Die heimliche Hochzeit im Haus des Falkners

Palais Heydenab GunzenhausenHeydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße

WEIDENBACH/GUNZENHAUSEN –

Heydenabsches Haus| Markgrafen zu Ansbach  Foto:Die Ansbachische Markgrafenstraße
Heydenab’sches Haus| 1737 baut der markgräflich-ansbachische Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ das Heydenab’sche Haus zwischen Weidenbach und Triesdorf. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Mit ihrem Beitrag „Ernst Wilhelm von Heydenab (1701-1758), Oberamtmann von Gunzenhausen. Ein Günstling des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach“ (Alt=Gunzenhausen, hg. vom Verein für Heimatkunde Gunzenhausen, Heft. 69/2014) legt Siglinde Buchner aus Weißenburg erstmalig eine kurze Lebensbeschreibung über einen der wichtigsten Figuren am Hof des Markgrafen Carl vor.

Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
Wappen der Familie von Heydenab Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße
 

Ernst Wilhelm Anton von Heydenab besaß in Weidenbach-Triesdorf Schloss und Gut sowie in Gunzenhausen ein Stadtschloss (heute: Filiale Gunzenhausen der VR-Bank Mittelfranken West, Ansbach).

Einem Mitglied des Vereins der Freunde Triesdorf und Umgebung aus Weidenbach ist jetzt im Kirchenbuch der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Weidenbach ein Fund geglückt, der die Lebensgeschichte des Obristfalkenmeisters am Ansbacher Hof weiter aufhellt. Dort steht:
„Kirchenbuch Weidenbach. Johann Andreas Frei wurde am 3. Mai 1744 Dom. Rog. von Dekan Schülin zu Gunzenhausen eingesetzt. Unter ihm wurde der Bau des neuen Pfarrhauses vollendet. Auf einem im Geburtsregister vom Jahre 1746 eingehefteten Blättchens berichtet er folgendes merkwürdige amtliche Vorkommnis.

Ao 1746 den 24. Septbr. wurde ich zum Herrn Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber berufen, woselbst ich obgedachten Herrn und Herrn Kammer-Rat Schaudig antraf, welcher mir von meinem Durchlauchigst- und Gnädigsten Landesfürsten und Herrn einen mit dem Höchfürstl. Wappen versiegelten Brief überreichte, welcher zur Überschrift folgende Worte hatte:
Ad Parochum Weidenbachensem. Der Inhalt ist fideliter copirt folgender: Ich als Summus Episcopus befehle dem Pfarrer zu Weidenbach, das er die Copulation an den Obrist-Wachtmeister, wie auch Falkenmeister und Kammerjunker von Heidenaber vollziehen und es so einrichten darf, [daß] auf sein Verlangen ihm ein Attest vor Geburt seiner lieben Kinder soll gegeben werden. Carl Wilhelm Friedrich als Episcopus. His publice lectis wurde insolvirt den 25. Septbr. darauf als Sonntag XVI. p. Trin. abends im Beisein Herrn Rittmeisters von Reitzenstein, Herrn Hauptmanns von Hofer und Herrn Stallmeisters Diezel die priesterliche Einsegnung mit Frl. Mar. Barb. Seizin vorzunehmen, welches auch bei Licht abgeredeter Massen nach gehaltener kurzen Sermon geschehen. Der Herr, dessen wir sind und deme wir dienen, wende diese und alle Ehen zum Besten. J. A. Frej, Past.’ “


Der Grund für die Empörung des Weidenbacher Pfarrers ist klar: Heydenab lebte schon seit Jahren mit seiner Haushälterin Maria Barbara Seiz in wilder Ehe in seinem Weidenbacher Haus zusammen und hatte mit ihr bereits vier Kinder: Johann Christoph (*1741), Johanna Wilhelmina (*1743), Sophia Henrica Charlotta (*1744) und Ehrenfried Johann Christian (*1746).
Zwei weitere sollten noch folgen: Wilhelmina Carolina 1747 und eine Totgeburt am 10.9.1748. Bei der von Siglinde Buchner angebotenen Tochter Maria Sibylla Elisabeth könnte es sich auch um die Schwester des Obristfalkenmeisters handeln, wird sie doch in der gedruckten Leichenpredigt 1756 als „geborene Freyin von Heydenab“ genannt.

Durch Befehl des Markgrafen in seiner Funktion als Bischof von Ansbach wurden durch die nachträgliche, klandestine Ehe – vor Ausschluss der Öffentlichkeit in der privaten Kapelle des Heydenab’schen Hauses – die Kinder aus dem Hause des Falkners legitimiert und somit die Voraussetzung geschaffen, diese eigentlich nicht-ehelichen Kinder Heydenabs in die Gesellschaft einzuführen und schließlich – in der Perspektive – gut zu verheiraten. Somit wurde durch die Legitimation der Kinder des Heydenab das Verfahren hergestellt und erprobt, welches später auch in markgräflicher Sache angewandt wurde. Bei der Legitimation der Kinder des Markgrafen Carl aus seiner illegitimen Beziehung mit Elisabeth Wünsch: die Freiin und Freiherren von Falkenhausen.

Palais Heydenab Gunzenhausen Heydenab’sches Haus| 1750 ist es Rettÿs Nachfolger Hofbaumeister Johann David Steingruber, der statt eines Rathauses für Gunzenhausen an die prominente Stelle direkt am Marktplatz das Adelspalais für den Falkenmeister von Heydenab erstellt. Der bereits 1748 gefertigte Rathausentwurf wird dazu geringfügig abgewandelt. Die künftige Rangerhöhung zum Obristfalkenmeister und Oberamtmann von Gunzenhausen 1751 kündigte sich also bereits an Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Das Heiratsprojekt pro Österreich und contra Preußen – Alexander von Ansbach und Caroline von Coburg

COBURG/ANSBACH – Am 22. November 1754 heiratete der Erbprinz Alexander in Coburg die Prinzessin Friederike Caroline, „die unscheinbare zweite Tochter aus dem überaus bescheidenen Hause Sachsen-Coburg-Saalfeld“ (Störkel 1995, S. 47).
Die Heiratszeremonie wurde vollzogen durch den Coburger General-Superintendenten Fratscher im Rittersaal der Veste. Interessant dabei ist, dass über die Coburger Hochzeit in Ansbach viel Aufhebens gemacht wurde, darüber sogar vom Hofbuchhändler Jacob Christoph Posch ein Buch gedruckt wurde, heute aber wenig Aufmerksamkeit genießt.

Friederike Caroline wurde geboren am 24.6.1735 als zweite Tochter des Herzogs Franz Josias und seiner Frau Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt. Somit war Caroline 16 Monate älter als Alexander.

Friederike Caroline, letzte Markgräfin von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. Herzogin in Preussen, geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld
Friederike Caroline, letzte Markgräfin von Ansbach-Bayreuth.

Gestiftet wurde die Ehe wahrscheinlich durch den kaiserlichen Feldmarschall Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff – von der Wilhelmine von Bayreuth genannt „der alte Seckendorff“ – und vor allem durch seinen Neffen Christoph Ludwig von Seckendorff. Dabei allerdings war ausschlaggebend, dass es sich bei dem Haus Coburg um ein kaisertreues und zugleich protestantisches Haus handelte. Denn Ziel war es von Markgraf Carl, durch die Heirat seines Sohnes Alexander wieder politisch näher an das Kaiserhaus heranzukommen.

Der erste Schritt in diese Richtung war ja schon getan. Der Kaiser Franz I. ernannte Alexander zum Generalmajor und Inhaber eines Regiments.
Der zweite Schritt war die Vermählung mit „was guthes“, wie es seine Frau Maria Theresia deutlich formulierte (Störkel). Zwar war Friedrich Heinrich schon längst auf seinem Rittersitz Meuselwitz im Ruhestand. Aber die Klärung seiner finanziellen Angelegenheiten zwangen ihn, wieder in die Reichspolitik einzusteigen.
So schickte er „seinen fleißigen Sekretär“ Carl Franz Stecker zwei Mal, 1754 und 1756, nach Wien, um für ihn dort Aufträge zu erledigen (Kuntke 2007, S. 311). Das Staatsarchiv Altenburg verwahrt im Familienarchiv von Seckendorff die Korrespondenz, die Seckendorff mit dem Kaiser Franz I. Stephan von Habsburg-Lothringen und dessen Frau Maria Theresia von Österreich pflegte. Leider liegt hierüber bis heute keine konkrete Auswertung der Briefe vor, sodass wir heute über die genaue Entwicklung der Sache, dem Heiratsprojekt also, nur mutmaßen können.

Politisch allerdings ist klar, dass vor allem Christoph Ludwig von Seckendorff das gelungene Heiratsprojekt für sich verbuchen wollte. Er war es nämlich, der den Ansbacher Hofdichter Johann Peter Uz zwang, zum Einzug des Hochzeitpaares in Ansbach am 28. November 1754 sein Gedicht Glückwunsch zu schreiben, welches auch dann gleich vertont wurde.
In Ansbach selbst wurde zu diesem Ereignis eine „Haupt=Ehrenpforte“ für das „durchleuchtigste Fürsten Paar“ auf dem Oberen Markt (heute: Martin-Luther-Platz) zwischen Rathaus und ehem. Gasthof zur Sonne aufgebaut und in einem Kupferstich festgehalten, der dem Hochzeitsbuch des Hofbuchhändlers Posch beigegeben ist.

Wahrscheinlich war der Initiator des Buchs ebenfalls der junge Seckendorff, wird er doch in diesem Werk mehrfach als „Geheimer Minister, Christoph Ludwig, Freyherr von Seckendorff“ vorgestellt und mit seiner Amtsbezeichnung „Ober=Vogt und Ober=Amtmann zu Onolzbach“ herausgehoben. Wie Gerhard Rechter mir einst mitteilte – der leider viel zu früh verstorbene Leiter des Staatsarchivs Nürnberg – , war der junge Seckendorff aber gar kein Freiherr.

Mit dem Heiratsprojekt pro Österreich und gegen Preußen allerdings manövrierte sich aber Christoph Ludwig von Seckendorff ins politische Abseits. Auf dem Höhepunkt seiner Macht, wie Arno Störkel in seiner aktuellen Arbeit über die Markgräfin Friederike Louise feststellt, schied er 1755, also ein Jahr danach, mit „gerade einmal 47 Jahren aus der Politik“ aus (Störkel 2018, S. 261).
Grund dafür war seine kränkliche Gesundheit, vor allem aber die Verfolgung durch die Markgräfin.
Friederike Louise, die Ehefrau von Markgraf Carl, war die Tochter des preußischen Königs und ihr Bruder Friedrich II., seit 1740 König in Preußen, und mit dem Haus Habsburg im kalten Krieg. Die Unterwerfung ihres Mannes Carl zum Preis der Zukunft ihres Sohnes Alexander musste der junge Seckendorff Christoph Ludwig mit seiner politischen Karriere bezahlen. Dass aber das österreichische Projekt in Ansbach tatsächlich Widerstand hervorrief, musste dem Leser der Poschischen Hochzeitsbeschreibung sogleich ins Auge stechen. Der Erbprinz Alexander wird darin mehrfach vorgestellt als das, was er war: Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen.

Literatur:
Anonym, Beschreibung…, Hofbuchhändler Jacob Christoph Posch: Ansbach (1754)
Bruno Kuntke, Friedrich Heinrich von Seckendorff (1673-1763), Matthiesen Verlag: Husum 2007
August Sauer (Hg.), Johann Peter Uz, Sämtliche Poetische Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1964
Arno Störkel, Friederike Louise, Prinzessin in Preußen – Markgräfin in Ansbach, Wissenschaftlicher Kommissionsverlag: Stegaurach 2018
Derselbe, Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Wiedfeld & Mehl: Ansbach 1995

Hofmaler, Hoffaktor und die Pferde des Markgrafen Carl von Ansbach

ANSBACH-TRIESDORF – Markgraf Carl Wilhelm Friedrich war ein großer Freund von Falken und von Pferden. Tatsächlich betrieb der Fürst ja die Falkenjagd zu Pferd. Markgraf Carl begnügte sich jedoch nicht nur damit, schöne Pferde in seinem Marstall in Ansbach zu halten, sondern baute selbst eine eigene Zucht auf. Ein Jahr nach effektiver Übernahme der Regierung und Tod seiner Mutter Christiane Charlotte ließ der Markgraf 1730 im markgräflichen Landsitz Triesdorf eine Falknerei und ein Gestüt einrichten.

„Nach drei Jahren neuer Regierung hatte die Anzahl der Pferde 1732 mit 198 Tieren inklusive 23 Leibreitpferden wieder repräsentative Maßstäbe erreicht. Dies lag darüber hinaus an der persönlichen Vorliebe Karl Wilhelm Friedrichs für das Reiten und die Falknerei, die mit einem hohen Bedarf an Reitpferden einherhing,“, wie Magdalena Bayreuther in ihrer Dissertation „Pferde und Fürsten – Repräsentative Reitkunst und Pferdehaltung an fränkischen Höfen (1600-1800)“ feststellt (Ergon-Verlag: Würzburg 2014. S. 115). Dabei kam es bei den Pferden vor allem auf die Vielfalt der Fellfarben an. Genau wie bei den Falken, wurden auch die Pferde vom Hofmaler im Bild festgehalten.

„Bildliche Darstellungen dieser Fellfarbenvielfalt sind selten überliefert, obwohl häufig Porträts von Tieren mit einer besonders schönen Zeichnung für die fürstliche Gemäldegalerie, die Wände in den Reithäusern oder im kleinen Format für Verkauf und Schenkungen angefertigt wurden. Markgraf Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach etwa ließ 1737 durch den Porträtmaler Zierl ein großformatiges Bildnis von einem ‚Tieger Pferd‘ für 300 fl. malen, das jedoch nicht erhalten ist.“ (Bayreuther, S. 91). Die Tigerscheckung gehörte zu den auffälligen und daher begehrten Fellfarben. Dabei handelt es sich nicht um ein streifenartiges Fell, sondern um ein von allerhand Farben ‚gesprengeltes, gestricheltes, oder getüpfeltes Pferd‘. (S. 95).

Schwierigkeiten gab es aber bei der Beschaffung von neuen Zuchttieren. Im 17. Jahrhundert schickte Markgraf Albrecht etwa zwei Bediente in das Erzbistum Salzburg, um drei Schwarzschecken nach Ansbach zu bringen. (Bayreuther, S. 95) Wesentlich effizienter ging dabei Markgraf Carl vor und baute auf die Hilfe von Hofjuden und ihrem Netzwerk. Im „Hoch-Fürstlich=Brandenburg=Onoltsbachischer Address= und Schreib=CALENDER auf das Jahr 1753“ steht auf Seite 54: „Hof=Staat. Künstlere und andere zu Hof=Diensten bestellte Personen: Hr. Christian Anton Hirsch, Cammermahler. Moyses Uhlmann, Cammer=Factor und Hof =Pferd=Lifferant“.

Die enge Beziehung von Markgraf, Hofmaler und Hoffaktor spielte schon 1740 eine entscheidende Rolle. Der Hoffaktor Isaak, genannt Ischerlein, teilte sich mit dem Markgrafen Carl eine Mätresse (Peter Kuhn) – es war die 15-jährige Tochter Martha des Hofmalers Johann Baptist Zierl (Günther Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken: Ansbach 1980, S. 215). „1734 war Isaak bereits Faktor am Hof des ‚Wilden Markgrafen’ Carl Wilhelm Friedrich, in dessen Regierungszeit (1723 [1729]-1757) die Rechtssicherheit der Juden durch drei Judenordnungen von 1732, 1734 und 1737 und zahlreiche Mandate zunahm und ihr Wohlstand stieg, wovon u. a. die Synagogenbauten von Treuchtlingen (1730), Georgensgmünd (1734), Roth (1737) und vor allem von Ansbach (1744/46) zeugen“. (Peter Kuhn, Jüdischer Friedhof Georgensgmünd, Deutscher Kunstverlag: München Berlin 2006, S. 17).

Insgesamt war ja die Politik des Markgrafen Carl Wohlfahrt für alle durch kreditfinanziertes Wirtschaftswachstum. Eine Politik, die aktuell wieder an Ansehen gewinnt.

Elisabeth Wünsch, die Stamm-Mutter des Hauses Falkenhausen

LEIDENDORF/WALD – In ihrem Beitrag „Stammt die Mätresse des ‚Wilden Markgrafen’ und Stamm-Mutter der Freiherren von Falkenhausen aus einer Exulanten-Familie?“ für die „Blätter für fränkische Familienkunde“ der Gesellschaft für Familienforschung in Franken (Band 30, 2007) kommt Siglinde Buchner zu einem sensationellen Ergebnis:

Freiherren von Falkenhausen - Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach |  Elisabeth Wünsch Stamm Mutter derer  von Falkenhausen
Freiherren von Falkenhausen – Morganatische Nebenlinie der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach|Bild:Wikipedia

„Obwohl der Geburtsort von Elisabeth Wünsch und die Heirats-, Geburts- und Sterbedaten ihrer Eltern Matthäus und Barbara Windsch noch unbekannt sind, konnte die Identität von Elisabeth Wünsch geklärt werden.

Sie ist nicht identisch mit Eva Elisabeth Winkler, die in Leidendorf geboren wurde.

Sie war nicht die Tochter eines Falkners gewesen, sondern die eines Mühlknechts.“ Und weiter stellt sie fest: „Nach Hans Bahlow leiten sich die Namen Windisch, Winsch, Winschmann und Wünsch her von: ‚der Wende oder Sorbe, daher in der Ober-Lausitz am häufigsten.’“

Siglinde Buchner räumt damit mit der immer noch sehr gern erzählten Legende von der Abstammung eines Falkenbauern auf, die Dieter R. Werzinger in seiner Dissertation Die zollerischen Markgrafen von Ansbach“ (1995) wiederholt: „Der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der mit der preußischen Prinzessin in sehr jugendlichem Alter vermählt worden war, wandte sich rasch von ihr ab und heiratete zur linken Hand Elisabeth Wünsch, die Tochter eines Landwirts, der beim Fürsten als Falkner im Dienst stand.“

Tatsächlich kann eine Ehe zur linken Hand zwischen dem Markgrafen und der Madame Wünschin nicht festgestellt werden. Und auch hat sich der Markgraf nicht von seiner Ehefrau getrennt. Bis 1765 lebte Friederike Louise im Ansbacher Schloss.

Vielmehr ist es so, dass der Markgraf Carl neben seiner angetrauten Ehefrau Friederike Louise zusätzlich eine „Nebenfrau“ samt Familie unterhält und finanziert, wie Arno Störkel in seinem Buch „Friederike Louise, Prinzessin in Preußen – Markgräfin von Ansbach“ feststellt (2018).
Vier Kinder hat der Markgraf mit Elisabeth Wünsch, die Tochter Louise Charlotte stirbt allerdings wenige Monate nach der Geburt. Die restlichen drei erhalten den Namen Falkenhausen und werden in den Adelsstand zu Freiin und Freiherren von Falkenhausen erhoben.

Beide Familien, also das alte Haus Ansbach und das neue Haus Falkenhausen, werden durch den Markgrafen zur Kollaboration gezwungen. Dies wird schon klar, wenn man sich die gewaltigen finanziellen Mittel ansieht, die Carl aus dem Haus Ansbach in das Haus Falkenhausen transferiert:

„Die Mutter [Elisabeth Wünsch] bezog eine monatliche Zahlung von 500 fl.
Die Tochter [Wilhelmina Eleonora Freiin von Falkenhausen] erhielt als Heiratsausstattung einen Betrag von 30.000 fl.
Von den beiden Söhnen erhielten
Friedrich Carl Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Thürnhofen, im Wert von 50.000 fl, Erträge von 913 fl. [Schloss und Gut] Trautskirchen, im Wert von 90.000 fl., Erträge von 2.000 fl., ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. und

Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen [Schloss und Gut] Laufenbürg, im Wert von 50.000 fl., Erträge von 1.153 fl; [Schloss und Gut] Wald, im Wert von 75.000 fl, Erträge von 1.653 fl, ½ von [Schloss und Gut] Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl.Hinzu kamen noch Waldungen und Weiher im Wert von 5.991 fl und Erträge von 97 fl.
Noch verbleibende Differenzen bei der hälfigen Aufteilung sollten durch Geldzahlungen ausgeglichen werden.“ (Dieter R. Werzinger).

Dieser Schritt ist notwendig, weil Markgraf Carl auf die Erbansprüche seiner Kinder aus der Nebenfamilie verzichtet.

„In einem Schreiben vom 12. April 1747 teilte Markgraf Carl seinem Schwager, dem Preußenkönig Friedrich II., mit, dass er zwei außereheliche Kinder habe, die der Kaiser in den Freiherrenstand erhoben habe. [Das dritte Kind sollte erst 1748 geboren werden.]
Doch sollten seine Kinder keine Ansprüche auf seine Lande haben, d. h. sie dürften nicht die offizielle Erbfolge antreten. Dies war für den preußischen König ein wichtiges Zugeständnis, denn es war bekannt, dass der französische König Ludwig XIV. seine außerehelichen Kinder nicht nur anerkannt hatte, sondern – wahrscheinlich angesichts der hohen Sterblichkeitsrate in der legitimen königlichen Familie – testamentarisch bestimmt hatte, dass sie das Recht hätten, die Thronfolge anzutreten, falls die rechtmäßige königliche Familie aussterben würde.“


(Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Werner Mühlhäußer [Hg], Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach [reg. 1729-1757], 2007).

Diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern Ansbach und Falkenhausen wird durch den Besuch des ersten Falkenhausen auf der Grand Tour des neuen Erbprinzen Alexander in Venedig besiegelt (1753). So schreibt der Hof=Kammer=Rath Hirsch in seinem Buch „Reise durch Italien und Frankreich in den Jahren 1752 und 1753, worinnen auch von der Reise des Herrn Markgrafen von Ansbach als Erbprinz, nach Venedig und Rom, Nachricht gegeben wird (1808, Nachdruck 2005):

„Den 14. Januar langte Herr Geheime Rath von Voit mit Herrn von Falkenhausen aus Ansbach hier an. Wir machten ihnen noch des Nachts unsere Visite.“ Und hat Bestand. Abzulesen schon allein aus der Tatsache, dass der Markgraf Alexander bei den Kindern seiner Halbgeschwister Taufpate ist, wie Emma Foertsch in ihren Beitrag „Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach“ (1964) dokumentiert.

„Elisabeth Wünsch wohnte ursprünglich in Schloß Georgenthal, dann nach 1752 in Schloß Wald; zwischen 1734 und 1748 gebar sie dem Markgrafen vier Kinder.“ (Dieter R. Werzinger).
Das Haus Ansbach ist 1806 untergegangen und das Jagdschloß Georgenthal im Mönchswald nahe Haundorf abgetragen. Das Haus Falkenhausen lebt hingegen fort und sitzt bis heute auf Schloss Wald am Altmühlsee nahe Gunzenhausen, dem Stammsitz der Familie.

Johann Peter Uz (1720-1796) in Ansbach und Halle an der Saale: Zehn Materialien und Gedichte zusammengestellt.

1.

„Johann Peter Uz ist am 3. Oktober 1720 als Sohn des Goldschmieds Friedrich Carl Gottlob August Uz in Ansbach zur Welt gekommen. Der Vater freilich arbeitete nicht in seinem erlernten Beruf, sondern war Inspektor des fürstlichen Laboratoriums und Aufseher über die neu angelegte Lederfabrik in Flachslanden. Nach dem frühen Tod des Vaters sorgte die Mutter Elisabeth, geb. Reisenleiter, die ebenfalls einer Ansbacher Goldarbeiter-Familie entstammte, für die gründliche Ausbildung. Johann Peter Uz besuchte das örtliche Gymnasium bis 1739 und studierte dann in Halle vier Jahre vor allem die Rechte im Hinblick auf eine Anstellung als Jurist. Von Leipzig, wo er sein Studium fortsetzen wollte, rief ihn im August 1743 der gemeßene Befehl (wohl der Mutter) zurück nach Ansbach,

Gleim gegenüber deutete er an, sie habe befürchtet, ihm könne ein ähnliches Schicksal widerfahren wie Johann Christian Günther. Aus seinem Briefwechsel ist weiter bekannt, daß er schließlich in seiner Geburtsstadt ein Häuschen bewohnte, zunächst noch zusammen mit seiner Mutter und zwei Schwestern, später dann nur noch mit seiner Schwester Esther Sophia, die ihn um wenige Monate überlebte.“

Ernst Rohmer, Dichter und Bürger in der Provinz – Johann Peter Uz und die Aufklärung in Ansbach, Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1998, S. XIIIf.


2.

„[Johann Wilhelm Ludwig] Gleim zählt neben dem Dichter Johann Peter Uz und dem Anakreon-Übersetzer Johann Nikolaus Götz zur zweiten halleschen Dichterschule. Die drei hatten gemeinsam an der Fridericiana studiert und zelebrierten seitdem ihre Freundschaft. Anakreon bildete dabei nicht umsonst das ästhetische Zentrum. Seine Gedichte stellen zur Verfügung, was von da an das Ferment jeder Jugendkultur bildete: Sex (Küsse), Drogen (Wein) und Musik (anakreontische Lieder), und so prägte der anakreontische Ton das Frühwerk von Dichtern wie Lessing oder Goethe.“

Steffen Martus, Aufklärung – Das deutsche 18. Jahrhundert – ein Epochenband, Rowohlt: Berlin 2015, Seite 531

3.

Der Sommer und der Wein

In diesem schwülen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kühler Nacht,
Und schlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muse träumt nur matte Klagen.
Ich hänge mit verdroßner Hand
Die träge Leyer an die Wand.

Doch. Freund, in schwülen Sommertagen,
(Zischt mir Lyäus in das Ohr:)
Hebt sich der Weinstock stolz empor,
Den Frost und Regen niederschlagen:
Und nur der höhern Sonne Glut
Kocht seiner Trauben göttlich Blut.

So mag in schwülen Sommertagen
Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn,
Und Scherz und Muse sich entziehn:
Der Wein wird sie zurücke jagen.
Er reise nur der frohe Wein:
Was kann mir unerträglich seyn?

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 118f.

4.

„Johann Peter Uz (1720-1796, Ansbach, Halle): Lyrische und andere Gedichte. Heitere Gesellschaftsdichtung, Gipfel der deutschen Anakreontik dar. Hauptthema die Liebe, von sinnlich-schäferlichem Getändel umspielt, gelegentlich auch frivol. Preis gemäßigten Weingenusses. Außerdem einige vaterländische Gesänge, Gedenkverse auf Freunde sowie philosophische und religiöse Oden. Kulturphilosophische Ideen wie die der Erziehung des Naturmenschen durch die Dichtung und die des Göttermythos als Spiegel der menschlichen Entwicklung (Die Dichtkunst) sowie der Freundschaftskult (An die Freude) zeigen Uz, auch in der rhythmischen und metrischen Formung, als Vorläufer Schillers.“

H.A. und E. Frenzel, Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte Band I, Deutscher Taschenbuchverlag: München 1970, 6. Auflage, S. 172

5.

Neujahrswunsch des Nachtwächters zu Ternate

Weckt eure Gatten küssend auf,
Ihr Schönen von Ternate!
Hört, bey des Jahres neuem Lauf,
Wie mir ein Wunsch gerathe!

Ein Mädchen, das sich Muse nennt,
Durchstreicht mit mir die Staßen;
Und was mein Herz euch gutes gönnt,
Will sie in Reime fassen.

Wohlan! die Freude werde neu,
Wie sich das Jahr verneuet!
Es fliehe finstre Heucheley,
Die sich im Winkel freuet!

Nicht Eigennutz, nur Zärtlichkeit
Sey Stifter unsrer Ehen:
So wird man Hymens güldne Zeit
Auch Jahre dauern sehen.

Die süße Falschheit unsrer Zeit
Entweiche von der Erde,
Daß alte wahre Redlichkeit
Noch einmal Mode werde.

Es drohe Miswachs und Verlust
Gelehrten Schmierereyen:
Nur müsse junger Mädchen Brust
Und guter Wein gedeihen!

Gib, Himmel! Deinen alten Wein
Den fröhlichen Poeten!
Die in der Musen Lorbeerhayn
Oft, leider! Durstig treten.

Nur Wasser, alter Weisen Trank,
Gib unsern jungen Weisen;
Und jage den Monadenzank
Von freudenvollen Schmäusen.

Der Geitz mag sein erwuchert Gut
Nur hüten, nicht genießen!
Doch laß ein Bächlein güldner Fluth
Auch auf den Weisen fließen!

Den unsre Weibchen kosten viel,
Wenn sie uns lieben sollen:
Wie viel erfordert Putz und Spiel
Und wenn wir schmausen wollen!
Heil allen, den Heil gebricht,
Heil sey dem ganzen Staate!
Dieß wünsch ich aus bezahlter Pflicht,
Nachwächter von Ternate.

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 100ff.

6.

„Und wie könnte ich den Stolz von Anspach, den unerreichbaren Lyriker, den Horaz der Teutschen, Herrn Landgerichtsassessor Uz, vergessen, dessen göttliche Muse die höchsten Gegenstände der Religion und Moral, so eingreifend besungen, die schöne Natur mit so sanften Farben geschildert, und Thorheiten und Laster, mit so eigentümlicher Laune bestraft hat. – Allein die poetischen Verdienste, welche sich dieser wahre Biedermann erworben hat, sind nicht einmal seine schönste Seite. Seine tiefe Einsicht in die Rechtsgelehrsamkeit; sein unermüdeter Eifer dem Bedrängten zu helfen – ihm bald zu helfen; – sein unglaublicher Fleiß, durch welchen er bewirkt, daß er bey dem stärksten Pensum immer die wenigsten Akten im Haus hat; Seine unbestechliche Redlichkeit, die iedem der sich seiner Sache nicht gewiß weis, fürchterlich ist; Sein Feuer mit welchem er gegen die listige Chikane zu Felde zieht, und dies Ungeheuer aus den verborgensten Schlupfwinkeln heraustreibt; etc. diese vortreflichen Eigenschaften sind es, die in seinem Wirkungskreis unzählige Wohlthaten verbreiten, und aus manches Armen Auge eine dankbare Thräne entlocken, für die Er gerne, wie er selbsten in seinen unsterblichen Werken sagt, iedes seiner schönsten Gedichte hingeben würde. In seinem Privatleben eingezogen und still, in dem Zirkel weniger Freunde, von sanftem Umgang, ohne alle Prätensionen, ohne alle Eitelkeit, mit gänzlicher Verläugnung eines stolzen Selbstgefühls, ist Uz das, was so viele seyn wollen, und so wenige sind, ein wahrer Christ, und ein wahrer Weiser.“

Johann Bernhard Fischer, Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach, Erster Theil, Benedict Friedrich Haueisen: Ansbach 1790, S. 289f.

7.

Ein Traum

O Traum, der mich entzückt!
Was hab ich nicht erblicket!
Ich warf die müden Glieder
In einem Thale nieder,
Wo einem Teich, der silbern floß,
Ein schattigtes Gebüsch umschloß.

Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bey dem Teiche.
Das hatte sich, zum Baden,
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.

Der freye Busen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb lüstern stehen
Bey diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies,
Und sich die Wollust fühlen ließ.

Sie fieng nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Doch ach! Indems geschiehet,
Erwach ich und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser seyn!

J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, Erster Band, Drittes Buch, Johann Georg Fleischhauer: Reutlingen 1777, S. 19f.


8.

„Den Höhepunkt Ansbacher Dichtung im 18. Jahrhundert markieren Johann Friedrich von Cronegk (1731-1758) und vor allem Johann Peter Uz (1720-1796), beide gebürtige Ansbacher, beide in engem Kontakt mit zahlreichen Vertretern der norddeutscheen und sächsischen Aufklärung; Cronegk insbesondere mit Gellert, Uz etwa mit Gleim oder Nicolai. Während Cronegks Ruhm nach seinem frühen Tod schnell verblaßte – immerhin wurde noch das Hamburgische Nationaltheater 1767 mit einem seiner Dramen eröffnet, was Lessing zu seiner ausführlichen Kritik in den ersten sieben Stücken der Hamburgischen Dramaturgie veranlaßte -, war Uz als einer der bedeutendsten unter den Anakreontikern deutscher Sprache Repräsentantz einer literischen Richtung, die nicht zuletzt als bewußte Provokation des hallensichen Pietismus entstanden war.“

Georg Seiderer, Formen der Aufklärung in fränkischen Städten – Ansbach, Bamberg und Nürnberg im Vergleich, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung: München 1997, S. 90f.

9.

„Uz Johann Peter, Dichter, Oden, Lehrgedichte, Lyrik, Mitherausgeber des Ansbacher Gesangbuchs von 1781. *03.10.1720 Ansbach, +12.05.1796 Ansbach“

Hermann Dallhammer in Zusammenarbeit mit Werner Bürger, Ansbach – Geschichte einer Stadt, Hercynia-Verlag: Ansbach 1993, S. 412

10.

„Ich hätte sehr gern geheirathet; aber da ich heirathen wollte, konnte ich noch keine Frau ernähren, und da ich dieß gekonnt hätte, war ich zu alt.“

Johann Peter Uz, zit. nach Friedrich Schlichtegroll: Nekrolog auf das Jahr 1796. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahr verstorbener Deutschen, 7. Jahrgang, 1. Band. Gotha 1799, S. 65-153, hier S. 67. Aus: Ernst Rohmer, Dichter und Bürger in der Provinz – Johann Peter Uz und die Aufklärung in Ansbach, Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1998, S. XV

Falkenjäger unter sich: Carl von Ansbach bei Clemens August von Köln in Brühl bei Bonn

Falkenjagd ansbach Kultur in Ansbach Kulturausflug nach Ansbach Kulturreise Hotel Platengarten

TRIESDORF/ALTENKIRCHEN

Falkenjagd  : Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.
Kurfürst Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.

Im Fürstentum Ansbach spielte die Falkenjagd eine herausragende Rolle. Bei der Hohen Beize, die allein dem Fürsten zustand, handelt es sich um die Jagd mit abgerichteten Raubvögeln, die hoch in der Luft andere Vögel von oben angreifen und nieder drücken und somit schlagen. Als besonderes Schauspiel war der Kampf zwischen dem Gerfalken (Islandfalke) und dem Graureiher hoch im Kurs. Es war Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der dieser sehr teueren und aufwändigen Jagdform sein Leben widmete. Dass die Kinder aus der Verbindung mit seiner Nebenfrau Elisabeth Wünsch den Namen Falkenhausen erhielten, können wir heute dafür als Beweis gelten lassen.

In seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ (Verlag C. und C. Rabenstein: Bayreuth 2012) schreibt Arno Störkel:
„Carl Wilhelm Friedrich hatte bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ein volles Hundert Falken im Dienst. Er wurde charakterisiert als ein Mann, den man den ganzen Tag mit dem Falken auf der Hand sah; er beschäftigte ein halbes Hundert Mann – inklusive eines eigenen Falkenmalers – allein für sein Hobby und ließ es sich über 50.000 fl. (Gulden) im Jahr kosten. Die Priorität, die die fauconerie bei ihm an Aufmerksamkeit und Geld genoss, brachte ihm schon früh Probleme in seiner Ehe und sein Land schließlich buchstäblich an den Rand des Ruins.“

Sitz der ansbachischen Falknerei war zuerst Triesdorf und später dann zusätzlich Gunzenhausen.

War die Falkenjagd für den Markgrafen von Ansbach wirklich nur Hobby? Tatsächlich muss man den Markgraf als Fürsten betrachten, als Ersten Politiker seines Territoriums. Und die Falkenjagd war ein Mittel, um sich mit anderen Fürsten und anderen Politikern zu treffen und zu messen. Dass Markgraf Carl beim Besuch seines Schwiegervaters Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König in Preußen zu Triesdorf eine Falkenjagd veranstaltete, zeigt die Dimension der Unternehmung. Wahrscheinlich wollte Markgraf Carl seinem Schwiegervater dadurch verdeutlichen, dass die Führung im gemeinsamen Haus Hohenzollern noch nicht ausgemacht ist.

Am 1. August 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an das Fürstentum Ansbach. Die kleine Grafschaft im Westerwald kam aus einer Erbschaft weit entfernter Verwandten an den Markgrafen. Zur Huldigung fuhr Carl Wilhelm Friedrich selbst dorthin. Carl Heinrich Ritter von Lang schreibt in seinem Aufsatz „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Carl Brügel: Ansbach 1848) nahezu verwundert: „Der Markgraf selber begab sich am 5. Oktober von Triesdorf aus dahin, um am 7. Oktober die feierliche Huldigung einzunehmen, während die Markgräfin ihrem geliebten vaterländischen Berlin zueilte. Im Gefolge des Fürsten befanden sich die glücklichen Günstlinge, der Oberst=Reisestallmeister v. Schenk und der Falkenmeister v. Heidenab, der Sekretär Holle, der Kammerdiener Binder, der Kammer=Courier Ritter und der ehemalige Feuchtwanger Burgermeister und lustige Rath Wünschenmayer, der durch die Künste der Höflinge zum Narren gemacht, überall in einer ungeheuern Allonge=Perücke, und mit einem kolossalen Kammerherrnschlüssel und erdichteten Orden behängt, daher stolzierte. Am 15. Oktober wurde dem Kurfürsten von Köln ein Besuch in Bonn abgestattet.“

Bei dem ganzen Vorgang fällt auf, dass der evangelisch-lutherische Markgraf – selbst Bischof – und sein Falkenmeister Ernst Wilhelm Anton von Heydenab gemeinsam den Kurfürsten Clemens August von Baiern besuchen und somit den katholischen Erzbischof von Köln. Er, der Bruder des künftigen Kaisers Carl VII. und aus dem mit Hohenzollern und Habsburg konkurrierenden Haus Wittelsbach, war ein ebenso großer Falkner wie der Markgraf.

Leider wissen wir heute nicht, was während des ansbachischen Besuchs in Bonn besprochen wurde. Tatsache ist aber, dass das Jagdschloss Falkenlust des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August nur wenige Jahre vorher fertiggestellt wurde (1737). Architekt war der berühmte kurbayerische Hofbaumeister François de Cuvilliés. Es fällt schwer anzunehmen, dass die beiden Spitzenpolitiker sich nur über Falken und andere Vögel ausgetauscht haben. Wahrscheinlich wurde hierbei auch Politik gemacht und Beschlüsse besiegelt. Somit können wir der Falkenjagd einen staatstragenden Charakter zusprechen. Und den Markgrafen Carl als Staatsmann ansprechen. Denn gleichzeitig war die Ehefrau des Markgrafen, Friederike Louise, bei ihrem Bruder, dem König Friedrich II. in Preußen. Wahrscheinlich wurde hierbei auch nicht nur über die Musik gesprochen, sondern ebenfalls Politik gemacht. Alles ist Kultur, alles ist Politik.

Der Markgraf Alexander und sein Dichter Uz in Triesdorf

Johann Peter Uz, Gemälde von Johann Michael Schwabeda. Schwabeda war markgräflicher Hofmaler 1780, Gleimhaus Halberstadt
Johann Peter Uz, Gemälde von Johann Michael Schwabeda. Schwabeda war markgräflicher Hofmaler 1780, Gleimhaus Halberstadt
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_Uz

Zum 300. Geburtstag von Johann Peter Uz (3.10.1720-12.5.1796) zeigt das Markgrafenmuseum Ansbach eine Sonderausstellung zu Leben und Werk des deutschen Dichters und markgräflichen Juristen in Ansbach

ANSBACH/TRIESDORF – Als die Lady Craven ihren Sieg über ihre Rivalin Mademoiselle Clairon um die Gunst des Markgrafen Alexander als Erste Mätresse feierte, musste natürlich das Volk eingeladen werden und zuschauen. Diese Siegesfeier fand am 23. Juli 1787 in Triesdorf statt – dem markgräflichen Jagd- und Landsitz – und war als Volksfest angelegt. Eine Aufführung des Hoftheaters Triesdorf samt Hofkapelle Ansbach mit dem Stück La Partie de Chasse de Henri Quatre (Die Jagdlust Heinrich IV) des französischen Schriftstellers Charles Collé lieferte dazu den Anlass.

Das Stück wurde in der Originalsprache Französisch gegeben, denn Französisch war im 18. Jahrhundert die Sprache bei Hofe. Um aber auch das Volk einzubeziehen, wurde es um ein deutsches Vorspiel ergänzt. Das Lied zu dieser Volksarie dichtete der aus Ansbach stammende und in Ansbach wohnende reichsweit bekannte Dichter und Jurist Johann Peter Uz.

Damit auch im gesamten Heiligen Reich Deutscher Nation davon Notiz genommen wurde, bestellte die Craven gleich noch einen Journalisten, um über die Veranstaltung im Triesdorfer Heckentheater zu berichten, was dieser dann auch fleißig für das Journal von und für Deutschland tat. Die Bekanntheit von Uz wusste also die Craven geschickt für sich zu nutzen.

Unser Landesvater jagt,
Wie die Edlen pflegen,
Doch des Volkes Liebe zagt
Seines Fürsten wegen.
Huldreich strahlt sein Angesicht,
Und wie Gottes Sonne
Ist es auch der Armen Licht,
Und verbreitet Wonne.
Helfen will er jedem gern,
Keinen gern betrüben,
Diesen lieben, guten Herrn,
Wer sollt’ ihn nicht lieben.

Dieses Gedicht wird heute allgemein als läppisch bezeichnet und somit abgetan. Der Romanist Titus Heydenreich schreibt etwa in seinem Aufsatz Französische Geschmackskultur am Ansbacher Hof: „Hätte Johann Peter Zu zeitlebens nur solche Gedichte geschrieben, dann hätten Germanisten heute weniger zu tun. Uz jedoch steht und stand im Ruf eines verdienten Poeten und Juristen dazu, und was er sich gegenüber der am Ort eh’ Zugereisten leistete, grenzte an Boykott.“ Dabei wird allerdings die tatsächliche Bedeutung und Tragweite des Gedichts verkannt und zeigt zugleich eine Unkenntnis der wahren Verhältnisse. Das Gedicht war nicht für die Lady Craven bestimmt, sondern für das Volk. Das Volk wird an den Hof des Markgrafen Alexander geladen, der landesweit bekannt deutsche Dichter Uz liefert den Text eines Lobgesangs auf den Markgrafen Alexander dazu – auf Deutsch, damit das Volk auch den Inhalt versteht – und das Ganze wird von der englischen Lady Elizabeth Craven organisiert und durchgeführt: Ein Fest für das Volk, eine Oper für den Hof, ein Ereignis für die Welt!


Literatur:
Ernst Rohmer (Hg.) et al, Dichter und Bürger in der Provinz, De Gruyter: Berlin 2013 (Nachdruck)
August Sauer (Hg.), Johann Peter Uz – Sämtliche Poetische Werke, Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1964

Mademoiselle Clairon & der Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach

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Als die Mademoiselle Clairon im Alter von 50 Jahren 1773 ihren Wohnsitz von Paris in das Fürstentum Ansbach verlegte, da war die Zeit für die einst große Schauspielerin der Comédie-Française zu Paris eigentlich schon vorbei.

Im Winter 1770 lernte Markgraf Alexander die einst bedeutende Actrice in einem der Pariser Salons kennen. Hippolyte Claire-Joseph Leris de La Tude, so der eigentliche Name der Clairon (Clairon ist tatsächlich eine hell klingende Signaltrompete beim Militär), unterhielt in Paris aber selbst einen berühmten Salon, der auch von den intellektuellen und literarischen Kreisen, etwa der Enzyklopädisten um Denis Diderot, besucht wurde.

  „Der 34-jährige Markgraf und die etwas ältere Künstlerin fassen schnell Zuneigung zueinander, und nachdem Mademoiselle Clairon sich im Frühjahr 1772 schon einmal in Ansbach umgesehen hatte, beschließt sie, endgültig in die fränkische Residenz überzusiedeln.“, so Peter Werth in seinem Aufsatz „Über Mademoisell Clairon (1723-1803)“ aus dem Buch „Triesdorf in Weidenbach“.

Tatsächlich wohnte die Clairon im Gesandtenhaus in Ansbach (heute Verwaltungsgericht) und, da der Markgraf seinen Wohnsitz zu Triesdorf unterhielt (Rotes Schloss), seit 1776 in einem eigens für sie errichteten Anbau im Weißen Schloss zu Triesdorf.

Sie war es, die es fertigbrachte, in der erzprotestantischen Residenzstadt Ansbach wieder katholische Gottesdienste stattfinden zu lassen. Bevor das Bethaus (die heutige Karlshalle am Karlsplatz) offiziell in Betrieb gehen konnte (1775), fanden die katholischen Gottesdienste in ihrem Haus im mehr oder minder privatem Rahmen statt.  

Hippolyte Clairon, gen. Mademoiselle Clairon, Muse und Mätresse des Markgrafen Alexander von Brandenburg Ansbach, Geschichte der Markgrafen von Ansbach
Das Bild wird von Neumeister Auktion 389, Kat.-Nr. 532 –
Gemälde und Graphiken 15. – 20. Jh. am 24. September 2020 zur Auktion angeboten.
Hippolyte Clairon, gen. Mademoiselle Clairon die erste Mätresse des Markgrafen von Ansbach

So schreibt in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ Johann Jakob Grund (Wien 1789): „Was Clairon bey ihrem wiederholten Aufenthalt in Anspach Gutes gestiftet hat, besteht in der Erlaubniß des Gottesdienstes, die sie dem kleinen Haufen der daselbst seßhaften Katholiken von dem gütigen und toleranten Fürsten ausgewirkt hat. Dieses wurde durch die besondere Freundschaft erleichtert, die zwischen dem Marggrafen und dem hochseligen Fürstbischofen von Würzburg durch viele Jahre bestanden hat.

Es wurde demnach ein Bethaus gebauet, wozu beyde Fürsten das ihrige beytrugen. Der Marggraf schenkte einen schönen Platz in der neuen Anlage dazu, dem Pallaste des vortrefflichen Ministers von Gemmingen gegenüber; und Fürst Seinsheim erleichterte die Baukosten aus seinem Beutel. Sonst besteht mit den Katholiken alles auf den Fuß, wie in Bayreuth. Der Pfarrer wird von Würzburg aufgestellt, und steht unter der Gerichtsbarkeit des Bischofs. Gleich anfangs wurde durch Veranlassung der Msll. Clairon der katholische Gottesdienst in einem grossen Zimmer im sogenannten Gesandtenhaus verrichtet, den ein erbetner Kanonikus vom eichstädtischen Landstädtchen Herrieden hielt.“  

Das Ende der Clairon im Fürstentum Ansbach verursachte die neue Freundin des Markgrafen Alexander, die wesentlich jüngere Schriftstellerin Lady Elizabeth Craven.
Werth schreibt dazu dramatisch, fast wie eine Regieanweisung für das Theater: „Während Alexander die Clairon weiterhin in gewohnter Großzügigkeit unterstützt und ihr noch im Jahr 1786 einen luxuriös eingerichteten Landsitz in Issy bei Paris kauft, sieht Lady Craven in der alternden Schauspielerin lediglich eine Rivalin, die es lächerlich zu machen und zu demütigen gilt. Schließlich kommt es zum endgültigen Zerwürfnis: Mademoiselle Clairon verlässt Ansbach und zieht sich nach Issy zurück, von wo aus sie tief verletzt dem Markgrafen einen langen Abschiedsbrief schreibt.“

Dass diesen Machtkampf um die Gunst des Markgrafen tatsächlich die jüngere Engländerin gewonnen hatte und nicht die ältere Französin, machte Lady Craven für alle klar – Hof und Volk – , indem sie in Triesdorf unter freiem Himmel eine Hofoper als Volksfest inszenierte (1787). Deshalb kann der Kauf des kleinen Schlosses bei Paris tatsächlich als Abfindung durch den Markgrafen betrachtet werden: Ein Altenteil in der Ferne für die einst enge Freundin.

Der Markgraf und sein Stallmeister

Stallmeister von Mardefeld - Markgrafen von Ansbach Foto: Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung

ANSBACH/WEIDENBACH – TRIESDORF

Martin Krieger beschreibt in seinem Nachschlagewerk „Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts“ (Ansbach 1966) das Bild „Johann Wilhelm von Mardefeld neben einem Schimmel“, welches vom Ansbacher Hofmalers Johann Michael Schwabeda stammt und im Markgrafenmuseum Ansbach ausgestellt wird.


Datiert ist das Bild auf das Jahr 1775 und zeigt den damals 14-Jährigen als markgräflichen Reitjungen.
Mit 22 Jahren heiratet Mardefeld im Roten Schloss zu Triesdorf – dort hatte Markgraf Alexander eine Schlosskapelle einrichten lassen – die Erste Hofdame Friederica Carolina Ernestina von Werneck.Stallmeister von Mardefeld - Markgrafen von Ansbach Foto: Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung

Am 12. Februar 1787 wird der Sohn Alexander Christian Carl Wilhelm Axel von Mardefeld getauft. Der Pate des Jungen ist Markgraf Alexander.

Tatsächlich ist der wirkliche Kammerherr und Stallmeister Johann Wilhelm von Mardefeld ein wichtiger Vertrauter des Markgrafen. Als Alexander auf dem Weg ins selbst gewählte Exil England ist, kommt die große Stunde des Stallmeisters und bringt ihm einen Eintrag ein in das Geschichtsbuch „Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth“ von Arno Störkel beschert (Ansbach 1995).

Als 1791 Alexander in Ostende ist, also in den Österreichischen Niederlanden, schickt er seinen Stallmeister nach Ansbach zurück, um seine geliebten Pferde zu holen und um sein Bargeld samt seinem Guthaben bei der Bank von Ansbach auf das Konto seiner englischen Bank in Ostende zu überweisen.

Mardefeld selbst geht nicht mit nach England. Zu Hause warten die Familie und private Geschäfte. Unter anderem führt er das gut gehende Gasthaus zum Milanen im Weidenbacher Torhaus.

Wir können davon ausgehen, dass das Wirtshaus die Stammkneipe des Markgrafen war, liegt sie doch verkehrsgünstig auf halber Strecke zwischen Rotem Schloss zu Triesdorf und Hofkirche zu Weidenbach. Heute kann man sich im Gasthaus Eder in Weidenbach-Triesdorf die Ansbachischen Bratwürste samt dunklem Bier aus Marktsteft schmecken lassen.

Der Markgraf zu Triesdorf und seine englische Mätresse in Istanbul

Blick von der Empore auf den Betsaal der Hagia Sophia, so wie die Lady Craven es in ihrem Brief an den Markgrafen Alexander beschreibt. Foto: Carl-Alexander Mavridis (Historische Aufnahme 2010)

TRIESDORF ISTANBUL

Markgraf Alexander war der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. 1787 wurde die englische Lady Elizabeth Craven offiziell seine Mätresse. In Triesdorf, seinem privaten Wohnsitz, gründete die Craven eine gelehrte Gesellschaft zu Ansbach und Triesdorf mit wöchentlichen Clubabenden im Gartenhaus der Villa Sandrina zu Triesdorf.

Außerdem gründete die energiegeladene Frau ein Lieberhabertheater am Landsitz des Markgrafen, zu der sie selbst die Stücke schrieb. Klar, Elizabeth Craven war bereits in ihrer alten Heimat England eine anerkannte Schriftstellerin.

1789 erschien bei Paul Gotthelf Kummer in Leipzig die deutsche Ausgabe ihres Buchs „Briefe der Lady Elisabeth Craven über eine Reise durch die Krimm nach Konstantinopel. An Sr. (Seine) Durchlaucht den regierenden Markgrafen von Brandenburg=Anspach.“

Tatsächlich reiste die englische Lady 1785/86, also unmittelbar vor ihrem Auftritt in Triesdorf durch das Osmanische Reich, um den Markgrafen Alexander direkt aus dem Neuen Rom, Bericht zu erstatten.

Am Ziel und Höhepunkt ihrer Reise, Konstantinopel (Istanbul), schreibt sie in ihrem 47. Brief (27.4.1786):


„Ich habe die St. Sophien Moschee (Hagia Sophia), und zwei andere gesehen. Der Dom von St. Sophie ist sehr groß und sehenswerth, aber einige der schönsten Säulen stehen verkehrt, und einige haben türkische Capitäler. In diesen heiligen Tempeln sieht man weder die herrlichen Bildsäulen des Heidenthums, noch die kostbaren Zierrathen der neuern Römer (Byzantiner); einige Lampen ohne Ordnung sind die einzigen Verschwendungen der Mahomedaner als Beweis ihrer Ehrfurcht für die Gottheit oder für seinen Propheten. Ich saß einige Zeit oben, um in die Mitte des Tempeln herab zu sehen; ich sahe auch verschiedene Männer und Weiber knieend, die mit großer Andacht zu beten schienen.“

Dieses Buch hat der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung im Verlag Alte Post Ansbach, zusammen mit einer Einführung von Günter Tiggesbäuker, 2010 nachdrucken lassen. Es ist zu finden bei Johannes Seyerlein in Ansbach (Karlstraße 10). Preis 39,50 Euro.