Am Sonntag, 27. August 2023 ist um 19 Uhr ein Barockkonzert in der Hof- und Pfarrkirche St. Georg Weidenbach.
Die Akademie zur Wahrung musikhistorisch angewandter Kunst aus Freiberg in Sachsen organisiert ein Konzert mit ansbachischer Hofmusik. Das Programm trägt den Titel:
Auf den Spuren barocker Musikentwicklung am Ansbacher Markgrafenhof.
Es spielt das Ensemble Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen.
Die Freiberger Klang-Juwelen aus Freiberg in Sachsen beim ihrem Konzert vom 13. August 2023 in der Kirche St. Nikolai in Dippoldiswalde. Auf dem Programm stand französische Barockmusik.
Dieses Programm wurde auch in der Kirche St. Marien in Obersulzbach am 25. August 2023 gegeben. Höhepunkt waren dort Les Élémens (Die Elemente) von Jean-Féry Rebel aus dem Jahr 1737.
In Weidenbach steht ein besonderes Musikereignis vor der Tür. Die Organisatorin des Abends, Silvia Martina Möves, hat die Musikalien ansbachischer Komponisten aus den Archiven besorgt und in heutige Noten nach dem Original übertragen. Wir können also heute Abend nagelneue Alte Musik von Komponisten hören, die im 17. und 18. Jahrhundert am Hofe des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gearbeitet und gewirkt haben. Es sind dies Torelli, Pistocchi, Pisendel, Franck und Kleinknecht. Mit dabei sind auch Stücke von Händel und seinem Lehrer Zachow zu Halle an der Saale. Händel besuchte 1716 Ansbach und nahm von dort seinen künftigen Kulturmanager mit, den bisherigen Wollhändler Johann Christioph Schmidt.
Die Bachwoche Ansbach feierte in diesem Jahr nicht nur Bach, sondern auch Telemann. Bei dem Concerto am Mittwoch stand das Konzert F-Dur für Blockflöte, Fagott, Streicher und basso continuo von Georg Philipp Telemann auf dem Programm. Was macht Telemann auf der Bachwoche in Ansbach?
Die Sache ist einfach: Es war Georg Philipp Telemann (1681-1767), der in Leipzig das Collegium musicum gründete. Ein Orchester, das sommers wie winters für das Volk Musik machte. Und Johann Sebastian Bach (1685-1750) übernahm in Leipzig eben diesen Klangkörper. Im Sommer im Garten des Gastwirts Gottfried Zimmermann, im Winter in dessen Kaffeehaus. Mit Musik und Tanz steigern Gastwirte heute noch den Bierabsatz!
Das Collegium Musicum zu Leipzig war so erfolgreich, dass es einen eigenen Eintrag im Lexikon erhielt. Unter dem Stichwort Musicum Collegium steht:
MVSICUM COLLEGIVM, ist eine Versammlung gewisser Musick=Verständigen, welche zu ihrer eigenen Übung, sowol in der Vocal- als Instrumental-Musick, unter Aufsicht eine gewissen Directors, zu gewissern Tagen und an gewissen Orten zusammen kommen, und musicalische Stücke aufführen. Derglechen Collegia trifft man an verschiedenen Orten an. Zu Leipzig ist vor allem das Bachische Collegium Musicum berühmt.
Aus: Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig 1739, Bd. 22, Seite 761
Wir können jetzt davon ausgehen, dass dieser Lexikonband über die Leipziger Messe auch seinen Weg nach Ansbach gefunden hat. Denn interessanter Weise wird kurz nach Erscheinen dieses Lexikonbands, 1741 und somit zwei Jahre später, auch in Ansbach ein solches Collegium musicum gegründet. Es spielte ebenfalls im Gasthaus. Wir können uns das also so vorstellen: Die fürstliche Hofkapelle spielt an Sonntagen in der Hofkirche St. Gumbertus zu Ansbach zum Sonntagsgottesdienst. Am Samstag aber spielen dieselben Musiker offenbar schon im Gasthaus zur Post, ebenfalls in Ansbach.
Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Klar, bei der Musik im Gasthaus bekommt man als Musiker einen Teil des Eintritts sowie Essen und Trinken umsonst. Und der Gastwirt zahlt in bar. Ob jetzt die Musik in der Kirche auch bezahlt wurde oder man nur um Gottes Lohn spielte? In der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht jedenfalls heißt es: Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral. Vielleicht ja auch in unserem Fall: Beim Gastwirt gibt es was zu Essen und anderntags in der Kirche dann Lob und Anerkennung von der Obrigkeit, dem Bischof. Der Markgraf von Ansbach war ja auch gleichzeitig Bischof im Markgraftum Brandenburg-Ansbach.
Miniatur des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach als Falkner
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach war ein großer Falkenfreund. Er war es, der das Falkenbuch Friedrichs II. von Hohenstaufen übersetzen und drucken ließ. Vor einigen Jahren widmete sich das Niedersächsische Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg (Oldenburg) zur Sonderausstellung „Kaiser Friedrich II. (1194-1250)“ dieser Übersetzung des Falkenbuchs.
Das Falkenbuch, obwohl im Original „unauffindbar“ (Anne Möller, S. 31), existiert heute in mindestens 14 Handschriften. Die bekannteste und schönste dabei ist die vatikanische Handschrift aus der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom. Diese Handschrift wurde unter dem Titel „De arte venandi cum avibus“ als lateinische Ausgabe erstmals 1596 in Augsburg gedruckt.
Die erste deutsche Ausgabe erschien im Jahr 1756 in Ansbach, nachdem der Gunzenhäuser Pfarrer Johann Erhard Pacius die Übersetzung aus der gedruckten lateinischen Fassungen besorgte. Wohl guter Lateiner, selbst aber kein Falkenfreund, kannte er die falkerischen Fachbegriffe nicht. Um sich zu helfen, fragte er kurzerhand den Falkner von Gunzenhausen um Rat. Dieser, selbst aus den Niederlanden kommend, kannte auch nicht die deutschen Wörter für die Fachbegriffe.
Also übersetzte Pacius die Fachbegriffe des Originals aus dem Lateinischen ins Flämische. So kommt es, dass heute noch unter Falknern die Fachspache eigentlich flämisch ist. „So hat die erste deutsche Druckausgabe des Falkenbuchs entscheidende Bedeutung für die Fachsprache der Falkner in Deutschland gewonnen.“ (Hans-Albrecht Hewicker, S. 146)
In seinem Aufsatz „Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen“ identifizierte Werner Mühlhäußer wahrscheinlich diesen Falkner. Es war Christian Vorbrugg aus Valkenswaard in Brabant (heute: Noord-Brabant/Niederlande).
Quellen:
Hans-Albrecht Hewicker, Friedrich II. als Figur der Falknereigeschichte im deutschsprachigen Raum, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), Von der Kunst mit Vögeln zu jagen – Das Falkenbuch Friedrichs II. – Kulturgeschichte und Ornithologie, Begleitband zur Sonderausstellung Kaiser Friedrich II. (1194-1250). Welt und Kultur des Mittelmeerraums“ im Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg, Mainz 2008, S. 137-151
Anne Möller, Die Geschichte des Falkenbuches, in: Mamoun Fansa und Carsten Ritzau (Hg.), ebenda, S. 29-33
Werner Mühlhäußer, Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und die Falkenjagd in Gunzenhausen, in: Die Falkenjagd des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (=Triesdorfer Heft Nr. 10 hg. vom Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V.). Triesdorf 2018, S. 59-83