Am Sonntag, 25. Juni 2023 feiern die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf mit einem Festakt inkl. Festvortrag um 10 Uhr in der Alten Reithalle ihr 175-jähriges Bestehen. Tatsächlich hat die Landwirtschaftausbildung in Triesdorf eine wesentlich ältere Tradition. Im Jahre 1730 – also vor fast 300 Jahren – ließ Markgraf Carl Wilhelm Friedrich vom Brandenburg-Ansbach in Triesdorf ein Gestüt einrichten, zehn Jahre später folgte die Rinderzucht. In der Menagerie wurde eine Geflügelzucht betrieben. Sein Sohn und Nachfolger Markgraf Alexander begründete in Triesdorf später noch eine Schäferei.
Johann Bernhard Fischer berichtet davon in seiner Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg=Anspach: „Markgraf Carl Wilhelm Friedrich legte im Jahr 1730. die Stuterei und Fohlenzucht an, und führte das Falkenhaus nebst einen neuen Anbau am Schloß, desgleichen die Husarenkaserne und das Menageriehaus auf, und unter der ietzigen beglückten Regierung wird dieser in einer vortrefflichen Lage befindlicher Ort mit iedem Jahr verschönert.“ (Ansbach 1787, Bd. 2, S. 43; Nachdruck 2008).
Während die Pferdezucht eine rein fürstliche Einrichtung war, zielten die Rinderzucht und die Schafszucht auf die bäuerliche Lebenswirklichkeit. Tatsächlich waren Rinder und Schafe für die Landwirtschaft wesentlich bedeutsamer als die Pferdezucht. Rinder und Schafe waren für die Düngung der Wiesen und Felder maßgeblich. Die Pferdeäpfel fand der Bauer als Dünger schädlich. Dies erklärt Johann Friedrich Mayer in seinem Lehrbuch für die Land= und Hauswirthe in der pragmatischen Geschichte der gesamten Land= und Hauswirtschafft des Hohenlohe Schillingsfürstlichen Amtes Kupferzell:
„Also gedacht, und noch dazu genommen, daß das Amt mit keinen Frohndiensten beschwert ist, iedes Dorf und Weiler, kleine Gemarkungen, und darauf gar keine Steine, Steigen oder Berge hat: so verabscheut der Bauer alle Pferde. Kaum ein halb Dutzend Pferde sind in dem Amt zu finden. Man will das Verderben eines Bauren schon daher voraussehen, wann er seine Ochsen abschaffet und sich Pferde ankaufet. Den Pferddung hält man für die Felder nicht nur für wenig nützlich, sondern so gar noch da und dorten für schädlich.
Das Vieh unsrer Bauren bestehet also, wo nicht ganz alleine, doch allezeit hauptsächlich im Rindvieh; dazu kommen bei iedem Hofe, etwa noch 6. 8. 10. oder 12 Schaafe, etliche Schweine. Von diesen beeden ersten Vieharten erwartet der Bauer den wichtigsten Gewinn, und zwar vornehmlich durch den von ihnen abfallenden Dung.“ (Nürnberg 1773, S. 116; Nachdruck 1980).
In Triesdorf ist diese Wertschätzung bis heute ablesbar. Hier werden die Rinderzucht und die Schafszucht zu Lehrzwecken betrieben. Die Pferdezucht hingegen findet in Triesdorf praktisch nicht statt. Lediglich ein Pferdetag, welcher jährlich in der Alten Reithalle als Veranstaltung abgehalten wird, verbindet Praktiker mit Menschen aus der Landwirtschaftsausbildung.