Der Ansbacher Komponist Johann Wolfgang Franck bei der Bachwoche Ansbach 2021

Es ist das Verdienst der Bachwoche Ansbach 2021, den bedeutenden Ansbacher Komponisten Johann Wolfgang Franck wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gebracht zu haben.

Denn im Rahmen des Festkonzerts zum Jubiläum 800 Jahre Stadt Ansbach am 5. August in der Hofkirche St. Gumbertus interpretierte das Johann Rosenmüller-Ensemble unter der Leitung von Arno Paduch dessen Kirchenlied „Ich habe Lust abzuscheiden“. Franck war tatsächlich ein Ansbacher Landeskind aus Unterschwaningen.

In dem Buch „Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen“ (Gunzenhausen 2009) gibt Michael Granzin den Eintrag im pfarramtlichen Taufregister von Unterschwaningen wie folgt an:


„Anno 1644 Den 12. Junÿ, ist Hannß Wolff H(errn) Martin Franckens Vogts alhie Söhnlein getaufft worden. Testes fuerunt, Wolff Niclaus H. Böttchermeisters zu Anspach Sohn und Hanß Kirhauser, Vogts Viermeßer zu Ober-Schwaningen.“

(Seite 255f. mit Abdruck). Aus seiner Namenskurzform Hans Wolf wurde die höfische Langform Johann Wolfgang.

Markgräfin Sophie, geb. Gräfin von Solms-Laubach kauft Unterschwaningen

Schloss und Dorf Unterschwaningen kamen im Jahr 1630 an die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. Der Voreigentümer Oberst Johann Philipp Fuchs von Bimbach starb im 30-jährigen Krieg auf dänischer Seite 1626 in der Schlacht bei Lutter am Barrenberg, und sein Erbe verkaufte die Unterschwanger Besitzungen an die Markgräfin Sophie, geb. Gräfin von Solms-Laubach, die Witwe des Markgrafen Joachim Ernst, als Vormünderin ihres noch minderjährigen Sohnes Friedrich. Das Geld dazu kam aus der Auslösung der Kitzinger Pfandschaft 1628 aus Würzburg.

Somit kam der Stelle eines Vogts (Verwalters) in der neu in den Bestand gekommenen Ortschaft Schwaningen mit seinem großen Schloss eine erhebliche Bedeutung zu. Der Vater in wichtiger Position konnte dadurch seinem Sohn eine hervorragende Ausbildung zukommen lassen und ihn am Hof unterbringen. 1665 wurde Johann Wolfgang Franck als Kammerregistratur-Adjunktus und 1666 als Hofmusikus in Ansbach angestellt.

Allerdings starb 1667 Markgraf Albrecht nach einem Jagdausflug in Triesdorf. Nachfolger wurde erst 1672 sein Sohn Johann Friedrich. In der Zwischenzeit unternahm Franck eine Reise nach Italien.

Johann Wolfgang Franck wird Operndirektor in Ansbach und Triesdorf

Markgraf Johann Friedrich ernannte Johann Wolfgang Franck zum Hofkomponisten und Operndirektor, der dann eine Hofkapelle mit 23 Musikern aufbaute und für die Oper Tänzer und Sänger engagierte. Aufgeführt wurden die Opern im Ansbacher Lusthaus und in Triesdorf. Für diesen Zweck ließ er in Triesdorf nach französischen Vorbild einen Lustgarten anlegen.

Friedrich Wilhelm Schwarzbeck nennt in seiner Dissertation „Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686)“ (Emsdetten 1939) folgende Werke Johann Wolfgangs Francks, deren Aufführung in Ansbach „fast unbestreitbar nachzuweisen sind“: Glückwünschendes Jagd-Ballet“ (1673), „Gesungene Vorstellung Der unvergleichlichen Andromeda“ (1675), „Der Verliebte Föbus“ (1678) und „Die triumphirende Treue“ (1679).

Die Ansbacher Zeit Francks endete 1679, denn Franck tötete im Affekt seinen Musikerkollegen und Nebenbuhler Paul Ulbrecht, als er ihn wieder bei seiner Frau antrifft – im Wochenbett. Franck flüchtete noch in derselben Nacht und ging nach Hamburg. Zwischen 1682 und 1685 war er dort Domkantor und schrieb für seinen Arbeitgeber Kirchenlieder und für die Oper am Gänsemarkt Singspiele und Opern. Ab 1690 veranstaltete er in London Konzerte, komponierte dazu wohl auch die Musik.

Tatsächlich gibt es eine direkte Verbindung von Johann Wolfgang Franck zu Johann Sebastian Bach, wie Michael Granzin 2009 feststellt:

„Interessant anzumerken aber ist, dass Johann Sebastian Bach das Franck-Lied >Die bittre Trauerzeit< bearbeitet und in eines seiner Werke mit eingebracht hat.“ Hoffen wir, dass die Bachwoche Ansbach bis zur nächsten Auflage des Ansbacher Musikfests uns diese beiden Versionen gegenüberstellt und somit weiterhin die Ansbacher Musikgeschichte sich zu eigen macht.

Literatur:

Bachwoche Ansbach 2021, Festkonzert zum Jubiläum 800 Jahre Stadt Ansbach am Mittwoch, 5. August, Programmheft

Matthäus Merian, Topographia Franconiæ, Kassel und Basel 1968 (Faksimile der 2. Ausgabe, wohl von 1656)

Günther Schmidt, Die Musik am Hofe der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Kassel und Basel 1956

Günther Schuhmann, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1980

Friedrich Wilhelm Schwarzbeck, Ansbacher Theatergeschichte bis zum Tode des Markgrafen Johann Friedrich (1686), Emsdetten 1939

Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung, Geschichte der Gemeinde Unterschwaningen, Gunzenhausen 2009

Ebenda, Triesdorf in Weidenbach, Gunzenhausen 2006