Markgraf Alexander in seinem Lustort Triesdorf

Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander wurde geboren am 24. Februar 1736 als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise, der geborenen Königlichen Hoheit in Preußen. Mit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders und eigentlichen Erbprinzen Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf avancierte Alexander, so seine von ihm selbst gewählte Kurzform seines Namens, zum künftigen Erben des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach.

Triesdorf - Markgraf Alexander - Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.
Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Markgraf Alexander wählte als Wohnort nicht die Residenz Ansbach, sondern den Jagdsitz Triesdorf. Ursprünglich wollte sein Vater Markgraf Carl Triesdorf zu einer Sommerresidenz ausbauen, entschied sich dann aber dafür, das benachbarte Weidenbach in den Jagdsitz Triesdorf zu integrieren. Dies gelang initial, indem Carl die Triesdorfer Schlosskirche als Hof- und Pfarrkirche St. Georg nach Weidenbach verlegte, was natürlich weitere erhebliche Investitionen in dem eigentlichen Nachbardorf auslöste.

Somit setzte der Sohn Alexander die Politik des Vaters Carl fort, und baute Triesdorf zu seinem Landsitz aus. Überrascht stellt Johann Jakob Grund in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ fest: „Der Hof hält sich beständig in Triesdorf auf, einem von Anspach drei Stund entlegenen Lustorte auf.“ (S. 104)

Dazu ließ sich Markgraf Alexander direkt nach dem Tod seines Vaters Markgraf Carl 1757 dessen Falkenhaus zu Triesdorf durch seinen Hofbaumeister Johann David Steingruber zum Roten Schloss umbauen 1758/1760 und dann wenige Jahre später erheblich und repräsentativ erweitern.
Außerdem ließ Alexander die Anlagen zu Triesdorf erheblich erweitern, indem er einen Marstall 1762/1763 ein Jägerhaus, ein Hofgärtnerhaus und sogar einen eigenen Gasthof bauen ließ (Hôtel d’Alexandre, heute als Villa Sandrina bezeichnet).

Fußweg von Triesdorf nach Weidenbach wird gepflastert

 Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt.
Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Ursprünglich heißt das heute als Villa Sandrina bekannte Baudenkmal „neuer italienischer Bau“. Im Jahr 1785 wird der Fußweg als Gehsteig vom Hotel d’Alexandre bis zur Hofkirche zu Weidenbach angelegt. Im persönlichen Dekret vom 26.8.1785 gab der Markgraf seinem Geheimsekretär Ludwig Christoph Schmidt den entsprechenden Auftrag und übertrug im gleichzeitig auch noch die Vollmachten eines Bauinspektors. In einzelnen befiehlt der Fürst die Maßnahmen Vorplätze, Fußwege und Chaussee, so Heinz Braun in seiner Dissertation „Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791“ (1954):

„Vorplätze sind zu pflastern am Falkenhaus, vor den herrschaftlichen Stallungen und am neuen „italienischen Bau“ (insgesamt 60 Quadratruten). Fußwege sind anzulegen vom Falkenhaus zum Reithaus, Fohlenstall und Leibstall, ferner rechts und links der Chaussee bis an das Weidenbacher Tor. Weitere Fußwege sollten vom Leibstall zum „Neuen italienischen Bau“ und vom Weidenbacher Tor zur Hofkirche führen (insgesamt 194 Quadratruten) Als Chaussee ist die Straße von den Ställen zum Weidenbacher Tor herstellen zu lassen (39 Quadratruten). Die Gesamtkosten des Straßen- und Wegebaus werden mit 1405 fl 56 veranschlagt.“ (S. 196).

Der Grund für die gewaltige Investition in die Infrastruktur von Triesdorf und Weidenbach sieht Heinz Braun in der baldigen Ankunft der Lady Craven für das Jahr 1786 in Triesorf. Markgraf Alexander wollte offenbar seine Geliebte Elizabeth Craven im Hotel d’Alexandre einquartieren und dann bei einem Gottesdienst in Weidenbach dem Volk vorführen. Dazu musste natürlich der Weg dorthin repräsentativ und in einem ordentlichen Zustand sein.

Nach dem Tod seiner Mutter Friederike Louise 1784 plante Markgraf Alexander wohl schon seinen Abgang nach England – mithilfe eben jener englischen Lady. Dieses Projekt nennt Susann Richter in ihrem Aufsatz für das Triesdorfer Heft Nr. 11 „Von der Verlockung, sich selbst zu leben“. Offenbar war das für Markgraf Alexander in Triesdorf schließlich nicht möglich.

Literatur:

Heinz Braun, Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Gunzenhausen 1954 (ungedruckt)

Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künsters nach Rom, Wien 1789

Josef Maier, Johann David Steingruber 1702-1787. Leben und Werk, Ausstellungskatalog, Ansbach 1987

Verein der Freunde Triesdorf (Hg.), Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf (= Triesdorfer Heft Nr. 11, Triesdorf 2022

Der beiden Brauereien der Markgräfin in Unterschwaningen und Weidenbach

UNTERSCHWANINGEN/WEIDENBACH – Am 30. Mai 1729 heiratete die Prinzessin Friedrike Louise in Preußen mit 14 ½ Jahren den 17jährigen Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich in Berlin und zog in die Haupt- und Residenzstadt Ansbach. Neben den „lukrativen Hochzeitsgeschenken“ (Schödl 2009), brachte sie ein gewaltiges Darlehen über 200.000 Taler bzw. 300.000 Gulden rheinischer Währung ins Ansbachische mit.

Ein Jahr nach der Hochzeit besuchte sie ihr Vater König Friedrich Wilhelm. Neben dem freudigen Wiedersehen mit seiner Tochter Friederike Louise und politischen Angelegenheiten ging es darum, sich über die wirtschaftliche Entwicklung im Fürstentum Ansbach und über die Rückzahlung des Darlehens zu erkundigen. Am 30. Juli 1730 reiste der König in Begleitung des Markgrafen nach Gottesdienst, Mittagessen und Verabschiedung von Friederike Louise von Triesdorf Richtung Hohenaltheim ab, nicht aber ohne noch zuvor Schloss Unterschwaningen gesehen zu haben. Unterschwaningen war der frühere Witwensitz der Markgräfin Christiane Charlotte. Unterschwaningen sollte aber auch Witwensitz von Friederike Louise werden.

Es ist also zu vermuten, dass Friederike Louise ihrem Vater von ihren Plänen berichtete, in Unterschwaningen ein Mustergut zu errichten. Denn ihr Vater wollte es sich nicht entgehen lassen, den Ort selbst in Augenschein zu nehmen. So schreibt der kaiserliche Botschafter Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff erstaunt an den Wiener Hof:

„Man besahe en passant ein der verstorbenen frau marggräffin gehöriges gewesenes und zwey meilen von Triesdorff gelegenes schloß, Schwaningen genant, setzte aber die reise über Öttingen nach Hohenaltheim – wo der fürst von Öttingen sich dermahlen auffhält – dergestalt fort, daß man abendts vor der sonnen untergang alda ankame.“ (Wagner 1957).

Friederike Louise hat ihr Projekt Unterschwanigen also bald nach ihrer Ankunft im Fürstentum Ansbach in Angriff genommen. Schon im Ehevertrag wurde festgelegt, welche Morgengabe ihr nach Geburt des Erbprinzens zustand, nämlich Schloss und Gut Schwaningen. Hier entstanden unter ihrer Hand Molkerei und andere Betriebe, das Schloss wurde erweitert und der markgräfliche Hofbaumeister Leopoldo Rettÿ erstellte für sie eine Hofkirche und legte den Hofgarten an.

Bierbrauerei ist Herzstück der Ökonomie

Herzstück der Unterschwaninger Unternehmungen aber war die Brauerei. Um sich in den Bierbraubetrieb einzuarbeiten, besuchte die reformierte Markgräfin sogar die katholische Wallfahrtskirche Großlellenfeld nur zum Schein, um sich tatsächlich die Aktivitäten des dortigen Pfarrers Johann Emmeram Weißgerber anzusehen.

So schreibt der Pfarrer im Eintrag vom 14. August 1730, also kurz nach dem Besuch des Königs im Ansbachischen, ahnungslos ins Pfarrregister des Pfarramts Großlellenfeld „habe ich die hohe Gnad gehabt, daß Ihro Königliche Hoheit Frau Markgräfin nit allein die Kirch besichtigt und das Geläut zu hören verlangt, sondern auch mir die hohe Gnad angetan, den Pfarrhof besehen, bey 2 bis dritthalbstund bey mir mit 3 Dames, 3 Kavaliers, 2 Husaren und anderen sich heut aufgehalten und mit rotem Burgunderwein mich beschenkt.“ (Freundliche Mitteilung von Hermann Thoma, Goldbühl).

Denn die Markgräfin war nicht allein mit ihrer Idee, aus Bierherstellung und Bierverkauf Gewinn zu schlagen. Auch der Lellenfelder Pfarrer war sehr geschäftstüchtig. „Von ihm ist bekannt, dass er 1731 den Pfarrhof neu erbauen oder gründlich umbauen ließ und sich mit der Gemeinde Lellenfeld um das >Zigeunerholzörtlichen Wirte< nicht schmecke.“ (Pasel 2005).

Allerdings war aber der Absatzmarkt in Unterschwaningen zu gering, um die Bierbrauerei profitabel zu betreiben. Deshalb suchte die Markgräfin nach Expansionsmöglichkeiten.

Ihre Wahl fiel auf Weidenbach, um den großen Triesdorfer Markt zu erschließen. Eben dort, wo sich der Markgraf und Ehemann Carl samt Hofstaat mit Falknerei und Pferdegestüt beschäftigte. Die zahlreichen Baustellen erzeugten zudem viele trockene Kehlen. „Christian Seybold, Marketender zu Triesdorf, erbaute sich 1736 ein Haus in Weidenbach, und erhielt darauf das Recht der Heckenwirtschaft, worauf er Schwaninger Bier ausschenkte, unter dem 1737 erlangten Schild eines Falken, der sodann 1739 auch als Anzeichen des Tafernrechts erkannt wurde.“ (Lang 1848).

Übernahme der Konkurrenz und Investition in Lagerkapazitäten

Friederike Louise bekam aber bald Konkurrenz. Das Weidenbacher Schlossgut des späteren Obristfalkenmeisters Ernst Wilhelm Anton von Heydenab wurde per Dekret des Markgrafen von 15. August 1739 an die Triesdorfer Röhrenfahrt angeschlossen (die besteht heute noch, das Hotel Platengarten ist noch angeschlossen)

Und der dortige Braubetrieb konnte beginnen. Es ist also kein Zufall, dass Friederike Louise 1756 ihren Hofkammerrat Johann Christoph Hirsch beauftragte, das Weidenbacher Schloss und Gut des Obristfalkenmeisters samt Brauerei mit Verlag in Gunzenhausen zu kaufen.
In Triesdorfer Tiergarten ließ sie sich einen großen Felsenkeller graben und ausbauen, um das Lagerbier während des Sommers kühl zu halten und an Ort und Stelle im Biergarten zu verkaufen. Damit konnte gleichzeitig der Bierausstoß erheblich gesteigert werden, weil in die Vermarktung investiert worden war.

Fazit

Friederike Louise betrieb ihre Unternehmen in Unterschwaningen nicht nur hobbymäßig betrieb, sondern unternehmerisch handelte, indem sie einen unliebsamen Konkurrenten in Weidenbach übernahm und in dessen Betrieb sogar noch weiteres Geld investierte. Sie begnügte sich hier offenbar nicht nur mit dem galanten Ausspruch „Und wird auch der Erfolg mir keineswegs zum Lohn, Ist selbst das Unterfangen genug der Ehre schon.“ (Laclos 1999). Nein, die Markgräfin wollte Erfolg. Friederike Louise war auf „Plusmachen“ (Störkel 2009) aus.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

Falkenjäger unter sich: Carl von Ansbach bei Clemens August von Köln in Brühl bei Bonn

Falkenjagd ansbach Kultur in Ansbach Kulturausflug nach Ansbach Kulturreise Hotel Platengarten

TRIESDORF/ALTENKIRCHEN

Falkenjagd  : Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.
Kurfürst Clemens August als Falkenjäger von Peter Jakob Horemans aus Schloss Augustusburg. Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind heute UNESCO-Welterbestätten. Foto: Horst Gummersbach.

Im Fürstentum Ansbach spielte die Falkenjagd eine herausragende Rolle. Bei der Hohen Beize, die allein dem Fürsten zustand, handelt es sich um die Jagd mit abgerichteten Raubvögeln, die hoch in der Luft andere Vögel von oben angreifen und nieder drücken und somit schlagen. Als besonderes Schauspiel war der Kampf zwischen dem Gerfalken (Islandfalke) und dem Graureiher hoch im Kurs. Es war Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der dieser sehr teueren und aufwändigen Jagdform sein Leben widmete. Dass die Kinder aus der Verbindung mit seiner Nebenfrau Elisabeth Wünsch den Namen Falkenhausen erhielten, können wir heute dafür als Beweis gelten lassen.

In seinem Buch „Fürstliche Jagd im barocken Franken“ (Verlag C. und C. Rabenstein: Bayreuth 2012) schreibt Arno Störkel:
„Carl Wilhelm Friedrich hatte bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ein volles Hundert Falken im Dienst. Er wurde charakterisiert als ein Mann, den man den ganzen Tag mit dem Falken auf der Hand sah; er beschäftigte ein halbes Hundert Mann – inklusive eines eigenen Falkenmalers – allein für sein Hobby und ließ es sich über 50.000 fl. (Gulden) im Jahr kosten. Die Priorität, die die fauconerie bei ihm an Aufmerksamkeit und Geld genoss, brachte ihm schon früh Probleme in seiner Ehe und sein Land schließlich buchstäblich an den Rand des Ruins.“

Sitz der ansbachischen Falknerei war zuerst Triesdorf und später dann zusätzlich Gunzenhausen.

War die Falkenjagd für den Markgrafen von Ansbach wirklich nur Hobby? Tatsächlich muss man den Markgraf als Fürsten betrachten, als Ersten Politiker seines Territoriums. Und die Falkenjagd war ein Mittel, um sich mit anderen Fürsten und anderen Politikern zu treffen und zu messen. Dass Markgraf Carl beim Besuch seines Schwiegervaters Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König in Preußen zu Triesdorf eine Falkenjagd veranstaltete, zeigt die Dimension der Unternehmung. Wahrscheinlich wollte Markgraf Carl seinem Schwiegervater dadurch verdeutlichen, dass die Führung im gemeinsamen Haus Hohenzollern noch nicht ausgemacht ist.

Am 1. August 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an das Fürstentum Ansbach. Die kleine Grafschaft im Westerwald kam aus einer Erbschaft weit entfernter Verwandten an den Markgrafen. Zur Huldigung fuhr Carl Wilhelm Friedrich selbst dorthin. Carl Heinrich Ritter von Lang schreibt in seinem Aufsatz „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Carl Brügel: Ansbach 1848) nahezu verwundert: „Der Markgraf selber begab sich am 5. Oktober von Triesdorf aus dahin, um am 7. Oktober die feierliche Huldigung einzunehmen, während die Markgräfin ihrem geliebten vaterländischen Berlin zueilte. Im Gefolge des Fürsten befanden sich die glücklichen Günstlinge, der Oberst=Reisestallmeister v. Schenk und der Falkenmeister v. Heidenab, der Sekretär Holle, der Kammerdiener Binder, der Kammer=Courier Ritter und der ehemalige Feuchtwanger Burgermeister und lustige Rath Wünschenmayer, der durch die Künste der Höflinge zum Narren gemacht, überall in einer ungeheuern Allonge=Perücke, und mit einem kolossalen Kammerherrnschlüssel und erdichteten Orden behängt, daher stolzierte. Am 15. Oktober wurde dem Kurfürsten von Köln ein Besuch in Bonn abgestattet.“

Bei dem ganzen Vorgang fällt auf, dass der evangelisch-lutherische Markgraf – selbst Bischof – und sein Falkenmeister Ernst Wilhelm Anton von Heydenab gemeinsam den Kurfürsten Clemens August von Baiern besuchen und somit den katholischen Erzbischof von Köln. Er, der Bruder des künftigen Kaisers Carl VII. und aus dem mit Hohenzollern und Habsburg konkurrierenden Haus Wittelsbach, war ein ebenso großer Falkner wie der Markgraf.

Leider wissen wir heute nicht, was während des ansbachischen Besuchs in Bonn besprochen wurde. Tatsache ist aber, dass das Jagdschloss Falkenlust des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August nur wenige Jahre vorher fertiggestellt wurde (1737). Architekt war der berühmte kurbayerische Hofbaumeister François de Cuvilliés. Es fällt schwer anzunehmen, dass die beiden Spitzenpolitiker sich nur über Falken und andere Vögel ausgetauscht haben. Wahrscheinlich wurde hierbei auch Politik gemacht und Beschlüsse besiegelt. Somit können wir der Falkenjagd einen staatstragenden Charakter zusprechen. Und den Markgrafen Carl als Staatsmann ansprechen. Denn gleichzeitig war die Ehefrau des Markgrafen, Friederike Louise, bei ihrem Bruder, dem König Friedrich II. in Preußen. Wahrscheinlich wurde hierbei auch nicht nur über die Musik gesprochen, sondern ebenfalls Politik gemacht. Alles ist Kultur, alles ist Politik.

Die fürstliche Unternehmerin

Markgräfin Friederike Louise im Blauen Schloss zu Obernzenn, dem Stammsitz der Herren von Seckendorff. Foto: Alexander Biernoth, Ansbach.

UNTERSCHWANINGEN/WEIDENBACH – Über die Markgräfin Friederike Louise von Brandenburg-Ansbach, geborene Prinzessin in Preußen, legte nun der Würzburger Historiker und Autor Dr. Arno Störkel eine Biografie vor, die es in sich hat:

als Prinzessin vom Vater misshandelt, als Ehefrau ungeliebt, als Schwester unbeachtet und um ihr väterliches Erbe geprellt. Die Markgräfin als Opfer der Verhältnisse im 18. Jahrhundert, ohne eigene Handlungsspielräume. Kurz: Friederike Louise, die unglückliche Markgräfin.

Allerdings stellt sich die Frage, ob dieses Bild wirklich zutrifft.
Immerhin erkennt der aktuell beste Kenner der Ansbacher Markgrafen Geschichte ihre Rolle als wichtige Arbeitgeberin an.

Tatsächlich war Friederike Louise eine fürstliche Unternehmerin. Und nicht nur das: Sie war erfolgreich.

Während ihre Schwester Wilhelmine in Bayreuth das Geld lediglich in den Konsum steckte, investierte Friederike Louise in ihre Betriebe in Unterschwaningen und Weidenbach. Somit ist es kein Wunder, dass sie am Ende ihrem Sohn Alexander eine reiche Erbschaft hinterlassen konnte.

Friederike Louise wird geboren am 28. September 1714 in Berlin. Sie ist die zweite Tochter des preußischen Königspaars König Friedrich Wilhelm I. in Preußen und seiner Frau Sophie Dorothea von Hannover. Während ihre beiden Geschwister – Wilhelmine von Bayreuth und Friedrich der Große – in den Fokus der Mutter geraten, die eine Doppelhochzeit mit dem englischen Königshaus plant, wird Friederike „ein Liebling des Vaters“ (Arno Störkel).

Für den König Friedrich Wilhelm war Plusmachen eine königliche Sache, Geld einfahren und nicht Geld ausgeben, auf Kredit leben und den Kreditgebern ausgeliefert sein. Wir können davon ausgehen, dass Friederike Louise die Liebe zum Geld von ihrem Vater gelernt hat.

Geld war es auch, das ihr eine frühe Heirat bescherte. Das Fürstentum Ansbach, ebenfalls aus der fränkischen Linie der Hohenzollern wie das Königtum Preußen – war pleite und brauchte dringend Geld. Eine Hochzeit zwischen Ansbach und Preußen, zwischen Markgraf Carl Wilhelm Friedrich und Prinzessin Friederike Louise wurde arrangiert.
Drahtzieher auf preußischer Seite, so Störkel, war Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff, auf ansbachischer dessen Neffe Christoph Ludwig von Seckendorff und Herr von Brehmer, Graf Castell aber dagegen.

Die Braut bekam nicht nur eine hohe Mitgift, sondern der Bräutigam auch ein gewaltiges Darlehen: 200.000 Taler oder – umgerechnet – 300.000 Gulden.

Da der Markgraf Carl der einzige Erbe aus dem Hause Ansbach war, bekam Preußen als Sicherheit mögliche Zugriffsrechte auf das Fürstentum Ansbach, falls Friederike Louise keine Söhne gebären würde.
So kam es schließlich auch, allerdings mit Verzögerung: Erst 62 Jahre später, in der darauf folgenden Generation. Ihr Sohn Carl August, der Erbprinz, stirbt mit vier Jahren, der zweite Sohn, Christian Friedrich Carl Alexander, hatte keine Kinder.

Also: Im Alter von 14 Jahren heiratet Friederike Louise. Eine Woche lang dauern die Feierlichkeiten, die sich zwischen der Abkündigung in der Garnisonskirche von Potsdam am 22. Mai bis zur Auskleidung („Braut und Bräutigam zu Bette bringen“) am 30. Mai 1729 in Berlin erstrecken.
Mit der Huldigung ihres Mannes, des Markgrafen Carl, am 28. Juli 1729 auf dem Marktplatz in Ansbach (heute Martin-Luther-Platz), war sie dann endgültig offizielle Markgräfin von Ansbach.
Genau ein Jahr später kommt der König Friedrich Wilhelm zu Besuch, um die Tochter zu sehen und um sich über die Rückzahlung seines Darlehens zu erkundigen.
Was er sieht, gefällt ihm nicht. Denn zwischen dem Mittagessen auf dem schönen Marktplatz in Feuchtwangen und der Hirschjagd bei Crailsheim gibt der König seinem Schwiegersohn gute Ratschläge zum „besseren Wirtschaften“.

Wie allerdings Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff an den kaiserlichen Hof in Wien schreibt, verlässt der König nach einer Falkenjagd in Triesdorf das Fürstentum Ansbach nicht ohne vorher noch kurz Station in Schwaningen zu machen. Klar, seine Tochter erzählte ihm wahrscheinlich schon von ihrem Projekt, ihren künftigen Witwensitz zu einem Mustergut, einer ertragreichen Ökonomie, auszubauen.
Es ging hier nicht um Repräsentation allein, es ging hier vor allem ums Geld verdienen, „Plusmachen“, ganz im Sinne des Vaters.

Ob dies gelang, scheint nach dem Urteil von Arno Störkel nicht gewiss zu sein. Denn Schwaningen „wurde Spielwiese und später auch echter Wirtschaftsstandort“. Besonders ging es hier um die von ihr gegründeten Schlossbrauerei. „Mit Bier wurde im Fürstentum eine Menge Geldes gemacht, denn es war der gewöhnliche Trunk des gemeinen und mittleren Standes.“ Besser, um die Brauereien: Es kam noch eine zweite in Weidenbach dazu.

Denn eigentlich geht es hier um eine moderne Wirtschaftsgeschichte von Absatz und Wirtschaftswachstum, was natürlich ein Historiker – er ist ja kein Betriebswirt – so nicht sieht.

Die zahlreichen Falkner in Triesdorf, dem Sitz der von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich neu aufgebauten Falknerei im heutigen Roten Schloss, hatten großen Bierdurst. Der Marketender zu Triesdorf baut sich in Weidenbach ein neues Haus und schenkt Bier aus Schwaningen aus. Also Bier von Ihrer Hoheit, der Markgräfin. Weil dort wahrscheinlich die Falkner verkehren, heißt das Lokal bald „Gasthaus zum Falken“.

Weil aber der Absatz so erheblich ist, gründet der Markgraf in Weidenbach-Triesdorf, auf halber Strecke zwischen Weidenbach und Triesdorf also, eine eigene Brauerei. Vielmehr, er lässt gründen. Der Auserwählte ist ein Günstling, der Obristfalkenmeister Ernst Anton Wilhelm von Heydenab. Dazu lässt er eigens die neue Brauerei an die Wasserleitung aus dem Wald bei Großbreitenbronn (Tiergarten) anschließen.

Und wie reagierte die Markgräfin? Zwischenzeitlich, nachdem der Sitz der Falknerei nach Gunzenhausen verlegt worden ist, jedenfalls dort ein zweites Falkenhaus gebaut wurde, beliefert sie auch dort den Markt: Das Gunzenhäuser Gasthaus zum Falken.

Schließlich, fast zwanzig Jahre später, kauft sie das Konkurrenzunternehmen in Weidenbach auf. Und lässt, damit die Biertrinker gut über den Sommer kommen und reichlich Gerstensaft fließt und Gewinne sprudeln, einen gewaltigen Felsenkeller im Triesdorfer Tiergarten graben. Denn vor der Erfindung der Kältemaschine von Carl Linde fand die Bierbrauerei nur von Michaeli bis Georgi statt (23. April bis 29. September). Das Bier aus dem Keller heißt Lagerbier, heute auch Kellerbier.

Insgesamt also eine unternehmerische Entscheidung: Die Markgräfin als Unternehmerin!

Leider hat Arno Störkel diese spannende Geschichte nicht erzählt, viel zu sehr war er damit beschäftigt, Friederike Louise als traurige Gestalt und Opfer der Umstände zu zeichnen. Da er dennoch sehr fleißig Quellen gesucht und gefunden hat, diese auch akribisch notierte, kann der Leser seines Buchs sich auf die Spurensuche einer eigenständigen Frau machen.

Biografie über Markgräfin Friederike Louise

ANSBACH – Dr. Arno Störkel aus Würzburg stellte nun in der Schlossbiblitothek Ansbach seine lang ersehnte Biografie „Friederike Louise. Prinzessin in Preußen – Markgräfin von Ansbach“ vor. Die Fürstin wurde am 28.9.1714 in Berlin geboren, heiratete 1729 den Ansbacher Markgrafen Carl, pendelte zwischen Ansbach und Triesdorf und starb 1784 auf ihrem Witwensitz Unterschwaningen. In Unterschwaningen wohnte Friederike Louise seit 1765 dauerhaft. Als ihr Vater König Friedrich Wilhelm sie ein Jahr nach der Heirat im Fürstentum Ansbach besuchte, sah er sich schon das künftige Projekt „Schwaningen“ seiner Lieblingstochter an, wie der kaiserliche Gesandte Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff eigens nach Wien meldete. Tatsächlich besaß die Markgräfin in Unterschwaningen neben dem fürstlichen Schloss und Hofgarten vor allem ihre Ökonomie mit Brauerei mit Zweigbetrieb in Weidenbach-Triesdorf.

Markgräfin Friederike Luise, Lieblingstochter des Soldatenkönigs

Friederike Luise Markgräfin von Ansbach | Prinzessin von Preussen | Hohenzollern

Friederike Luise war die Lieblingstochter ihres Vaters Königs Friedrich Wilhelm I. in Preußen.

Von klein auf war sie von ihrem Vater auf Plusmachen getrimmt. Heute würde man sagen, sie bekam ihre betriebswirtschaftliche Neigung in die Wiege gelegt.
Mit ihrer Heirat mit dem Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich wurde ihr der Witwensitz Unterschwaningen zugesprochen, den sie stolz ihrem Vater 1730, also ein Jahr nach der Hochzeit in Berlin, bei seinem Besuch in Ansbach und Triesdorf, außerhalb des Protokolls präsentierte.
Dies schreibt zumindest der kaiserliche Botschafter Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff verwundert in seinem Reisejournal nach Wien.

In Unterschwaningen richtete sie ihr Mustergut ein, ließ eine Hofkirche bauen und ihr Schloss erweitern.
1765 zog sie schliesslich samt ihrem Hofstaat von Ansbach nach Unterschwaningen um. Friederike Luise erweiterte auch die Schlossbiblbllothek, die ihre Schwiegermutter Christiane Charlotte im Alten Schloss Unterschwaningen anlegte.

Besondere Interesse zeigte sie hierbei für Ökonomie und Musik.

Friederike Luise Markgräfin von Ansbach | Prinzessin von Preussen | Hohenzollern

Markgräfin Friederike Luise spielte selbst Klavier.
Als der Hofkomponist ihres Bruder König Friedrich der Große, Carl Philipp Emanuel Bach 1753 ein Lehrbuch zur Klaviermusik vorstelllte, zögerte Friederike Luise nicht lange, um nach Berlin zu reisen und wahrscheinlich den Urheber des Klavierlehrbuchs, welches heute noch eingesetzt wird, persönlich kennenzulernen.
Auf dieser Reise entstand das Gemälde von Antoine Pesne von ihr, welches heute im Leipziger Museum für bildende Kunst von ihr hängt.

Das Fürstentum Ansbach mit der Haupt- und Residenzstadt Ansbach

Ansbach oder Onolzbach war über Jahrhunderte hinweg Hohenzollernresidenz,  des gleichnamigen Fürstentums.

Für das heutige Aussehen des Schlosses ist Markgräfin Christiane Charlotte verantwortlich, die nach dem Schlossbrand 1709 vornehmlich mit eigenem Geld, den Wiederaufbau maßgeblich vorantrieb. Sie war ja eine Tochter des Herzogadministrators Friedrich Carl von Württemberg. Der bedeutende Architekt Leopoldo Rettÿ stellte die Residenz 1738 für ihren einzigen Sohn  Markgraf Carl Wilhelm Friedrich fertig.

Heute ist dort die Regierung von Mittelfranken untergebracht, außerdem können Besucher die Prunkräume des Schlosses besichtigen.  Zur Bachwoche Ansbach finden im dortigen Festsaal grossartige Konzerte statt.

Markgräfin Christiane Charlotte von Brandenburg-Ansbach, Mutter des Markgrafen von Ansbach|Hohenzollern.
Markgräfin Christiane Charlotte von Brandenburg-Ansbach und ihr Sohn Markgraf Carl Wilhelm Friedrich | Hohenzollern

Besonders sehenswert ist die Ausstellung der Porzellansammlung der Markgräfin Friederike Luise, der Ehefrau Carl Wilhelm Friedrichs.  Eine Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. – dem Soldatenkönig,  sie legte Wert auf ihren Titel „Königliche Hoheit“.

Die tüchtige Prinzessin, gründete einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb, auf Ihrem Lehenssitz , dem späteren Witwensitz, Unterschwaningen, sowie eine Brauerei und kaufte sich noch den Konkurrenzbetrieb in Weidenbach-Triesdorf des Obristfalkenmeisters* Ernst Wilhelm Anton von Heydenab hinzu.

Der Bruder der Markgräfin wurde 1740 König Friedrich I. in Preußen – genannt Friedrich der Große oder Alter Fritz .

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gründete mit der Mühlknechtstochter Elisabeth Wünsch, aus der Weinzierleiner Mühle bei Rosstal, eine Nebenfamilie.

Elisabeth Wünsch, die in jener Zeit in der Hofapotheke in Ansbach (heute Maximilianstr. 31) arbeitete, wo sich die Höflinge bis 1735 ihre „Arzeneyen“ kostenlos abholen konnten.
Die Hofapotheke lag auf dem Weg nach Triesdorf. Der Hofmarschall Franz Bernhard von Seckendorff-Gutend und der Kammerherr und Ritterrat des Kantons Altmühl Philipp Albrecht Ernst Schenk von Geyern, hatten den Markgrafen auf die junge Frau aufmerksam gemacht, die laut Memoiren der Erbprinzessin Wilhelmine von Bayreuth bereits im Herbst 1732 im Schloss lebte.

Ursprünglich sollte die Familie Falkensten heißen, der Kaiser akzeptierte den Namen nicht. Ein neuer Name wurde rasch gefunden, sodann hiess diese Nebenlinie: Falkenhausen.

Der Bruder Elisabeths, Andreas Wünsch, wurde  der Wirt des Leidendorfer Torhauses im markgräflichen Jagd- und Landsitz Triesdorf.
Unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich war Triesdorf Sitz der Falknerei, die er neu organisierte und später teilweise nach Gunzenhausen verlegte, wie auch das Haupt- und Landgestüt.

Heute sind die Herren und Freiherren von Falkenhausen die einzigen Nachfahren der Markgrafen von Ansbach, mit ihrem Stammsitz Wald bei Gunzenhausen, in unmittelbarer Nähe des Altmühlsees.

*Die Falkenjagd war des Markgrafen größte Passion. Er unterhielt ein Falkenkorps von 51 Personen, vom Obristfalkenmeister über die Falkenmaler bis zum Falkenjungen. Er ließ die sogenannten Falkentaler prägen und stattete sein Jagdschlösschen in Gunzenhausen mit Falkenkacheln der Crailsheimer Manufaktur aus. „Neben den Kaisern Joseph I. und Karl VI. und dem Kurfürsten Clemens August, Erzbischof von Köln, ist es vor allem der ansbachische Hof unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich gewesen, der die Falknerei zu einem ihrer glanzvollsten Höhepunkte in Deutschland führte.“