Markgraf Alexander in seinem Lustort Triesdorf

Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander wurde geboren am 24. Februar 1736 als zweiter Sohn von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Frau Friederike Louise, der geborenen Königlichen Hoheit in Preußen. Mit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders und eigentlichen Erbprinzen Carl Friedrich August am 9. Mai 1737 in Triesdorf avancierte Alexander, so seine von ihm selbst gewählte Kurzform seines Namens, zum künftigen Erben des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach.

Triesdorf - Markgraf Alexander - Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.
Markgraf Alexander in einem Kupferstich aus dem Jahr 1784. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Markgraf Alexander wählte als Wohnort nicht die Residenz Ansbach, sondern den Jagdsitz Triesdorf. Ursprünglich wollte sein Vater Markgraf Carl Triesdorf zu einer Sommerresidenz ausbauen, entschied sich dann aber dafür, das benachbarte Weidenbach in den Jagdsitz Triesdorf zu integrieren. Dies gelang initial, indem Carl die Triesdorfer Schlosskirche als Hof- und Pfarrkirche St. Georg nach Weidenbach verlegte, was natürlich weitere erhebliche Investitionen in dem eigentlichen Nachbardorf auslöste.

Somit setzte der Sohn Alexander die Politik des Vaters Carl fort, und baute Triesdorf zu seinem Landsitz aus. Überrascht stellt Johann Jakob Grund in seinem Buch „Malerische Reise eines deutschen Künstlers nach Rom“ fest: „Der Hof hält sich beständig in Triesdorf auf, einem von Anspach drei Stund entlegenen Lustorte auf.“ (S. 104)

Dazu ließ sich Markgraf Alexander direkt nach dem Tod seines Vaters Markgraf Carl 1757 dessen Falkenhaus zu Triesdorf durch seinen Hofbaumeister Johann David Steingruber zum Roten Schloss umbauen 1758/1760 und dann wenige Jahre später erheblich und repräsentativ erweitern.
Außerdem ließ Alexander die Anlagen zu Triesdorf erheblich erweitern, indem er einen Marstall 1762/1763 ein Jägerhaus, ein Hofgärtnerhaus und sogar einen eigenen Gasthof bauen ließ (Hôtel d’Alexandre, heute als Villa Sandrina bezeichnet).

Fußweg von Triesdorf nach Weidenbach wird gepflastert

 Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt.
Der Gasthof Hôtel d’Alexandre zu Triesdorf. In dem bekannten Baudenkmal Villa Sandrina finden heute Standesamtliche Trauungen der Verwaltungsgemeinschaft Triesorf und Kulturveranstaltungen statt. Foto: Ansbachische Markgrafenstraße.

Ursprünglich heißt das heute als Villa Sandrina bekannte Baudenkmal „neuer italienischer Bau“. Im Jahr 1785 wird der Fußweg als Gehsteig vom Hotel d’Alexandre bis zur Hofkirche zu Weidenbach angelegt. Im persönlichen Dekret vom 26.8.1785 gab der Markgraf seinem Geheimsekretär Ludwig Christoph Schmidt den entsprechenden Auftrag und übertrug im gleichzeitig auch noch die Vollmachten eines Bauinspektors. In einzelnen befiehlt der Fürst die Maßnahmen Vorplätze, Fußwege und Chaussee, so Heinz Braun in seiner Dissertation „Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791“ (1954):

„Vorplätze sind zu pflastern am Falkenhaus, vor den herrschaftlichen Stallungen und am neuen „italienischen Bau“ (insgesamt 60 Quadratruten). Fußwege sind anzulegen vom Falkenhaus zum Reithaus, Fohlenstall und Leibstall, ferner rechts und links der Chaussee bis an das Weidenbacher Tor. Weitere Fußwege sollten vom Leibstall zum „Neuen italienischen Bau“ und vom Weidenbacher Tor zur Hofkirche führen (insgesamt 194 Quadratruten) Als Chaussee ist die Straße von den Ställen zum Weidenbacher Tor herstellen zu lassen (39 Quadratruten). Die Gesamtkosten des Straßen- und Wegebaus werden mit 1405 fl 56 veranschlagt.“ (S. 196).

Der Grund für die gewaltige Investition in die Infrastruktur von Triesdorf und Weidenbach sieht Heinz Braun in der baldigen Ankunft der Lady Craven für das Jahr 1786 in Triesorf. Markgraf Alexander wollte offenbar seine Geliebte Elizabeth Craven im Hotel d’Alexandre einquartieren und dann bei einem Gottesdienst in Weidenbach dem Volk vorführen. Dazu musste natürlich der Weg dorthin repräsentativ und in einem ordentlichen Zustand sein.

Nach dem Tod seiner Mutter Friederike Louise 1784 plante Markgraf Alexander wohl schon seinen Abgang nach England – mithilfe eben jener englischen Lady. Dieses Projekt nennt Susann Richter in ihrem Aufsatz für das Triesdorfer Heft Nr. 11 „Von der Verlockung, sich selbst zu leben“. Offenbar war das für Markgraf Alexander in Triesdorf schließlich nicht möglich.

Literatur:

Heinz Braun, Triesdorf. Baugeschichte der ehemaligen Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600-1791, Gunzenhausen 1954 (ungedruckt)

Johann Jakob Grund, Malerische Reise eines deutschen Künsters nach Rom, Wien 1789

Josef Maier, Johann David Steingruber 1702-1787. Leben und Werk, Ausstellungskatalog, Ansbach 1987

Verein der Freunde Triesdorf (Hg.), Markgraf Alexander und sein Hof zu Triesdorf (= Triesdorfer Heft Nr. 11, Triesdorf 2022

Der Markgraf zu Triesdorf und seine englische Mätresse in Istanbul

Blick von der Empore auf den Betsaal der Hagia Sophia, so wie die Lady Craven es in ihrem Brief an den Markgrafen Alexander beschreibt. Foto: Carl-Alexander Mavridis (Historische Aufnahme 2010)

TRIESDORF ISTANBUL

Markgraf Alexander war der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. 1787 wurde die englische Lady Elizabeth Craven offiziell seine Mätresse. In Triesdorf, seinem privaten Wohnsitz, gründete die Craven eine gelehrte Gesellschaft zu Ansbach und Triesdorf mit wöchentlichen Clubabenden im Gartenhaus der Villa Sandrina zu Triesdorf.

Außerdem gründete die energiegeladene Frau ein Lieberhabertheater am Landsitz des Markgrafen, zu der sie selbst die Stücke schrieb. Klar, Elizabeth Craven war bereits in ihrer alten Heimat England eine anerkannte Schriftstellerin.

1789 erschien bei Paul Gotthelf Kummer in Leipzig die deutsche Ausgabe ihres Buchs „Briefe der Lady Elisabeth Craven über eine Reise durch die Krimm nach Konstantinopel. An Sr. (Seine) Durchlaucht den regierenden Markgrafen von Brandenburg=Anspach.“

Tatsächlich reiste die englische Lady 1785/86, also unmittelbar vor ihrem Auftritt in Triesdorf durch das Osmanische Reich, um den Markgrafen Alexander direkt aus dem Neuen Rom, Bericht zu erstatten.

Am Ziel und Höhepunkt ihrer Reise, Konstantinopel (Istanbul), schreibt sie in ihrem 47. Brief (27.4.1786):


„Ich habe die St. Sophien Moschee (Hagia Sophia), und zwei andere gesehen. Der Dom von St. Sophie ist sehr groß und sehenswerth, aber einige der schönsten Säulen stehen verkehrt, und einige haben türkische Capitäler. In diesen heiligen Tempeln sieht man weder die herrlichen Bildsäulen des Heidenthums, noch die kostbaren Zierrathen der neuern Römer (Byzantiner); einige Lampen ohne Ordnung sind die einzigen Verschwendungen der Mahomedaner als Beweis ihrer Ehrfurcht für die Gottheit oder für seinen Propheten. Ich saß einige Zeit oben, um in die Mitte des Tempeln herab zu sehen; ich sahe auch verschiedene Männer und Weiber knieend, die mit großer Andacht zu beten schienen.“

Dieses Buch hat der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung im Verlag Alte Post Ansbach, zusammen mit einer Einführung von Günter Tiggesbäuker, 2010 nachdrucken lassen. Es ist zu finden bei Johannes Seyerlein in Ansbach (Karlstraße 10). Preis 39,50 Euro.