zu verschiedenen dänischen Dekorationen auf den Porträts von Markgräfinnen gekommen ist, das soll dieser Vortrag erläutern. ARNO STÖRKEL
Der Autor hat Biographien des letzten Markgrafen Alexander und der „Schwaninger Markgräfin“ Friedrike Louise sowie verschiedene Aufsätze zur Rolle von Jagd und Militär der Markgrafenzeit veröffentlicht. Arno Störkel hat den Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung schon mehrfach besucht und unterstützt. Zuletzt mit einem Beitrag im jüngsten Triesdorfer Heft: Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf.
Ab dem Jahr 1762 lässt Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander eine neue Straße von Triesdorf nach Ansbach anlegen. Die Ansbacher Chaussee sollte in einer geraden Linie die beiden markgräflichen Orte Ansbach und Triesdorf– die Haupt- und Residenzstadt sowie seinen Wohnsitz – miteinander verbinden. Aus der Ansbacher Chaussee wurde längst die Bundesstraße B13.
Im Jahr 1766 wird daher ein neues Tor für den Triesdorfer Tiergarten notwendig. Neuer Standort ist im Schnittpunkt der geraden Verlängerung der Hauptallee in Triesdorf mit der von Ansbach kommenden neuen Straße („Chaussee“) an der Roten Mauer innerhalb von Triesdorf. Im Torhaus war wie in den anderen Torhäusern auch eine Schankgaststätte eingerichtet.
Foto: Pfarrerin Simone Sippel, Weidenbach. Martin Krieger schreibt in seinem Buch Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts über das Bild „Halbfigur nach vorn. Rechte auf Tisch aufliegend, die Linke über dem Degengehenk in der Hüfte aufliegend. Der Dargestellte trägt weiße Seidenweste, darüber das Schulterband des Roten Adlerordens sowie dunklen Überrock mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens.“(Ansbach 1966, S. 364). Das Bild hing früher in der Hof- und Pfarrkirche Weidenbach, heute ist es im Pfarrhaus und wartet auf seine fachgerechte Restaurierung.
Heute heisst die Gaststätte im Ansbacher Tor Quasimodo. In der Nähe des Anwesens befinden sich in östlicher Richtung entlang der Roten Mauer insgesamt drei Felsenkeller. Früher dienten diese Keller der Lagerung von Bier für die ehemaligen beiden Brauereien Veitengruber und Sammeth aus Weidenbach und dem herrschaftlichen Brauhaus aus Weidenbach-Triesdorf (Ströbel).
Da es leichter war, die Menschen zu dem kühlen Bier zu transportieren als das Bier bei Hitze kühl zu halten, entwickelte sich an den Kellern direkt ein Schankbetrieb. So wurde aus dem Tiergarten Triesdorf im Laufe der Zeit ein Biergarten. Und das Bier, das man dort trank, kennt man heute noch als Lagerbier, Felsenbier oder auch Kellerbier. Somit diente die Ansbacher Chaussee nicht nur dem Markgrafen, sondern durch diese Staatsinvestition entwickelte sich außerdem der Kulturtourismus von Ansbach nach Triesdorf.
Am Sonntag, den 24.11.2024 verantaltet der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung ein Literarisches Kabinett mit Musik und Wein und Käse über Markgraf Alexander und die Lady Craven. Beginn ist um 17 Uhr in der Villa Sandrina zu Triesdorf (Sandrinaweg 2, 91746 Weidenbach). Das Motto der Veranstaltung: Der Markgraf spielt Cello. Und Lady Craven besingt den Käse. Gelesen werden zeitgenössische Texte über Markgraf Alexander, Lady Craven und den Frankenwein. Auch kommt die englische Mätresse des Markgrafen und spätere Markgräfin mit ihren Denkwürdigkeiten selbst zu Wort, indem sie erklärt, wie der Käse nach Triesdorf kam. Und welche Aufgabe sie eigentlich hat: Das Theater in Ansbach und Triesdorf zu organisieren. Die Musik dazu macht Sarah Windhövel am Cello.
Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth. Foto: Carl-Alexander Mavridis
Erbaut wird die Villa Sandrina im Jahr 1785. Die ursprüngliche Bezeichnung ist „Anlage der Madame de Curz“. Die „Kurzin“, Tochter eines Wiener Komikers und Mätresse des Markgrafen Alexander, kauft 1783 in Ansbach ein Haus und plant ein weiteres Haus in Triesdorf. Mit der neuen Mätresse Lady Craven allerdings verliert Markgraf Alexander die Interesse an der Schauspielerin. Kurzerhand wird aus „Anlage der Madame de Curz“ der „neue italienische Bau“. Ab 1786 soll die neue Mätresse in das Haus einziehen. Lady Craven plant aber ein eigenes Schloss: die Villa Rotunda. Im Gartenhaus wird 1787 von der Lady Craven eine „Neue gelehrte Gesellschaft zu Triesdorf“ eingerichtet, die Villa Sandrina selbst wird zum „Hôtel d’Alexandre“, einem Gasthof mit warmen Speisen und kühlen Getränken.
Villa Sandrina zu Triesdorf Foto: Carl-Alexander Mavridis.
Die Lady Craven reaktiviert tatsächlich das Heckentheater aus dem 17. Jahrhundert und weiht es mit einer spektakulären Opernaufführung mit Pauken und Trompeten ein. An diesem Grünen Theater zwischen Weißem Schloss und Hofgarten kann man auch das damals berühmte Lustspiel „Le séducteur“ (Der Verführer) des französischen Hofschriftstellers Georges François Maréchal Marquis de Bièvre erleben. Auf der Reise von London nach Rom stirbt der französischen Hofdichter am 24. Oktober 1789 in Triesdorf. Da die Markgrafschaft Ansbach protestantisch war, wird Bièvre auf dem katholischen Friedhof im benachbarten Ornbau begraben. Denn Ornbau ist Oberamtsstadt des katholischen Hochstifts Eichstätt.
Das Literarische Kabinett mit Sarah Windhövel am Cello. Ihr Vater Elmar Windhövel begleitet seine Tochter am Keyboard. Weitere Akteure des Nachmittags Dr. Susanne Schulz, Alexander Biernoth und Markus Heinz (v.l.n.r.) Foto: Kerstin Kerschbaum.
Heute erinnert nichts mehr an das ehemalige Lieberhabertheater zu Triesdorf. Selbst der renommierte Theaterwissenschaftlicher Thomas Betzwieser konnte es 2021 bei der Arbeit für seinen Aufsatz „Von Gondolieri, Ruinen und Seeschlachten: der theatrale Sommer in Franken“ nicht finden. Somit ist das Bièvre-Denkmal in Ornbau dafür das einzige sichtbare Relikt. Erst in diesem Jahr hat die Stadt Ornbau das Grabmal restaurieren lassen. Deshalb steuerte der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung für dessen Erhalt auch einen stattlichen Geldbetrag von 2000 Euro bei.
Order of the Elepant Order of the Elephant is worn on the chest on a chain-link collar, which rests on both shoulders. On other occasions, the order is worn on a blue sash that extends from the left shoulder to the right hip.
Markgraf Johann Friedrich ließ 1674 Triesdorf ausbauen und dort einen Hofgarten nach französischem Vorbild anlegen. Genau 50 Jahre später, also 1724, wurden unter der vormundschaftlichen Regierung der Markgräfin Christiane Charlotte in beiden Hofgärten in Ansbach und Triesdorf erhebliche Mittel investiert und in der Folge beide Hofgärten neu angelegt. 1678 nahm Markgraf Johann Friedrich den Titel „Durchlaucht“ an, den von nun an alle Ansbacher Markgrafen führen sollten. 1679 wurde ihm der dänische Elephantenorden verliehen.
1679 schenkte der Markgraf seiner ersten Ehefrau Johanna Elisabeth von Baden-Durlach Schloss und Gut Triesdorf. Johanna Elisabeth starb allerdings bereits im darauf folgenden Jahr. Seine Auslandsreisen 1680 und 1681 führten ihn nach Frankreich, England und die Niederlande und 1682 erneut in die Niederlande. Als Schöngeist interessierte er sich für Musik und Literatur, für Kunst und Kultur.
Markgraf Johann Friedrich unterhielt in Ansbach und Triesdorf eine französische Hofoper inklusive Hofkapelle mit Kapellmeister und insgesamt 23 Musikern. 1673 wurde Johann Wolfgang Franck Direktor der Oper und der Komödie. Es entstand in Ansbach und Triesdorf also die erste Theatergesellschaft, auf die sich dann die Lady Craven über 100 Jahre später beziehen sollte. 1679 wurde unter Franck die vom ihm selbst komponierte barocke Oper „Die drey Töchter des Cecrops“ im Opernhaus zu Ansbach aufgeführt.
In Triesdorf wurde bereits zuvor eine Pastorelle Francks gegeben, wie es im Hochfürstlichen Brandenburgisch Onolzbachischen Inventarium De Anno 1686 heißt. An Stelle des Opernhauses zu Ansbach ließ Markgräfin Christiane Charlotte 1726 die Orangerie im Hofgarten errichten, welches heute noch als Gartenschloss am Fuße der Anlage wacht.
Bereits unter dem direkten Vorgänger Johann Friedrichs, Markgraf Albrecht der V., entstand 1661 in Triesdorf ein Waldhaus samt Bühne sowie ein Komödienhaus, das dann unter der Lady Elisabeth Craven 1787 als Heckentheater eine Wiederauferstehung erfahren werden wird. Johann Friedrich arbeitete unter dem Pseudonym Isidoro Fidele sogar selbst als Schriftsteller und veröffentlichte insgesamt vier Romane, darunter 1678 „Der Boulognesischen Hund Oder Der Getreue Liebhaber“.
1681 heiratete Johann Friedrich in zweiter Ehe Eleonore Erdmuthe Luise von Sachsen-Eisenach. Vielleicht inspiriert von Versailles, das 1682 in aller Form zur Sommerresidenz des Königs von Frankreich erhoben worden war und das er selbst bereiste, begann er im selben Jahr mit dem Bau eines Neuen Schlosses in Triesdorf, dem heutigen Weißen Schloss. Interessant ist hierbei, dass das Schloss in Sichtweite und somit in Korrespondenz zum Heckentheater errichtet wurde. Triesdorf war neben Ansbach markgräflicher Standort der Kultur.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn jetzt die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen in der evangelischen Kirche Weidenbach und der Residenz Ansbach insgesamt zwei Barockkonzerte mit unterschiedlichen Programmen geben, die die ansbachische Musiktradition in ihrer Fülle und Breite ins kollektive Gedächtnis zurückrufen. Die Schlosskirche von Triesdorf existiert ja als Hof- und Pfarrkiche St. Georg in Weidenbach bis heute.
Barockkonzert mit italienischer Musik am Freitag, 7. Juni 2024 in der Hofkirche Weidenbach und Barockkonzert mit ansbachischer Musik am Samstag, 8. Juni 2024 in der Residenz Ansbach. Es musizieren die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen. Beginn jeweils um 19 Uhr.