Jakob Friedrich Kleinknecht in Ansbach und Bayreuth

1769 wird Jakob Friedrich Kleinknecht Musikdirektor der markgräflichen Hofkapelle zu Ansbach. Kurz zuvor übernahm der Ansbacher Markgraf die Regierung des Markgraftums Bayreuth und löste kurzerhand die dortige Hofkapelle auf, um die Musiker in seinen ansbachischen Musikkörper zu integrieren. „Das Ansbacher Musikleben erfuhr erst durch die Bayreuther Erbschaft einen Aufschwung, als die dortige Hof-Capell und Cammer-Music durch den Markgrafen übernommen wurde“, so Arno Störkel in seiner Dissertation (S. 202).

Kleinknecht war nicht nur Flötist, sondern auch Komponist. „Es war früher üblich, daß die Virtuosen sich ihre Soli stets selbst schrieben, was zur Folge hatte, daß diese vollkommen auf die Eigenheit ihres technischen Könnens und ihre Vortragsbegabung zurechtgeschneidert waren.“ (Aulich 1987, S. 59).

Heute liegen von Jakob Friedrich Kleinknecht sechs Flötensonaten vor, so Adelheid Krause-Pichler in ihrer Dissertation 1991 über den Musiker (S. 68). Diese Flötensonaten wurden 1748 im Nürnberger Verlag Johann Ulrich Haffner gedruckt und somit auf den Markt gebracht. Um 1740 war die Flötentechnik der Flöte oder Traversflöte (flauto traverso) schon auf dem klanglichen Höhepunkt angelangt. Somit können die gedruckten Flötensonaten als das technische Meisterwerk angesehen werden, welches der Markt verlangte – und wohl auch aufnahm. Denn nach dem Nürnberger Erstdruck wurden die Noten in Paris nachgedruckt. Also nationaler und internationaler Markterfolg!

Was eine Flötensonate ist, erklärt Pichler so: „Unter dem Begriff Solosonate sind um 1750 Instrumentalstücke zu verstehen, in denen eine solistische Instrumentalstimme vom Basso continuo begleitet wird.“ (S. 68) Und der Musikwissenschaftler Bruno Aulich: „Die barocke Solo-Sonate erscheint in dreierlei Gestalt: Solo ohne Generalbaß, so wie J. S. Bach in Köthen für die Violine schrieb, die ‚gearbeitete’ Sonate für ein Melodie-Instrument und basso continuo (in der Folge mit ‚bc’ bezeichnet) und jene virtuose Sonate, wo der Baß sich am themalischen Geschehen so gut wie gar nicht beteiligt, sondern lediglich als harmonische Unterlage für die virtuosen Künste dient.“ (S. 58f.)

Die Freiberger Klang-Juwelen Freiberger spielen die 4. Flötensonate in G-Dur von Jakob Friedrich Kleinknecht in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg zu Weidenbach. Foto: Albrecht Kost

Dieser Bruno Aulich ist offensichtlich kein Freund von Kleinknecht. In seinem Buch Alte Musik für Liebhaber schreibt er: „Kleinknecht, Jakob Friedrich (1722-1794) war Flötist in der Bayreuther Hofkapelle und wurde schließlich königl. Preußischer Kapellmeister. Er schrieb vor allem etwas anspruchslose, aber gut gearbeitete Vokalmusik.“ (S. 143).

Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen haben auf ihrer fränkischen Konzertreise die Flötensonate Nr. 4 in G-Dur von Kleinknecht im Gepäck gehabt. Die beiden Mitschnitte vom Konzert in der Kulturscheune von Ermetzhofen vom 26. August 2023 zeigt, dass es sich um höchst anspruchsvolle Instrumentalmusik handelt.

https://www.youtube.com/watch?v=n-_cieeEB0k

https://youtu.be/L08OEFIq0qM

Es wäre schön, alle sechs Flötensonaten einmal insgesamt in Ansbach und Triesdorf zu hören – und zwar in der Originalbesetzung mit Violoncello. Denn schliesslich hielt sich ja der Markgraf Alexander von Ansbach vor allem auf seinen Landsitz in Triesdorf auf – und spielte selbst das Cello. Wir können uns also vorstellen, dass Kleinknecht die Flöte spielte und der Markgraf ihn begleitete.

„Sonate für Soloflöte und B. c.

Sei Sonate da Camera a Flauto Traversiere Solo e Cembalo o Violoncello (1748)

  1. Sonate C-Dur
  2. Sonate e-moll
  3. Sonate D-Dur
  4. Sonate G-Dur [Mitschnitt siehe oben in der Besetzung Flöte, Fagott und Laute]
  5. Sonate a-moll
  6. Sonate h-moll”

(Pichler 1991, S. 57, Fettung durch den Autor)

Literatur:

Bruno Aulich, Alte Musik für Liebhaber, Kassel Basel 1987, 4. Auflage

Adelheid Krause-Pichler, Jakob Friedrich Kleinknecht 1722-1794. Ein Komponist zwischen Barock und Klassik, Weißenhorn 1991

Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995

Mitschnitt:

Silvia Martina Möwes, Akademie für Wahrung musikhistorischer Aufführungspraxis, Freiberg in Sachsen 2023

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