Leopoldo Rettÿ – Baumeister und Architekt im Ansbachischen und in Württemberg.

Leopoldo Rettÿ –  Baumeister und Architekt im Ansbachischen und in Württemberg Schloss Ansbach| Hohenzollern Residenz
Markgraf Carl Wilhelm Friedrich holt den Baumeister und Architekten Leopoldo Rettÿ aus Ludwigsburg nach Ansbach. Seine Hauptaufgabe ist die Fertigstellung der Residenz Ansbach. Heute gilt das Schloss Ansbach als das nach Würzburg bedeutendste Barockschloss in Franken. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Am 5. Januar 1731 tritt Leopoldo Rettÿ seine Stelle als Hofbaumeister am Markgrafenhof von Ansbach an. Rettÿ verdrängt dabei seinen Vorgänger Carl Friedrich von Zocha aus seinem Amt. Doch nicht nur das. Zocha rechte Hand, Johann David Steingruber, fühlt sich durch Rettÿs Auftritt zurückgesetzt, sieht sich doch Steingruber selbst als der natürliche Nachfolger Zochas. Wer war Leopoldo Rettÿ?

Über Leopoldo Rettÿ ist bis heute nur wenig erforscht. Unbekannt ist selbst sowohl sein Geburtstag, als auch sein Geburtsort. Vermuten die meisten Autoren das italienische Laino bei Como im ehemaligen Herzogtum Mailand als Geburtsort Rettÿs, so entwickelte Rolf Bidlingmaier 1997 in einem Aufsatz die Theorie, nach der das österreichische Wien als Herkunftsort Rettÿs gelten muss. In Wien arbeitete nämlich in der fraglichen Zeit 1703/1704 Rettÿs Onkel Giuseppe Donato Frisoni, der Bruder seiner Mutter, am Hof des deutschen Kaisers Leopold I. von Habsburg-Österreich. Frisoni, ursprünglich Stukkateur und später dann Architekt, wird später Rettÿs Lehrmeister sein. Freilich ist auch über Frisoni in Wien bislang wenig bekannt. Allein die Tatsache, dass er als Vater einer nichtehelichen Tochter am 14. April 1706 in dem Kirchenbuch von St. Ulrich zu Wien erscheint, zeigt seine enge Verbindung zur Haupt- und Residenzstadt Wien, wie Martin Poszgai aufzeigt.

Rettÿ ein deutscher Staatsbürger aus italienischer Nation

Für diese Theorie spricht zum einen der adaptierte Vorname Leopoldo als Referenz an den Kaiser und zugleich Frisonis Arbeitgeber, eine zur damaligen Zeit übliche Vorgehensweise. Zum anderen spricht für Wien das für Rettÿ auffallend deutsche Selbstverständnis: Zeit seines Lebens schreibt er seinen Namen auf deutsche Art und Weise mit „ÿ“ – dem deutschen i, einem Ypsilon mit zwei Pünktchen (durch die Veränderung wird aus dem griechischen Buchstaben ein deutscher) – und eben nicht Retti mit „i“, wie es die italienische Schreibung verlangt. Deshalb ist die bisherige Klassifizierung als „italienischer Baumeister“ (Karl-Heinz Kurzidem 2001) zu kurz gegriffen. Tatsächlich muss es nach aktuellem Stand heißen: Rettÿ ist ein deutscher Baumeister aus italienischer Nation.

Am 5. Mai 1704 findet die Grundsteinlegung in Erlachshof nördlich von Stuttgart statt für ein „rechtes Jagdhaus“, also einem repräsentativen Barockschloss. Auftraggeber für das Projekt ist Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg. Seinen Namen wird das Schloss und die spätere Stadt dann erhalten: Ludwigsburg. Drei Architekten sind an dem Bau beteiligt. Der junge Marbacher Theologe Philipp Joseph Jensch, vor allem aber der aus Norddeutschland stammende Pionieroffizier Johann Friedrich Nette und Rettÿs Onkel Donato Giuseppe Frisoni. Mit Frisoni kommen neben Leopoldo Rettÿ auch seine älteren Brüder Riccardo, Livio und Paolo Retti nach Ludwigsburg, um dort Schloss und Stadt als Maler, Bildhauer, Stukkateur, Baumeister und Bauunternehmer mit auf- und auszubauen.

Onkel Donato Giuseppe Frisoni geht nach Ludwigsburg


Mit dem Tod Nettes 1715 übernimmt Frisoni den Posten des Schlossbaumeisters, wobei er sich u. a. gegen Carl Friedrich von Zocha durchsetzt, und beteiligt seinen Neffen Paolo Retti mit dem Einverständnis des Herzogs als Bauunternehmer am Schlossbau. Immer mehr Verwandte Frisonis siedeln sich in Ludwigsburg an, zumal sich die Vorstellungen Eberhard Ludwigs „ins Riesenhafte“ (Bidlingmaier 1997) steigern. In Ludwigsburg entstehen im Laufe der Zeit eine Vierflügelanlage mit 452 Räumen in zusammen 18 Gebäuden. In dieser lebendigen, kreativen und bauhandwerklichen Welt, wobei auch immer alles in der Familie bleibt, erlernt Rettÿ schließlich sein Fach und legt den Grundstein für seine Karriere.

Nach seiner zweijährigen Studienreise durch Italien und Frankreich wird der junge Leopoldo Rettÿ 1726 zum herzoglich-württembergischen Baumeister ernannt. Tatsächlich können wir heute seinen großen handgezeichneten Plan „Ansicht von Schloss Ludwigsburg“ aus demselben Jahr als Probearbeit seiner Kunst ansehen. Denn direkt nach seiner Ankunft im Herzogtum Württemberg arbeitet der Architekt als Partner am Ludwigsburger Schlossbau mit. Zwei Jahre später wird das gesamte Stadtbauwesen der neugegründeten Stadt Ludwigsburg vom Schlossbau getrennt. Und Leiter der neuen Abteilung wird Leopoldo Rettÿ. Neben der Ludwigsburger Stadtplanung zeichnet der Baugestalter auch verantwortlich für die Zwillingstürme der evangelischen Stadtkirche in der Ost-West-Achse des Marktplatzes.

Im Jahr 1729 stirbt die Ansbacher Regentin und Markgräfin Christiane Charlotte, eine geborene Prinzessin von Württemberg. Nachfolger wird ihr Sohn Carl Wilhelm Friedrich im Alter von erst 17 Jahren und plant die Fertigstellung seiner Residenz samt großartiger Erweiterung und Modernisierung seiner Residenzstadt Ansbach. Er hält Ausschau nach einem fachkundigen und talentierten Vollblutarchitekten mit Berufserfahrung. Fündig wird der junge Markgraf am Hof seines Verwandten Herzog Ludwig Eberhard in Ludwigsburg: Leopoldo Rettÿ.

Denn im Markgraftum Brandenburg-Ansbach hatten zu viele Bauprojekte ihrer Vollendung. Und zu groß ist die Aufgabe für den bisherigen Obristbaumeister Carl Friedrich von Zocha, der zwar theoretische Kenntnisse der damaligen neuesten Architektur besitzt, aber von praktischer Bauleitung und –durchführung nichts versteht. Was Wunder auch, studierte Zocha doch zunächst Rechtswissenschaften in Gießen, Halle an der Saale und Leyden (Holland), bildete sich fort in England bevor er sich der Mathematik und Architektur in Paris widmete.

Residenz Ansbach ist Hauptaufgabe

Ab 1731 in Rettÿ in Ansbach, ein Jahr später ernennt ihn der Markgraf zum Baudirektor. Diese Beförderung steht in direktem Zusammenhang mit dem endgültigen Weggang seines Vorgängers: Zocha wird Minister und zugleich Oberamtmann von Crailsheim, eines „der größten und einträglichsten Ämter“ innerhalb des Fürstentums (Scholl 1930). Wichtigste Aufgabe ist die Vollendung der Ansbacher Residenz, also dem Markgrafenschloss, und anderer unter Zocha begonnener, aber nicht fertiggestellter Vorhaben. Liegen geblieben waren außerdem auch Neubauten wie der Orangerie und dem Zuchthaus in Ansbach sowie dem Falkenhaus im Tiergarten Triesdorf, dem bevorzugten Jagdgebiet 15 Kilometer außerhalb der Residenzstadt. Für Joseph Maria Ritz ist Rettÿ der wichtigste Architekt Ansbachs. „In Ansbach folgte auf Gabrieli und Zocha als Hauptarchitekt Leopold Retty, der den schönen, vornehmen Bau der Organgerie, wie auch das Schloß, nach Würzburg das bedeutendste in Franken, vollendet hat.“ (Ritz 1931).

Auf seiner Studienreise zu den großen Schlossbauten in München, Köln und Mannheim lernt der „umsichtige und energische Architekt“ (Schumann 1980) unterwegs seine spätere Ehefrau Anna Clara Darni aus Mainz kennen. Am 6. Juli 1733 findet die Hochzeit der beiden statt. Insgesamt elf Kinder gehen aus dieser Verbindung hervor, wobei ein Sohn und eine Tochter sehr früh versterben. Sogar eine Totgeburt haben die Eltern zu beklagen und zu verkraften.

Im Jahr 1734 plant Rettÿ die Umgestaltung des markgräflichen Tiergartens Triesdorf in eine barocke Sommerresidenz absolutistischer Prägung. Ähnlich dem Schloss Karlsruhe sollte die Anlage von einem zentralem Schloss beherrscht werden mit Jagdstern im Norden und Gärten mit Wasserspielen im Süden. Somit sollte Triesdorf tatsächlich als Jagdsitz mit Jagdschloss zu einer Sommerresidenz französischem Vorbilds weiterentwickelt werden. Dazu kommt es aber nicht. Vielmehr wird der Jagdsitz ausgebaut zu einem klassischen Landsitz englischer Prägung. Anstatt einem herrschenden Zentralbau mit dienenden Nebenbauten entstehen in Triesdorf eine Reihe von im Grund gleichrangigen Gebäuden. Es siegt also die dezentrale, demokratische Lösung gegenüber der zentralen, absolutistischen.

Dass das englische Thema tatsächlich in Triesdorf und damit in der Markgrafschaft Ansbach aufgegriffen wird, kommt nicht von ungefähr. Rettÿ hat Kontakt zum Baubüro des englischen Königshofs. Denn seit 1727 sitzt eine Ansbacherin auf dem englischen Thron: Königin Caroline von England und Großbritannien, eine Prinzessin aus dem Hause Brandenburg-Ansbach. Die Wandlung Triesdorf von einer geplanten Sommerresidenz hin zu einem klassischen Landsitz zu einer Art „Stadt“, indem das Nachbardorf Weidenbach baulich in den Landsitz einbezogen wird. So entsteht in Weidenbach etwa die markgräfliche Hofkirche. Rettÿ muss somit heute als deutscher Architekt des barock-klassizistischen Übergangsstils anerkannt werden.

Aufträge als freier Architekt

Neben den markgräflichen Bauten, Garten- und Stadtplanungen in Ansbach, Schwabach, Triesdorf, Bruckberg, Unterschwaningen, Merkendorf und anderswo übernimmt Rettÿ auch häufig Aufträge privater Bauherren. So tritt neben die Stelle als staatlicher Hofbaumeister auch die Arbeit als freier Architekt. 1733 übernimmt er mit Schloss Dennenlohe für Paul Martin Eichler von Auritz sein erstes privates Bauvorhaben. 1736 folgt Schloss Lindenbrunn nahe Langenburg, das spätere Ludwigsruh, als Sommerhaus für den Grafen Christian Albrecht von Hohenlohe-Langenburg. Ein Jahr später ist das kleine Schloss für Ernst Wilhelm Anton von Heydenab an der Reihe, 1738 Schloss Kirchberg an der Jagst für Carl August Graf von Hohenlohe-Kirchberg. Für Johann Wilhelm Gottfried von Seckendorff-Gudent erstellt Rettÿ das Rote Schloss in Obernzenn, im darauf folgenden Jahr das Schloss Eschenau in der heutigen Gemeinde Obersulm bei Heilbronn für den württembergischen Oberkriegskommissar Johann Melchior von Killinger.

Interessant hier ist festzustellen, dass Rettÿ bei staatlichen Aufträgen mit seinem späteren Nachfolger in Ansbach Johann David Steingruber (seit 1734 Landbauinspektor) zusammen arbeitet. Für private Aufträge stützt sich der Architekt lieber auf den Ansbacher Hofmaurer Michael Braunstein als Bauunternehmer. Später, Rettÿ ist mittlerweile in Stuttgarter Diensten, plant der Architekt im Winter 1749/1750 für Markgraf Carl Friedrich von Baden-Durlach einen Neubau zum bisherigen Residenzschloss in Karlsruhe. Zwar kommen diese Planungen nicht zur Umsetzung, doch kann Rettÿ ein anderes Projekt für den badischen Regenten durchführen: Schloss Stutensee nahe Karlsruhe.

Rettÿ baut Synagoge

Auch Kirchen baut Rettÿ als freier Architekt. 1739 plant er die evangelische Pfarrkirche in Sommerhausen am Main, 1743 die Synagoge in Ansbach und 1737 die katholische Kirche in Sondernohe nahe Flachslanden. Es bleibt dort allerdings bei den Planungen, Erbaut wird in Sondenohe unter seiner Regie 1747 lediglich das dazugehörige Pfarrhaus.

Im Jahr 1744 übernimmt der erst 16jährige Prinz Carl Eugen von Württemberg als Herzog die Regierung in Stuttgart. Allerdings fordert er von den württembergischen Ständevertretung, der Landschaft, eine „standesgemäße Wohnung“: ein repräsentatives Schloss. Um den Herzog, den Hofstaat und die Verwaltung in Stuttgart zu halten und somit einen Abzug nach Ludwigsburg zu verhindern, wird ihm dieser Wunsch genehmigt. Als Architekt beruft Carl Eugen den inszwischen in Stuttgart bekannten Leopoldo Rettÿ, der vorerst Hofbaumeister für die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach bleibt.

Neuer Großauftrag ist Stuttgart

Am 3. September 1744 kommt es zur feierlichen Grundsteinlegung für das Neue Schloss in Stuttgart. Während Rettÿ für die Planungen zuständig ist, liegt die örtliche Bauleitung bei dem württembergischen Oberbaudirektor Johann David Leger. Jedoch funktioniert die Zusammenarbeit der beiden nicht. 1748 wird Leger aus der Bauabteilung entlassen und im selben Jahr siedelt Rettÿ von Ansbach nach Stuttgart über.

Gerade einmal das Hauptgebäude, das sog. Corps des Logis, sowie der Gartenflügel des Neuen Schlosses in Stuttgart sind im Äußeren fertig gestellt, als Leopoldo Rettÿ am 18. September 1751 im Alter von 47 Jahren in Stuttgart stirbt und im Familiengrab in Oeffingen (heute Stadt Fellbach) beigesetzt wird. Um den Weiterbau am Neuen Schloss in Stuttgart kümmert sich fortan der in Paris ausgebildete Philippe de La Guepière, den Rettÿ bereits auf einer Studienreise durch Holland und Frankreich 1750 kennenlernte.

Neues Museum in Ansbach

Aktuell wird das sog. Retti-Palais, einem Stadtschloss in Ansbach, das Rettÿ ab 1745 als Bauträger („Particulier“, Scholl 1930, S. 82) für den starken Mann am Ansbacher Markgrafenhof, den „K. K. Wirklichen Geheimen Rath“ Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar, Oberamtmann von Heilsbronn und Präsident des Administrationskollegiums der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, erbaute, höchst aufwändig restauriert. Der Ansbacher Retti-Verein will in dem Haus nach Abschluss der Restaurierung und erheblicher Erweiterung ein Museum einrichten, um an den Baumeister und Architekten Leopoldo Rettÿ und seine Bedeutung für Ansbach zu erinnern.

 Das Rettÿ-Haus in Ansbach (2016).  Rettÿ verkaufte das Haus im März 1749 an den Oberamtmann und Obervogt von Ansbach, Christoph Ludwig von Seckendorff.
Das Rettÿ-Haus in Ansbach (2016). Rettÿ verkaufte das Haus im März 1749 an den Oberamtmann und Obervogt von Ansbach, Christoph Ludwig von Seckendorff.

Literatur:
Georg Sigmund Graf Adelmann, Topografie der kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten, in: Kreis Ludwigsburg, Stuttgart und Aalen 1977
Rolf Bidlingmaier, Die Brüder Riccardo, Paolo, Livio und Leopoldo Retti. Eine oberitalienische Künstlerfamilie im Herzogtum Württemberg, in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, Band 21, Heft 13, Stuttgart 1997
Heinz Braun, Die Sommerresidenz Triesdorf der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Kallmünz 1958
Walter-Gerd Fleck, Burgen und Schlösser in Nord-Württemberg, Frankfurt am Main 1979
Corinna Höper/Andreas Henning, Das Glück Württembergs, Ostfildern-Ruit 2004
Karl-Heinz Kurzidem, Leopoldo Retty, Ansbach 2001
Emil Lacroix u. a., Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Karlsruhe Land, Karlsruhe 1937
Josef Maier, Johann David Steingruber, Ansbach 1987
Norbert Mappes-Niediek, Europas geteilter Himmer. Warum der Westen den Osten nicht versteht, Berlin 2021

Martin Pozsgai, Donato Giuseppe Frisoni und der Gartenpalast Liechentenstein in Wien, in: Barock in Mitteleuropa, zugleich Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Wien Köln Weimar 2006/2007, S. 165-183
Joseph Maria Ritz, Bayerische Kunstgeschichte, Zweiter Teil, Fränkische Kunst, München 1931
Eugen Schöler/Hermann Thoma, Leopoldo Retti, Dennenlohe 2001
Edith Schoeneck, Der Bildersaal im Blauen Schloss zu Obernzenn, Ansbach 1997
Fritz Scholl, Leopoldo Retti, Ansbach 1930
Günther Schumann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1980
Michael Wenger, 250 Jahre Neues Schloß Stuttgart, Stuttgart 1996

Beitrag zum Stadtjubiläum 800 Jahre Stadt Ansbach: Die beiden Tiezmann-Kupfer von 1740 und 1743

Der Stadtplan von 1740 zeigt nicht Ansbach wie es ist, sondern wie es nach den Vorstellungen von Carl Friedrich von Zocha hätte sein sollen. Statt die Orangerie als neues Schloss zu inszenieren, betonte Leopoldo Rettÿ durch die Entwicklung der Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße) das Schloss Ansbach als Residenz.
Der Stadtplan von 1740 zeigt nicht Ansbach wie es ist, sondern wie es nach den Vorstellungen von Carl Friedrich von Zocha hätte sein sollen. Statt die Orangerie als neues Schloss zu inszenieren, betonte Leopoldo Rettÿ durch die Entwicklung der Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße) das Schloss Ansbach als Residenz.
Der Stadtplan von 1740 zeigt nicht Ansbach wie es ist, sondern wie es nach den Vorstellungen von Carl Friedrich von Zocha hätte sein sollen. Statt die Orangerie als neues Schloss zu inszenieren, betonte Leopoldo Rettÿ durch die Entwicklung der Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße) das Schloss Ansbach als Residenz.
 

ANSBACH – Es war Wilhelm Baumann, der in seinem Aufsatz „Die Orangerie zu Ansbach“ die beiden Kupferstiche Stadtplan Ansbach von 1740 und Prospekt der Stadt Ansbach von 1743 als Tiezmann-Blätter bezeichnete.
Tatsächlich wurden die beiden Werke, der Generalplan und der Bilderbogen, von Johann Jacob Enderes gezeichnet und verlegt. Und von Johann Georg Puschner in Nürnberg in Kupfer gestochen.


Den Auftrag für diese beiden Privatdrucke soll der ehemalige Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha erteilt haben. Es war wohl der Kanzleirat Theodor Heinrich Tiezmann, der für den ganzen Auftrag als Ansprechpartner fungierte.

Beide dekorativen Kupferstiche hatten keinen rein informativen Charakter, sondern dienten ebenso der Politik. Denn es wurde die Haupt- und Residenzstadt Ansbach nicht gezeigt, wie sie ist, sondern die Ansichten zeigten die Stadt, wie sie hätte sein können. „Auf diesen Blättern, die Wilhelm Baumann Tiezmann-Kupfer nennt, werden bewusst alle Bauwerke Rettis weggelassen oder Ansichten gebracht, in denen Rettische Bauteile nicht zur Geltung kommen.“ (Heinz Braun)

Carl Friedrich von Zocha wurde nach dem Tod seiner Förderin, der Ansbacher Markgräfin Christiane Charlotte, durch den Baumeister und Architekten Leopoldo Rettÿ ersetzt.

„Nachdem im Jahre 1730 Retti berufen wurde, der zum 1.2.1731 an den Ansbacher Hof verpflichtet wird, scheidet Zocha aus dem Amt.“ (Wilhelm Baumann).

Die beiden Kupferstiche sind also als Kommentar auf die Umgestaltungen Ansbachs zu verstehen, die Leopoldo Rettÿ durchgeführt wurden.


Quellen:

Wilhelm Baumann+ und Heinz Braun, Die Orangerie von Ansbach, in: 79. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1961, S. 163-184.
Heinz Braun, Karteikarten, Vereinsarchiv Triesdorf.

Der Aufsatz wurde im außerdem 1961 von Heinz Braun als Sonderdruck in Buchform herausgegeben. Im Zuge seiner Dissertation über die Sommerresidenz Triesdorf fertigte Heinz Braun eine Stoffsammlung auf Karteikarten an. Das Material liegt heute im Archiv des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. in der Villa Sandrina zu Triesdorf.

Der beiden Brauereien der Markgräfin in Unterschwaningen und Weidenbach

UNTERSCHWANINGEN/WEIDENBACH – Am 30. Mai 1729 heiratete die Prinzessin Friedrike Louise in Preußen mit 14 ½ Jahren den 17jährigen Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich in Berlin und zog in die Haupt- und Residenzstadt Ansbach. Neben den „lukrativen Hochzeitsgeschenken“ (Schödl 2009), brachte sie ein gewaltiges Darlehen über 200.000 Taler bzw. 300.000 Gulden rheinischer Währung ins Ansbachische mit.

Ein Jahr nach der Hochzeit besuchte sie ihr Vater König Friedrich Wilhelm. Neben dem freudigen Wiedersehen mit seiner Tochter Friederike Louise und politischen Angelegenheiten ging es darum, sich über die wirtschaftliche Entwicklung im Fürstentum Ansbach und über die Rückzahlung des Darlehens zu erkundigen. Am 30. Juli 1730 reiste der König in Begleitung des Markgrafen nach Gottesdienst, Mittagessen und Verabschiedung von Friederike Louise von Triesdorf Richtung Hohenaltheim ab, nicht aber ohne noch zuvor Schloss Unterschwaningen gesehen zu haben. Unterschwaningen war der frühere Witwensitz der Markgräfin Christiane Charlotte. Unterschwaningen sollte aber auch Witwensitz von Friederike Louise werden.

Es ist also zu vermuten, dass Friederike Louise ihrem Vater von ihren Plänen berichtete, in Unterschwaningen ein Mustergut zu errichten. Denn ihr Vater wollte es sich nicht entgehen lassen, den Ort selbst in Augenschein zu nehmen. So schreibt der kaiserliche Botschafter Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff erstaunt an den Wiener Hof:

„Man besahe en passant ein der verstorbenen frau marggräffin gehöriges gewesenes und zwey meilen von Triesdorff gelegenes schloß, Schwaningen genant, setzte aber die reise über Öttingen nach Hohenaltheim – wo der fürst von Öttingen sich dermahlen auffhält – dergestalt fort, daß man abendts vor der sonnen untergang alda ankame.“ (Wagner 1957).

Friederike Louise hat ihr Projekt Unterschwanigen also bald nach ihrer Ankunft im Fürstentum Ansbach in Angriff genommen. Schon im Ehevertrag wurde festgelegt, welche Morgengabe ihr nach Geburt des Erbprinzens zustand, nämlich Schloss und Gut Schwaningen. Hier entstanden unter ihrer Hand Molkerei und andere Betriebe, das Schloss wurde erweitert und der markgräfliche Hofbaumeister Leopoldo Rettÿ erstellte für sie eine Hofkirche und legte den Hofgarten an.

Bierbrauerei ist Herzstück der Ökonomie

Herzstück der Unterschwaninger Unternehmungen aber war die Brauerei. Um sich in den Bierbraubetrieb einzuarbeiten, besuchte die reformierte Markgräfin sogar die katholische Wallfahrtskirche Großlellenfeld nur zum Schein, um sich tatsächlich die Aktivitäten des dortigen Pfarrers Johann Emmeram Weißgerber anzusehen.

So schreibt der Pfarrer im Eintrag vom 14. August 1730, also kurz nach dem Besuch des Königs im Ansbachischen, ahnungslos ins Pfarrregister des Pfarramts Großlellenfeld „habe ich die hohe Gnad gehabt, daß Ihro Königliche Hoheit Frau Markgräfin nit allein die Kirch besichtigt und das Geläut zu hören verlangt, sondern auch mir die hohe Gnad angetan, den Pfarrhof besehen, bey 2 bis dritthalbstund bey mir mit 3 Dames, 3 Kavaliers, 2 Husaren und anderen sich heut aufgehalten und mit rotem Burgunderwein mich beschenkt.“ (Freundliche Mitteilung von Hermann Thoma, Goldbühl).

Denn die Markgräfin war nicht allein mit ihrer Idee, aus Bierherstellung und Bierverkauf Gewinn zu schlagen. Auch der Lellenfelder Pfarrer war sehr geschäftstüchtig. „Von ihm ist bekannt, dass er 1731 den Pfarrhof neu erbauen oder gründlich umbauen ließ und sich mit der Gemeinde Lellenfeld um das >Zigeunerholzörtlichen Wirte< nicht schmecke.“ (Pasel 2005).

Allerdings war aber der Absatzmarkt in Unterschwaningen zu gering, um die Bierbrauerei profitabel zu betreiben. Deshalb suchte die Markgräfin nach Expansionsmöglichkeiten.

Ihre Wahl fiel auf Weidenbach, um den großen Triesdorfer Markt zu erschließen. Eben dort, wo sich der Markgraf und Ehemann Carl samt Hofstaat mit Falknerei und Pferdegestüt beschäftigte. Die zahlreichen Baustellen erzeugten zudem viele trockene Kehlen. „Christian Seybold, Marketender zu Triesdorf, erbaute sich 1736 ein Haus in Weidenbach, und erhielt darauf das Recht der Heckenwirtschaft, worauf er Schwaninger Bier ausschenkte, unter dem 1737 erlangten Schild eines Falken, der sodann 1739 auch als Anzeichen des Tafernrechts erkannt wurde.“ (Lang 1848).

Übernahme der Konkurrenz und Investition in Lagerkapazitäten

Friederike Louise bekam aber bald Konkurrenz. Das Weidenbacher Schlossgut des späteren Obristfalkenmeisters Ernst Wilhelm Anton von Heydenab wurde per Dekret des Markgrafen von 15. August 1739 an die Triesdorfer Röhrenfahrt angeschlossen (die besteht heute noch, das Hotel Platengarten ist noch angeschlossen)

Und der dortige Braubetrieb konnte beginnen. Es ist also kein Zufall, dass Friederike Louise 1756 ihren Hofkammerrat Johann Christoph Hirsch beauftragte, das Weidenbacher Schloss und Gut des Obristfalkenmeisters samt Brauerei mit Verlag in Gunzenhausen zu kaufen.
In Triesdorfer Tiergarten ließ sie sich einen großen Felsenkeller graben und ausbauen, um das Lagerbier während des Sommers kühl zu halten und an Ort und Stelle im Biergarten zu verkaufen. Damit konnte gleichzeitig der Bierausstoß erheblich gesteigert werden, weil in die Vermarktung investiert worden war.

Fazit

Friederike Louise betrieb ihre Unternehmen in Unterschwaningen nicht nur hobbymäßig betrieb, sondern unternehmerisch handelte, indem sie einen unliebsamen Konkurrenten in Weidenbach übernahm und in dessen Betrieb sogar noch weiteres Geld investierte. Sie begnügte sich hier offenbar nicht nur mit dem galanten Ausspruch „Und wird auch der Erfolg mir keineswegs zum Lohn, Ist selbst das Unterfangen genug der Ehre schon.“ (Laclos 1999). Nein, die Markgräfin wollte Erfolg. Friederike Louise war auf „Plusmachen“ (Störkel 2009) aus.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

Aufsatzbesprechung: Johann Sigmund Strebel und seine Lehrschrift für den Erbprinzen Alexander

Porträt von Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth aus dem neuen Kurhaus von Bad Alexandersbad. Tatsächlich hatte der Fürst einen Sinn für Ökonomie. Als Erbprinz hatte er im sehr fortschrittlichen Holland die Politik des Wirtschaftswachstums kennengelernt. Um den wirtschaftlichen Aufschwung des ehemaligen Kurbades Sichersreuth zu forcieren, wurde dort ein Kurhaus gebaut und das Bad nach ihm umbenannt. Das alte Kurhaus heißt heute Markgräfliches Schloss.
 

ANSBACH – „Von der nothwendigkeit und dem nutzen der erkenntnuß eines landes überhaupt“ ist der Titel eines Aufsatzes von Andreas Rutz in der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 2019 Band 82 [Heft 2].

Der Untertitel verrät etwas mehr: Johann Sigmund Strebel und die Prinzenerziehung in Brandenburg-Ansbach um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Tatsächlich geht es in dem Beitrag um die Inhalte des Ausbildungsprogramm für den Erbprinzen Alexander von Brandenburg-Ansbach, welches von dem markgräflichen Bibliothekar und Archivar erstellt wurde. Dabei geht der Aufsatz auf einen Vortrag zurück, den der Autor am 11.02.2016 an der Universität Bayreuth gehalten hat. Für die Drucklegung wurde das Manuskript mit einem umfangreichen Quellenapparat versehen und aktualisiert.

Gegenstand des Artikels ist die knapp 300 Seiten umfassende Landesbeschreibung des Fürstentums Ansbach mit dem Titel „Anleitung zur nöthigen Kenntnuß von der wahren und archivmäßigen Beschaffenheit des Hochlöblichen Fürstenthums Brandenburg-Onolzbach oder Burggrafthums Nürnberg unterhalb Gebürgs zum Gebrauch des Durchlauchigsten Erb-Prinzen“, welche heute im Staatsarchiv Nürnberg aufbewahrt wird. Autor der Lehrschrift ist Johann Sigmund Strebel.
Er erhielt den Auftrag dafür vom Markgrafen Carl, der offensichtlich mit dem Wissenstand nach dem Studium in den Generalstaaten seinen Sohnes Alexanders unzufrieden war. „Ziel seines Vaters war es, dem Fünfzehnjähigen nach den sehr allgemeinen Studien in den Niederlanden eine dezidiert auf die künftigen Aufgaben im Lande zugeschnittene Ausbildung zukommen zu lassen, und genau zu diesem Zweck diente die Anleitung.“ (S. 482).

Zwar diente die Anleitung zur Prinzenerziehung, Strebel war aber nicht Alexanders Prinzenerzieher. „Als Erzieher des 1736 geborenen Erbprinzen Karl Alexander fungierte Stebel nicht, verfasste für den Fünfzehnjährigen aber 1751 die Anleitung zur nöthigen Kenntnuß von der wahren und archivmäßigen Beschaffenheit des Hochlöblichen Fürstenthums Brandenburg-Onolzbach oder Burggrafthums Nürnberg unterhalb Gebürgs.“ (S. 486).

Wenn Strebel jetzt aber nicht der Prinzenerzieher war, wie kann nun seine Anleitung einen zentralen Bestandteil der Prinzenerziehung eingenommen haben? Tatsächlich wird dies aber in dem Beitrag unterstellt: „Bemerkenswert ist, dass Fragen von Infrastruktur und Ökonomie, deren Berücksichtigung Strebel mit Blick auf das Genre der Landesbeschreibung durchaus als wichtig erkannt hatte, bei dieser Zielsetzung völlig aus dem Blick geraten und in der Anleitung letztlich nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.“ (S. 494) Hat jetzt der Erbprinz diese Lehrschrift studiert oder nicht?

Laut des Autoren existiert in der Schlossbibliothek Ansbach (Staatliche Bibliothek) eine Abschrift mit dem Titel „Beschreibung des Ober-Amts Onolzbach nach deßen wahren und archivmäßigen Beschaffenheit Anno 1751″

Allerdings übersieht der Autor, dass es sich bei dem Nürnberger Exemplar um das gesamte Fürstentum handelt, bei dem Ansbacher Manuskript lediglich um das Oberamt Ansbach. Interessant wäre es jetzt gewesen, diese beiden Exemplare miteinander zu vergleichen, ob sich nur der Titel oder auch der Inhalt unterscheidet – und wenn ja, wie? Dass sich in der Schlossbibliothek heute noch Material von Strebel erhalten hat, ist ja auch zu erwarten, war doch Strebel selbst Bibliothekar ebendieser markgräflichen Einrichtung.

Diese Unaufmerksamkeit von Andreas Rutz lässt sich erklären. Der Autor ist aktuell Lehrstuhlinhaber für sächsische Landesgeschichte an der Technischen Universität Dresden und mit der ansbachischen Markgrafengeschichte offensichtlich wenig vertraut. Dies zeigt sich auch, dass er den Namen des Markgrafen fast durchgängig falsch widergibt. Der Markgraf hieß Alexander im Gegensatz zu seinem Vater Carl, nicht Karl Alexander wie Rutz schreibt. Zwar wird in der älteren Literatur dieser Fehler oft begangen – wobei es dann immerhin Carl Alexander heißt, wie etwa bei Martin Krieger Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts (1966) -, doch hat sich seit Günther Schuhmann Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1980) die Sache eigentlich erledigt.

Allerdings gibt es auch in der jüngsten Literatur einen anderen Fall von Falschbenennung. Susan Richter erfindet 2010 den Namen Friedrich Carl Alexander. Markgraf Alexander hieß mit vollem Namen Christian Friedrich Carl Alexander. So hat es Arno Störkel in seiner Biografie über den Ansbacher Fürsten 1995 auch richtig festgehalten. Beide Autoren, Rutz und Richter, kennen die Biografie von Störkel, da beide sie mehrfach zitiert haben, geben aber leider keine Erklärung für die jeweilige Namensänderung.

Wie kam nun Andreas Rutz zu seinem Gegenstand? In der Fußnote 51 seines Aufsatzes erschließt sich diese Frage. 2015 erschien in der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte bereits ein Aufsatz von ihm mit dem Titel: Territorialpolitik mit Karten. Der Streit um die Landeshoheit zwischen Brandenburg-Ansbach und Nürnberg im 18. Jahrhundert. Tatsächlich diente die Anleitung also weniger der Prinzenerziehung, sondern der Territorialpolitik und der Territorialpropaganda. „Für Brandenburg-Ansbach erfüllten die Landesbeschreibungen und Karten also einen doppelten Zweck: Die hierdurch ermöglichte intime Kenntnis des Landes diente sowohl bei innenpolitischen Projekten als Entscheidungsgrundlage als auch der Abwehr auswärtiger Ansprüche.“ (S. 490) 1763 veröffentlichte der Nürnberger Verlag Homann Erben seine berühmte Karte Principatum Brandenburgico Onolsbacensem über das Fürstentum Ansbach, die sich auch im Vorsatz von Störkels Dissertation befindet. Interessant wäre jetzt gewesen, inwiefern sich der Streit um den Grenzverlauf Ansbach-Nürnberg in der Karte widerspiegelt.

In seinem Fazit kommt Andreas Rutz zu einem überraschenden Ergebnis. „Der geringe Stellenwert der Ökonomie in der diskutierten Lehrschrift ermöglicht eine genauere Charakterisierung der Prinzenerziehung in Brandenburg-Ansbach im 18. Jahrhundert.“ (S. 494). Wenn Strebel den Auftrag vom Markgrafen Carl hatte, seinem Sohn Alexander das beizubringen, was in seinen bisherigen Studium in Utrecht fehlte, dann mussten Fragen zur Ökonomie nicht mehr eigens diskutiert werden. Gerade deshalb war ja Alexander in Holland, waren doch die handelstreibenden Seemächte führend in der Marktwirtschaft und Motoren bei der Politik des Wirtschaftswachstums. Dass Alexander etwa 1748 die Porzellanfabik in Delft besichtigte (Störkel 1995, S. 23) und dann – kaum an der Regierung – zehn Jahre später 1758 selbst eine Porzellanfabik in Ansbach gründete – später verlegt nach Bruckberg -, ist doch ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Ökonomie im Markgraftum Ansbach im 18. Jahrhundert. Immerhin erkennt Andreas Rutz die Gründung der Porzellanfabrik als markgräfliche Leistung an.


ANDREAS RUTZ, „Von der nothwendigkeit und dem nutzen der erkenntnuß eines landes überhaupt“. Johann Sigmund Strebel und die Prinzenerziehung in Brandenburg-Ansbach um die Mitte des 18. Jahrhundert, S. 475-496, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 2019, Band 82 [Heft 2], hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie für Wissenschaften in Verbingung mit der Gesellschaft für fränkischen Geschichte und der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Verlag: C. H. Beck, München

Markgraf Alexander von Ansbach zu Triesdorf

Zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters Markgraf Carl 1757 lässt sich Markgraf Alexander von Ansbach das 1730/1731 für seinen Vater erbaute Falkenhaus zu Triesdorf als Wohnhaus für sich und seine Frau Caroline Friederike von Sachsen-Coburg und Saalfeld sowie seinem Hofstaat umbauen. Aus dem Falkenhaus wird das Rote Schloss zu Triesdorf.


Der Hofinspektor Johann David Steingruber übernimmt dabei die Leitung des Umbaus persönlich, wobei die Arbeiten vor Ort durch den Maurermeister Knäulein beaufsichtigt werden. In seinem Dekret vom 8.10.1759 an das Bauamt wird befohlen, in „Triesdorff, ehe der Winter und Frost einbricht, im Falckenhauß aus Serenissimi Special-Befehl, das Zimmer der Frau Markgräffin Hochf. Durchl. zu 2 Cabineten nach der dem Maurermeister Knäulein mündlich ertheilten Anweisung mit Boißerie machen, und zwey Mäuerlein führen, den Alcoven aber zumauern und ein neu Fenster brechen laßen.“ (zit. nach Heinz Braun 1954, S. 144)

Markgraf Alexander zieht nach Triesdorf


Tatsächlich will der Markgraf Alexander schnell von Ansbach nach Triesdorf umziehen und treibt seinen guten Bauinspektor zur Eile an, wie Steingruber in seinem Promemoria vom 31.1.1760 notiert. Im Erdgeschoss des ehem. Falkenhauses wird ein Bad für den Markgrafen eingerichtet. Und im Audienzzimmer wird an die Stelle eines früheren Kamins eine Orgel aufgestellt, um dort bei Gottesdiensten und Konzerten zum Einsatz zu kommen. Auf Anweisung des Hofmarschalls wird daher „das in der Stadtkirchen zu Anspach auf dem Chor gestandene Positiv“ nach Triesdorf gebracht, wobei vorher die Orgel durch den Hoforgelmacher Prediger und den Hofschreiner Beyer überholt werden.

Im Sommer 1760 finden noch weitere Umbauten statt. Es wurden zwei Wände ausgebrochen, um ein großes Zimmer für die Marschallstafel zu erhalten. Auf der rechten Seite wurde eine Wohnung für die Oberhofmeisterin eingerichtet und auf der linken Seite eine Lakaienstube und eine Lakaienkammer. „Mit diesen Arbeiten kam die Umgestaltung des ehemaligen Falkenhauses zum fürstlichen Landschloß im Wesentlichen zum Abschluss“, schreibt Heinz Braun 1954 noch in seiner Dissertation.

Nach den neuesten Erkenntnissen, die im Zuge der Renovierungsmaßnahmen des Bezirks Mittelfranken aufgetreten sind (freundliche Mitteilung von Architektin Silke Walper-Reinhold, Ansbach), wird das Rote Schloss, wie das Falkenhause seit dem Umbau und Bezug durch die markgräfliche Familie und dem Hofstaat heißt, in den Jahren 1780/1781 noch einmal umgebaut und erheblich erweitert.

Das Rote Schloss zu Triesdorf (Rückseite) während der Fassadenrenovierung und Dachsanierung 2015.
Das Rote Schloss zu Triesdorf (Rückseite) während der Fassadenrenovierung und Dachsanierung 2015.

Das Rote Schloss wird auf beiden Seiten um jeweils zwei Fensterachsen verlängert, was dazu führt, dass die beiden zuvor sichtbaren Flügel des Schlosses verdeckt werden. Außerdem erhält das Rote Schloss einen Treppenrisalit mit Attika.

Ob diese Baumaßnahme mit dem Besuch des reisenden Malers Johann Jakob Grund zusammenhängt, lässt sich aktuell nicht feststellen. In seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ lässt Grund jedenfalls das Rote Schloss sehr schlecht wegkommen.

So schreibt er in seinem Zwölften Brief: „Er [der Markgraf Alexander] selbst wohnt, mit seiner Gemahlin, in einem kleinen, äußerst engen, Hause, das Falkenhaus genannt, wo überdies die Hofdamen, Kammerfrauen, und andere männliche und weibliche Bediente, ihre Wohnung haben“ (Seite 108).

Zwar ist Grunds Reisebeschreibung im Briefform 1789 in Wien erschienen und somit nach der Erweiterung, des Schlosses.
Allerdings erwähnt der Autor in dem Text die Mademoiselle Clairon, die er beim Sammeln von „Blüthen von den Sträuchern“ im Triesdorfer Schloßgarten bei einem Spaziergang trifft. Im Erscheinungsjahr aber war die ehemalige Mätresse des Markgrafen schon längst von ihrer Nachfolgerin Lady Craven aus Triesdorf verdrängt – und auf ihrem Landsitz Issy bei Paris.

Quellen:

Heinz Braun, Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Gunzenhausen 1954.
Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom, Wien 1789 (Nachdruck o. O., o. J.)
Silke Walper-Reinhold, Vortrag vor dem Marktgemeinderat Weidenbach, Rotes Schloss Triesdorf, Sitzung vom 21.11.2017.

Markgraf Alexander und seine Lust zu jagen und zu reiten

Beitrag von Arno Störkel, Würzburg

Markgraf Alexander [von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth], der sich zu Recht wegen seines aufgeklärten und seinen Ländern so wohltuenden Regierungsstils bekannt war, stellte die Jägerei – speziell die von ihm wieder zum Leben erweckte Parforcejagd – jahrzehntelang so sehr in den Mittelpunkt seines Lebens, dass das schon die Zeitgenossen verwirrte: es ließ sich mit der so rühmlich an den Tag legenden Milde der jetzigen Regierung nicht zusammen reimen. (Über die Hegung des Wildes im Ansbachischen, in: Journal von und für Deutschland, 1784, Heft I, S. 107ff., S. 110).

Jagdszenen Paravent Ansbacher Markgrafen, Museum. Hohenzollern, Jagd Parforcejagd Kultur in Ansbach,
Der Paravent aus dem Museum Ansbach

Ausländischen Politikern gegenüber charakterisierte man ihn mit seiner amour de la chasse (Brief Christoph Ludwig von Seckendorff v. 10.11.1757), was für die Zeit nichts Besonderes war; dass er missvergnügt war, wenn eine vorgehabte Jagd ausfallen sollte, wohl auch nicht. Die von einem kaiserlichen Gesandten konstatierte hefftige und alleinige Beschäftigung mit Jagen und Reiten (Bericht Widmann v. 2.8.1766) in seinem jüngeren Jahren muss indes so ausgeprägt gewesen sein, dass sie auch andere Beobachter eines nicht langen Lebens des Herrn Marggraf von Ansbach (Bericht Montmartin v. 4.2.1769) fürchten ließ.
Nach der Extraktion eines Zahnes 1769 – im 18. Jh. weiß Gott keine Kleinigkeit – ging er sogleich auf die Parforcejagd: und darauf waren … die schmerzen Vorbey (Notiz Reitzenstein v. 9.10.1769). Diese Besessenheit legte sich indes mit der Zeit allmählich; daß er sein voriges wildes JägerLeben abgeändert (Bericht Hartig v. 15.9.1768) darf zumindest für die Siebziger Jahre gelten.

Die Parforcejagd als Selbstzweck für einen großen Herrn

Bei der Parforcejagd ging es – ein wenig wie bei der Falkenjagd – an sich nich um die Beute, sondern die Verfolgung des Tieres hatte sich zum Selbstzweck entwickelt: allein und einzig zu einem grossen Palisir und Staate eines grossen Herrn. Das Beutetier war ein Hirsch oder ein Wildschwein, es ging also um die Hohe Jagd, exklusives Privileg des Landesherren und eines seiner wichtigsten Statussymbole überhaupt. Ein moderner Beobachter meint gar, die Jagd sei das einzige Recht gewesen, mit dem der Landesherr auf sämliche Untertanen einwirken konnte.

Diese Jagdform, am französischen Hof erfunden und deshalb auch französische Jagd genannt, wurde schon bald in verschiedenen Territorien des [Heiligen Römischen] Reichs [deutscher Nation] kopiert, zunächst in Celle 1670, in Bayern kurz darauf. Unter anderem waren es Kursachsen, Anhalt-Dessau, Württemberg, und Ansbach, die ebenfalls früh – auf Grund persönlicher Vorlieben der Herrscher – eine solche Jagd einrichteten. Sie galt als dem Zeitgeschmack entsprechend und dem in jeder Hinsicht verpflichtenden Vorbild Versailles gerechtes, als teures und damit exklusives Vergnügen (… für viele zu kostbar …), das in jeder Hinsicht dem Selbstwertgefühl von Veranstaltern und privilegierten Teilnehmern entsprach – Einen Hirsch als ein tapferes und edles Thier in freyem Felde aus heroischem Gemüthe par Force zu erlegen.

Aus: Arno Störkel, Fürstliche Jagd im barocken Franken, Verlag C. u. C. Rabenstein: Bayreuth 2012, S. 4 (oben) u. 14 (unten)

Der seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf

Beitrag von Siglinde Buchner, Weißenburg in Bayern

Die unscheinbare Siedlung Schlungenhof [zwischen Gunzenhausen und Altenmuhr (Muhr am See)] geriet im Oktober 1754 in den Fokus des 42-jährigen Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (*12.5.1712, +3.8.1757), der nach seinem Tod zu Unrecht der Wilde Markgraf genannt wurde.

Seltener Vogel Nimmersatt, Menagerie zu Triesdorf
Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf

Seine Leidenschaft war die Jagd, vor allem die Falkenjagd. Als ihm gemeldet wurde, dass bei Schlungenhof große weiße Vögel gesichtet wurden, befahlt er, diese zu fangen und lebendig nach Triesdorf zu bringen.

Dieses ungewöhnliche Ereignis wurde in einem historischen Journal vom 20. Oktober 1754 beschrieben:
„Aus der markgräflich-ansbachischen Stadt Gunzenhausen ist vor wenigen Tagen zu Ansbach die Nachricht eingelaufen, dass sich in dasiger Gegend in dem Altmühl-Fluß 5 fremde Vögel, die man sonst Nimmersatt nannte, gezeigt hätten, welche weiß und größer als eine Gans wären, einen zwei Querfinger gleich breiten und über eine halbe Elle langen Schnabel hätten, wodurch sie einen dreipfündigen Karpfen verschlucken könnten.

Die Menagerie zu Triesdorf vom Storchenweiher aus gesehen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.
Die Menagerie zu Triesdorf vom Storchenweiher aus gesehen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.



Darauf wurde alsbald der herrschaftliche Menagerie-Meister von Triesdorf auf hochfürstlichem Befehl abgeschickt, der auch so glücklich war, dass er eine Viertelstunde von Gunzenhausen bei Schlungenhof in einem Entenpfuhl, das Binsenwöhr genannt, durch das eingelegte Entengarn zwei von diesen Vögeln lebendig fing, welche hierauf in der Menagerie nach Triesdorf gebracht worden.“


Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf
Seltene Vogel Nimmersatt in der Menagerie zu Triesdorf | Indischer Nimmersatt

Literatur: Staatsrelation derer neuesten Europäischen Nachricht und Begebenheiten auf das Jahr 1754. Ein historisches Journal, gedruckt in Regensburg, S. 501f. Das CXXVIste (=126.) Stück vom 20. October 1754, hier: S. 503: Vermischte Fälle

Aus: Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Alt=Gunzenhausen, Beiträge zur Geschichte der Stadt und Umgebung, Jahrbuch 75/2020, S. 50f.

Der Lustgarten zu Unterschwaningen

CWF & FL 1754 – Die bekrönten Allianzinitialen in Gold auf Malachit mit Jahreszahl von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich und Markgräfin Friederike Louise am Pfarrhaus von Unterschwaningen, einem Werk des Retty-Nachfolgers Johann David Steingruber. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße.

Beitrag von Carolina Schitz, Bechhofen an der Heide

Die künstlerische Gestaltung des Gartens ist für das erste Drittel des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Diesbezüglich sei noch einmal hervorgehoben, dass die Entwicklung des Schlossgartens weitgehend parallel zur Bauarchitektur verlief.

Im Zusammenhang mit der Modernisierung der fürstlichen Bauten in Unterschwaningen entstand der barocke Hofgarten unter der Leitung der neuen Schlossherrin Friederike Louise. Sowohl die Markgräfin als auch ihr Baumeister Leopoldo Retty gingen den Bestrebungen nach, das allerseits Schöne gleichsam mit dem Nützlichen zu verbinden, indem die fürstliche Gartenanlage einerseits künstlerisch gestaltet und anderseits das weitläufige Terrain für den landwirtschaftlichen Gemüse- und Obstanbau genutzt wurde, was sicherlich auch auf den Denkansatz ihres ältesten Bruders Friedrich beruhte. Jedoch galt dies nicht nur dem Küchengarten, gleichzeitig erfüllte auch der paradiesische Lustgarten seinen Zweck. So schilderte Veh einen Aufenthalt im Garten aus der Sicht der Markgräfin Friederike Louise:

„Auf den Garten zu wohnte die Fürstin, genoß die wärmenden Strahlen der Südsonne und konnte sich des friedsamen Blicks auf die Blumenparketts und der dahinter mächtig aufwachsenden Allen erfreuen, zwischen denen sich der blickende Spiegel des Kanals mählich verlor.“

Dabei wird die Aufgabe des Lustgartens deutlich, die in erster Linie für die Erholung diente und den fürstlichen Besuch in frohe Stimmung versetzte. Unter Bredekamp wird dem Garten eine philosophische Bestimmung zuteil, indem der Garten „als Ort des zwanglosen Austauschs“ verstanden wird. Jedes der im Garten enthaltenen Gestaltungselemente hatte seine Sinnhaftigkeit.

Markgräfin Christiane Charlotte beauftragt Zocha für erste Planungen.

So zeigt ein erster etwa aus dem Jahre 1730 stammender Plan des Zeichners Schuckhardt die ursprüngliche Planung des Schwaninger Hofgartens. Wie bereits vorweggenommen, wirft die Datierung jedoch etliche Fragen auf. Denn diese fällt in einen Übergangszeitraum, in welchem die Markgräfinwitwe Christiane Charlotte bereits verstorben und die neue Schlossherrin noch nicht bestimmt war. So spricht Horst von Zerboni in seinem Beitrag von „Geländeerwerbungen durch Tausch“, die im Jahre 1727 stattgefunden haben soll. Die erste Gestaltung dieses Geländes hatten ihren Anfang mit dem früheren Baumeister Carl Friedrich von Zocha, dessen Einflüsse sich in der Gartenanlage, speziell im Küchengarten sowie am Gärtnerhaus, bemerkbar machten. Es lässt sich daher vermuten, dass die ersten Entwürfe unter Auflage der Markgräfin Christiane Charlotte erfolgten.

Desgleichen betont eine ältere Quelle diese These. Veh wirft den Begriff einen „Lustgartens“ auf, der offenbar in einem Generalplan 1730 „mit genauer Umschreibung und Zweckbestimmung der verschiedenen Gartenbereiche“ dargestellt ist. Umstritten ist ebenfalls, inwieweit die Gartenanlage zu diesem Zeitpunkt ausgesehen haben mag und in welchem Maße die Anlage bis zur Schenkung 1733 ausgestaltet war. Seltsamerweise nimmt man in Schuhmanns Bilduntertitel zum Plan Schuchards eine vollkommen abweichende Datierung wahr. (Schuhmann verwendet eine andere Schreibweise des Zeichners: F. T. Schuchard.) Möglich ist, dass es sich hierbei um einen eingeschlichenen Schreibfehler handelt, denn die Datierung um 1790 wäre aufgrund des Dargestellten zu spät angesetzt gewesen. Der Gartenplan erscheint zudem auch in einer Publikation der Gräfin zu Dohna, die mehr Aufschluss über den Verfasser geben kann. Sie setzt die Datierung wohl vor 1735.

Der Zeichner Friedrich Schuchard solle bis 1734 als Ansbacher Landbauinspektor beschäftigt gewesen sein und somit wäre es denkbar, dass der Hofgartenplan zu Unterschwaningen für Friederike gezeichnet wurde.

Gartenanlage entsteht unter Markgräfin Friederike Louise durch Retty

Trotz der unterschiedlich aufgeführten Belege sind sich die Historiker jedoch in dem Punkt einig, dass die größte Leistung an der Gartenanlage durch Friederike und Retty erfolgte. Betrachtet man die Form der gesamten Südgartenanlage auf dem Plan Schuckhardts, so ähnelt diese einem Trapez. Ungewöhnlich ist die „Nicht-Ausrichtung“ des Gartens auf das Schloss wie es in den älteren französischen Gärten von Le Nôtre der Fall war.

Literatur:

Horst Bredekamp, Leibniz und die Revolution der Gartenkunst, Berlin 2009
Ursula Gräfin zu Dohna, Die Gärten Friedrichs des Großen und seiner Geschister, Berlin 2000
Verena Friedrich, Barocke Gartenlust in Franken, in: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur, Sonderheft, Würzburg 2015, S. 3-37
Otto Veh, Markgräfin Friederike Louise als Schloßherrin von Unterschwaningen, Sonderdruck Nr. 1, hg. vom Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V., Triesdorf 1985
Günter Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Eine Bilddomentation zur Geschichte der Hohenzollern in Franken, Ansbach 1980
Johann Schrenk/Horst von Zerboni u.a., Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen: Unterschwaningen – Dennenlohe – Köttenbach – Oberschwaningen, Gunzenhausen 2009
Stefan Schweizer, André Le Notre und die Erfindung der französischen Gartenkunst, Berlin 2013

Aus: Carolina Schitz, Friederike Louise und ihr Baumeister Leopoldo Retty – Der Hofgarten zu Unterschwaningen im 18. Jahrhundert, Bachelorthesis, Institut für Kunstgeschichte der Philosophischen Fakultät, Julius-Maximilians-Universität: Würzburg 2020

Zur Geschichte der Schlossbibliothek Ansbach

Beitrag von Marlene Tiggesbäumker-Mütherties (Haus Bökerhof)

Im 18. Jahrhundert wurde das fränkische Fürstentum Ansbach nach französischem Vorbild völlig vom unumschränkten Absolutismus bestimmt.
Von Wilhelm Friedrich (1685; reg. 1703-1723) durchgesetzt, erreichte er unter dessen Sohn Carl Wilhelm Friedrich (1712; 1729-1757) seinen Höhepunkt, bis er unter der Regierung des letzten Markgrafen Carl Alexander (1736; reg. 1757-1791) allmählich ausklang. Der Hof stand im Mittelpunkt kulturellen Lebens und war Anziehungspunkt für Künstler und Gelehrte.

Durch ein Dekret vom 21. Dezember 1720 erklärte Wilhelm Friedrich die fürstliche Hausbibliothek zur öffentlichen Landesbibliothek und schuf mit diesem einschneidenden Ereignis die Basis für den geistigen und wissenschaftlichen Aufschwung im Ansbach des 18. Jahrhunderts. Bestätigt wurde das Dekret mit einem gedruckten Ausschreiben vom 14. Juli 1721, dem ein weiteres am 18. Februar 1726 auf Veranlassung seiner Gemahlin Christiane Charlotte folgte, die nach seinem Tod im Jahr 1723 vorübergehend für ihren unmündigen Sohn die Regentschaft übernahm.

Hofstaat muss mit einem Obolus beitragen

Die Aufstockung des Erwerbungsetats ermöglichte eine erst 1731 veröffentlichte Verordnung, der zufolge jeder markgräfliche Bedienstete bei Amtsantritt einen bestimmten Obolus an die Bibliothekskasse entrichten musste. Die Höhe der Beitragsgelder, die sich jährlich auf 350-400 fl. [Gulden] beliefen, war nach Dienstgraden gestaffelt.

Minister, Geheimer Rat, Oberhofmarschall,
Oberjägermeister, Obriststallmeister usw. je 8 fl.
Obrist, Forstmeister, Oberamtmann, Kollegialrat usw. je 6 fl.
Rittmeister, Kapitän, Kammerjunker, Hofmedikusje 4 fl.
Dekan, Hofjunker, Sekretär, Rektor usw. je 3 fl.
Geistlicher, Leutnant, Kanzelist, Kammerdiener usw. je 2 fl.

Abgesehen von den Geldern, die bei besonderen Anlässen gestiftet wurden, flossen der Bibliothekskasse aus markgräflichem Fond außerdem jährlich 200 fl. zu.

Verleger und Drucker müssen Pflichtexemplare abgeben

Gemäß dem seit 1699 in Preußen geforderten Pflichtexemplarrecht wurden die Verleger und Drucker des Fürstentums aufgefordert, je ein Exemplar einer Neuerscheinung an die Bibliothek abzuliefern. Aufgrund der markgräflichen Verordnungen, die die obligatorische Beitragsleistung neuer Bediensteter und die Pflichtabgabe von Neuerscheinungen festlegte, konnten die Bestände der zunächst nur einige tausend Bücher umfassenden Schlossbibliothek beträchtlich vermehrt werden.

Markgräfin Christiane Charlotte richtet Stiftung ein


Der Impetus zur Bibliotheksstiftung ging von der kunstsinnigen Christiane Charlotte aus, der jüngsten Tochter Herzog Friedrich Karls von Württemberg, die am elterlichen Hof in Ludwigsburg die französische Kultur kennen und schätzen gelernt hatte und vielseitige Interessen zeigte. In den sechs Jahren, in denen sie für ihren unmündigen Sohn Carl Wilhelm Friedrich die Regierung führte, wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1725 bereicherte sie die Bibliothek durch den Ankauf der stattlichen Büchersammlung des in Kleve verstorbenen königlichen Geheimrats von Blaspiel. 1726 machte die erhöhte Brandgefahr im Schloss, ausgelöst durch die häufigen festlichen Veranstaltungen, die Verlagerung der Bestände in das sog. Marschalkhaus erforderlich.

Auf Anregung des berühmten Obristbaudirektors Carl Friedrich von Zocha ließ Christiane Charlotte zahlreiche wertvolle Bücher aus der Sammlung des französischen Kardinals Guillaume Du Bois in Holland ersteigern, von den einige in Leder gebundene kostbare Bände ursprünglich aus der Privatbibliothek des Bibliothécaire du Roi Abbé Jean Jérôme Bignon stammten.
Der größte Teil der vielfach mit geschmackvollen Superlibros versehenen Werke aus der prachtvollen Handbibliothek der Markgräfin wurde nach ihrem Ableben in den Bestand der Landesbibliothek integriert, darunter vornehmlich französische Schriftsteller, aber auch griechische und lateinische Klassiker nach den handlichen Ausgaben in usum delphini, Reisebeschreibungen sowie geschichtliche und philosophische Literatur.

Private Büchersammlungen werden eingereiht


Weitere namhafte private Sammlungen, z. B. von Immanuel Meyer, Zacharias Konrad von Uffenbach und Professor Nikolaus Hieronymus Gundling sowie dem Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha gelangten geschlossen oder in Auszügen durch Ankauf oder Schenkung uner Markgraf Carl Wilhelm Friedrich in die hochfürstliche Bibliothek. Eine wesentliche Erweiterung bedeutschtete auch 1733 die Übernahme der Konsistorialbibliothek, die mit der Bibliothek des St. Gumbert Stifts in Ansbach vereinigt worden war.

Carl Wilhelm Friedrch, der im 19. Jahrhundert zu Unrecht zum „Wilden Markgrafen“ gestempelte Sohn von Wilhelm Friedrich und Christiane Charlotte hatte 1729 in Berlin die hochmütige und stolze Königstochter Friederike Louise geheiratet, die sich ihrem derben, temperamentvollen, leicht jähzornigen und zu Ausschweifungen neigenden Gemahl im Laufe ihrer Ehe entfremdete und in die Abgeschiedenheit nach Unterschwaningen zurückzog.

Mit seinem Schwager Friedrich dem Großen schloss Carl Wilhelm Friedrich 1752 das Pacturm Fridericianum. Dieses Hausabkommen, eine Erneuerung der Dispositio Achillea, bekräftigte die Erbfolge zugunsten des Hauses Preußen.

Markgraf Carl gibt Landesbibliothek rechtliche Verfassung


Der Schlossbibliothek, die häufig auch als hochfürstliche oder herrschaftliche Bibliothek bezeichnet wurde, verlieh der Markgraf ihre rechtliche Grundlage durch den Fundationsbrief vom 6. Februar 1738, in dem er u. a. verfügte, dass die Bibliothek zusammen mit dem Münzkabinett als beständiges zum Hause Brandenburg-Onolzbach gehöriges Stück angesehen und gehalten werden solle. Sie dürfe „zu keiner Zeit dismembriert, getheilet, ganz oder zum Theil verschenket, verpfändet oder alieniret oder veräußert“ werden, sondern müsse als ein „vor alle Wissenschaften gehöriges edles Kleinod und sonderbare Zierde“ der fürstlichen Residenz beigehalten und bereichert werden. Dies zur öffentlich fideikommissarischen Einrichtung erklärte Bibliothek des Hauses Brandenburg sollte den Einheimischen, Fremden, Lehrenden und Lernenden dienen und vor allem den fürstlichen Collegien, dem Archiv und der studierenden Jugend des Gymnasiums von Nutzen sein. Der Stiftungsbrief bietet ein schönes Beispiel für die aufgeklärten Bestrebungen des markgräflichen Hofes.

Durch den Verkauf des Maschalkhauses im Jahr 1739, das ohnehin den Platzanforderungen der Bücherlast nicht mehr genügte, wurde 1745 die Rückverlegung der auf 15.000 Bände angewachsenen Bibliothek in das Schloss vorgenommen. Betreut wurde die Bibliothek bis 1764 von den Hofräten Johann Sigmund Strebel und Gottlieb Paul Christ aus Coburg.

Hofarchitekt Retty erhält Auftrag für Bibliotheksneubau

Da 1746 anlässlich eines Festes im Schloß ein Feuer ausbrach, das glücklicherweise keinen größeren Schaden anrichtete, wurde der Bau eines Bibliotheksgebäudes in Erwägung gezogen. Zu diesem Zweck entwarf der Baudirektor und Ingenieur-Capitän Leopoldo Retty einen Plan, der aus finanziellen Gründen nie zur Verwirklichung kam. Obwohl Carl Wilhelm Friedrich sich in hohem Maß der Verwaltung und Jagd zuwandte, setzte er sich für den Ausbau der Bibliothek ein, der er bereits 1730 den größten Teil seiner Hausbibliothek stiftete. An der Förderung der Wissenschaften war im insofern gelegen, als Ansbach anderen Höfen nicht nachstehen sollte.

Das genaue Gegenteil seines Vaters verkörperte der letzte Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander, der sich zu dem Kunst- und Geistesleben der westlichen Großmächte hingezogen fühlte und das Musik- und Theaterleben am Hofe schätze. Während seiner Regierungszeit wurden der Bibliothek zwei geschlossene Privatsammlungen testamentarisch vermacht, und zwar die Büchersammlung des Geschichtsschreibers Johann Heinrich von Falkenstein sowie die medizinische Fachbibliothek des markgräflichen Leibarztes Hellwig Christian Mayer. Käuflich erworben wurden keine geschlossenen Sammlungen mehr; stattdessen konzentrierte sich die Erwerbung auf laufende Neuerscheinungen und kleinere Lückenergänzungen.

Markgraf Alexander fördert Kunst und Wissenschaft


1769 fiel Alexander, dessen Geisteshaltung, Lebensstil und Regierungsweise von der Aufklärung geprägt waren, das Fürstentum Bayreuth zu, als mit dem Tod des Markgrafen Friedrich Christian die Brandenburg-Kulmbachische Linie erloschen war. In seiner Funktion als Landesherr beider Fürstentümer nahm Markgraf Alexander sich der Belange der Landesuniversität Erlangen an, die seither den Namen Friedrich-Alexander-Universität trägt.

Von seinen zahlreichen Reisen in Deutschland und in den westlichen Ländern brachte er stets eine Ausbeute für die Bibliothek mit, darunter kostbare Prachtausgaben, und trug auf diese Weise erheblich zur Bereicherung der hochfürstlichen Bibliothek bei. Im Oktober 1769 erteilte er wichtige Instruktionen, die Schlossbibliothek betreffend. So legte er z. B. fest, dass die Bibliothekare ohne Rücksprache mit ihren Kollegen kein Buch kaufen oder gar ein Buch der Herrschaft verkaufen durften.
Zuständig für die Bibliothek in den Jahren 1765 bis 1791 waren der Stiftskaplan Johann Jakob Spieß, der Hofkammerrat Adam Ludwig Wetzel sowie der Gymnasialprofessor Johann Georg Zenker. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass der Reiseschriftsteller Philipp Wilhelm Gercken nicht nur den wissenschaftlichen Bestand, sondern auch die gute Ordnung der Bücher rühmte.

Fürstentümer Ansbach und Bayreuth fallen an Königreich Preußen

Nach dem Ableben seiner Gemahlin Friederike Caroline verzichtete der kinderlose Markgraf Alexander zugunsten Preußens auf die Herrschaft über die Hohenzollern’schen Fürstentümer Ansbach und Kulmbach-Bayreuth und zog sich mit seiner Favoritin Lady Craven nach England zurück.

Über das weitere Schicksal der an seltenen und kostbaren Beständen reichen Bibliothek, die die von den Zeitströmungen beeinflussten Neigungen und Interessen der Markgrafen und Markgräfinnen widerspiegelt, soll im Folgenden eingegangen werden.

Festzuhalten ist, dass als wahre Kunst- und Bücherfreunde im 17. Jahrhundert Johann Friedrich und im 18. Jahrhundert Christiane Charlotte sowie Alexander zum Wohl der Bibliothek beigetragen haben.

Schlossbibliothek Unterschwaningen wird nach Ansbach transportiert

Nach der Abdankung des Markgrafen Alexander regierte in Ansbach-Bayreuth 14 Jahre lang unumschränkt wie ein „Vizekönig“ Minister Karl August von Hardenberg. Durch eine Erhöhung des Bibliotheksetats auf 500 Gulden schien die würdige Fortsetzung der markgräflichen Stiftung zunächst gesichert, doch bereits nach 1802 wurde die planmäßige Erwerbung nicht mehr konsequent durchgeführt, bis sie im Zuge der politischen Ereignisse völlig unterblieb. Die einzige größere Errungenschaft während der preußischen Ära stellte die Bibliothek des Schlosses Unterschwaningen dar, die 1802 nach Ansbach transportiert wurde und von den Markgräfinnen Christiane Charlotte und Friederike Louise zusammengetragene Bücherschätze verborgen hielt.

Aus: Marlene Tiggesbäumker-Mütherties, „Die markgräfliche Schloßbibliothek Ansbach als Grundstock der Universitätsbibliothek Erlangen“, Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst an der Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen in Köln, (1985). Das Exemplar in der Vereinsbibliothek des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. in der Villa Sandrina zu Triesdorf kann dort eingesehen werden. Terminvereinbarung unter Tel. 09826/335.

Die heimliche Hochzeit im Haus des Falkners

Palais Heydenab GunzenhausenHeydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße

WEIDENBACH/GUNZENHAUSEN –

Heydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach  Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße
Heydenab’sches Haus| 1737 baut der markgräflich-ansbachische Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ das Heydenab’sche Haus zwischen Weidenbach und Triesdorf. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Mit ihrem Beitrag „Ernst Wilhelm von Heydenab (1701-1758), Oberamtmann von Gunzenhausen. Ein Günstling des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ (Alt=Gunzenhausen, hg. vom Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Heft. 69/2014) legt Siglinde Buchner aus Weißenburg erstmalig eine kurze Lebensbeschreibung über einen der wichtigsten Figuren am Hof des Markgrafen Carl vor.

Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
 

Ernst Wilhelm Anton von Heydenab besaß in Weidenbach-Triesdorf Schloss und Gut sowie in Gunzenhausen ein Stadtschloss (heute: Filiale Gunzenhausen der VR-Bank Mittelfranken West, Ansbach).

Einem Mitglied des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung aus Weidenbach ist jetzt im Kirchenbuch der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weidenbach ein Fund geglückt, der die Lebensgeschichte des Obristfalkenmeisters am Ansbacher Hof weiter aufhellt. Dort steht:
„Kirchenbuch Weidenbach. Johann Andreas Frei wurde am 3. Mai 1744 Dom. Rog. von Dekan Schülin zu Gunzenhausen eingesetzt. Unter ihm wurde der Bau des neuen Pfarrhauses vollendet. Auf einem im Geburtsregister vom Jahre 1746 eingehefteten Blättchens berichtet er folgendes merkwürdige amtliche Vorkommnis.

Ao 1746 den 24. Septbr. wurde ich zum Herrn Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber berufen, woselbst ich obgedachten Herrn und Herrn Kammer-Rat Schaudig antraf, welcher mir von meinem Durchlauchigst- und Gnädigsten Landesfürsten und Herrn einen mit dem Höchfürstl. Wappen versiegelten Brief überreichte, welcher zur Überschrift folgende Worte hatte:
Ad Parochum Weidenbachensem. Der Inhalt ist fideliter copirt folgender: Ich als Summus Episcopus befehle dem Pfarrer zu Weidenbach, das er die Copulation an den Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber vollziehen und es so einrichten darf, [daß] auf sein Verlangen ihm ein Attest vor Geburt seiner lieben Kinder soll gegeben werden. Carl Wilhelm Friedrich als Episcopus. His publice lectis wurde insolvirt den 25. Septbr. darauf als Sonntag XVI. p. Trin. abends im Beisein Herrn Rittmeisters von Reitzenstein, Herrn Hauptmanns von Hofer und Herrn Stallmeisters Diezel die priesterliche Einsegnung mit Frl. Mar. Barb. Seizin vorzunehmen, welches auch bei Licht abgeredeter Massen nach gehaltener kurzen Sermon geschehen. Der Herr, dessen wir sind und deme wir dienen, wende diese und alle Ehen zum Besten. J. A. Frej, Past.’ “


Der Grund für die Empörung des Weidenbacher Pfarrers ist klar: Heydenab lebte schon seit Jahren mit seiner Haushälterin Maria Barbara Seiz in wilder Ehe in seinem Weidenbacher Haus zusammen und hatte mit ihr bereits vier Kinder: Johann Christoph (*1741), Johanna Wilhelmina (*1743), Sophia Henrica Charlotta (*1744) und Ehrenfried Johann Christian (*1746).
Zwei weitere sollten noch folgen: Wilhelmina Carolina 1747 und eine Totgeburt am 10.9.1748. Bei der von Siglinde Buchner angebotenen Tochter Maria Sibylla Elisabeth könnte es sich auch um die Schwester des Obristfalkenmeisters handeln, wird sie doch in der gedruckten Leichenpredigt 1756 als „geborene Freyin von Heydenab“ genannt.

Durch Befehl des Markgrafen in seiner Funktion als Bischof von Ansbach wurden durch die nachträgliche, klandestine Ehe – vor Ausschluss der Öffentlichkeit in der privaten Kapelle des Heydenab’schen Hauses – die Kinder aus dem Hause des Falkners legitimiert und somit die Voraussetzung geschaffen, diese eigentlich nicht-ehelichen Kinder Heydenabs in die Gesellschaft einzuführen und schließlich – in der Perspektive – gut zu verheiraten. Somit wurde durch die Legitimation der Kinder des Heydenab das Verfahren hergestellt und erprobt, welches später auch in markgräflicher Sache angewandt wurde. Bei der Legitimation der Kinder des Markgrafen Carl aus seiner illegitimen Beziehung mit Elisabeth Wünsch: die Freiin und Freiherren von Falkenhausen.

Palais Heydenab Gunzenhausen Heydenab’sches Haus| 1750 ist es Rettÿs Nachfolger Hofbaumeister Johann David Steingruber, der statt eines Rathauses für Gunzenhausen an die prominente Stelle direkt am Marktplatz das Adelspalais für den Falkenmeister von Heydenab erstellt. Der bereits 1748 gefertigte Rathausentwurf wird dazu geringfügig abgewandelt. Die künftige Rangerhöhung zum Obristfalkenmeister und Oberamtmann von Gunzenhausen 1751 kündigte sich also bereits an Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße