Die ansbachische Familie derer von Falkenstein und der Namenswechsel auf Falkenhausen

Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als der Stammsitz der Familie von Falkenhausen.

Tatsächlich besteht die Familie aus zwei Linien. Während der Stammsitz der älteren Linie Trautskirchen der Familie schon lange verloren gegangen ist, wird Wald noch heute von der Familie bewohnt.
Die aktuelle Schlossherrin ist Caroline Freiin von Falkenhausen.

Sie öffnete zum Tag des offenen Denkmals 2023 das Anwesen für die Öffentlichkeit. https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmal/cllqn671b000ilb0fxxjr8iiv

ansbachische Familie derer von Falkenstein Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als der Stammsitz der Familie von Falkenhausen
Schloss Wald bei Gunzenhausen. Foto: Die Ansbachische Markgrafenstraße

Stifter der Familie, die ursprünglich Falckenstein hiess, ist der am 20. Oktober 1734 auf Schloss Georgenthal bei Haundorf geborene Friedrich Carl.
Sein Vater war der regierende Markgraf Carl von Brandenburg-Ansbach, seine Mutter Elisabeth von Falkenstein, damals noch Elisabeth Wünsch.

Nach dem frühen Tod seiner jüngeren Schwester Louise Charlotte von Falkenstein am 31. Januar 1747 in Gunzenhausen – der Markgraf Carl hielt sich am liebsten in der Oberamtstadt auf, wo er insbesondere der Falkenjagd nachging – wird es Zeit, die Zukunft der markgräflichen Nebenfamilie zu sichern. Die Familie sollte mit Kapitalien ausgestattet werden. Und die Regelung musste auch im Falle des Todes des Markgrafen Bestand haben.

Er scheint, als ob dieses Vorhaben schon länger geplant gewesen wäre und nur noch eine passende Gelegenheit abgewartet werden sollte. Die pompöse Beerdigung des Babys gab den Anlass. So stellt Werner Mühlhäußer fest:
„Gerade einmal 9 Monate alt verstarb am 31. Januar [1747] Charlotte Louise, Tochter Carl Wilhelm Friedrichs und seiner Lebenspartnerin Elisabeth Wünsch in Gunzenhausen. Ihre feierliche Bestattung in der Stadtkirche entsprach adeliger Gepflogenheit, worüber der Pfarreintrag knapp Auskunft gibt: Charlotte Louise D. (Abkürzung für lateinisch Domicella = Fräulein) de Falckenstein (richtig: Falkenhausen) filia nata minor (= als jüngste Tochter geboren), so aet. ¾ Jahr an Zahnfieber verstorben, ist in der hiesigen Stadtkirche den 3. Februar zu nachts mit Fackeln begraben worden. Das Grab ist bei dem hohen Altar im hinausgehen linker Hand.“ (Gunzenhausen 2007, S. 84).

Um dies zu erreichen, musste die Sache auf sichere Füße gestellt werden. Wahrscheinlich war es der markgräfliche Projekteur, Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar, der den Plan fasste, dazu eine kaiserliche Urkunde zu erwirken – oder am besten gleich verschiedene. Was schließlich auch geschieht. Die Familie muss erst legitimiert und sodann nobiliert werden. Für den künftigen Besitz sollte also ein Titel beantragt werden, der dann auch verspricht, gerichtlich durchsetzbar zu sein, wenn der Markgraf selbst nicht mehr sein wird.

Es war dieser Seckendorff, der später sein Schloss Obernzenn mit einem repräsentativen Bildersaal ausstatten ließ, der im Taufeintrag der Louise Charlotte von Falkenstein zuerst genannt ist. Wahrscheinlich war es auch seine Idee, die jüngere natürliche Tochter des Markgrafen mit markgräflichen Vornamen auszustaffieren: Louise nach der Ehefrau Friederike Louise des Markgrafen und Charlotte nach dessen Mutter Christiane Charlotte. Oder nach dem Namen seiner Frau. Seckendorff war verheiratet mit Wilhelmina Charlotte Gräfin von Gronsfeld-Diekenbroick.

Elisabeth Wünsch auf Schloss Georgenthal

Hermann Kaussler gibt in seinem Buch „Der wilde Markgraf. Eine Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal. (Gunzenhausen o. J. ) den Taufeintrag wider:

„Louise Charlotha ist geboren im Jahre 1746 den 27. April mittags um 11 Uhr. Die S. T. Frau Mutter ist Elisabetha, Frau von Falckenstein. Die hohen Taufpaten waren in hoher Gegenwart, Ihro hochwohlgeborener, hochfreiherrlich. Gnaden Herr Christoph Ludwig Freiherr von Seckendorf, Ritter des St. Johanniterordens und designierter Kommandeur zu Linzney. Der weyland römisch kaiserliche Majestätische Reichshochrat auch hochfürstlicher Brandenburg-Onoldsbacher Minister und Geheimrat, dann Resident [Präsident] des hochfürstlichen Saynischen Administratinsrat Collegii und Oberamtmann der Klöster Heilsbronnischen Senatoren, dann ihro hochwohlgeborene, hochfreiherrliche Excellenz, Herr Franz Bernhard von Seckendorf geheimer Rat Oberhofmarschall Obrist und Kommandant der Guardes du Corps auch Oberamtmann von Hohentrüdingen.“

Schon bei der Geburt des zweiten Kindes 1743 Wilhelmina Eleonore taucht der Name Falkenstein auf. Der Name Falkenstein war allerdings schon anderweitig besetzt, wie Siglinde Buchner in ihrem Aufsatz „Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ feststellt:

„Die Mätresse des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich wurde nach der Geburt ihres ersten Sohnes in der Adventszeit 1734 nur einmal Elisabeth Falckin („privatim communiziert in Georgenthal“) in den Kommunikantenlisten genannt.
In den folgenden Jahren schrieb Pfarrer Decker nur „Madame“ ohne irgendwelche weiteren Namen. Im Taufeintrag ihres 2. Kindes vom 28. Sept. 1743 wurde sie Frau von Falkenstein genannt, und der Name blieb ihr, bis ihr ältester Sohn 1747 auf den Namen von Falkenhausen geadelt wurde, da die damals lebende Familie von Falkenstein gegen die Verwendung ihres Names protestiert hatte.“ (Nürnberg 2007, S. 181).

Es muss unserem Seckendorff im Jahr 1747 klar gewesen sein, dass bei der kaiserlichen Hofregistratur der Name Falkenstein nicht durchsetzbar werden würde. Er selbst war ja kaiserlicher Angestellter. Aus Falkenstein wurde einfach Falkenhausen. Es war der Kaiser selbst, der als Mitglied der Familie stolz diesen Namen Falkenstein trug. Andreas von Falkenhausen hat 2007 in seinem Buch „Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen“ die beiden kaiserlichen Urkunden zur Legitimierung (S. 85) und Nobilierung (S. 87) Friedrich Carls widergegeben. In beiden Dokumenten erscheint in der Titulatur des Kaisers Graf von Falkenstein:

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser zu allen Zeiten Mehrer des Reiches in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Großhertzog zu Toscana, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Nomeny, Graf zu Falckenstein etc. etc. (Legitimationsurkunde vom 10.2.1747)

und

„Wir Franz von Gottes Gnaden Erwehlter Römischer Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien und zu Jerusalem König, Hertzog zu Lothringen und Bar, Groß-Hertzog zu Toscana, Hertzog zu Calabrien, Geldern, Montferrat, in Schlesien zu Teschen, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Pont a Monsson und Nomeny, Graf zu Province, Vaudemont, Blanckenberg, Zütphen, Saarwerden, Salm, Falckenstein etc. etc.“ (Adelsbrief vom 12.3.1747).

In beiden kaiserlichen Urkunden wird übrigens nicht nur der erste Falkenhausen Friedrich Carl genannt, sondern auch die erste Falkenhausin Wilhelmina Eleonora. So heißt es in der Legitimationsurkunde vom 10.3.1747 „Friedrich Carl Falckenhaußen und dessen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und im Adelsbrief mit goldener Bulle vom 12.3.1747 „Friedrich Carl von Falkenhausen samt deßen Schwester Wilhelmina Eleonora“ und „Wohlgebohrn Freyherr“ und „Freyin“.

Im Jahr 1743 war es noch nicht absehbar, dass der Name Falkenstein schon wenige Jahre später unmöglich werden würde. Es war erst zwei Jahre später, 1745, als Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde. „Am 13. September 1745 wurde Franz Stephan von Lothringen in Konklave der Frankfurter Bartholomäuskirche gewählt.“, schreibt Renate Zedinger auf Seite 187 in ihrer Biografie über den Kaiser „Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) – Monarch Manager Mäzen (Wien Köln Weimar 2008).

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich unterstützte offenbar diese Wahl – ganz im Gegenteil zu seinem Schwager König Friedrich II. in Preußen und Kurfürst von Brandenburg.
Denn nur wenige Wochen vor der Wahl akzeptierte der Markgraf in seiner Funktion als Taufpate am 16.8.1745 von Franz Friedrich Carl Alexander von Stapell neben seiner Frau Friederike Louise und seinem Sohn und Erbprinzen Alexander den künftigen Kaiser als Mitpaten.

Wenn also der Kaiser Franz im Jahr 1747 den Namen Falkenhausen ausgab und zusätzlich noch die beiden Namensträger in den Freiherrenstand erhob, dann muss dieser Akt als Entgegenkommen für die Unterstützung bei der Kaiserproklamation verstanden werden. Auch dies wahrscheinlich ein Werk unseres Projekteurs Seckendorff.

Literatur:

Siglinde Buchner, Die Mätresse des „Wilden Markgrafen“ – Zum 250. Todestag der Elisabeth Wünsch, in: Blätter für fränkische Geschichte, Band 30, hg. von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken e. V. (Hg.), Nürnberg 2007, S. 177-184

Friedrich Andreas von Falkenhausen, Zur Geschischte der Familie von Falkenhausen. Erster Teil, Nidda 2007

Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: 82. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1964/1965, S. 109-163

Hermann Kaussler, Der wilde Markgraf. Ein historische Novelle über die „Ehe zur linken Hand“ zwischen dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und Elisabeth Wünsch auf dem Falkenschlößchen Georgenthal, Gunzenhausen o. J., 1. Auflage

Werner Mühlhäußer u.a., Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), Gunzenhausen 2007

Renate Zedinger, Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), Wien Köln Weimar 2008

Wanderung auf den Spuren des Wilden Markgrafen nach Georgenthal

Auf den Spuren des Wilden Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach:
Der Historische Verein für Mittelfranken organisiert eine Wanderung mit Oskar Geidner aus Wolframs-Eschenbach. Es geht durch den Mönchswald mit Lindenbühl und Georgenthal. Treffpunkt ist am Samstag, dem 9. April 2022 um 10 Uhr in Haundorf bei Gunzenhausen an der Kirche St. Wolfgang.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Ansbach, heute bekannt als Wilder Markgraf, der mit der preußischen Prinzessin Friederike Louise im jugendlichen Alter vermählt worden war, wandte sich zugleich auch anderen Frauen zu und heiratete möglicherweise sogar nichtoffiziell Elisabeth Wünsch, die Tochter eines Mühlknechts von der Weinzierleiner Mühle nahe Roßtal. Der Ritter von Lang bezeichnet sie in seinem berühmten Aufsatz über das Ansbach des 18. Jahrhunderts als „ländliches Mädchen“ und „blonde Schönheit“, ohne sie allerdings mit Namen zu nennen.

Elisabeth Wünsch lernte den Markgrafen Carl in Ansbach kennen – oder er sie -, kam zuerst ins Ansbacher Schloss, wohnte dann auf Schloss Georgenthal und zog schließlich 1752 nach Schloss Wald bei Gunzenhausen; zwischen 1734 und 1748 gebar sie dem Markgrafen Carl vier Kinder. Auf Betreiben des Markgrafen wurden die beiden natürlichen Söhne mit dem Namen Falkenhausen ausgestattet und anschließend in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Der ursprünglich gewünschte Name war ja schon vergeben: Der Kaiser selbst führte den Titel Graf von Falkenstein.

Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute das das Stammschloss der Freiherren von Falkenhausen. Tatsächlich gehört das Haus zum Besitz des 2. Falkenhausen
Schloss Wald bei Gunzenhausen gilt heute als das Stammschloss der Freiherren von Falkenhausen. Tatsächlich gehörte das Haus zum Besitz des jüngeren Falkenhausen. Über dem Eingang prangt das Familienwappen.

„Um die finanzielle Ausstattung von Mutter Elisabeth [genannt die Madame de Falckenstein] und den … Kindern aus seiner Nebenverbindung war der Markgraf väterlich besorgt. [Tatsächlich muss man diese Konstellation als Nebenfrau und Nebenfamilie bezeichnen!]

Die Mutter bezog eine monatliche Zahlung von 500 fl.

Die Tochter Eleonore erhielt als Heiratsausstattung einen Betrag von 30.000 fl. Gut genug ausgesteuert also, um mit einem „jungen Baron von Nostitz“ (Ritter von Lang) verheiratet zu werden. Die andere Tochter starb schon im Kindesalter.

Von den beiden Söhnen erhielten
Friedrich Carl [1. Falkenhausen] Thürnhofen [bei Feuchtwangen], im Wert von 50.000 fl, Erträge von 913 fl. Trautskirchen, im Wert von 90.000 fl., Erträge von 2.000 fl., ½ von Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. und

Friedrich Ferdinand Ludwig [der jüngere Falkenhausen] Laufenbürg, im Wert von 50.000 fl., Erträge von 1.153 fl; Wald [bei Gunzenhausen], im Wert von 75.000 fl, Erträge von 1.653 fl, ½ von Biebersfeld, im Wert von 20.000 fl, Erträge von 483 fl. Hinzu kamen noch Waldungen und Weiher.“ (Werzinger, S. 173f.)

Quellen:

Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), hg. von Werner Mühlhäußer u. a., Schrenk-Verlag: Gunzenhausen 2007, S. 31-68

Carl Heinrich Ritter von Lang, Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Carl Brügel: Ansbach 1848

Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach Verlag Degener & Co.: Neustadt/Aisch 1995

Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar zu Obernzenn, Obervogt und Oberamtmann zu Ansbach

Retty Palais, Bischof-Meiser-Strasse Ansbach,Grafen Seckendorff,   nächstes grosses Haus zum Palais vom Hotel Platengarten.
Retty Palais, Bischof-Meiser-Strasse Ansbach, Grafen Seckendorff, nächstes grosses Haus zum Palais vom Hotel Platengarten.

TRIESDORF/ANSBACH/OBERNZENN –

Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar (*2.9.1709 Obernzenn – +22.12.1781 Obernzenn)

Markgraf Carl, heute bekannt als der Wilde Markgraf – sogar ein Käse der Lehrmolkerei Triesdorf heißt so -, war ein großer Freund der Falkenjagd.
Als sein Schwiegervaters 1730 zu Besuch im Fürstentum Ansbach war, präsentierte sich der Markgraf dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. als ausführender Falkner einer spektakulären Falkenjagd, die an damals längst vergangene byzantinische Verhältnisse erinnern lässt.

Im Schlepptau des Königs mit dabei war nicht nur der Kronprinz Friedrich, sondern auch der gute Freund des Königs, Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff-Gutend und dessen Neffe, Vertreter und potenzieller Nachfolger Christoph Ludwig von Seckendorff-Aberdar.

Friedrich Heinrich von Seckendorff stand als kaiserlicher Botschafter am preußischen Hof in Berlin tatsächlich in österreichischen Diensten und berichtete an den Hof Kaiser Carls VI. in Wien.

1731 wird Christoph Ludwig von Seckendorff als österreichischer Gesandtschaftssekretär bei seinem Onkel in Berlin. Als 1734 Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff neuer Gouverneur der Festung Mainz wird, steigt Christoph Ludwig von Seckendorff zum Titularhofrat auf, ein Jahr später nach Vorschlag des Königs Friedrich Wilhelm I. gar zum Ritter der Johanniter in Sonnenburg geschlagen und mit der Kommende Lietzen belehnt. Sicher, Christoph Ludwig wurde nicht Nachfolger seines in Berlin, sondern blieb weiterhin Sekretär des Gesandten bis zu seiner Entlassung 1737.

Die große Aufgabe des Christoph Ludwig von Seckendorff lag allerdings nicht in Berlin, sondern in Ansbach. Tatsache ist jedenfalls, dass der junge Seckendorff am 23. Feburar 1736, also sechs Jahre nach der großen Falkenjagd und einen Tag vor der Geburt des Markgrafen Alexander, Markgraf Carl wieder in Triesdorf besuchte und mit ihm das Abendessen verspeiste.
Seckendorff-Aberdar schreibt in sein Geheimtagebuch (Journal Secret): „23me. [=23. Februar 1736] Je vais par Ansbach à Triesdorf où je dine et soupe avec Margrave.“ 

Interessant ist immerhin, dass jetzt ein anderer Onkel, Christoph Friedrich Freiherr von Seckendorff, die Karriere des jungen Seckendorff befördert, indem er unmittelbar nach dem Abendessen mit dem Markgrafen die markgräfliche Politik in Ansbach mit ihm bespricht. Christoph Ludwig schreibt in sein Tagebuch direkt im Anschluss unter den obigen Eintrag:
„Discurs mit meinem Onkel, dem Geheimen-Raths-Präsidenten.“
Christoph Friedrich ist seit 1735 vorderster Geheimer Minister am markgräflichen Hof in Ansbach. Schon seit 1732 wird Christoph Ludwig von Seckendorff in Rathausschachen aus Ansbach „konstant von Bürgermeistern und Räten aufgesucht“ (Bahl 1974), sodass der Neffe wohl versteht, was sein Ansbacher Onkel ihm zu sagen hat.
Christoph Ludwig von Seckendorff erlebt nach seinem Arbeitsessen mit Markgraf Carl in Triesdorf des Jahres 1736 jedenfalls eine steile Karriere am Ansbacher Hof, aber nicht sogleich.

Die „Ära Seckendorff“ (Störkel 2017) in Ansbach beginnt erst Ende des Jahres 1738. Er wird Oberamtmann und Obervogt von Ansbach. Inwieweit das berühmte Gemälde des preußischen Hofmalers Antoine Pesne aus dem Jahr 1737, welches heute in der Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg gezeigt wird, als Bewerbungsbild für Ansbach diente, bleibt Spekulation. Jedenfalls lässt sich der junge Seckendorff „in beinahe fürstlicher Pose und Gewandung porträtieren“ (Störkel 2017).

1739 konnte er „durch markgräfliche Gunst ein Haus in der Nähe des Ansbacher Schlosses erwerben und zu einem repräsentativen Stadtplalais umgestalten.“ (Schoeneck 1997). 1743 ist das Projekt Umbau abgeschlossen, denn jetzt erscheint in den Akten das Wohnhaus in der Ansbacher Jägergasse (heute Bischof-Meiser-Straße), welches er aber schon 1750 wieder verkaufen wird (Gerhard Rechter 1997).

Interessant ist, dass der Hofarchitekt Leopoldo Rettÿ im November 1743 ein eigenes Wohnhaus in der Jägergasse errichtet, viel näher am Schloss als das Seckendorffsche Palais.

Es ist wohl kein Zufall, dass Rettÿ dieses Haus, welches heute in Ansbach „Retti-Palais“ genannt wird, im März 1749 an „den Geheimen Minister und Obervogt von Ansbach, Freiherrn von Seckendorff“ (Scholl 1930) verkaufte.
Das neue Wohnhaus ensprach also viel mehr einer hochfürstlichen obervogteilichen Wohnung als das bisherige. „1747 hält sich Christoph Ludwig von Seckendorff 8 Wochen auf seinen Gütern in Obernzenn auf. Während dieser Zeit geht täglich eine Ordonnanz dorthin, die ihm über alle Vorgänge in der Stadt auf dem Laufenden hält und seine Befehle vermittelt.“ (Bahl 1974).

Die glänzende Karriere in Ansbach endete 1756. „Am 4. Mai 1756 reichte Christoph Ludwig von Seckendorff, mittlerweile gesundheitlich stark angegriffen, seinen Abschied aus ansbachischen Diensten ein.“ (Schoeneck 1997).

Der Abschied aus Ansbach kam nicht aus heiterem Himmel. Schon am 5. Februar 1756 erteilte Seckendorff dem Ansbacher Hofschreiner Samuel Erdmann Beyer den Auftrag, den bisherigen „Eß-Saal“ des Blauen Schlosses in Obernzenn zu einen „Bilder-Saal“ umzubauen. Dass es sich in Obernzenn nicht nur um einen Bildersaal mit Familenbezug handelt, sondern um ein bedeutendes Denkmal, welches Christoph Ludwig in das Zentrum einer bedeutenden und einflussreichen Familie inszeniert, zeigt das Buch „Der Bildersaal im Blauen Schloss zu Obernzenn“ (1997) von Edith Schoeneck eindrucksvoll.

Die dazugehörigen Bilder, Portraits der beiden Familien Seckendorff und Gronsfeld-Diepenbrock, stammen dabei aus dem Ansbacher Stadtpalais. „Das Inventar wird als Anspach Inventarium über die hochfreyherrliche Seckendorffsche Meubles in Anspach bezeichnet, womit das Inventar des Stadtpalais in der ‚Jägergassen’ (heute: Bischof-Meiser-Straße) gemeint war, das Seckendorff als Ansbacher Obervogt bewohnte.“ (Schoeneck 1997).

Seit 1739 war Christoph Ludwig von Seckendorff mit Wilhelmine Charlotte von Seckendorff, geb. Gräfin von Gronsfeld-Diepenbrock verheiratet. Finanziell war der Privatier abgesichert. „Im Jahre 1750 wurde ihm die Stelle und das Gehalt eines ‚Wirklichen Kaiserlichen Hofrats’ zuerkannt.“ (Schoeneck 1997, zit. nach Krieger 1992).

 

Seckendorff -Blaues Schloss zu Obernzenn – links davon Rotes Schloss zu Obernzenn

Auf den Spuren des Markgrafen Carl von Brandenburg-Ansbach

ANSBACH – Einen Abstecher in die Bezirkshauptstadt Ansbach und nach Gunzenhausen unternehmen rund 100 Teilnehmer einer Internationalen Falknertagung, die der Deutsche Falkenorden ab 21. Oktober in Bamberg ausrichtet.

Am Mittwoch, 24. Oktober, teilt sich die Tagung in zwei Gruppen. Die eine wird um 9.30 Uhr auf dem Großparkplatz an der Oettinger Straße in Gunzenhausen erwartet.

Von dort startet eine Stadtführung, deren Schwerpunkt der Besuch des markgräflichen Hofgartenhauses, das heutige „Haus des Gastes“ sein wird.

Zu bewundern gibt es dort einmalige Fayencefliesen zur Falkenjagd aus der Zeit des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach. Der „Wilde Markgraf“ hatte eine Leidenschaft für die Falkenjagd und im Laufe seines Lebens nahezu 35.000 Stück Wild erlegt.

Die zweite Gruppe trifft um 9.30 Uhr am Schlossplatz in Ansbach ein. Von dort aus startet eine Stadtführung mit Besichtigung des Markgrafenmuseums. Beide Gruppen, deren Falknerinnen und Falkner aus 35 Ländern stammen, werden von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch um 12.30 Uhr zu einem Empfang im Alten Reithaus der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf erwartet.

Triesdorf war der Sitz der Falknerei des Markgrafen Carl. In dem ehemaligen Falkenhaus, später Rotes Schloss genannt, ist heute die Tierhaltungsschule der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf untergebracht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen erläutert Direktor Otto Körner den Gästen das historisch-markgräfliche Triesdorf und dessen Entwicklung hin zum heutigen modernen Landwirtschaftlichen Bildungszentrum.

Am Donnerstag, 25. Oktober, ist Bezirkstagspräsident Richard Bartsch ab 20 Uhr zudem Gast einer Abendveranstaltung der Internationalen Falknertagung in Bamberg.

305. Geburtstag des wilden Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich

Allianzwappen Ansbach-Kulmbach und Preußen

Warum heißt Markgraf Carl Wilhelm Friedrich der „Wilde“?

Für seine Schwägerin Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth war die Sache klar: Weil er so hinter den Frauen her war.
So zumindest hat sie das in ihren Memoiren ziemlich unverblümt dargestellt.

Natürlich gibt es dazu auch eine andere Meinung. Für manche ist der Begriff erst ein Ergebnis aus dem 19. Jh., also der Zeit, als das ehem. Fürstentum Ansbach an das neu gegründete Königreich Bayern fiel.Allianzwappen Ansbach-Kulmbach und Preußen

Die alte Geschichte musste lächerlich gemacht werden, damit die neue Geschichte mehr Kontur bekommt.

Wie dem auch sei: Das heutige barocke Gesicht der Stadt Ansbach mit Schloss, Orangerie, Hofkirche St. Gumbertus und Synagoge sowie die Promenade als Prachtstraße ist Ergebnis der Baupolitik dieses Markgrafen.

Kupferstich von J. G. Köppel aus dem Buch "Geschichte und ausführliche Beschreibung der Markgräflich=Brandenburgischen Haupt= und Residenz=Stadt Ansbach, oder Onolzbach, und deren Merkwürdigkeiten;" von Johann Bernhard Fischer (Ansbach 1786)
Kupferstich von J. G. Köppel aus dem Buch „Geschichte und ausführliche Beschreibung der Markgräflich=Brandenburgischen Haupt= und Residenz=Stadt Ansbach, oder Onolzbach, und deren Merkwürdigkeiten;“ von Johann Bernhard Fischer (Ansbach 1786)

Nicht ohne Grund trägt noch heute das Gymnasium Carolinum in Ansbach seinen Namen. Heute ist der 305. des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich. Prost!